Ja, in Irland muss man natürlich raus auf´s Land. Es locken traumhafte Landschaften, Seen, Klippen, Flüsse, grüne Weiden, Schlösser, Burgen, Kirchen und mystische Plätze aus den Jahrtausenden von der Steinzeit über die Keltenzeit bis zu den Anfängen des Christentums.
Wir haben beschlossen, uns den Stress mit Mietauto und Linksverkehr zu ersparen, nachdem wir von jemandem den Tipp bekommen haben, dass es den „Paddywagon“ gibt, einen Tour-Operator, der günstige und unkomplizierte Mehrtagestouren für junge Reisende und deren Budget anbietet. Das hat ganz vernünftig geklungen und schon waren wir angemeldet. Mutig von uns beiden. Für mich, weil ich jegliches Gruppentheater auf Reisen zu vermeiden gewohnt bin, und für meine Mutter, weil es doch absehbar war, dass sie in einem Bus mit einem Haufen junger Leute landen und in Hostels übernachten wird.
Für beide von uns erwies sich die Entscheidung aber als goldrichtig. Unser Fahrer Joe war ein richtiger Ire, kannte sich gut aus, war witzig, geistreich und hilfsbereit. Mit uns im Bus saßen ca. 20 andere Leute aus aller Welt, größtenteils amerikanische Collegegirls, und die Amies sind ja immer sehr nett und aufmerksam. Besonders schön und erfrischend war der lockere Umgang miteinander, nicht so zach wie auf normalen Busfahrten. So lernte man die Leute im Laufe der Tage auch ein wenig kennen, meine Mum quatschte viel mit verschiedenen Leuten und trainierte ihr Englisch, während ich bequem einen abschnarchen konnte. Super, wie sie sich durch die paar Tage durchbewegt hat. Eine coole Mum hab ich, das haben auch alle anderen bestätigt!
Wenn man durch Irland fährt, vor allem bei dem tollen Wetter, dann kommt man ja nicht aus dem schwärmen. Die Kulturlandschaft ist so lieblich und gepflegt, alles grünt üppig, Tiere grasen, Hecken und Baumriesen überall, die Artenvielfalt der Flora ist enorm, das Grün satt und intensiv! Dazwischen kleine, gepflegte Dörfer mit netten Pubs. Wir sind in den Westen und Südwesten gefahren, die populärste Route für Irlandneulinge wie uns, weil es dort die eindrucksvollsten Landschaften zu sehen gibt. Egal wo wir in diesen Tagen hinkamen, sagten die Leute, dass die Sicht aufgrund des Wetters nie so gut sei, was hatten wir für ein Glück!
Vorher aber machten wir noch einen Abstecher nördlich von Dublin, wo es die Tunnelgräber von Bru na Boinne in Newgrange und den Hill of Tara zu besichtigen galt.
Das Grab von Newgrange ist ein künstlicher Steinhaufen mit einem ca. 30 Meter langem engen Tunnel, durch den bei der Wintersonnenwende die untergehende Sonne für ein paar Minuten eine Grabkammer mit einem dünnen Sonnenstrahl erhellt. 5000 Jahre alt und sehr faszinierend.
Der Hill of Tara war der Sitz der irischen Hochkönige in keltischen Zeiten. Ein kleiner Hügel mit super Aussicht und oben dem phallischen „Stone of Coronation“.
Dann ging´s gen Westen. Sehr faszinierend, weil auf einem super Platz gelegen und mit einzigartigen keltischen Steinkreuzen ausgestattet, waren die Ruinen des Klosters von Clonmacnoise, dem ersten irischen katholischen Kloster, das später von den Wikingern zerstört wurde. Und von Irland aus hat sich ja das katholische Mönchstum erst über Europa verbreitet.
Unterwegs immer wieder kleine Stopps an schönen und im Bedarfsfall auch an „stillen“ Orten. Erstes Übernachtungsziel im Westen war dann die Stadt Galway, die Bohemian City in Irland.
Und in Galway waren wir mal wieder genau zur richtigen Zeit am richtigen ort. Unser Fahrer Joe hatte schon den ganzen Tag davon geschwärmt und im Radio war es auch das Hauptthema: Galway war an diesem Wochenende Etappenziel des weltweiten Hochseerennen „Volvo Ocean Race“, das von den Iren begeistert verfolgt wird, anscheinend die Formel 1 des Segelsports. Die Stadt wird deshalb eine einzige Party sein, die ihren Höhepunkt in einem gratis Open Air-Konzert von Sharon Shannon finden wird. „Wer ist Sharon Shannon?“, fragt sich da jemand wie ich, dessen musikalischer Geschmack ganz klar am anderen Ende der Bandbreite menschlicher Hautfarbe befindet. Der Freund der Irischen Musik, und das sind die Iren alle, zuckt aber bei dem Namen aus, denn SS ist DER SUPERSTAR der irischen traditionellen Musik. Naja, da muss man hin, soviel war klar, immerhin ist Musik immer ein Träger der Energie eines Landes, und um diese zu erfahren geht man ja auf Reisen.
Die ganze Stadt und der Hafen mit all den Docks waren gerammelt voll, ca. 60.000 Menschen sahen sich das Konzert an. Die Leute sind bei den Hits wie “Galway Girl” voll ausgefreakt und zugegeben – mir hat´s auch sehr gefallen, was die Sharon Shannon da aus ihrer kleinen Ziehharmonika rausgequetscht hat. Ein Fest der irisch-keltischen Leichtigkeit und Freude, wie es nicht besser hätte fallen können für uns! SUPER!
Hier zwei Kostproben auf Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=FDsd9Rd-gMI
http://www.youtube.com/watch?v=D95U-XVKbnI
Weiter ging ´s am nächsten Tag zu den berühmten Klippen von Moher, die 200 Meter tief und senkrecht in den Atlantik abfallen. Muy impressionante!
Unterwegs gibt ´s immer wieder was zu sehen. Weitere Höhepunkte waren der Nationalpark von Killarney und das Blarney Castle. Die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite, es war ein Traum! Die Leute in Irland sind so offen, kontaktfreudig und lieb, als Österreicher packt man ´s ja kaum! Auch in den kleinen Städten am Land spielt sich sehr viel Leben ab, viele junge Leute und so was wie Nightlife. Die Institution Pub ist sowieso genial, weil dort wirklich alles zusammenkommt, von Jung bis Alt, traditioneller Musik bis neueste Dancetunes-super!
Was waren das für tolle Tage! Reiner Genuß, nicht mal familiärer Stress, alles super! So wie das Wetter sich präsentiert hat, war Irland für mich eines der Topreiseländer, in denen ich bisher war. Auch meine Mutter hat sich total in Land und Leute verliebt. Und ich weiß jetzt: die beiden Missionare im äthiopischen Busch sind richtige Iren, ein toller Menschenschlag! Man sieht sich wieder auf der grünen Insel, soviel steht fest. Thank you Ireland, the craik was grand! ABSOLUTE REISEEMPFEHLUNG!!!!!!!!!!!!!!!!!
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