An die wenigen echten “Leser”, die auch ohne Bilder noch Interesse haben: Ihr werdet bemerkt haben, dass der letzte Artikel kursiv geschrieben war. Das ist meine Vereinbarung mit Nane, dass er kursiv schreibt, um gleich seine Artikel zu erkennen. Wir muessen selber erst abchecken, wie wir das mit dem Blog machen, damit wir nicht alles doppelt drinhaben, mal sehen…
Ok, nachdem wir am Montag mit Father John einige Varianten durchgegangen sind, wie wir in das abgelegene Doerfchen Dimeka im aethiopischen Busch zu seinem Kollegen Father Paddy rauskommen koennten, haben wir uns fuer die folgende entschieden.
Wir fahren mit dem oeffentlichen Bus um 5 Uhr Frueh in Arba Minch weg, sind dann ungefaehr 8 stunden unterwegs bis Jinka, einer kleineren Stadt, dort suchen und finden wir einen Typen namens Alemayu in der katholischen Mission, und der hilft uns dann, irgendwie mit einem Privatauto nach Dimeka zu kommen, weil er kennt Gott und die Welt und schuldet dem Father John noch einen grossen Gefallen. Ausserdem wird er sich ueber das Geld freuen, dass wir als Boten fuer ihn im Gepaeck haben werden.
Soviel zur Theorie, und schon mal vorweggenommen: Bis auf Alemayus Freude ueber das Geld ist fast nichts planmaessig eingetreten.
Die Abfahrt hat planmaessig funktioniert. Planmaessig heisst hier nicht zeitgemaess, sondern wie anscheinend ueblich nach einer Stunde Gezanke. Wir hatten wieder einen engen Platz zu zweit. Rundherum war viel Geschrei und Aufregung, gottseidank sind wir gleich eingepennt und erst zur ersten Pinkelpause aufgeweckt worden. Irgendwann hatten wir wieder eine Panne, die Strasse war extrem lausig und es hat uns durchgebeutelt, wieder einmal alles von der Marke “de puta madre”. Daneben sahen wir , dass eine neue Strasse gebaut wird, sehr aufwaendig und breit. Wie wir erfragt haben , wird da das ehrgeizige Projekt des Panafrika-Highways gepusht, der von Kairo bis Suedafrika gehen soll und in Aethiopien in den naechsten 5 Jahren bis zur kenianischen Grenze komplettiert werden soll. Gebaut wird von aethiopischen und indischen Firmen (auch die Aethiopier fragen den Inder). Teilweise staunt man sehr, wie mit komplett primitiven Bambusgeruesten ueber fast 100 Meter breite Flussbette Stahlbetonbruecken errichtet werden sollen. Gut, derzeit sind die Fluesse hier ja staubtrocken, nur ein paar Lacken stehen noch herum, wo sich Mensch und Vieh draengt um zu trinken, Waesche und Koerper zu waschen, etc.
Irgendwann sind wir mit dem Bus in der Stadt Jinka angekommen. Gottseidank haben wir keine Karte angeschaut und so haben wir nicht bemerkt, was wir eigentlich fuer einen Umweg gemacht haben. Vollkomen fertig und erschoepft konnten wir uns kaum vorstellen, wie wir jetzt weiterfahren sollten. Dennoch haben wir uns auf die Suche nach dem Herrn Allemayu gemacht, um weiterplanen zu koennen. Nach langem Herumfragen und -suchen haben wir ihn und er uns gefunden. Er wusste , dass wir mit dem Geld kommen werden und so hat er im Dorf gefragt, ob ein paar “Ferenjis” (=Weisse) im Bus waren. Die Leute haben ihn den falschen Tip gegeben, und so hat er einen hinkenden Belgier in der ganzen Stadt gesucht, waehrend wir auf seinem Compound auf ihn gewartet haben. Jetzt war er und unsere Hoffnung wieder da. Die Geldstapel sind sehr schnell in seiner Tasche verschwunden, damit auch seine Aufmerksamkeit uns gegenueber. Er meinte, dass es in den naechsten Tagen u.U. keine Moeglichkeit gaebe, nach Dimeka zu kommen, oeffentlichen Transport gibt es sowieso keinen, nur ein paar Isuzu-Trucks, die zwischen den Doerfern verkehren, wo sich dann die Einheimischen hinten draufhauen. Eventuell ergibt sich da mal eine Moeglichkeit, aber besser sei es wohl am naechsten Tag mit dem Bus nach Arba Minch zurueckzufahren und ein Privatauto mit fahrer zu mieten, wie es der normale Tourist hier macht.
