Der Weg zu den Tuhoe Maoris in den Te-Urewera-Nationalpark

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Dass es für mich nach den Tagen in Gisborne wieder uriger werden würde, das war einmal klar. Was mich auf meiner nächsten Reisestation für mich ergeben würde, davon hatte ich jedoch keine Ahnung, auch keine Erwartung – dennoch war es ein klarer Ruf, der mich ereilt hatte.

Als ich an meinem ersten Tag in Whakatane von Tekani zum Marae mitgenommen wurde, hat er mich in seiner typischen Art, Leute miteinander in Kontakt zu bringen, in ein Gespräch mit einem Maori namens Len verwickelt, das für mich damals sehr interessant – wenn auch nur kurz – war. Wir hatten uns gut verstanden und Len gab mir einen Hinweis auf seine Heimat im Landesinneren, die er als das Herz der Insel bezeichnete. Es war von einem heiligen Berg, von den Kindern des Nebels und von viel Ursprünglichkeit die Rede – da wird unsereins natürlich hellhörig! Naja, Len hat mir (wie viele andere) gleich seine Telefonnummer und eine Wegbeschreibung zu seinem Landstrich aufgeschrieben und gemeint, dass ich doch gerne bei ihm vorbeischauen könnte, wenn ich Lust dazu hätte. Ich habe gleich gemerkt, dass ich es mit einem sehr bodenständigen Typen und keinem Schmähbruder zu tun hatte und die Einladung ernst gemeint war, auch wenn ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einmal richtig wusste, wie viel echte Gastfreundschaft hierzulande gepflegt wird und dass Einladungen hier kein leeres Gerede sind. Beim Mittagessen danach habe ich Tekani von Len´s Einladung erzählt und der war gleich voll begeistert. Es sei eine der schönsten und mystischsten Gegenden der Insel und die Leute dort halten die Tradition in einer schönen Weise aufrecht. Die Einladung sei etwas Besonderes und ich solle sie auf jeden Fall versuchen anzunehmen, weil ich dort bei schönen Menschen unterkommen, was Spezielles entdecken und viel lernen könnte. Tekani hat sich für mich gefreut und gleich überall auf seine positive und temperamentvolle Art herumposaunt, was ich doch für ein Glückspilz sei. „Even we haven´t been there yet…!“
Ich wollte die Sache mal im Hinterkopf behalten und arbeiten lassen…vorerst galt es ja noch einige andere Erfahrungen zu machen…und an den Herzplatz einer Gegend stürmt man ja sowieso nicht hin, man tastet sich Schicht für Schicht heran und wenn man Glück hat, dann öffnet sich der Weg und man wird eingelassen.

Dass der Weg dahin kein leichter sei, das wusste sogar Tekani, immerhin war von der abgelegensten Gegend der Insel die Rede. Vier Stunden Fahrt im Geländewagen über Schotterstraßen, keine Busverbindung und auch ansonsten wenig Verkehr, also kein Autostoppen wie zuletzt…Je mehr ich darüber hörte, umso unwahrscheinlicher erschien mir dieser Ausflug zu werden…

Doch da hatte ich die Rechnung ohne den Hubert gemacht. Denn als ich ihn am Abend meiner Ankunft in Gisborne bei einer ersten „Beurteilung der Lage“ auf der Landkarte zeigte, wohin ich eingeladen wurde, sagte er ohne zu zögern, „Kein Problem, da bring ich dich gerne hin. Ruf den Typ an und mach was aus und wenn du soweit bist, dann fahr ich dich dorthin!“. Wow, echt großzügig…nach Kiwi-Art!

Und so geschah es dann. Wir fuhren stundenlang über Schotterstraßen mit dem Geländewagen über Schotterpisten durch den nebelverhangenen und gebirgigen Regenwald, der seinem Namen an diesem Tag ganz gerecht wurde. Mir wurde schnell klar, dass ich da mit Autostoppen nichts gerissen hätte, und in Anbetracht der Wetterlage war ich mir auch zwischendurch nicht sicher, was ich denn da draußen überhaupt verloren hatte. Irgendwann – wohl nach Überquerung der Wetterscheide – wurde es trocken, der Himmel war plötzlich blau und es ging hinunter in einen schönen Talboden mit Viehherden. Ein schönes, traditionelles Maori-Farmland umgeben vom Regenwald des großen Te-Urewera-Nationalparks. Wir haben uns nach Len durchgefragt und kurz später standen wir vor seiner heruntergekommenen Hube. Es war ein chaotisches Durcheinander von Menschen und Tieren, Len wirkte etwas verschlafen und irgendwie haben es wohl alle Beteiligten nicht ganz glauben können, dass wir Typen da draußen auftauchen. Ein schneller Tee und Hubert war wieder auf dem Rückweg nach Gisborne. Danke noch einmal für den „Ride“!!

mit Hubert durch die Pampa

auf der Anhöhe hat sich dann dieser Blick aufgetan

...und hier sind wir gelandet

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