Nach der doppelten Spontangesundung Joergs bei unserem ersten Stopp hier, der nun hier in Addis einen Vertrauensarzt hat, konnten wir uns der Hauptstadt des Landes widmen.
Addis liegt so auf 1.900m Seehoehe, das Atmen faellt einem aber nicht deswegen schwer, schon eher wegen der schwarzen Rauchwolken der Autoauspuffe und den meist neben den Strassen verbrannten Hausmuell. Das Taschentuch nach dem abendlichen Schneuzen schaut dann immer wie eine Kohletablette gegen Durchfall und Blaehungen aus, schwarz wie die mondloseste Nacht in einem fensterlosen Raum.
Die auf den Gehsteigen meist angebotenen Dienstleistungen, diese dafuer aber in hunderfacher Praesenz, sind das Schuhputzergerwerbe und die Abwaage des menschlichen Gewichts inklusive Hoehenmessung. Habe noch nie so flinke Haende die Schuhe bearbeiten sehen, wie auf den Strassen von Addis Ababa. Rufe, die uns hier staendig begleiten sind vor allem -Hallo, hallo, hallo-, -Birr, Birr, Birr- (die nationale Waehrung) und wenns ganz einfach sein soll nur -You, you, you-. Auch -Ferenji- (heisst so viel wie Auslaender, ist aber nicht abwertend oder gar fremdenfeindlich gemeint, sondern eher einer, der zu Hause eine Gelddruckmaschine besitzt und so ueber mehr Geld verfuegt als Dagobert Duck) wird uns des oefteren nachgerufen.
Wie in ganz Aethiopien, wo man sogar auf der abgelegensten Landstrasse noch von zig Menschen umringt wird, ist man in Addis auch nie alleine. Es wimmelt nur so von Touristenfuehreren, jeder, der mindestens 12 Jahre alt ist, will uns etwas zeigen oder kennt jemanden in anderen Orten des Landes, die einem etwas zeigen koennen. Dies scheint das dritte grosse Gewerbe zu sein (siehe oen).
Am besten ist es, sollte man Fragen haben oder Informationen brauchen, sich direkt an Passanten zu wenden. Alle geben bereitwillig Auskunft, sind aeusserst hilfsbereit und zuvorkommend. Wirklich eine Wohltat, so auch viele Englisch beherrschen, da es neben Amharisch die Unterrichtssprache ist. Es wird sogar ungefragt geholfen, wenn z.B. die frisch geroesteten Erdnuesse mit dem braunen Haeutchen von mir verschlungen werden, weisen einen Leute daraufhin, dieses Haeutchen doch bitte nicht zu essen.
Die beiden groessten und sehenswerten Palaeste, der Jubilee-Palast von Kaiser Haile Selassie I. und der Gebbi (Regierungssitz von Menelik II., vormals Negus von Shoa), sind seltsamerweise nicht zugaenglich, da in ihnen der Premierminister bzw. der Praesident wohnt. Unser lieber Herr Bundespraesident Heinz Fischer sollte endlich auch in Schloss Schoenbrunn einziehen!
Sehr sehenswert ist die Gyorgis-Kirche am Menelik II. Square. Hatten das Glueck bei unserem ersten Aufenthalt in Addis mit einem netten Fuehrer diese Kaiserkroenungskirche zu betreten. Ist an sich eine Rundkirche, allerdings in achteckier Ausfuehrung. Die Kirche wird in drei Bereiche gegliedert. Der aeusserste Kreis ist fuer Gesaenge und Gebete reserviert, hier findet man die typischen Instrumente wie die Trommel und das Sistrum, welche zur rythmischen Untermalung der Gebetslieder eingesetzt wurden. Noch ein nuetzliches Utensil ist der Gebetsstock, der zur Unterstuetzung der Moenche und Nonnen unter die Achsel geklemmt werden kann um sein Gewicht nach bis zu 10-stuendigen Gebeten besser verteilen zu koennen. Anschliessend folgt der heilige mittlere Kreis mit grossflaechigen Wandgemaelden zu biblischen Themen und Bilder, die man auch in anderen Kirchen findet, ueber die Lebensgeschichte von Haile Selassie I. (in der Dreifaltigkeitskirche sahen wir direkt rechts neben den Altar sogar ein riesiges Wandgemaelde von der Ansprache Haile Selassie I. beim Voelkerbund – recht seltsam). Der inneste Kreis bildet das Allerheiligste und ist fuer uns nicht zu betreten.
Werden nun in Addis noch einige Tage verbringen und mal auf unsere Visa warten. Geduldigsein ist eine der ersten Lektionen, die wir am Horn Afrikas lernen muessen, da hier nichts schnell-schnell-geht. Sogar der Kauf eines Bustickets verlangt mindestens einen halben Tag. Wir passen uns an.