…aber man kann ihn schon recht eutlich sehen von hier. 😉
Tja, gestern sind wir mit dem Bus von Addis Abeba nach Arba Minch gefahren. Die letzte groessere Stadt im Sueden von Aethiopien, nahe der kenianischen Grenze und Ausgangspunkt fuer die Touren in das beruehmte Omo-Valley.
Die Busfahrt begann eigentlich um 500 in der Frueh, wo alle Fernbusse am Busbahnhof losfahren. Als wir dorthinkamen war es noch finster und es gab ein irres Gedraenge von tausenden Menschen, die alle irgendwo hinfahren wollten. Da der normale Aethiopier so eine weite busreise ca. 2 mal in seinem Leben macht, sind die Leute dementsprechend aufgeregt, nervoes und auch gereizt. Unseren Bus haben wir schnell mit Hilfe eines Ordners gefunden, das Gepaeck aufs Dach geladen, der Mafia Schutzgeld fuer unser Gepaeck gezahlt und den Sitz bezogen. Der Bus war eine uralte Kiste aus Italien, die man wahrscheinlich nicht mal mehr bei den alten Don Camillo Filmen zu sehen bekommt. Die Sitzbank von Nane und mir war so schmal, dass mein halber Arsch am Gepaeck im Gang (=vollgestopfte Plastiksackeln) zur Rast kam. Die Fahrt sollte 10 Stunden dauern, Arba Minch ist ca. 600 km entfernt. Es dauerte einmal ca 1,5 Stunden, bis sich jeder seinen Platz gesichert hatte und unwillkommene Leute ohne ticket aus dem Bus gepruegelt waren. Da ging es recht hart zu. Im Bus war ein Laermpegel, das nichtmal die Ohrnstoepsel halfen, so aufgeregt waren alle. Die Sitze waren hart, und der Bus war vollgestopft bis aufs Letzte, doch die leute und wir nahemen es mit viel Humor.
Nane und ich sind gottseidank sofot eingepennt. Nach 3 Stunden erster Stopp in einer kleinen Stadt. Dann lange kein Stopp, ich muss schon dringend aufs WC, endlich bleibt der Bus nach 5 Stunden stehen. Es stellt sich jedoch heraus dass es ein technisches Gebrechen ist, gottseidank mitten in einer kleinen Stadt, wo man sich auch was zum essen checken kann. Es ist irre, wie schnell 100e von Leuten da sind, um uns und unsere Panne zu beobachten. Wir Ferenjis (+Weisse) waren die Hauptattraktion, eh klar. Vor alem die Kinder sind nicht scheu und ssehr lustig, so hatten wir viel Spass mit denen und ein paar legendaere fotos gemacht. Alle Bettler und Behindrte des Ortes komen aus ihren Loechern um einen anzuschnorren. Die Erwachsenen sind zurueckhaltender und beobachten einen aus der ferne, nur wenige nutzen die Moeglichkeit zum Englischueben und quatschen mit uns.
Die Leute sind immer sehr stolz, wenn man ihnen sagt, wie beruehmt Aethiopien ist, und dass jeder dn Haile Selassie kennt. Der alte Kaiser ist immer noch – oder wieder mehr – Symbol fuer den Nationalstolz der Aethiopier.
Waehrend wir mit den zig Kindern gebloedelt haben, haben unzaehlige Hobbymachaniker den Bus auseinandergenommen, herumdiskutiert, geschimpft, fast gerauft und eigentlich keinen Plan gehabt. Die batterie wurde gewechselt und irgendwann nach 2 Stunden ist die Kiste wieder angesprungen. Uns hat die Zwangspause voll getaugt, die Kinder haben uns mit viel Spass und kindlicher Energie angesteckt. Ausserdem konnte ich mir die (geschwollenen) Fuesse vertreten.
Wir winkten aus dem Fenster und fuhren weiter, nur um eine Stund spaeter einen Platten zu haben. Wieder Paue, rechtzeitig zum Sonnenuntergang mitten in der Pampa. Auch hier, wo zuerst niemand zu sehen war, sind ploetzlich zig Menschen um uns herum, Kinder albern herum, beruerhen uns, um zu sehen, wie sich die weisse Haut mit den Haaren drauf so anfuehlt. Wieder laessige fotos gemacht. Platten gewechselt und weiter gehts.
Anscheinend sind solche Pannen eh eingeplant, die Leute gehen auch cool damit um…wir sowieso. Ein eigener Mechaniker ist mit an Bord. Nur hatte der sich de Tag angenehmer vorgestellt, das war schon zu sehen. Schon beim ersten Stopp hatte er sich mit Saecken von Khat (das ist die eine Art Nationaldroge, Blaetter mit leicht narkotischer Wirkung, die man kaut und einem den noetigen Kick fuer politische Diskussionen und anderen Pallawer geben) Der Mechaniker hat das Zeug unaufhoerlich in sich hineingestopft und war auch schon recht high und uebermuetig, als es zur ersten Panne kam und er sich in den Overall und weiter uter den Bus schmeissen musste. Das Gesicht hat Baende gesprochen. Nach der ersten Panne hat er sich wieder eine ordentliche Dosis genehmigt, in der Hoffnung dann sine Ruhe zu haben, leider Pech gehabt. Der gewechselte Reifen war der glatzigste, den ich je sah.
Sehr spaet sind wir in Arba Minch angekommen, bei einer irren Hitze, Ungeziefer und den Hustlern, die schon auf uns warteten, um uns alles Moegliche aufzuschwatzen und das Geld aus den Taschen zu ziehen. Wir haben uns ein Hotel gecheckt, waehrend der “Fanclub” hinter uns her war, und warebn echt froh ueber die geschlossene Tuere und die Dusche.
Ein wohl typischer afrikanischer Reisetag geht zu Ende, einfach irre! Irre lustig, interessant, aber auch irre anstrengend. Witzig auch, wie sich ueber die Stunden der Fahrt und der Pannen eine Leidensgemeinschaft im Bus gebildet hat, eine Familie, deren exotischste Mitglieder sicher wir waren.
Heute werden wir Father John suchen, einen irischen Missionar, der uns von Papa Freddie vermittelt wurde und uns eventuell mit in das Omotal nehmen kann. Mal sehen.
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Hola Hermano,
das ist ja so herrlich, dass Eure Reise für uns im weltweiten Netz lesbar ist. Und für mich auch sehr inspirierend.
Habe Dir doch erzählt, dass ich mit einer meiner Guatemala-Kurzgeschichten bei einem Literaturwettbewerb unter den Gewinnern bin. Das hat mich motiviert, weiter Geschichten zu “erfinden”. Und Deine Berichte hier im Blog sind da natürlich sehr anregend.
Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich die Hermanos literarisch verewige. Namen sind selbstverständlich geändert!
Nun wünsche ich Euch gute Reise und viele tolle Eindrücke im Omo-Valley.
Stefan