Am 24. Dezember kam ich nach Neuseeland, am 14. Jänner haben wir geheiratet und am 24. Jänner gaben sich unser Sohn Māui und Wyns Mum die Türklinke zu unserer Welt in die Hand. Ein intensiver Monat lag hinter uns und wir und die ganze Familie mussten uns erst einmal etwas erholen.
Ein großer Teil der näheren Familie blieb noch für mehrere Tage zusammen am Marae und so gewöhnte man sich miteinander an die neue Situation, die Abwesenheit von Mum. Wyn und ich haben uns mit Maui immer wieder alleine wo zurückgezogen und das neue Miteinander in Ruhe genossen, dann wieder zusammen mit der Familie am Marae. Māui wurde ganz natürlich auf Maori-Art an die Gegenwart von Mitmenschen und das damit verbundene Wohlgefühl gewöhnt. Meine Schwester Sigrid und meine Mutter waren auch noch bei uns. So haben wir uns alle miteinander nach den vergangenen Ereignissen wieder etwas konsolidiert.
Gleichzeitig begannen wir uns auch auf einen größeren Besuch aus Österreich vorzubereiten. Wir hatten schon längerfristig eine spirituelle Reise mit einigen Freunden von zuhause geplant und diese sollte auch schon bald losgehen. Also gab es einiges zu organisieren, Anrufe zu tätigen, diverse involvierte Leute besuchen, das Marae wieder flott machen und energetisch neutralisieren, und so weiter. Es war nach allem Erlebten für uns und die Familie ganz gut, ein neues Projekt vor Augen zu haben und nach vorne zu schauen. Dazwischen war auch immer wieder viel Zeit um gemeinsam das Vergangene zu verarbeiten – eine schöne Zeit am Marae, gemeinsames Essen, Strandbesuche, Fischen, Musizieren und einfach nur Sein. Ein kleiner Höhepunkt dieser Zeit war unser Begrüßungsritual für Māui an seinem 20. Lebenstag. Ein Feuerritual nach Maya-Art gemischt mit Gebeten und Gesängen der Maori-Familie. Für mich und Wyn etwas ganz Normales, für die meisten anderen Beteiligten etwas Neues.
In den ersten Wochen von Māuis Leben konnte ich mich in aller Ruhe an meine neue Rolle als Vater gewöhnen und das neue Glück zusammen mit Wyn in vollen Zügen genießen. Mit ermöglicht haben das die Familie vor Ort (vor allem mein Schwiegervater) und besonders meine Mutter, die immer für uns da war und sich so wie wir jeden Tag über Māui gefreut hat.
Als unsere Freunde von zuhause kamen, nahmen wir sehr freudig unsere Rolle als Gastgeber an und es sollten uns drei wunderschöne Wochen mit einem vielseitigen Programm mit faszinierenden Begegnungen und Erfahrungen bevorstehen. Eine intensive gemeinsame Reise durch leichte und dichtere Tage, Zeremonien, verschiedenste Energiefelder, neue Eindrücke, intensives Miteinander auf den Maraes und vieles mehr. Ein großes Highlight weit jenseits des Alltäglichen – für alle Beteiligten gleichermaßen, für die Einheimischen und für die Gäste. Unsere gemeinsame Reise führte uns unter anderem einmal mehr nach Cape Reigna/Te Rerenga Weirua – der Absprungplatz der Seelen auf ihrer Reise nach dem Tod. Dort machten wir ein Ritual für die Verstorbenen und – wie bei den Maoris üblich – ganz besonders für die kürzlich Verstorbenen. Davon gab es in der näheren Familie von Wyn neben Mum noch einige, die wir in unseren Gedanken und Gebeten dort mit einschlossen.
Und leider auch Pohutu: Die Mutter meiner Maori-Familie aus Ruatahuna, die mich schon auf meiner ersten Reise nach Neuseeland adoptiert hatte (siehe dazu den Artikel auf diesem Blog), kam am 26.2. bei einem Unfall auf dem Heimweg tragisch ums Leben, nachdem sie uns zusammen mit ihrem Mann Len am Marae in Matata besucht hatte. Ein Schock für uns alle. Noch wenige Wochen vorher hat Pohutu unseren Hochzeitszug in der Willkommenszeremonie angeführt. Sie war einer der großherzigsten Menschen, die ich in meinem Leben getroffen habe.
So gab es einige uns nahestehende Verstorbene, die wir mit nach Cape Reigna genommen haben. Der Umgang der Maori mit dem Tod ist ja ein ganz eigener und die großen, kinderreichen Familien machen das Abschiednehmen von den Alten wohl etwas einfacher. Ich war erleichtert, als ich Len nach unserer Reise einen Besuch abstattete, zu sehen, dass er und seine Familie sich schon einigermaßen von dem Verlust ihrer Großmutter und Mutter erholt hatten.
Wir verbrachten mit unseren Besuchern aus Europa eine sehr schöne Zeit zusammen. Für sie waren wohl das Erleben der echten und ehrlichen Maori-Gastfreundschaft und die Erfahrung eines anderen Familiengefühls die zentralen Erfahrungen ihres Neuseeland-Aufenthalts. Für uns war es unter anderem auch ein kleiner Reise-Testlauf mit unserem Baby. Wyn und Māui zeigten mir, dass auch das Reisen mit einem kleinen Baby kein Problem darstellt. Selbst wenn man noch dazu Gastgeber und Koch für eine Gruppe von Besuchern ist…aber das fällt schon in Wyns Kategorie „Superwoman“. Und Māui ist einfach ein Superbaby, ruhig und relaxt in allen Lebenslagen – da fällt einem selbst das Entspanntsein auch gleich viel leichter.
Nach dem Abschied von unserem Besuch hatten wir noch zwei Wochen im Kreise der Familie, bevor wir wieder von Neuseeland abflogen. Für alle dort war es schwierig, uns und vor allem Māui wieder loszulassen. Wie man bei Wyns Vater gesehen hat, fällt das auch beim 16. Enkelkind noch schwer, und so flossen einige Tränen, als wir letztendlich Richtung Flughafen Auckland wegfuhren.
Bei allem Abschiedsschmerz flogen wir trotzdem sehr dankbar und voller Freude von Neuseeland ab. Māui ging jetzt mit uns auf seine erste richtig große Reise und Amio kam auch wieder mit uns mit. Wir hatten es in den vergangenen drei Monaten um einiges intensiver bekommen, als wir es ohnehin schon geplant hatten. Eine Zeit voller lebensverändernder Erfahrungen, die erst einmal verstanden und wieder in die innere Ordnung gebracht werden wollten. Dafür sollte dann unser nächstes Reiseziel der richtige Ort sein…
Die folgenden Bilder zeigen einfach einmal mehr, wie schön wir es in Neuseeland haben, was für eine gute Heimat und Familie sich Māui am anderen Ende der Welt ausgesucht hat und worauf wir uns jetzt schon wieder freuen dürfen, wenn wir wieder dorthin zurückkehren.