Vorgestern abend stiegen wir in Kairo in den Zu erster Klasse. Gemessen an der Ticketkaufprozedur war der Zug und auch die Fahrt ganz gut. Gemessen an den aethiopischen Busfahrten war es einfach kolossal. Das Abteil teilten wir mit vier Mitgliedern einer polnischen Pensionistengruppe, die eher auf die billigere Art durch Aegypten zu reisen scheint. Eh ganz nette Leute, mal abgesehen von den staendigen lautstarken Wuerge-und Schluckaufattacken, die einen der Herren und somit auch uns ein wenig plagten. Zumindest wir haben die Nacht im Sitzen durchgeschlafen und sind erst aufgewacht, als es draussen laengst Tag war.
Die Landschaft im Niltal ist sehr sehenswert, vom Zug aus hatten wir einen Blick ueber das Wasser, dahinter sind Tafelberge, die schon Teil der Wueste sind. Das Niltal ist ueberaus fruchtbar, ueberall wird das Wasser mit einem weitverzweigten Kanalsystem zur Bewaesserung verteilt, die flachen Felder sind klein parzelliert und gehen foermlich ueber vor Gemuese, Zuckerrohr und Fruechten aller Art, alles ist gruen und saftig.
Kein Wunder, dass der Nil auch “Fluss des Lebens” genannt wird, ohne ihn waere Aegypten trocken und nicht bewohnbar. Die Menschen haengen auch heute noch zu 100% vom Nil ab.
In Assuan sind wir nach 16 Stunden Zugfahrt angekommen, mittlerweile ist das fuer uns schon laengst keine abschreckende Reisedauer mehr…Assuan ist sehr gefaellig und sauber. Weniger Leute, schoenere Haeuser, weniger Stress als in Kairo, alles ist recht sauber. Die Menschen hier sind zu einem grossen Teil Nubier, ein schoener, schwarzer Menschenschlag mit eigener Sprache. Die Nubier stellten auch einst eine Dynastie der Pharaonen, nachdem Aegypten ihrem Reich namens Kusch einverleibt wurde, dessen Hauptstadt und groesster Anteil im heutigen Sudan lag . Durch den Bau des Assuanstaudammes 1968 wurde den aegyptischen Nubiern ihr Lebensraum genommen und ihre Doerfer und Felder liegen jetzt unter Wasser, waehrend der Grossteil der Menschen nach Assuan oder Abu Simbel umgesiedelt wurde.
Assuan ist schoen gelegen unter dem ersten Katarakt (so eine Art Stromschnellen) des Nils, schwarze Felsen saeumen den Strom, der hier ruhig und weit um eine Insel fliesst, im Hintergrund sieht man die Wueste. Assuan hat heute 1,2 Millionen Einwohner und ist so wie in alten Tagen auch heute noch ein Tor ins eigentliche Afrika, somit auch fuer den Handel sehr wichtig. Frueher wurden hier aethiopische Elefanten verkauft, die die Aegypter fuer alles moegliche brauchten, und natuerlich das legendaere Nubische Gold. Heute fuehlt man sich hier mehr in Afrika als irgendwo sonst in Aegypten. Die Menschen sind viel freundlicher und auch schoener als in Kairo…man merkt also, dass wir hier schon wieder naeher an Aethiopien sind, dem Nabel der Welt, wenn es um schoene und nette Menschen geht.
Assuan ist voll in der Hand des Tourismus. Hier legen die grossen Kreuzfahrtschiffe an, eine Bootsfahrt in einer der unzaehligen Feluccas, das sind traditionelle Segelboote, ist fuer jeden Touri Pflicht hier. Und von hier aus kommt man auch nach Abu Simbel oberhalb des Assuan- (oder nach dem damaligen Praesidenten Nasser-) Stausees, wo die legendaeren Tempel stehen, die nach Bau des Stausdammes spektakulaer verlegt wurden.
Wir haben hier erst mal 2 kommote Tage verbracht, sind ueber den ewig langen Markt spaziert und gemuetlich am Nil gesessen. Uebrigens, hier hab ich auch einen wuerdigen Ort gefunden, wo man mir ein Bierchen vergoennt hat. Aber ganz abgesehen davon ist es hier recht fein, die Leute sind auch nicht so laestig. Heute Nachmittag haben wir uns auf der Nilinsel einen gemuetlichen und einsamen Platz gesucht, wo wir stundenlang bis in den Sonnenuntergang hinein aufs Wasser geschaut und die Segelboote und das ganze Treiben rundherum beobachtet haben. Sehr gemuetlich und endlich wieder mal ein Ort ausserhalb des Hotelzimmers, wo man nungestoert die Seele baumeln lassen kann.
Morgen fahren wir nach Abu Simbel und zum Nasser-Staudamm. Bericht folgt.
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Toller Bericht ! Habt wieder einmal die Ruhe genossen. Freue mich schon auf den nachsten Bericht