Von Dahab sind wir sehr zufrieden und auch gerne Richtung Jordanien aufgebrochen. Da die öffentliche Fähre sehr unzuverlässig sein soll und man manchmal einen Tag lang darauf warten muss, hatten wir den Tipp bekommen, doch mit einer der vielen Tagestouren, die von Sinai aus nach Petra und Jordanien gehen, mitzufahren.
Da gibt es ein supermodernes Schnellboot zwischen der Grenzstadt Taba und Aqaba, auf dem wir die einzigen Individualreisenden zwischen den Gruppentouris mit ihren Lunchboxen waren. Die Fähre umfährt sozusagen den Landweg, der über Eilat, den israelischen Zugang zum Roten Meer führen und damit einen bürokratischen Aufwand bedeuten würde. Alles ging prima, wir durften seltsamerweise nur niemandem sagen, dass wir anders als die übrigen Passagiere nicht mehr nach Ägypten zurückkommen werden. In Aqaba liefen wir nicht im Hafen sondern in der Marina, dem Yachtclub, ein. Dort wurde unser Pass von einem Officer abgestempelt: Visum für Jordanien, gültig für einen Tag. Das reicht nicht, sagten wir. Also wurden wir aufgefordert mitzukommen und in einen eigenen Wagen gesteckt, der uns Richtung Stadt brachte, zusammen mit einer hypernervösen Russin, die auch igendwo aufgetaucht ist. Wir fuhren ein wenig herum, bis uns irgendwo an einer Kreuzung durch das Autofenster unser Pass zurückgegeben wurde, mit neuem Stempel und handschriftlicher Notiz, diesmal angeblich gültig für einen Monat, inshallah! Eigenartige Vorgangsweise, aber: schon in den ersten Minuten merkten wir, dass die Jordanier um einiges netter und zuvorkommender als die Ägypter sind. Der Eindruck sollte sich fortsetzen.
Von Aqaba fuhren wir mit dem Taxi nach Wadi Rum, dem berühmten und spektakulären Wüstenabschnitt, in dem auch Lawrence von Arabien einst unterwegs war. Zumindest im Film, mehr weiß ich nicht. Das Wadi ist ein sehr beliebtes Touristenziel, und so ist am Eingang zum Protektorat ein riesiges und modernes Besucherzentrum aufgebaut. Wir haben dort Eintritt gezahlt und sind gleich weiter in das Beduinendorf, wo wir am Campingplatz übernachten wollten, um uns einmal einen Überblick zu verschaffen. Der Campingplatz war voll mit Kletterern, vor allem Franzosen, die von den tollen Wänden des Wadis wie von einem Paradies schwärmten. Wir gingen zumindest gleich einmal spazieren, beeindruckt von der tollen Umgebung. Auf meinem Spaziergang traf ich eine Gruppe mit jungen Beduinenbuben, die von der nahe gelegenen Hochzeit ausgerissen sind und mit denen ich dann auf einer alten Ruine ein wenig Fangen gespielt habe. Lustige Kerlchen.
In der Nacht registrierten wir irgendwann, dass wohl Regentropfen auf das Zeltdach fallen müssen. Eindeutig, aber höchst unerwartet. Am nächsten Tag war der Himmel grau und das Hauptgesprächsthema der Regen, der erste seit eineinhalb Jahren. Höchst überfällig und nötig für das Überleben von Tier und Mensch. Auch am Vormittag regnete es noch ein paar Mal, immer nur für Minuten. Außerdem war es saukalt, und so beschlossen wir, unseren Wüstenaufenthalt ein wenig abzukürzen und nicht unnötig lang in der Kälte zu bleiben. Also schnell eine Jeeptour für den Nachmittag mit anschließender Übernachtung in der Wüste organisiert, und los ging die Fahrt. Der Typ, der uns das verkauft hat, sagte noch auffallend betont „Good luck“ zu mir, und ich fragte mich, was da schon schief gehen sollte bei so einer kleinen Herumfahrerei. Leider war das Glück nicht so hundertprozentig mit mir, und so war unsere erste Station des Ausfluges auch schon die letzte. „Lawrence’s spring“ ist eine Quelle, die oberhalb des Talbodens aus einer Felsspalte quillt. Wir sind da halt einmal über die glatte und nassen Felsen hochgeklettert, besonders motiviert war ich eh nicht, aber es wurde eine gute Aussicht versprochen. Wieso also nicht. Die Quelle hatten wir bald angeschaut und sind ebenso schnell wieder Richtung Auto von Felsen zu Felsen geklettert. Und da hat es mich aufgestellt.
Ausgerutscht bin ich und dann ein wenig tiefer als geplant gelandet, so dass mein Knöchel so richtig ordentlich umknickte, wie vor 8 Jahren, als so ein Zwischenfall mein letztes Basketballspiel vorzeitig beendete, mir einen Gips und sechs Wochen Bettruhe und Schmerzen bescherte. Dementsprechend schockiert war ich, als ich registriert habe, was da jetzt geschah, und den kokosnussgroßen Knöchel aus dem Schuh zog! Verdammt! Was soll jetzt werden?
