Die Zeit daheim war schön aber auch recht knapp, denn es war ja schon wieder ein anderes Projekt vorgesehen…so schön es daheim auch ist…wenn man Zeit und noch ein wenig Knete hat wie ich, muss man das schon ausnutzen.
Die freundlichsten Menschen, die mir jemals begegnet sind, hatten wir mit Nane in Äthiopien getroffen. Äthiopier natürlich!…ABER: aus all den freundlichen und offenherzigen Äthiopiern sind noch zwei besondere Figuren herausgeragt: Father John und Father Paddy, die zwei Missionare in Arba Minch und Dimeka. Kaum jemals hab ich Menschen erlebt, die so authentisch positiv, freundlich und offen waren, wie die Zwei. Nane hat das auch so gesehen, und hätten wir einen Freundlichkeitsaward zu verleihen, ginge er an die beiden!! Oft haben wir uns auf der Reise die Frage gestellt, warum gerade diese Typen so freundlich waren, wie wir es selber nie hinkriegen würden.
Weil sie Pfarrer sind? – Nicht unbedingt!
Weil sie seit Jahren in Äthiopien leben? – Sehr gut möglich!
Weil sie nicht soviel hackeln wie wir das im Büro daheim gewohnt waren? – Sicher sehr förderlich!!!!
Oder vielleicht auch, weil sie aus Irland kommen? – Die Freundlichkeit der Iren ist schon irgendwie sprichwörtlich, und schon oft hab ich schöne Begegnungen mit reisenden Iren gemacht.
Vermutlich ist es eine Kombination aus all den genannten Faktoren. Wie auch immer…als ich mich auf der Rückreise von Usbekistan in Istanbul befunden habe und es klar wurde, dass es bald heimgehen wird, hab ich beschlossen, dass ich nach Irland fahren will, um das herauszufinden und unseren keltischen Wurzeln dort wenig auf den Zahn zu fühlen, wo noch mehr davon sichtbar ist. Wäre mir in den letzten Jahren ja nie in den Sinn gekommen, weil ich immer nur ins Warme wollte. Doch irgendwie hat mich der Ruf erreicht und plötzlich brannte diese Idee in mir.
Es war auch klar, wem ich die Möglichkeit des Mitreisens anbieten wollte. Meine Mutter schwärmt immer sehr, wenn Bilder aus Irland und England in der Kiste flimmern. Sie war aber noch nie dort und gerade jetzt brauchte sie dringend einen Tapetenwechsel. Warum sie also nicht mit dieser gemeinsamen Reise beschenken?
„Ist ja auch gut für mich“, dachte ich. Schließlich soll eine Reise auch immer Abenteuer und Herausforderung sein. Und in Irland ist ja wie im Rest von Westeuropa alles nur schön, zivilisiert, nett und gut organisiert. Da spricht doch einiges dafür, dass man sich einen zusätzlichen Nervenkitzel verschafft, indem man jemanden aus der eigenen Familie mitnimmt. Sowas ist immer eine spannende Sache, so sehr man sich auch kennt und liebt! Ein soziales Experiment und eine super Chance, sich mal anders kennen zu lernen, in den Spiegel des verwandten Gesichtes zu schauen und das gemeinsame Karma ein wenig abzuarbeiten – verbunden mit einer schönen Reise. Ein Anruf aus Istanbul reichte und meine Mutter war schon so gut wie „im Boot“. „Super!“, hab ich mir gedacht, und auch ganz ein bißl „Na serwas, das kann was werden!“…Denn damit es sich auszahlt (nicht nur in punkto Herausforderung), haben wir gleich zwei Wochen eingeplant – eine in Irland, eine in England.