Das Shawerma heißt plötzlich Kebab – nicht schlecht!

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Gestern sind wir von Aleppo frühmorgens aufgebrochen und planmäßig über die türkisch-syrische Grenze gegangen. Die Syrer machen einem dabei das Ausreisen schwerer als die Türken das Einreisen, was doch ungewöhnlich ist. Normal ist ja jedes Land ungeschauter froh, wenn es Landstreicher wie uns schnell los wird…Die Türken wollen ja in die Eu und so haben sie uns auch bereitwillig aufgenommen.

Wie im letzten Bericht geschrieben, haben wir aufgrund chronischer Habibisättigung einen Tapetenwechsel dringend nötig gehabt. Auf unserem Weg von Aleppo zur türkischen Grenze haben wir ein wenig gemutmaßt, ob es wohl jetzt einen merklichen Unterschied zwischen Syrien und der angrenzenden Türkei geben würde, und wie der wohl aussehen könnte. Wir mussten uns eingestehen, dass wir keine Ahnung hatten, immerhin fuhren wir in einen weit abgelegenen Teil der Türkei, der weitab der in Österreich bekannten Reiseziele liegt, und dessen Botschafter in Österreich ja nicht immer einen besonders fortschrittlichen Eindruck machen (Man möge mir diese subjektive Einschätzung verzeihen!). Wir haben uns sogar drauf eingestellt, dass es womöglich erst einmal lumpiger werden könnte als in Syrien.

Die erste Stadt nach der Grenze ist Antakiya, wo wir zum Busbahnhof mussten, um weiter Richtung Landesinneres zu fahren. Schon am Busbahnhof jedoch fanden wir uns in einer anderen Welt wieder. Alles ist sauber, gut organisiert, die Leute sind aufmerksam und hilfsbereit und vor allem viel ruhiger und entspannter als gerade noch bei den Arabern. Wir setzten uns in einen erstklassigen Bus, wo wir von einem fast schon zu aufmerksamen Steward mit allen möglichen Gimmicks überrascht wurden. Die freundlichen Sitznachbarn rückten alle paar Minuten kleine Köstlichkeiten rüber und freuten sich wie wir über die komfortable Reise. Die Straßen sind von ausgezeichneter Qualität, alles bestens! Wir haben uns gleich sehr wohl gefühlt und so schräg es klingen mag: wenn man von der anderen (der asiatischen) Seite in die Türkei kommt, dann fühlt es sich fast an, als ob man heimkommen würde, so groß ist der Unterschied zu Syrien. Naja, und die türkischen Speisekarten kann ich als ehemaliger Bewohner Ottakrings ja sowieso rauf und runter beten. So haben wir uns am ersten Busbahnhof gleich einmal ein gepflegtes Döner Dürüm rein gezogen…wie daheim 😉 ! Das Essen im Bus ist aber strengstens verboten, genauso wie das Handytelefonieren und alles andere, was die Fahrt für die Mitreisenden unangenehm machen könnte. Der Steward war ein gestrenger Wächter der Ordnung und hatte erst einmal einiges zu tun, bis wir und alle anderen Passagiere, die gerade noch im wilden Syrien waren, verstanden haben, was für ein Wind in seinem Bus weht.

Ja, wir waren positiv überrascht. Auch von der vorbeiziehenden Landschaft: saftige Wiesen und Felder, weite Orangen- und Olivenhaine, nette Dörfer, hie und da ein Blick zum Meer und auf der rechten Seite unglaublich hohe Berge voller Schnee. Ich weiß auch nicht, aber ich hätte mir alles viel popeliger vorgestellt. Der Weg führte auch durch unglaublich große Städte, zum Beispiel Adana, wo das Meer der Wohnbunker so weit reicht wie das Auge. Von den 80 Millionen Türken leben 75 Prozent in den Städten, 16 Millionen alleine in Istanbul. Richtung Istanbul fuhr auch unser Bus, jedoch haben wir einen Zwischenstopp im schönen und am Weg liegenden Kappadokien eingeplant. Irgendwann sind wir von der Küste landeinwärts gefahren, bis wir einen Stopp in den verschneiten Bergen gemacht haben, saukalt war es da oben. Die Berge reichen bis über 4000 Meter rauf. Wir waren froh, als es wieder nach unten ging und wir im schneefreien Aksaray rausgeschmissen wurden. Die Sonne ging unter und es wurde saukalt, als doch noch ein Bus kam, der uns nach Kappadokien brachte. Dort bezogen wir im bekannten Ort Göreme ein höhliges Quartier mit dem passenden Namen „Flinstones Cave Hotel“. Ende eines langen, anstrengenden aber interessanten Reisetag.

Die Fotos sind eher bescheiden, weil aus dem Busfenster geschossen.

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Vulkan

Vulkan

Ein Gedanke zu „Das Shawerma heißt plötzlich Kebab – nicht schlecht!

  1. Ulli

    Hallo Jörgele und hallo Nane! Auch hier im 14. ist die Tuerkei nicht weit. Kaum ist die Temperatur hier in Wien gegen 20 gestiegen, wurde heut auch schon beim Nachbarn Gül im Hof nebenan der Griller herausgeholt und die ersten Koteletts für die Großfamilie gebruzzlt, dass mir nur so das Wasser im Mund zusammengelaufen ist. Denn die argentinischen Steaks sind auch schon lange her!
    Wuensche weiterhin all the best!
    Grueße von Ulli

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