Die Algenblüte am Lago Atitlan

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Nachdem sich die Gruppe aufgelöst hat und die meisten Leute wieder Richtung Europa abgereist sind, habe ich noch drei ruhige Tage mit Gunti am Lago Atitlan verbracht. Leider mussten wir dabei feststellen, dass der von uns so geliebte See noch immer total veralgt ist.

Als wir hier vor vier Wochen herkamen, war von den Algen noch nichts zu sehen, eine Woche später war schon fast der ganze See von braunen Schlieren überzogen und die örtliche Bevölkerung total in Aufregung, weil es so etwas noch nie gab. Der See, der normalerweise ganzjährig bei ca. 21° Wassertemperatur zum Baden einlädt, ist plötzlich für Schwimmer gesperrt, weil es zu Hautreizungen und Ausschlag kommt.

Als wir vor ein paar Wochen im Ort Panajachel unterwegs waren, erklärte uns ein kompetent wirkender Herr, dass das Algenwachstum wohl mit einem vulkanischen Ereignis zu tun haben muss, dass unter der Wasseroberfläche stattgefunden hat. Das klang für uns recht plausibel, da wir wussten, dass der nahe gelegene Vulkan Toliman schon seit Jahren unruhig ist. Was wir aber auch wussten, ist, dass der Lago Atitlan am heurigen Welt-Wasser-Forum zum „Bedrohten See des Jahres“ ernannt wurde, damit die Öffentlichkeit auf die Umweltprobleme hier um diesen wunderbaren See aufmerksam wird. Aber wen juckt das schon in einem Land, wo 75% der Bevölkerung in Armut lebt und große Teile davon schauen müssen, wie jeden Tag was zu Essen auf den Tisch kommt? Und gäbe es keinen Tourismus, wäre die Aufregung in Panajachel wohl nur halb so groß.

Mittlerweile haben sich amerikanische Experten um die Sache angenommen und das aktuelle Problem klar dargestellt. Es handelt sich bei den “Algen” um Cyanobakterien, die fälschlicherweise Blaualgen genannt werden. Ursache für das Wachstum ist die hoffnungslose Überdüngung des Sees, die sich über Jahre aufgebaut hat und wohl auch für Jahre Nahrung für die Cyanobakterien darstellen wird. Wundern brauche sich darüber niemand, da die Kläranlage von Panajachel im Jahr 2005 bei einem Hochwasser weggeputzt und nie wieder neu errichtet wurde. Die Abwässer rinnen ungeklärt in den See, dazu kommen noch jede Menge wilder Mülldeponien.

Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser Diagnose auch die Dringlichkeit für schützende Maßnahmen für den See deutlich wurde und diese bald ergriffen werden. Am Dienstag sind wir mit dem öffentlichen Motorboot nach Santiago über den See gefahren und mussten dabei erschreckt feststellen, dass das Wasser tatsächlich über die gesamte Fläche des Sees eine braune Brühe ist.

Der Lago Atitlan wäre nicht der erste See dieses Landes, der ökologisch zerstört wird. In diesem Fall ist jedoch zu hoffen, dass wenigstens der Faktor Tourismus die Zuständigen zum Handeln motiviert, denn der Lago ist einer der wichtigsten Anziehungspunkte des Landes.

Übrigens: Für die Weisen der Maya gilt der See nicht nur wie alle Gewässer als ein beseeltes Wesen, sondern darüber hinaus auch als ein energetisches Tor in den Kosmos von weit reichender Bedeutung. Als dieses wird er in Zeremonien geehrt und gereinigt. Und als dieses möge er auch trotz der aktuellen Veralgung sauber bleiben.

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Die veralgte Bucht von Panajachel von oben

Die veralgte Bucht von Panajachelvon oben...

...und aus der Nähe

...und aus der Nähe

2 Gedanken zu „Die Algenblüte am Lago Atitlan

  1. Erhard und Margit Eder

    Lieber Jörg !

    Wir wünschen Dir von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest, auf welche Weise ihn Du auch immer erleben wirst.

    Liee Grüße aus dem Gailtal

    Erhard und Margit

    Antworten
  2. Joerg

    Der Lago Atitlan ist übrigens wieder von der Algenblüte befreit und man kann überall gut baden. Bisher scheint das mehr an der Selbstheilungskraft der Natur liegen, die Regierung unternimmt noch nichts.

    Antworten

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