Die Kaiserstadt Gondar

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Die alte Kaiserstadt Gondar ist ein fixer Halt auf der sogenannten “historischen Route” im Norden Aethiopiens. In der ca. 150000 Einwohner zaehlenden Stadt gibt es einen alten ummauerten Burgbezirk, in dem vor ca. 200 Jahren (glaube ich, Nane wird mich berichtigen) die aethiopischen Kaiser Hof gehalten haben.

Wir sind am Abend des aethiopischen Weihnachtstages in die Stadt gekommen, nachdem wir um 5 Uhr Frueh aufgestanden, durch den halben Nationalpark gehetzt und dann noch mit dem Bus 4 Stunden herumgetuckert sind. Wir waren nicht nur vollkommen verdreckt, sondern auch fix und foxi. Dementsprechend hat uns das staedtische Geschehen erst ueberfordert. Die Ankunft in einer aethiopischen Stadt ist immer voll stressig. Dannach, wenn erst einmal der Rucksack in einem Quartier liegt, ist es dann eh meistens voll entspannt. Aber bei der Ankunft wird man von zig Leuten angequatscht, die schon mit allen Tricks auf einen warten, waehrend man selber ueberhaupt noch keine Orientierung hat. Das stresst, und Gondar war besonders stressig.

Wir haben ein Quartier gefunden, wo wir 2 winzige Einzelzellen bezogen haben. Dann gingen wir in die Stadt, wo ueberall ein Mordstrubel wegen Weihnachten war. Von einer Stillen Nacht kann man hier nicht reden. Die Leute waren alle aufgeputzt und sind ordentlich Essen und Trinken gegangen. Wir haben uns nur einen Burger und 2 St.George-Bierchen vergoennt und sind dann hundemuede schlafen gegangen.

Die naechsten 3 Tage verbrachten wir in Gondar, vor allem zum Relaxen. Quasi nebenbei haben wir die Burg angesehen. Das hat uns ja nicht dermassen vom Hocker gerissen, auch wenn es ganz nett anzusehen ist. Die Burg wirkt fuer unsere europaeischen Verhaeltnisse recht mittelalterlich, fuer da ist es aber ein echt grossartiger Bau, der auf die gute alte Zeit hinweist. Ausserdem haben wir uns das kaiserliche Bad am Stadtrand angeschaut, ein riesiges Gelaende mit einem uralten SwimmingPool, indem auch wie eine Insel ein kleiner Palast steht. Der Pool wird bis heute fuer ein religioeses Fest genutzt. Am 19. Jaenner wird dort Timkat, die Taufe Christi, zelebriert. Tausende Glaeubige aus dem ganzen Land kommen dann zum gefuellten Pool, dessen Wasser wird von einem Priester geweiht, und dannach hupfen alle rein und plantschen wild und lustig herum , um ihre Glaubenszugehoerigkeit neu zu bestaerken. Soll ein beeindruckendes und buntes Fest sein. Wir wollten eigentlich diesem Geschehen auch beiwohnen, jedoch ist die Stadt zu dieser Zeit seit Monaten hoffnungslos ausgebucht. Also stressen wir uns nicht damit und werden zu dieser Zeit schon in Addis sein. Ausserdem haben wir uns in Gondar eine Kirche angeschaut, die schoen auf einem Huegel gelegen ist und im ganzen Land einzigartige Wand-und Deckenmalereien aufweist. Sehr beeindruckend und schoen, wenn auch eher ein Museum als ein Ort der Einkehr und Glaubensausuebung. Uns hat wie sooft die friedliche Atmosphaere im weiten und menschenleeren Kirchenhof getaugt, wo wir eine Weile entspannt und die Fuelle der Vogelwelt bestaunt haben. Von kleinen, bunt schillernden Voegelchen, ueber Raben und Adler bis zum riesigen Laemmergeier war da alles vertreten. Der Boden war voll mit allen moeglichen Federn (Hermano, das haette dir ziemlich getaugt!), und wir haben uns die besten Stuecke eingesammelt.

Fuer uns zwei war die Hauptattraktion von Gondar aber ein altes italienisches Kaffe aus den 50ern mit originaler Einrichtung und 6 Meter hohen verspiegelten Raeumen, einem genialen Macchiato und alten, gmiatlichen Typen, wie man sie nur von Fotos aus Kuba kannte. Zwischen denen haben wir ca. 4 Mal taeglich unseren Kaffee geschluerft und Leute beobachtet. Wie ueberall in Aethiopien waren bei allen beworbenen Touristenattraktionen auch in Gondar die Menschen das Interessanteste, alle freundlich, die Typen und Kinder interessiert und aufgeschlossen, und die Frauen in ihrer natuerlichen Anmut und aussergewoehnlichen Schoenheit einfach ein hoechst belebender optischer Balsam fuer den geschundenen Traveller…Sei gepriesen, holde Weiblichkeit, was waere das irdische Leben ohne Dich…? Wahrscheinlich wie eine nicht enden wollende, staubige Busfahrt durch Aethiopien mit herumzankenden Typen in der Vorder- Hinter und Nebenbank… 😉

Apropos…Nach 4 entspannenden Tagen in Gondar beschlossen wir, dass wir reif fuer unsere vorletzte Busfahrt in diesem Land waren, und machten uns via Minibus auf den Weg nach Bahir Dar, der angeblich so schoenen Stadt am Tanasee…

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Ein Gedanke zu „Die Kaiserstadt Gondar

  1. Stefan

    Hola Hermano,

    stell Dir vor, mein Buch “Taranteln und Tortillas” ist fertig und demnächst werde ich die ersten Exemplare in der Hand halten.
    Noch eine Neuigkeit: am 18. April fliege ich nach Guatemala. Ich freue mich schon sehr (Im Moment ist unsere Hermana Maya dort). Auch auf die Zeit bis dahin freue ich mich sehr, viele tolle Auftritte, Projekte und Aufgaben liegen vor mir. Das Jahr 2009 hat wirklich schon mit einer großen und schönen Fülle begonnen.
    Fülle und eine erfüllende Zeit wünsche ich auch Euch beiden auf Eurer Reise. Freue mich über jeden Bericht.
    Viel Glück und gute Reise.
    S.

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