Ich hab mich gerade noch unter ärgsten, pochenden Schmerzen und einem ordentlichen Schweissausbruch zum Auto geschleppt und wir sind zurück ins Dorf. Die Beduinen waren nett und hilfsbereit und schon wenige Minuten später saßen wir in einem Wagen Richtung Aqaba.
Schnell ein Zimmer mit Fernseher (für die kommende Liegephase) und Kühlschrank (für die Coolpacks) gefunden, Sachen rein geschmissen und mit dem Taxi ins Militärspital gefahren, das gut und billig sein soll. Die Militärs waren sehr zuvorkommend und gut zu mir, der junge Arzt sprach perfekt Englisch, er war gerade von einer Auslandszeit in Australien zurückgekommen. Gebrochen und gerissen sei nichts, hieß es. Ich brauche nur viel Eis und ein paar Tage Ruhe, dann kann ich hoffentlich mit Krücken bewaffnet weiterreisen. Inshallah! Wenigstens hab ich keinen Gips bekommen wie beim letzten Mal im Wiener AKH. Der hat damals mehr zur Verschlimmerung als zur Heilung beigetragen.
Jetzt werden wir dann sehen, ob und wie die Reise weitergehen wird. Seit vorgestern liege ich also im Hotelzimmer und lege Eis bzw. Kohlblätter auf. Arnika und Topfen gibt es hier leider nicht. Hoffentlich kann ich mich bald wieder ordentlich bewegen und muss nicht nachhause fliegen. Immerhin haben wir noch sehr viel vor uns. Und es wartet eine ganz besondere Station der Reise auf uns.
Petra, die legendäre Felsenstadt. Im Buch über Moses hab ich einiges über die Umgebung von Petra gelesen. So soll der eigentliche Mosesberg laut der neueren Recherchen nicht am Sinai liegen, wo wir vor ca. einer Woche waren, sondern direkt bei der Felsenstadt Petra. Dort soll sich auch die Quelle befinden, die aus der Erde quoll, nachdem Moses seinen Stab reingerammt hat. (Obwohl ich von Quellenbesichtigungen mal nichts hören möchte.). Und auch das Grab des Moses will man dort identifiziert haben…Wie auch immer, ich hoffe, dass es uns vergönnt sein wird, wenigstens in die Nähe der ganzen Orte zu kommen, in die Felsenstadt selber…
Ob die Reise weitergehen kann, steht für mich echt auf der Kippe und wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Weil bevor ich hier wochenlang im Hotelzimmer rumkugel, flieg ich lieber nachhause. Ein bisschen ist die Schwellung schon zurückgegangen, jedoch kann ich noch keinen Schritt ohne Schmerzen gehen und den Fuß kaum bewegen. Also liege ich da, lege Eis auf und massiere. Der Nane versorgt mich gut mit Verpflegung und guter Laune sowie Nachrichten von draußen. Ich bitte um Heilung und wünsche mir sehr, dass die Reise weitergehen darf.
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Meskin – Haaschale! Ich würd dir auch den Tony Hawk vorbeibringen, wenn ich könnt. Obwohl es dieses Mal wohl nicht so lang dauern wird, inshallah.
Play it cool and lay low,
allah ysellmek
lieber jörg, ich schicke dir viele gute vibes und wünsch dir gute besserung! alles liebe und einen festen drucka!!! ursi
Hola Hermano,
zuerst einmal: Gute Besserung. Ich glaube Du erfährst viel Hilfe von vielen lieben Menschen. Ich habe zwei Mal mit Sofia telefoniert, sie ist sehr aktiv für Dich. Manuela hat Dir ja auch schon gemailt, vielleicht können Dir ihre Informationen weiterhelfen.
Der Bericht von Deinem Traum ist sehr beeindruckend und beinhaltet für mich viele Facetten und Anregungen, die ich mit in die nächsten Tage nehmen will. Von morgen bis Freitag bin ich ja auf einer “Tournee” in Deutschland. Das bringt immer sehr viel “Leerlauf” mit sich, seien es die Autofahrten zu den Auftritten oder die Zeit, die man alleine im Hotel verbringt. Da kann ich nachdenken.
Ich wünsche Dir alles Gute, eine rasche Heilung, Geduld und eine baldige Weiterreise.
Sei herzlich umarmt.
Stefan
lieber jörg,
tja, so schnell kann´s gehen, ich weiß. aber hab geduld, sowas dauert eben länger. Nane ist sicher ein super pfleger und so lernst du die jordanische küche und das tv-programm besser kennen als jeder andere gast in dem land.
dein traum hat mir übrigens sehr gefallen!
gute genesung.
Bussi an euch ulli
Lieber Jörg!
Gratuliere, daß die Verletzung nicht schlimmer ist! Ein ordentlicher Pflasterverband könnte ev. gute Hilfe bieten. Laß nur den Mut nicht sinken – wir brauchen Deinen offenen Blick in die Welt und hinter die Kulissen!!!!!!
Ich genieße Eure Berichte außerordentlich – gut auch, daß Du gerade jetzt nicht allein bist.
Eure Fotos sind auch ein Augenschmaus – danke!
Alles Gute!
Georg