Timkat in Addis

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Die Fahrt von Bahir Dar nach Addis war genial. Im halbvollen Minibus sind wir bequem von Tuer zu Tuer gereist. Wieder durch unglaubliche Landschaften gefahren, netten Menschen bei den Zwischenstopps begegnet. Ich habe die Fahrt sehr bewusst erlebt, noch ein letztes Mal das Land und seine Bewohner in tiefen Zuegen aufgenommen und dabei viel Liebe verspuert. Die Fahrt schien wie eine Belohnung fuer die durchstandenen Strapazen der letzen Wochen.

In Addis sind wir gestern zum groessten und wichtigsten Fest der orthodoxen Christen gegangen. Dem Timkat-der Taufe Christi, die hier von den Leuten jaehrlich am 19. Jaenner zur Bestaerkung ihres Glaubens gefeiert wird.

Also sind wir zusammen mit unserer Freundin Marta und ihrer Schwester – die uebrigens in 1,5 Jahren zum Studieren nach Wien kommen wird- zum grossen Festplatz (Jan Meda) gegangen, wo schon 100000e dort waren. Das Fest hatte schon am Vortag begonnen und es ist die ganze Nacht ueber gesungen und gebetet worden. Wir haben den Festplatz als ueberaus belebten Ort vorgefunden. Ueberall wurde lauthals gesungen, geklatscht und getanzt. Gerade noch haben wir den Vorbeimarsch der hohen Geistlichkeit und deren Gesinde gesehen, inmitten die Kopien der Bundeslade, die zu diesem Festtag aus allen Kirchen zusammengetragen werden.

Inmitten des Platzes ist ein riesiges Taufbecken, das aber ganz eingezaeunt ist, weil es die vielen Leute niemals aufnehmen koennte. Das Taufritual laeuft also anders, naemlich wie folgt ab: ueberall stehen am Zaun Prister, die aus vollen Schlaeuchen das geweihte Wasser vom Pool ueber die Menschenmenge verspruehen. Die Leute draengen sich voll an den Zaun, jeder will ordentlich gebadet werden. So auch wir. Ich bin dem Pfarrer sowieso gleich aufgefallen, weil gross und weiss, und der hat mir eine ordentliche Ladung abgegeben, dass ich nur so getrieft habe. Ein Mordsspass, auch fuer alle anderen triefenden Typen, und fuer den Pfarrer war das Spektakel natuerlich auch eine erfrischende Abwechslung, das sah man ihm an…

Dannach haben wir uns die eher folkloristischen und weltlichen Vergnuegungen am Festplatz angeschaut. Ueberall versammeln sich in kleinen Kreisen junge Maenner zum Singen und Tanzen, gesungen werden lustige Verse, die wir nicht verstehen, begleitet von wildem Mundharmonikagedudel. Darum stehen viele Leute im Kreise und schauen sich das Spektakel mit viel Spass an. Ueberall buntes , lautes und aufgedrehtes Treiben. Wir haben uns doch eingebildet, dass wir das als Ferenji unbemerkt anschauen koennen. Doch kaum einem Kreise angenaehert und die Kamera gezueckt, wird man schon in den Kreis gerissen und zum Tanze aufgefordert. Anders als der normale Ferenji haben wir uns nicht geziert und -gar nicht verlegen oder verhalten- den Spass mit viel Freude mitgemacht. Kaum traten wir in den Kreis, sind von ueberall die Leute her um uns beim Tanzen zu sehen. Die Typen im Kreis mussten ihre Zuckerrohrstangen, die normal beim Tanze wild geschwungen werden, dazu verwenden, um den herandraengenden Mob ein wenig fernzuhalten. Ein paar Minuten ausgelassenen Tanzes, Lachen und Verbruederung mit den einheimischen Taenzern…ein Riesenspass fuer uns und alle anderen.

Frisch getauft und sehr belebt sind wir davongezogen um uns in der Stadt ein feines Fresschen zu genehmigen. Zufrieden, und voller Zuversicht, dass das geweihte Wasser mithelfen wuerde, die Saat fuer unser zukuenftiges Leben aufgehen zu lassen. Passend zur Taufe bekamen wir am Abend unsere ersten Regentropfen in Aethiopien, die ganze Nacht hat es in Stroemen geregnet. Schoen fuer uns und ein kleines Wunder in dieser Jahreszeit. Unser Regentanz hat wohl gewirkt… 😉

Ein Gedanke zu „Timkat in Addis

  1. Vati

    Hallo Jörg!
    Da dein Blog einige Tage gesponnen hat, habe ich mit etwas Verspätung alle Deine Berichte aufgesaugt. Ich freue mich über Deine Erlebnisse und wundere mich nicht selten über Deine tolle Ausdrucksweise. Ich hoffe, dass das mit dem Zelt in Ordnung ist. NANEs reisekreise habe ich natürlich auch gelesen. Ich gratuliere ihm recht herzlich dazu. Ich hoffe auch von Dir wieder bald einige Bilder vor die Augen zu bekommen. Für die Weiterreise nach Ägypten wünsche ich Euch viel Glück und schöne Erlebnisse. Auch von Muma alles Gute. TauGrüKüVa.

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