Rio Dulce, Chiquita Banana und die Garifuna

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Wenn man von Tikal ein paar Stunden durch den ehemaligen Dschungel südwärts fährt, erreicht man einen weiteren großen See, den Lago Izabal, der über einen wenige Kilometer langen Fluss, den Rio Dulce, in das karibische Meer entwässert. Im gleichnamigen Ort ging ich mit Angela, unserer chinesischen Mitreisenden, an Bord eines kleinen Bootes, um zum Küstenort Livingston runter zu tschinagglen. Gerhard beschloss, für eine Nacht in Rio Dulce zu bleiben, um dort in den Marinas eine erste „in situ-Recherche“ in Hinblick auf sein Segelvorhaben zu starten. Rio Dulce ist beliebt bei den Yachtbesitzern, weil auch die großen Hurricanes hier nichts anrichten können.

Gerhards Interesse und der eigentliche Grund für unseren Zwischenstopp

Gerhards Interesse und der eigentliche Grund für unseren Zwischenstopp

Bootsfahrt am Rio Dulce

So lebt man am Rio Dulce

...wo die Kinder schon in ihren eigenen Mini-Einbäumen durch das Seerosenfeld paddeln

...wo die Kinder schon in ihren eigenen Mini-Einbäumen durch das Seerosenfeld paddeln

Ankunft in Livingston

Ankunft in Livingston

Guatemalas Küstenabschnitt an der Karibik ist nur sehr kurz. Zum einen gibt es da die Hafenstadt Puerto Barrios, wo sich die riesigen Bananencontainer von Chiquita und Dole aneinanderreihen, bevor sie auf noch riesigeren Schiffen ihre Reise in den Rest der Welt antreten. Die Bananen werden ja grün geerntet und verschifft. Der Reifungsprozess wird genau vom Reifemeister (ein eigener Beruf) kontrolliert und über die Containertemperatur gesteuert, sodass die beliebten Früchte genau essfertig in unseren Supermärkten landen und nicht schon aussehen wie Schokobananen. Guatemala und sein Nachbar Honduras bekamen einst die Bezeichnung „Bananenrepubliken“, weil die amerikanische „United Fruit Company“ (heute ganz lieb „Chiquita“ genannt) hier beiweitem mehr Einfluss hatte als alle Regierungen zusammen, die Arbeiter und die Natur bis aufs letzte schändete und nach Belieben ihr Unheil verbreiten konnte – bis hin zum Einsatz des US-treuen Militärregimes, das hunderttausenden Menschen Verfolgung und Terror brachte. Wer die furchtbaren Geschichten liest, steigt sofort auf die doppelt so teuren FairTrade-Bananen um. Hier am Markt sind die Bananen übrigens so billig, dass man besser in Zentnern und nicht in Kilos rechnet…Puerto Barrios ist wohl das, was man ein typisches karibisches „Shithole“ nennen würde – heiss, feucht, es stinkt, alles ist rostig – Häuser, Autos, Schiffe,…

Livingston ist da schon ein wenig netter. Es handelt sich dabei um eine kleine Fischerstadt, die nur per Boot erreicht werden kann und Heimat der guatemaltekischen Garifuna ist.

Die Garifuna sind eigentlich zentralafrikanischer Abstammung. Ihre Vorfahren wurden wie Millionen anderer Afrikaner von den Engländern verschleppt und versklavt. Irgendwie hatten sie jedoch irgendwann im 17.Jahrhundert Glück, sind bei einem Schiffbruch entkommen und konnten sich danach irgendwie ihre Freiheit bewahren. In Vermischung mit der indigenen Bevölkerung hat sich dabei eine eigenständige Kultur entwickelt, der bis heute einige Zigtausend Menschen angehören, die an der Mittelamerikanischen Karibikküste verstreut leben. Wie alle anderen in der Afrikanischen Diaspora haben es auch die Garifuna nicht gerade einfach…

Livingston ist eine kulturelle „Insel“ in Guatemala. Die Menschen, die Häuser, die Musik, das Essen…alles ist anders. „Klein Jamaica für Arme“, würde ich sagen, aber allemal eine interessante Abwechslung für den Reisenden. Auch für mich, der ich die Schwarzen ja in ihrer eigenen Qualität und Lebhaftigkeit sehr mag. Die Gefahr des Hängenbleibens bestand aber nicht, nach 2 Tagen hatten wir (vor allem aufgrund des Wetters und des nicht vorhandenen Traumstrandes) genug von Livingston. Ein kleiner Vorgeschmack auf unseren „Weihnachtsurlaub“ war es aber schon, dieser sollte nämlich nur ein paarhundert Kilometer weiter in der hondurianischen Karibik stattfinden.

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