Der initiale Fressanfall und die damit einhergehende Reizueberflutung waren recht bald verdaut…
Die ersten Tage in Kairo waren sehr interessant und abwechslungsreich. Die groesste Stadt Afrikas pulsiert ja echt, wie es sich fuer 22 Millionen Einwohner auch gehoert, vor allem am Abend ist hier im Zentrum ein Mordsrummel. Die Gehsteige und Strassen platzen aus allen Naehten , ueberall wuseln die Menschen herum und Millionen Autos draengen sich durch die Strassen. Der viele Verkehr und die ruecksichtslosen Autofahrer sorgen nicht nur unsererseits fuer Angst und Schrecken, sondern auch dafuer, dass hier angeblich die schmutzigste Luft der Welt ist. Und man sieht tatsaechlich eine Dunst- und Staubwolke in und ueber der Stadt. Die erkennt man beim Spazieren in den Strassen und auch bei der Annaeherung mit dem Flugzeug haben wir zuerst gedacht, dass hier wohl nur ein Sandsturm sein kann…
Das Strassenbild und -geschehen gibt hier schon viel her, was die Sinne aufmerksam macht, und dem haben wir uns am ersten Tag herumspazierend und -schnueffelnd und lauschend hingegeben. Die Stadt ist vor allem orientalisch-islamisch gepraegt. Ueberall stehen Moscheen, singen bzw. schreien die Muezzins, in allen Strassen sitzen die Maenner mit der Shisha herum, die Maerkte quillen ueber mit feinen Gewuerzen und allem, was man sich nur vorstellen mag. Die Frauen sind natuerlich verschleiert, wie es sich fuer Muslimas gehoert. Das muslimische Viertel mit der hoechsten Dichte an alten Moscheen beeindruckt schon sehr mit den grossartigen Bauwerken und dem intensiven Marktgeschehen, ueberhaupt wenn man gerade aus Aethiopien kommt. Neben den Muslimen gibt es noch 10 % Christen im Land, die mit ihrer koptischen Tradition eine eigene orthodoxe Schiene innerhalb der Ostkirche darstellen und doch auch einen nicht zu unterschaetzenden Einfluss in der aegyptischen Gesellschaft haben; sie sind ja auch schon 500 Jahre laenger da. Das alte Aegypten ist hier im taeglichen Leben nicht mehr wahrnehmbar, dafuer umso mehr im Museum.
Genau dort waren wir vorgestern. Als Museumsmuffel (wie ich einer bin, der Nane weniger) geht man ja vorsichtshalber gleich in das namhafteste Museum, um bei etwaige und wahrscheinlich auftretenden Ermuedungserscheinungen wenigstens dieses gesehen zu haben. Ja, und vom aegyptischen Museum hier in Kairo hat man uns nicht zuviel versprochen. Tatsaechlich war es sogar so gut, dass ich einige Stunden voller Kurzweil darin verbringen konnte. Das Museum bietet mit zigtausenden Schaustuecken einen grandiosen Ueberblick ueber die Epochen des alten Aegyptens, vom Beginn des Paharaonentums vor 5000 Jahren bis zum bereits vorherrschenden Einfluss der roemischen und griechischen Kultur.
Besonders beeindruckend sind natuerlich die beruehmten Highlights aus dem Grab Tutenchamuns mit der bekannten, goldenen Totenmaske und den anderen prunkvollen Gegenstaenden.
Weiters die Mumiensammlung, in der die konservierten Koerper der alten Pharaonen ausgestellt sind, teilweise noch eingepackt in Leinen, groesstenteils aber so ausgepackt, dass man Kopf, Haende und Fuesse sehen kann. Muy interesante, und ein wenig schaurig fuer die kleinen Museumsbesucher, die sich teilweise kaum an die Glasvitrinen herangetraut haben, hihi.
