Der Gunti ist am 12.11. wieder heimgeflogen. Ich nicht, denn ich hab noch einiges vor hier. Ich bin jedoch auch nicht in Panajachel geblieben, sondern habe den Lago unter mir gelassen und bin ein paarhundert Höhenmeter höher gefahren.
Jetzt, wo ich wieder mit Walter alleine unterwegs bin, schauen auch die Verkehrsmittel plötzlich wieder ein wenig bescheidener aus.
Rauf nach Solola ging´s mit dem Camioneta, das sind die bunten Busse, die von den Ausländern gerne „Chicken Bus“ genannt werden. Ein Begriff, den ich nicht mag, weil er eine Arroganz beinhaltet und überhaupt nicht treffend ist, da ich auf all meinen Fahrten in den Camionetas noch nie ein einziges Hendl gesehen habe, sondern jede Menge Indianer, die einem nett zulächeln. Ein Erlebnis ist so eine Fahrt allemal. Die Vehikel sind ja uralte Schulbusse aus Amerika, die ordentlich aufpoliert, verchromt und motorisiert sind, dass einem hören und sehen vergeht. Auf den steilen Gebirgsstrassen hier im Hochland fetzen die dahin, meistens sieht man nur eine schwarze Rauchwolke und hört einen Lärm, wie er von einem ganzen Panzerbataillon stammen könnte. Die Besatzung eines Busses besteht aus zwei Typen, einem abgebrühten Fahrer und einem noch abgebrühteren Ayudante. Der Fahrer hat die Aufgabe, das Gaspedal möglichst durchzutreten, damit das Rennen mit den anderen Bussen um die am Straßenrand stehenden Passagiere gewonnen wird, schließlich ist jeder Bus ein privates Unternehmen. Es wird in allen Kurven und bei allen Aufwärtspassagen überholt, als ob es keinen Gegenverkehr gäbe…muy peligroso!
Ich bin vor allem immer beeindruckt, wie der Ayudante das ganze Geschäft mit den Passagieren regelt und die Ordnung bewahrt. Die Busse sind normalerweise voll besetzt, das heisst hier: mit ungefähr 60-70 Menschen doppelt überbesetzt. Der Ayudante schreit vor der Abfahrt wie ein Irrer das Fahrziel in die Gegend, bis der Bus voll ist, er trägt das ganze Gepäck auf das Dach und verstaut dieses. Im Businneren drängt er sich dann durch die Leute und kassiert von jedem das entsprechende Fahrtgeld. Er weiß von allen Leuten, wohin sie fahren und was von dem ganzen Müllhaufen am Dach wem gehört. Über Blicke, Pfeifen und Handzeichen wird dem Fahrer klargemacht, was dieser zu tun hat – meistens Gasgeben. Wenn es Stress unter den Leuten gibt, sorgt der Ayudante für Ordnung. Und wenn es im Bus drinnen zu fad oder zu stickig wird, hängt er sich bei voller Fahrt außen an den Bus ran, turnt beim Gepäck auf dem Dach herum, etc. Die Ayudantes sind im Normalfall recht lustige und gesprächige Typen. Die Attribute ihrer im Bus uneingeschränkten Macht sind ein dickes Geldbündel in der Hand, eine große goldene Gürtelschnalle und ein schickes Handy, das gut sichtbar getragen wird. Man erkennt sie aber auch an der großen Klappe, ein Ayudante ist immer auch ein bißl ein Angeber. Mir sind diese Typen höchst sympatisch. Wie oft haben wir uns mit Nane in den äthiopischen Bussen gedacht, dass ein guatemaltekischer Ayudante mit den chaotischen Zuständen dort sofort aufgeräumt hätte.
Von Solola bin ich mit dem Pickup weitergefahren. Der hier so genannte Pikop ist das Gefährt, mit dem die kleinen Dörfer erreicht werden. Das sind meistens uralte Toyotas mit einer durchgerosteten Pritsche auf der ein zaunartiges Gestell montiert ist, das den stehenden Fahrgast auf der Pritsche hält, bzw zum Festhalten dient, wenn man nur noch einen Platz am Trittbrett oder sonst wo in der zweiten Klasse bekommt. Die Pikops sind meistens ziemlich voll, das heißt es stehen ungefähr 25-30 Indianer auf der Pritsche, 4-5 sitzen vorne beim Fahrer in der Kabine und ein paar stellen sich hinten noch auf die Stoßstange. Dort stehe ich am liebsten, da falle ich nicht so auf, wie wenn ich zwischen den Leuten auf der Pritsche stehe, die alle 2 Köpfe kleiner sind als ich. Bei jeder Bodenwelle kratzt irgendein Teil am Asphalt, die alten Karren werden extrem malträtiert. Alles kein Problem, wenn die Fahrt nicht zu lange wird und einem nicht dauernd irgendjemand mit Verdacht auf Schweinegrippe ins Gesicht pfnatscht. Die Einheimischen haben sowieso eine Riesengaude beim Herumfahren…das ist auch höchst ansteckend…
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