Wir waren stinksauer auf den Arsch und sind gottseidank von ein paar superlieben Kids angequatscht worden, die uns weitergeholfen haben. Das waren ein paar 13jaehrige, hoechst geistreiche und clevere Burschen, die besser Englisch koennen als wir und alles wissen, was es da draussen zu wissen gibt. Die haben uns geholfen einen Truck zu finden, der noch am selben Tag wegfahren sollte. Dass heisst zwar, dass man erst bei Dunkelheit ankommt, aber was solls. Besser als in Jinka zu versauern. Der Truckfahrer war ein rauher Bursche, unfreundlich hoch drei, der Preis auch in derselben Potenz. Dennoch schwangen wir uns zu den Einheimischen auf die Pritsche und lagerten unsere mueden Kadaver auf ein paar Erdaepfelsaecke. Vor der Abfahrt wurde noch der rechte Vorderreifen der Marke Glatzolini gewechselt, dann ging es los. “Beruhigenderweise” haben wir erfragt, dass der Preis fuer das Mitfahren auf der Pritsche fuer uns Auslaender deshalb so hoch sei, weil die Polizei Kontrollen macht und das Mitfahren nur fuer Einheimische geduldet wird, da die Trucks keinerlei Versicherung haben und dauernd was passiert…Hm, diesmal aber nicht, beschlossen wir und blieben am Wagen, wie es sich fuer optimistische Fatalisten gehoert.
Die Fahrt ging los, Nane vorne in der Kabine , ich hinten oben. Sauhungrig wie ich war, war ich froh ueber die Banane, die mir eine junge Frau zusteckte, waehrend sie mir ganz neckisch zuzwinkerte, um mich kurz spaeter zu fragen, ob ich nicht heiratswillig ware. Hell no!
Kurz nachdem wir die Stadt soweit hinter uns hatten, dass man nicht mehr zu Fuss zurueckgehen konnte, passierte das, was wohl passieren musste und der frisch gewechselte Reifen, der doch kein neuer war, ging floeten. Verdammt! Der Fahrer signalisierte in Zeichensprache, dass wir zurueck in die Stadt gehen und uns ein Zimmer checken sollten. Stocksauer sind wir in den Sonnenuntergang hineinmarschiert, ohne Aussicht, die Stadt vor Eintritt der Dunkelheit erreichen zu koennen. Irgendwann nach einer Stunde schnellen Marsches ist der Truck neben uns stehengeblieben und hat uns gnaedigerweise unentgeltlich in die Stadt mitgenommen.
Dort haben schon unsere kleinen Freunde auf uns gewartet und uns Trost und Rat gespendet. Nachdem wir ein paarmal hin- und hermarschiert waren, ist derselbe Truck wieder losgefahren, der Fahrer hat uns gezeigt, dass er diesmal einen ganz neuen Reifen hat, und den Preis nachgelassen. Dann sind wir doch mitgefahren, beide in der Kabine, da es in der Nacht kalt werden sollte und die Fahrt planmaessig bis 11 dauern wuerde. Wir haben uns die Plaetze in der Kabine mit einer jungen Frau geteilt und es war saueng. Nocheinmal stundenlang wie die siamesischen Zwillinge aneinanderpicken, durchgeschuettelt werden und sich den Arsch durchsitzen. Aber das werden wir auch noch ueberstehen, dachten wir, und so sollte es auch sein.