Mir haben es vor allem die wunderbar gearbeiteten Bildhauerwerke aus schwarzem Basalt angetan. Besonders die ueberlebensgrossen Darstellungen der Pharaonen und Gottheiten, vor denen ich teilweise minutenlang mit offenem Mund stehenbleiben musste. Das Design der alten Aegypter war echt genial und es muessen auch sehr schoene Menschen gewesen sein, die den Darstellungen als Vorbild dienten. Vom sagenhaften Liebreiz der Nofretete (der Name bedeutet uebersetzt “die Schoene ist gekommen”, was will mann mehr…;-)), die als Gattin von Pharao Echnaton auch gewichtigen Einfluss hatte, kann man aber ausserhalb des Museums im Auftreten und den verhuellten Gesichtern der Frauen auf den Strassen Kairos leider nur noch fallweise etwas erahnen. Aber das ist eine andere Geschichte…
Das Museum und die darin stattfindende Zeitreise in das alte Aegypten hat beeindruckt, und zwar ordentlich. Um ein wenig in diese Welt einzutauchen wollte ich ja auch nach Aegypten reisen, und es gibt hier viel zu sehen…
Ganz in diesem Sinne sind wir schon am naechsten Tag, gestern, zu den Pyramiden der weniger prominenten Art gefahren, naemlich nach Saqqara und Dashur. Die 2 Orte stehen ganz anders als ihre prominenten Verwandten nicht auf der Besuchsliste der meisten organisierten Touren, und so kann man dort in aller Ruhe die lt. Archaeologen aeltesten Pyramiden Aegyptens und der Welt besichtigen.
Als die aelteste Pyramide der Welt gilt die Stufenpyramide von Saqqara. Diese ist, wie der Name schon sagt, stufenweise aufgebaut worden, da die perfekte Pyramidenform ja nicht gleich auf Anhieb realisiert werden konnte. Schliesslich sei ja noch kein Pyramidenbaumeister vom Himmel gefallen, sagen die Archaeologen…Esoterikfreunde behaupten da mitunter schon andere Dinge…ich weiss es nicht und das ist mir auch recht so. Tatsache ist, dass die Pyramide von Saqqara beeindruckt, durch Groesse, Form und dem Setting herum. Man ist ja schon direkt in der Sandwueste, auch wenn ein paarhundert Meter weiter schon Kairo anfaengt.
Die 2 riesigen Pyramiden von Dahshur entsprechen dann schon mehr dem Bild, das man von einer ordentlichen Pyramide so vor Augen hat. Vorerst entstand – angeblich nicht ganz planmaessig – eine so genannte “Knickpyramide”, da aufgrund der Berechnungen waehrend der Bauzeit festgestellt wurde, dass das Bauwerk mit konstantem Kantenwinkel nicht fertiggestellt werden kann, weil es sonst zusammenbrechen wuerde. Also hat man den Winkel reduziert und so einen Knick eingebaut, und siehe da – die Pyramide steht immer noch. Die 2te Pyramide von Dahshur ist die sogenannte “rote Pyramide”, ein riesiges Geraet, in deren Inneres man auch ganz ungestoert und alleine einsteigen darf. Das haben wir auch gerne gemacht. Man steigt zuerst ausserhalb der Pyramide auf ca. ein Drittel der Hoehe rauf und dann geht es innen wieder durch einen schmalen und niederen Stollen im Zwergengang hinunter ins Innere der Pyramide, wo einige geleerte Grabkammern zu besichtigen sind. Der Zwergengang, sowie die Hitze und Enge im Einstieg haben mich verdammt an die Minen von Potosi in Bolivien erinnert, wenn auch die Pharaonen etwas sauberer arbeiten liessen als die spanischen Konquistadoren…die Kammern sind mit riesigen, Millimeter genau behauenen Steinbloecken gefertigt worden. Ja, viel mehr kann ich jetzt auch nicht dazu schreiben. Dennoch war es beeindruckend und eine Ehre, ins Innere einsteigen zu duerfen. Schon beim Raussteigen merkte ich, wie mir der Zwergengang die Saeure in die Oberschenkelmuskulatur trieb…viel zu frueh fuer meine Verhaeltnisse, und das liess mich auch erkennen, das ich noch nicht ganz fit war.
