Schon an meinem letzten Tag in Byron Bay hat es sich abgezeichnet, dass die sonnigen Tage mal vorbei sind. Ich bin zurück nach Brisbane gefahren und dort bei ein paar netten Leuten in deren WG untergekommen. Ich wollte dort in Ruhe meine angedachte Weiterreise durch Queensland Richtung Norden organisieren und ein paar Kontakte checken. Es hat sich aber mal wieder ganz anders ergeben und ich bin draufgekommen, dass ich ein bisschen zu früh in der Gegend bin, weil es normalerweise hier noch das Ende der Regenzeit ist. Dazu kommt, dass diese heuer später angefangen hat als normal und dementsprechend auch wahrscheinlich länger dauern wird.
Bei meinen neuen Freunden in Brisbane war es sehr nett und wir haben uns in vielen Dingen ausgetauscht. Über meine anderen Kontakte in Autralien hat sich einmal nichts Greifbares ergeben. Es gab zwar ein paar Einladungen aber immer mit der Warnung, dass es gerade fest regnet und das auch weiterhin so bleiben dürfte. Naja, nachdem ich drei volle Tage in Brisbane von der Veranda auf den strömenden Regen geschaut habe und mir die Fantasie für meinen Trip nach Norden abhanden gekommen ist, habe ich beschlossen, ins Outback zu fahren und dort den Ayer´s Rock zu besuchen, das in der Wüste gelegene Zentrum Australiens. Eigentlich hatte ich den Besuch beim Uluru (so heisst der Rock bei den Aboriginals) als Schluss- und Höhepunkt einer mehrwöchigen Reise angedacht gehabt, aber es war dann letztendlich meine einzige vernünftige Option, das gleich zu machen.
Ich war dann echt froh, als ich das Flugzeug bestiegen bin, das mich mit einem Zwischenstopp in der Wüstenstadt Alice Springs direkt zum Ayer´s Rock bringen sollte. Naja, und wenn man sich einem spirituell bedeutenden Platz annähert, sollte man sich auch entsprechend darauf vorbereiten und sich Zeit für den Weg dahin nehmen, damit die Tore dann auch aufgehen können. Für mich hieß das in dem Fall, dass mein Weiterflug in Alice Springs storniert und ich einmal auf Kosten der Fluglinie in einem netten Hotel in der Wüste untergebracht wurde, wo ich ganz viel Zeit und Ruhe hatte.
Alice Springs ist für viele Touristen der Ausgangspunkt zum Uluru, von hier gehen die meisten Touren weg. Also konnte ich mich dort bezüglich des Angebotes einmal schlau machen, was mich aber nur darin bestätigt hat, dass ich am nächsten Tag die 700 km weiter zum Uluru direkt hinfliegen werde, um dort auf eigene Faust meine Wege zu gehen. Ich bin ja wirklich kein Freund von geführten Touren, da ist mir meistens zu viel Wirbel…
Die Stadt ist ansonsten nur ein verschlafenes Nest in der Wüste, es gibt einen urigen Saloon, ein paar Casinos am Stadtrand und das war es dann im Großen und Ganzen schon wieder.
Nachdem ich nicht so gerne im Gasthaus bzw. Saloon sitze und auch kein großer Zocker bin, habe ich die Zeit genützt, um ein bisschen in die Wüste zu wandern. Dort habe ich meine ersten Kängurus aufgestöbert, was eine Riesenfreude war, obwohl mich die nur angepfaucht haben und gleich davongesprungen sind…
In Alice Springs sieht man einige Aboriginals auf der Straße. Die meisten von ihnen sind in einem sehr desolaten Zustand. Noch mehr als die meisten indigenen Völker dieser Erde haben die Aboriginals sehr mit sozialen Problemen zu kämpfen und sie finden in der modernen Gesellschaft nicht wirklich ihren Platz. Ihre traditionelle Lebensweise ist den meisten schon längst abhanden gekommen. Es gibt wenig Austausch zwischen den weißen Australiern und ihnen. Ich habe auch kaum Australier getroffen, die Kontakt zu Aboriginals pflegen und auch auf der Straße findet da keine echte Begegnung statt, hat man das Gefühl. Dennoch sind dann zwei junge Aboriginal-Frauen auf mich zugekommen und haben sich für mich interessiert. Wir haben uns ein paar Geschichten erzählt. Die beiden waren echt sehr nett und hatten ein wirklich sonniges Wesen und viel Optimismus trotz all ihrer eigenen Probleme, von denen sie mir erzählt haben… familiäre Probleme und die Angst, sich selber im Alkohol und kriminellen Tendenzen zu verlieren. Die Begegnung war für mich insofern sehr berührend, weil die beiden trotz ihres eigenen Lebenskampfes immer wieder betont haben, wie schön das Leben auf dieser Erde eigentlich ist und dass sie es irgendwie schaffen werden, sich selber mehr den schönen Dingen zuzuwenden. Ich hoffe, ich konnte ihnen dazu vielleicht noch ein bißchen mehr Mut machen.
Nach einem geruhsamen Tag in Alice Springs war ich dann wohl bereit für die Weiterreise und diesmal sollte es auch klappen.