Abu Simbel-Die legendaeren Tempel am Assuan-Stausee

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Haben ohne viel Herumfragen an der Hotelrezeption einen Eintagesausflug nach Abu Simbel gecheckt. Nur Busfahrt, keine nervigen Fuehrer, das war der Deal. Abu Simbel liegt 300 km suedlich von Assuan, die Fahrt geht durch die Wueste, und man kommt dort individuell nur sehr schwierig hin. Die Busse fahren taeglich in mehreren Konvois mit Polizeischutz dahin, da die Aegypter Riesenangst haben, dass der Tourismus durch irgendwelche Ueberfaelle etc. Schaden erleiden koennte. Immerhin haengt das wirtschaftlich in der Krise steckende Land sehr stark von den Einnahmen des Tourismus ab.

Fuer uns hiess es gestern um 3:00 aufstehen, dann wurden wir von einem ueberraschend modernen Bus abgeholt (mit Abstand der beste auf unser bisherigen Reise) und zum Konvoisammelplatz gefahren. Bei der Einfahrt musste unser Bus erstmal warten, da bereits ein voller Konvoi zur Abfahrt bereit stand. Als dieser an uns vorbeizog, wurde mir schon ganz anders ob der nicht enden wollenden Busschlange. Ich glaube , es sind locker 30-40 grosse Reisebusse an uns vorbeigezogen, alle Richtung Abu Simbel, na das kann was werden!?

Die Fahrt fuerhrte uns 3,5 Stunden durch die Wueste. Leider mussten wir feststellen, dass unser Sitzfleisch noch nicht voll regeneriert war. Um 7,30 kamen wir endlich in Abu Simbel an.

Die Tempel am Assuanstausee haben ja ihre eigene Geschichte. In den 60erJahren wurde mit dem Bau des neuen Assuanstaudammes begonnen. An dem Megaprojekt arbeiteten 35000 Menschen mit, ein paarhundert davon starben dabei, geleitet und finanziell unterstuetzt wurde das ganze von den Russen. Das Resultat waren der Damm (110 Meter hoch, 3500 Meter lang und an der Sohle 900 Meter dick) und der groesste Stausee der Welt (500 km lang). Der Damm verdoppelte die Stromproduktion des Landes und – noch wichtiger – reguliert seitdem den Abfluss des Nils ganzjaehrig, sodass die bewaesserte und somit landwirtschaftliche Flaeche des Landes um 40 % gesteigert werden konnte. Der Preis dafuer: zigtausende Menschen mussten ihr Land verlassen, da ihr bisheriger Lebens- und Kulturraum ueberflutet wurde.

Die Tatsache, dass viele bedeutende Tempel der Pharaonenzeit in diesem Gebiet lagen, hat die Aegypter und den Russen weniger gejuckt, dafuer aber wurde die UNESCO-Welterbeliste ins Leben gerufen und vom Westen ein paar aufwaendige Rettungsaktionen gestartet.

Die spektakulaerste war wohl jene von Abu Simbel. Der einstige Tempel des Ramses II war als riesige Anlage in den monolithischen Fels gehauen, eine unterirdische Halle mit prunkvollen Saeulen und Reliefs, davor die 4 beruehmten, ueber 20 Meter hohen Statuen von Ramses II, alles aus einem Felsen (monolithisch halt). Die UNESCO ist mit 80 Millionen US-$ Sponsorgeldern, die vor allem aus Amerika, England und Frankreich kamen, hergegangen, und hat die gesamte riesige Anlage in 4000 Bloecke zu jeweils 10-40 Tonnen Gewicht zerschnitten und an einem hoeherliegenden Ort wieder aufbauen lassen. Der urspruengliche Mutterfelsen wurde naturgetreu aus Beton rekonstruiert. Ein irres Projekt also!