Dennoch fuhren wir voll zufrieden mit unserem ersten (aegyptischen) Pyramidenerlebnis in die Stadt zurueck. Dort liess uns der Taxifahrer am Eingangstor des einzigen Parks Kairos aussteigen, und wir betraten eine andere Welt. Hier wurde aus den Geldmitteln der Aga Khan Stiftung und auf einer ehemaligen Muelldeponie ein Park erbaut, der im Jahre 2005 eroeffnet wurde und – wie wir uns ueberzeugen konnten – schon recht gut angewachsen ist. Heute ist der Park die einzige oeffentliche, gruene Oase in dieser doch recht staubigen und dreckigen Grossstadt. Man zahlt wenig Eintritt, das reicht aber schon aus, dass nur noch die Elite Kairos sich das Vergnuegen goennt, hier am Rasen zu picknicken und den spektakulaeren Blick ueber das unendliche Haeuser- und Moscheenmeer zu geniessen. Wir waren drehbuchgemaess zu Sonnenuntergang da oben und haben es echt sehr genossen, mal nur auf der Wiese herumzukugeln und dabei von niemandem angelabert zu werden. Wie schoen!
Beim ca. 2stuendigen Spaziergang durch die Stadt bis zum Hotel sind wir schon recht muede geworden, und bis wir daheim waren, haben wir nicht nur sprichwoertlich alt ausgesehen. Der Nane hat kurz vor dem Einschlafen ein Foto von mir gemacht, wo ich schon einen Eindruck kriege, wie ich in 30 Jahren aussehen koennte, erschreckend! Also war es klar, dass wir den fuer heute geplanten Besuch der grossen Pyramiden von Gizeh auf den naechsten Tag, also morgen, verschieben werden.
Heute haben wir bis 12 gepennt, ofensichtlich war das echt noetig. Meine Beine waren heute so sauer wie beim Erreichen des Basislagers nach dem Abstieg vom Gipfel des Mount Everests. Eindeutig Mangelernaehrung – so lautete meine Diagnose. Also schnell zum Markt und ein paar Dinge gekauft und anschliessend einverleibt, die es in Aethiopien nicht gab.
Am Nachmittag waren wir noch im Koptenviertel, dem sogenannten alten “Kairo”. Die Kopten habe hier einen eigenen Kirchenbezirk, der einem schon beim Betreten durch aussergewoehnliche Sauberkeit auffaellt. Hier wird wie in Aethiopien neben Christus und der Gottesmutter vor allem mein Namenspatron und Begleiter, der heilige Georg verehrt-zu meiner Freude. Die Aethiopisch-Orthodoxe Kirche spaltete sich ja einst vom Koptentum ab. Aegypten hatte seit 40 n. Chr. die ersten christlichen Gemeinden ausserhalb Israels, hab ich irgendwo gelesen. Die Kopten stellen teilweise auch heute noch eine Gruppe von sehr gebildeten und wohlhabenden Menschen in diesem Land dar, sagt man. Die Kirchen und die Plaetze drumherum sind eine Oase der Ruhe und Sauberkeit. Selbiges trifft aber – ordnungshalber festgehalten – auch auf die beeindruckenden Innenhoefe der grossen Moscheen zu.
So, das ware erst mal das Wichtigste zu den ersten Tagen hier. Mal sehen, wie uns das Land weiterhin begegnet. Bisher sind wir zufrieden, die Leute sind auch hier fuer unsere oesterreichischen (oder sogar wienerischen) Verhaeltnisse echt sehr sehr nett und freundlich (, auch wenn ein Aethiopier vielleicht hie und da die Nase ruempfen wuerde.) Nein, alles prima! Wie noch zuletzt bezueglich Aethiopien gemacht, werde ich hier in Aegypten keinen Vergleich bezueglich einer Geliebten anstellen…weil meine Poesie anscheinend sowieso keiner verstanden hat, und: weil es hier auch vorerst gar nicht naheliegend scheint.
Jetzt gehen wir ein Kebab essen, und wenn es uns genug Kraft spendet, gehen wir morgen zu den grossen Pyramiden nach Gizeh…Inschallah!
[geo_mashup_show_on_map_link text=”Google Maps”]
also das meinst du wohl nicht im ernst. ich hab deinen geliebten-vergleich sehr wohl verstanden und zudem noch sehr genossen!! schmunzelnd, versteht sich. also bitte mach weiter so. i steh drauf. eh kloa, die olte evze…