Der Fahrer war ja mehr von der unfreundlichen Sorte und konnte auch nur ein paar Brocken Englisch, aber nachdem wir schon eine halbe Stunde pannenfrei unterwegs waren, dachte ich mir, dass es Zeit fuer eine kleine Aufmunterung war. Ich schaute zu ihm rueber, laechelte, streckte meinen Daumen nach oben und sagte “good car!”. Er sagte “Yes” und laechelte auch- aber nur ganz kurz, denn dann fror sein Laecheln und auch meines ein, als man draussen wieder ein Zischen hoerte. Der naechste Reifenplatzer-was fuer eine Scheisse! Mitten im Busch in der Finsternis galt es also wieder Reifen zu wechseln. Die Typen hinten auf der Pritsche zeigten jetzt auch ihren Unmut, die Kalaschnikofs, die ein jeder echter Mann hier mithat, blieben aber liegen. Mit unserer Mithilfe wurde der Reifen gewechselt und durch einen noch schlechteren ersetzt. Wir waren uns einig, dass der nicht lange halten wuerde, hatten uns dabei aber geirrt.
Die Fahrt ging ueber Stock und Stein und dauerte ewig lang. Es war, als ob wir unsere Koerper schon aneinander wundgescheuert haben muessten. Teilweise haben wir gottseidank gepennt. Der Fahrer hat sich Khat (die aufputschende Pflanze) reingehauen, was eine bemerkenswerte Wesensveraenderung bei ihm bewirkte. Ploetzlich war er kommunikativ und deutete staendig zu uns her und sagte “You” und dannach ein paar Fetzen, die nicht zu verstehen waren. Mit der Mitfahrerin hat er ordentlich Schmaeh gefuehrt, die Stimme ueberschlug sich richtig und er hat sich voll abgehauen. Schliesslich hab ich zu meinem eigenen Wohlgefallen lauten Reggaesound ueber meinen MP3-Player gemacht, was ihm sehr getaugt hat.
Um 1 Uhr nach Mitternacht sind wir in einem Kaff angekommen, das wohl Dimeka sein musste. 2 Polizisten schliefen am Dorfplatz, die Kalaschnikofs unter der Achsel. Die 2 eskortierten uns dann zum Compound der katholischen Mission, wo man uns dann nach kurzer Diskussion Einlass gewaehrte. Schliesslich wusste ja niemand, dass wir kommen, da es da draussen weder Telefon noch Email gibt.
Wir bekamen 2 Zimmer und schliefen nach 20 Stunden Irrfahrt und einer ordentlichen Portion guatemaltekischen Rums aus meinem Flachmann saumuede ein. Was fuer ein Tag! Doch weiss man nach Strapazen wie diesen, dass diese im Normalfall in irgendeiner Form belohnt werden, also waren wir in Vorfreude auf das, was kommen wuerde.
hallo,ihr beiden,
…da mensch holt vü aus…!
danke für den ausführlichen bericht von eurer abenteuerlichen fahrt in den busch… sind schon gespannt auf die berichte auch von dort!
viel liebe
muma
hallo, ihr weltenbummler,
mit bussen und lastautos kent ihr euch nun schon gut aus..danke für die tollen berichte ,warten schon auf die nächsten, denken viel an euch.
alles liebe
gudr.& peter
Hola hermano,
nach einigen Tagen des Wartens habe ich mit viel Freude deinen neuen Bericht gelesen. Mich stören die fehlenden Fotos nicht, hauptsache Du schreibst in Deiner humorigen Art. Finde ich alles sehr sehr aufregend und kann mir meinen Hermano gut vorstellen, wie er in solchen Situationen reagiert.
Ich wünsche Dir und Euch weiterhin eine gute Reise und bessere Verkehrsmittel!
Stefan