Die 80 Millionen haben sich fuer die Aegypter auf jeden Fall ausgezahlt, da die Tempel taeglich tausende Touristen anlocken, die sonst den Sueden von Aegypten nie besuchen wuerden. Die Amerikaner durften sich einen kleinen Tempel mit nach NY ins Museum nehmen.

Wir kamen aufs Gelaende und waren erst mal erleichtert, dass nicht so viele Menschen, wie die Busschlange vermuten liess, da waren. Das ganze Gelaende ist natuerlich so aufgebaut, dass man vom Parkplatz nichts sieht, insofern ist der Marsch zu den Tempeleingaengen hoechst spannend. Was man dann zu sehen bekommt, raubt einem den Atem und laesst sich kaum beschreiben. Die 4 sitzenden Statuen des Ramses haben eine wahrlich gigantische Dimension und schauen hoheitlich ueber den Stausee hinaus. Zu den Fuessen der Figuren wuseln ein paar Touristen herum, fast wie Ameisen erscheinen sie neben den steinernen Kolossen. Wieder einmal bleibt einem nichts ausser das Schauen und Staunen. Wie paff muss der Entdecker diese Tempels, ein Schweizer namens Burckhardt, gewesen sein, als die wahre Dimension seiner Entdeckung unter dem Sand offenbar wurde.

Man ist so beeindruckt, dass man gar nicht bemerkt, dass hier rundherum mit Beton nachgegolfen wurde, und es schaut auch nicht schlecht aus. Das Innere des Tempels ist nicht weniger beeindruckend als das Aeussere. Wenn man eintritt, kommt man in die erste Halle, die von riesiegen Atlanten getragen wird. An der Wand sind wunderbare Reliefs, die Gottheiten und den Pharao in Kriegsszenen darstellen. Die Atmosphaere im Innernen ist trotz der vielen Touristen sehr angenehm und inspirierend. Ich hab mir eine schoene Musik eingelegt und bin mit aller Ruhe genuesslich und staunend durch die heiligen Hallen spaziert. Ca. 60 Meter kann man ins Innere durch verschiedene Raeume gehen. Wunderbar!

Nebenan gibt es noch einen kleinen Tempel der der Goettin Hathor geweiht ist. Hathor war die Tochter des Sonnengottes Ra und die Goettin der Liebe, der Schoenheit, der Musik und des Tanzes. Sie ist mir dementsprechend sehr sympatisch….

Der Tempel ist so wie der grosse, dem Ramses gewidmete Nachbar von den alten Aegyptern in den Felsen gehauen und in den 70er Jahren umgesiedelt worden.

In beiden Tempeln hat mich wieder einmal das ausgefeilte und aesthetische Design sowie die Darstellungen der Gottheiten und Pharaonen besonders begeistert und beruehrt. Es war genug Zeit fuer uns und wir sind tief beeindruckt wieder weggefahren.

Am Heimweg haben wir uns den grossen Assuandamm angeschaut, was eher obligatorisch war als spektakulaer, da der Damm sehr flach ist und dadurch nicht so beeindruckt wie z.B. die Koelnbreinsperre. Gaehn…dass ich kein Vollblutexemplar meines Berufsstandes bin, wusste ich aber schon vorher…sonst waer ich auch nicht hier sondern in einem Buero ala Rohrhofer.

Nach den gerade noch nicht langweiligen 10 Minuten am Damm haben wir aber ein wahres Juwel angefahren. Die Insel Philae. Diese erreicht man klarerweise per Boot. Die Insel beherbergt einen grossartigen Isis-Tempel. Schon die Bootsfahrt gibt einen guten Blick auf die grandiose Anlage, die auch in den 70ern hoeher versetzt wurde, wobei das ganze Umfeld des Tempels originalgetreu modelliert wurde.

