Letzter Tag in Kairo und jetzt ab in die Wueste…

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Der letzte Tag in Kairo war ja eigentlich fuer die Entspannung vorgesehen. Zumindest habe wir lange gepennt, und ich hab mich im Schlaf auch ganz gut von meinem immer noch starken Schnupfen erholt. Doch Kairo ist definitiv kein Platz zum Erholen, es ist hier zu laut und es gibt kaum Plaetze zum Rueckzug.

Waehrend der Nane noch gepennt hat, bin ich am Vormittag noch einmal in das Koptische Viertel gefahren, um dort in aller Ruhe die Georgskirche mit meinem Besuch zu ehren. Ich hab die Ruhe und die besinnliche Atmosphaere dort sehr genossen. Die Kirche ist so wie weite Teile des Koptenviertels griechisch gepraegt, in den Geschaeften wird Griechisch gesprochen, Aufschriften sind griechisch…das taugt mir natuerlich sehr, weil ich ja die Sommer meiner Kindheit immer in Griechenland verbracht habe und nicht umsonst “Jorgos, der alte Grieche” genannt werde.

In einer kleinen Kapelle des Viertels ist ein kleiner Platz der besonderen Huldigung des Georgs, der hier “Mar Girgis” heisst, zu finden. Die Pilger haben dort die Moeglichkeit, sich die Ketten, in denen der Heilige Georg gefoltert wurde und so zu grossem Maertyrerruhm kam, um den Hals und die Arme zu legen, was die Naehe zum Heiligen und die Heiung der eigenen Schwierigkeiten beguenstigen soll. Schon eigenartig zu sehen, wie sich einer nach dem anderen die schweren Ketten um den Hals legt und diese an diversen heilungsbeduerftigen Koerperteilen reibt. Ich hab davon Abstand genommen, dafuer aber nochmal gedanklich-rituell bekraeftigt, dass ich mit Folter und Ketten jeglicher Form nichts mehr zu tun haben will. Schliesslich steht meine Reise unter der Fahne der Freiheit, und diese Fahne wird sicher nicht mehr eingeholt, sondern ganz herrlich weiter im Wind wehen…auch nach der Reise.

Zu Mittag haben wir uns via Internet ein keines Geschenk bestellt: naemlich 2 kleine Netbooks, fuer jeden eines. Das sind so winzige Notebooks, die allerhand koennen und uns in Zukunft die Moeglichkeit geben werden, unsere Geschichten an jedem Ort zu schreiben. Damit sind wir viel unabhaengiger von den oft nervigen Internetkaffees, wo dauernd irgedwas nicht geht. Juhui! Unser Freund Roland wird die Dinger mit der entsprechenden Software bestuecken, und Nanes Freundin Judith diese fuer uns nach Aegypten schmuggeln, wenn sie den Nane auf Sinai besuchen wird. Inschallah (wenn allah es so will)!

Am Nachmittag haben wir die Tickets fuer unsere naechsten Wegstrecken gekauft. Zuerst das Busticket fuer die morgige Fahrt in die Oase Bahariya, von wo aus wir die schwarze und die weisse Wueste besuchen werden. Der Busbahnhof war sehr sauber und gut organisiert. Im Nu hatten wir, was wir wollten, und sind dementsprechend frohen Mutes Richtung (Zug-)Bahnhof gegangen, um dort auf aehnlich elegante Weise zu unseren Karten von Kairo nach Assuan zu kommen. Doch am Bahnhof wehte ein anderer Wind. An jeder Ecke ein Ticketschalter fuer ein spezielles Ziel, nichts ist beschriftet und man hat keine Ahnung, was man tun soll. Bei den Schaltern ist es eng und es herrscht ein Chaos und Gedraenge, wie man es von den aethiopischen Busbahnhoefen kennt. 3 Stunden lang wurden wir von Schalter zu Schalter geschickt, von anderen “Wartenden” weggedraengt und in Poebeleien verwickelt, Hunger und Durst wurden unertraeglich. Letztendlich war ich in der richtigen Schlange, wo aber ein Problem in Form einer laut herum schreienden und nicht locker lassenden Alten vor mir war, die den Schalterbeamten und die hinter ihr wartende Menge – vor allem mich – eine halbe Stunde quaelte und sekierte. Keiner hat was gesagt, ob wohl schon alle geladen waren ob der Unverschaemtheit der Alten. Irgendwann hab ich sie dann einfach auf Kaerntnerisch angeschrien und ihr signalisiert, dass ihre Zeit jetzt abgelaufen ist, und ein ganz jaehes Ende ihres Auftrittes bevorsteht. Sie hat verstanden und ist dann abgezogen, zur Erleichterug aller anderen und vor allem mir. Das Ausfertigen meiner “Tickets” (handbeschriebene Kaszetteln in der Groesse von 1 Euro-Muenzen) dauerte noch einmal ungefaehr 15 Minuten, dann bin ich fix und foxi aber zumindest mit erfuellter Zielvorgabe aus der Reihe getaumelt, uff!

Soviel zum Thema Erholung…ich bin jetzt definitiv soweit, dass ich die Stadt mit ihren Menschenmengen, den trommelfellzerreissenden Rufen des Muezzins und den vielen hupenden Autos, die einem das Uberqueren der Strasse zu einem nervenaufreibenden und halsbrecherischen Abenteuer machen, hinter mir lassen muss. Oder wie der Herr Molterer sagen wuerde: “Es reicht!”

So fahren wir morgen in die Oase und von dort weiter fuer 2-3 Tage in die Sahara. Freu mich auf eine hoffentlich ruhige Nacht im Zelt und einen wuestenmaessigen Sterenhimmel. Inshallah!

Fotos gibts ein andermal, heute war doch wieder zu stressig.

Ein Gedanke zu „Letzter Tag in Kairo und jetzt ab in die Wueste…

  1. Tante Gitti

    Hallo Jörgl! Danke für Eure sehr interessanten Berichte! Zwischendurch ganz schön heavy… Die Videos lassen mich noch mehr dabei sein. Nun seid Ihr 2 “Kleinen Prinzen” in der hoffentlich ruhigen Wüste, denke viel an Euch. Inshallah! Nicht nur schönen Sternenhimmel wünscht Euch T. Gitti

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