Ja, jetzt haengen wir ein wenig in Addis Ababa fest (deutscher Namen Addis Abbeba, kurz Addis), weil wir auf unser Visum fuer Aegypten warten muessen, welches die Voraussetzung ist, um ein Transitvisum fuer den Sudan zu bekommen. Beide Visa waren in Oesterreich nicht zu bekommen. Hier schon, es ist nur eine Frage der Zeit…Aber schliesslich wollen wir ja als echte Traveller nach Aegypten reisen, das heisst ueber Land. Es gibt eine Eisenbahen, die durch ganz Sudan entlang des Nils geht und direkt bei Abu Simbel in der Naehe endet. Das ist unser Plan.
Unser Plan war es auch, das aegyptische Visum in den angegebenen 24 Stunden zu bekommen, doch leider laesst man uns laenger warten, und auch unser Herumgetschentsche (das verstehen jetzt nur die Kaerntner) hat nichts genutzt. Morgen bekommen wir hoffentlich das Visum, damit gehen wir jdann zu den Sudanesen, die gar keinen Hehl daraus machen, dass sie auf Touristen nicht scharf sind. Mal schauen.
So haben wir heute einen echten Ruhetag eingeschoben, das tut auch mal gut. Lang schlafen, ausgiebige Koerperpflege vom Haarschneiden, Rasieren bis zum Hornhauthobeln auf der Fusssohle. Jetzt fuehl ich mich wieder wie ein Mensch. Den Rest des Tages haben wir bei super Kaffe und Leute beobachten verbracht. Am Nachmittag waren wir noch ein paar Stunden im grossen Park um die St. Georgskirche, der wirklich sehr angenehm und friedlich ist.
Sonst ist in Addis nicht viel zu tun. Gestern waren wir im Nationalmuseum, deren Hauptattraktion das Skelett von Lucy ist. Ansonsten ist es eine irre Rumpelkammer, mit allem moeglichem verstaubten Zeug, das wild und planlos zusammengewuerfelt wurde. Ok, der Thron von Haile Selassie, Kaiserkronen und ein paar prunkvolle Gewaender sind vielleicht auch noch sehenswert. Aber von 3000 Jahren aethiopischer Kaiserdynastien ist letztendlich nicht soviel materiell gesichert worden, viele historisch bedeutende Gegenstaende gingen und gehen immer noch zu Sammlern ins Ausland-illegal, versteht sich!
Die Stadt selber ist pulsierend, mit Umland an die 5 Millionen Einwohner sagt man. Und dass, wo die Stadt erst vor ca 110 Jahren gegruendet wurde, als die Frau des damaligen Kaisers Menelik II, hier herziehen wollte. Die Kaiserin hatte grossen Einfluss und so wurde Addis Ababa gegruendet, was soviel wie “neue Blume” heisst. Die Stadt ist gut gelegen, das Klima hier ist aufgrund der 2500 Hoehenmeter angenehm. Der Mangel an Holz wurde durch ausgiebige Eukalyptuspflanzungen kompensiert, das Zeug waechst hier ueberall wie wild. Im Stadtzentrum wirken die Leute im allgemeinen recht modern, dennoch zottelt oefter eine Eselsherde vorbei und ueberall liegen Leute im Rinnsal. Die Armut ist schon erbaermlich.
Ein aethiopischer Arbeiter verdient durchschnittlich 30 Birr am Tag, das sind ungefaehr 2,5 Euronen. Die meisten der ueber 80 Millionen Einwohner haben aber keine Arbeit, der wichtigste Wirtschaftszweig ist beiweitem die Landwirtschaft. Hungerprobleme hat es in den letzten Jahren nicht so schwere gegeben, gottseidank. Die Leute hier erinnern sich noch gut an die furchtbaren Katastrophen der 70er und 80er.
Man kann nur hoffen und beten, dass diesem schoenen Land und seinen Menschen eine gute Zukunft vergoennt ist. Aber der Weg dahin scheint unendlich weit…