Der Zugang zum Tempel fuehrt durch riesiege, mit Reliefen geschmueckte Tore, die sogenannten Pylone. Nach einem Innenhof kommt man in eine Vorhalle, dannach kommen ca. 5 weitere, immer kleiner werdende Raeume, die letzte Kammer erscheint wie ein Allerheiligstes. Ich spuerte eine sehr angenehme Energie in dem aesthetisch aussergewoehnlichen Bauwerk und die Reliefs beeindruckten mich ganz besonders.

Wie schon bei den Pyramiden konnten wir auch gestern bei den Tempeln wieder beobachten, wie sehr die Besucher beeindruckt und mitunter auch auch -so wie wir- beruehrt sind. Was man hier zu sehen bekommt, laesst einfach niemanden kalt. Auf der zehnminuetigen Bootsfahrt retour haben wir schon die aufkeimende Sehnsucht nach dem kuehlenden Element des Wassers gespuert. Nach den letzten 10 Wochen Trockenheit und Hitze freuen wir uns schon jetzt auf den Ausgleich, den uns bald zuerst der Nil und dann vor allem das Rote Meer spenden wird. Inshallah!

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Der Ramsestempel aus der ferne

Der Ramsestempel aus der ferne

schon naeher

schon naeher

von vorne

von vorne

direkt davor

direkt davor

an der Schwelle

an der Schwelle

von drinnen keine Fotos...

von drinnen keine Fotos...

Hathor-Tempel

Hathor-Tempel

am Staudamm

am Staudamm

Insel Philae mit Isis-Tempel

Insel Philae mit Isis-Tempel

Das erste Tor mit den Pylonen

Das erste Tor mit den Pylonen

Nane in der Vorhalle

Nane in der Vorhalle

meiner einer

meiner einer

Relief

Relief

Haare sind frisch geschnitten…juhui!

4 Gedanken zu „Abu Simbel-Die legendaeren Tempel am Assuan-Stausee

  1. Anke witt

    Danke für die so sehr beeindruckenden Bilder und Texte. Lieber Jörg, ich finde Deine Reise -Idee super. Lasse Dich umarmen. Danke!

    Antworten
  2. Friedl

    Hallo Burschen!
    So jetzt werd ich mich auch wieder einmal melden, nachdem die letzte Skype-Conference mit OLC Jörg schon wieder ein Zeitl vorbei ist! Besten Dank für detailierte Berichte, wortgewaltig und lustig geschrieben. Nach Belegung eines Speedreadingkurses konnte ich den Leserückstand hinsichtlich des Reisefortschrittes doch glatt wett machen! Mir gefallen trotzdem die Bilder besonders, da sie alles bieten, was der Schreiber so schildert. Lachen mußte ich auch hinsichtlich Eures Outfits. Obgleich Nane eher den klassischen Touri vermuten läßt, macht Don Jorge a bisserl auf Farat Machmud aus Palästina in lockerer Urlaubskampfadjustierung!
    Habe ich es nur überlesen oder kommt der Bericht des Nilbades noch? Gibt es dort nicht auch die berühmten NilKrokofanten oder lieg ich da falsch?
    Übrigens neben “Inshallah” ist in diesen Landen auch die Phrase “hamtu lila” (reine Lautschrift) recht praktisch, was so viel heißt wie, Allah hat es so gewollt! kann extrem nützlich sein, denn da freut sich der Pyramidenmann.
    Also, alles Gute weiterhin Euch beiden und ich freu mich auf die nächsten Berichte und dass es Euch gut geht ergehen mögen!! Hamtu lila!! LG Friedl

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  3. erwin

    Hallo Jörg,
    wir freuen uns immer über die wirklich spannenden Berichte. Schön ist es im Land der Pharaonen – wenn nicht die “Ausbeuter der Touris” wären. Die sind wirklich ein Übel. Aber man muss da einfach durch. Freut euch auf die “andere Seite” – die kann auch etwas. Irgendwann werden alle wieder etwas leise. Wir wünschen euch alles Gute
    Liebe Grüße Erwin, Gerti und Michael

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