Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes in Luxor haben wir uns noch einmal auf das andere Nilufer begeben, konkret zum Besuch des Hatshepsut-Tempels. Frau Hatshepsut war eine von wenigen weiblichen Pharaoninnen und ließ dieses Heiligtum zu Ehren Amuns – so sagt man – am Fuß der mächtigen Felswände errichten. Schon von der Ferne sieht man den riesigen Tempel, der recht modern wirkt und auch zu großen Teilen in der jüngeren Vergangenheit restauriert wurde. Berühmt wurde der Ort auch durch ein Attentat der Islamisten vor ein paar Jahren, das ca. 60 Touristen das Leben kostete und den ägyptischen Fremdenverkehr in eine Krise geschickt hat, von der er sich bis heute nicht vollkommen erholt hat.
Wir haben den Ort am späteren Nachmittag im Licht der untergehenden Sonne sehr genossen. Es waren nur wenige Gruppen unterwegs und so konnten wir auch das Allerheiligste in Ruhe betrachten, wenn auch nur aus der Ferne von der Absperrung aus. Die Atmosphäre in und vor den heiligen Hallen sucht ihresgleichen, es herrscht eine angenehme Energie. Ein würdiger Ort also, um in Anbetracht unserer baldigen Abreise aus dem Niltal Abschied von den alten Ägyptern zu nehmen. Viel haben wir gesehen und erlebt in den letzten Wochen, waren fasziniert von den Bau- und Kunstwerken sowie der Geschichte dieser alten Kultur. Auch wenn es jetzt schon spürbar war, dass es langsam reicht, haben wir uns noch einmal an alles erinnert und die aufkeimende Freude und Dankbarkeit zum Abschied in das Herz dieses wunderbaren Tempels gelegt.
Beeindruckt und zufrieden sind wir abgezogen, voller Vorfreude auf die Weiterfahrt ans Rote Meer, die wir für den nächsten Tag schon vorbereitet hatten.
Also sind wir am letzten Tag nach dem Aufstehen noch ein letztes mal zum Nil hinuntergegangen, danach noch mal zu unserem Stammlokal und dann um 1600 Uhr zum Bus, der uns in ca. 12 Stunden –hieß es- nach Dahab auf der Halbinsel Sinai bringen sollte. Für Nane war die Vorfreude doppelt groß, sollte er doch in Sharm El Sheikh seine geliebte Judith abholen, die für eine Woche zu Besuch kommt.
Und die 12stündige Fahrt sollte für uns ein Gradmesser werden, ob sich unser Sitzfleisch wieder regeneriert hat. Die Busfahrt dauerte aufgrund eines Motorproblems rund 10 Stunden zu lang und endete auch für mich in Sharm, wo die alte Kiste nicht mehr konnte und wir die Judith vom Flughafen holten. 22 Stunden im Bus also, aber unser Sitzleder war geradezu äthiopisch aushaltig. Wenn ich mir denke, wie ich noch vor wenigen Monaten in Peru regelrecht Angst vor meiner ersten 20stündigen Busfahrt hatte, dann bin ich jetzt schon ein wenig stolz, was ich an Geduld und Sitzfleisch dazu gewonnen habe. Ja, der Mensch hält viel aus. Dinge, die daheim ja niemand jemals auf sich nehmen würde.
Während der Nane die Judith vom Flughafengebäude geholt hat und sich schon auf eine Woche Liebestaumel eingestimmt hat, wurde ich draußen auf der Straße von unserem Taxifahrer, der sich als hinterfotziger Verbrecher offenbarte, so gepflanzt, dass ich meine Hand schon an seiner Gurgel gesehen habe. Der Gscheitere gibt nach und anstatt ihn zu würgen, hab ich ihm letztendlich das erpresste und viel zu hohe Fahrtgeld gezahlt und dieses sozusagen als Eintrittsgeld für den Sinai akzeptiert. Soll uns hier nichts Schlimmeres passieren. Die echt gemeine Gaunerei des Taxifahrers wird wohl Allah oder Osiris auf die Waagschale legen, hab ich mir gedacht. Geht ja mich nichts an.
Irgendwann sind wir dann nach 24 Stunden Reise in Dahab angekommen, mit einem guten Taxler. Für die Mühen wurden wir aber diesmal ordentlich belohnt. Judith hat reichlich Goodies mitgebracht von daheim. Aus Kärnten gab es Speck, Hirschenwürste und Kas-kigelen (eine Spezialität aus meiner näheren Heimat, die der Nane gar nicht kannte), dazu feines Schwarzbrot und ein paar Faschingskrapfen, ganz frisch aus der Tupperware, yummy! Ein wahres Fest für unsere nicht gerade verwöhnten Gaumen. Danke an die edlen Spender, die da sind meine Eltern und die Judith! Sozusagen als Nachtisch zog die Judith noch unsere verspäteten Weihnachtsgeschenke (von uns selber an uns selber) aus dem Rucksack: zwei brandneue Netbooks, kleine Alleskönnercomputer, mit meinem schreibe ich jetzt schon…außerdem einen neuen Rasierer für mich, neue Akkus für meine Kamera und noch ein paar Kleinigkeiten von der Wunschliste, die den Rucksack jetzt ungefähr doppelt so schwer werden ließen als er vorher war.
In Dahab dreht sich alles ums Tauchen und Surfen, das Wasser ist zwar eher kalt, aber es lockt mich schon sehr und ich freue mich, wenn ich dann endlich der Daumen nach unten zeigt (das ist beim Tauchen ein gutes Zeichen) und ich in die Ruhe und die Welt der bunten Fische absinken werde. Außerdem steht ein Besuch am heiligen Berg Sinai an, wo Moses die 10 Gebote empfangen hat. Viel Schönes also und hoffentlich ein wenig mehr Ruhe als im Rest von Ägypten. Das ist uns nämlich in den letzten 4 Wochen schon auch sehr anstrengend geworden.
Ahja, mit der nächtlichen und verschlafenen Fahrt über (oder unter?) den Suezkanal haben wir auch den afrikanischen Kontinent verlassen. Sicher nicht zum letzten Mal, kann ich zumindest von mir sagen…
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