Der naechste Tag sollte uns zusammen mit einem Vertreter der orthodoxen Kirche, der in den Projekten viel mit Paddy zusammenarbeitet, weiter in den Sueden Richtung kenianische Grenze fuehren.
In der Frueh besuchten wir noch zusammen mit Paddy den von der Mission betriebenen Montessori-Kindergarten, wo 70 kleine Kids gegen einen kleinen Geldbeitrag erste Erziehung und Sozialisierung sowie eine Basisausspeisung bekommen. Fuer nane und mich war es ein Heidenspass bei den kleinen Kerlchen, die uns zeigen durften, was sie so alles draufhaben.
Dannach ging es in den nahegelegenen Ort Turmi, wo der woechentliche Markt stattfand. Viele bunte Menschen, wir die einzigen Weissen, schon etwas komisch fuer uns. Der Markt ist nicht gross und es werden nur ein paar landwirtschaftliche Produkte verkauft. Maenner und Frauen in der traditionellen Kleidung. Barbusige Frauen mit reich verzierten Umhaengen aus Tierhaut und Schmucknarben. Maenner mit Koerperbemalung und Lehmfrisur,…
Die Leute aus den Doerfern beachten uns nicht soviel, sie sind sehr stolz und gehen ihrem Business nach. Einige fragen nach, ob man sie fotografieren wolle, da es ueblich ist, sich fuer ganz wenig Geld von Touristen ablichten zu lassen. Uns taugt das weniger, weil die Leute beim Posieren sehr steif und eher unfotogen sind. Die wahre Schoenheit sieht man auf den Fotos, die mit dem Zoom entstehen und das normale Geschehen zeigen.
Die Kinder aus der kleinen Stadt sind sehr kontaktfreudig und stehen sehr auf uns. Nane spielt auf einem uralten Krempel Tischfussball mit ihnen, waehrend andere der untergewichtigen Kerlchen wie Spinnen auf mir herumklettern. Sie sind so duenn und leicht, dass 3 davon gleichzeitig auf mir herumturnen, ohne dass ich es wirklich anstrengend finde. Ein grosser Spass fuer alle.
Nachdem wir vorerst genug haben und unser Fahrer noch andere Dinge in der suedlich gelegenen Stadt Omorate zu erledigen hat, machen wir uns auf den weiteren Weg. Auf der ca eine Stunde dauernden Fahrt wird es zusehends karger und trockener, die Vegetation laesst nach, draussen hat es sicher 40 Grad, keine Menschen weit und breit, weil kein Wasser, nur jede Menge Termitenbauten (teilweise 10 Meter hoch) und Wirbelstuerme, die man hier “Dust devils” nennt. Wo kann da noch Leben sein?
Schliesslich erreichen wir Omorate, dass direkt am Omo-River liegt, der der ganzen Region den Namen gibt. Die Stadt ist so abgefuckt, man glaubt es kaum. Staubig, windig, alles ist nur aus ein paar Holzpruegeln aufgebaut, der kaffebraune Fluss ist sozusagen die Lebensader. Omorate ist der letzte Ort vor der ca. 50 km entfernten kenianischen Grenze. Es treibt sich hier allelei Banditengesindel herum, dass bei Bedarf einfach ueber die Grenze geht und wieder zurueck. Wir gehen auf ein bescheidenes Mittagessen, am Nebentisch sitzen Keniaten, die ruepelhaft hoch drei sind, herumpoebeln und fressen wie die Schweine. Nach dem Essen spazieren wir zum Fluss, wo die Touristen, die sich da herverirren, ueblicherweise eine Ueberfahrt im Einbaum machen. Der Fluss ist extreme trueb, die Leute kommen hierher zum Wasserholen, da es im Ort keinen richtigen Brunnen fuer die Bevoelkerung gibt. Unglaublich und unwuerdig, viele leiden hier an der Cholera und anderen Seuchen. Auf den Strassen sind Betrunkene unterwegs. Wer dem afrikanischen Landleben zu romantisch gegenuebersteht, wird hier gnadenlos auf den Boden der Realitaet geschmettert.
Am Fluss treffen wire in paar Einheimische, die sind sehr wortkarg. Nur ein Taubstummer versucht hartnaeckig mit uns zu kommunizieren, was nach 5 Minuten schon ordentlich zu nerven anfaengt. Die Einbaeume sind krumm wie Bananen und man fragt sich, wie man damit ueber den Fluss, der sicher ueber 100 Meter breit ist, drueberkommen soll. Man wollte uns zur Ueberfahrt ueberreden, jedoch sagten die Leute, dass es drueben eh nichts zu sehen gaebe, also sind wir wieder abgezogen, den taubstummen Laestling im Schlepptau, staendig an meinem T-Shirt zupfend, oh Mann, das nervt!
Schliesslich hat sich noch ein katholischer Priester zu uns gesellt, der unseren Fahrer kannte und mit uns nach Dimeka mitfahren wollte. Sein Name ist Abba Gosh und er ist gleichalt wie Nane. Frisch abgegangen von der katholischen Priesterausbildung in Nairobi/Kenia sieht er seine persoenliche Mission darin, in dieser abgefuckten Stadt Omorate ohne Geldmittel eine katholische Gemeinde aufzubauen. Er ist auf einem extremen Film drauf, naiv obendrein und will wohl den Maertyrerweg gehen. Die ganze Fahrt lang labert er uns ueber die heiligen Sakramente und die Rolle des Papstes voll, dass uns ganz anders wird.
Am Rueckweg machen wir noch einmal am Markt von Turmi halt. Hier sind schon einige Leute sehr betrunken. Wie die meisten indigenen Voelker dieser Erde sind auch die Staemme hier sehr vom Alkoholproblem betroffen, der Alk ist spottbillig und ueberall zu haben. So wanken auch hier am Markt Besoffene herum und poebeln uns an, eher unschoen. Abba Gosch, der Prediger, zeigt sich sehr arrogant den “Wilden” gegenueber, fuer ihn sind sie wohl wie Tiere, und wir fuehlen uns hier in seiner Gesellschaft eher unwohl. Also sind wir wieder abgefahren. Am Rueckweg nehmen wire ein paar Frauen mit, die HIV haben und in Turmi ihre Medikamente abgeholt haben. Wie in ganz Afrika sind auch hier viele Menschen infiziert, die Organisationen klaeren auf und helfen, sogut es geht.
Wir sind mit dem Tag zufrieden und freuen uns trotzdem auf die Rueckfahrt nach Arba Minch am naechsten Morgen. Wir haben noch ein schoenes Abendessen mit Father Paddy. Er war ein toller und liebenswerter Gastgeber, wie Father John auch.
Uebrigens: die katholische Mission und ihre Projekte (v.a. Gesundheit, Wasserversorgung, Bildung) werden hier auch von der oesterreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstuetzt, ausserdem von der Dreikoenigsaktion. Also schoen spenden, wenn die Sternsinger kommen und ihre Lieder traellern, die Leute machen gute Arbeit da draussen!!
Durch den Kontakt zu Oesterreich ist auch ein ORF-Team vor 2 Wochen bei Father Paddy zu Gast gewesen und hat gefilmt; auch bei der Familie, wo wir waren. Die Sendung geht am 1.1.2009 ueber den Aether, auf ORF um 18:00 Uhr. Wer also sehen will, wo wir waren, sollte sich das nicht entgehen lassen und sich gemuetlich vor’s Patschenkino hauen. Ganz ohne Moskitos, andere Laestlinge und Dust-Devils, aber wahrscheinlich auch nicht ganz mit dem speziellen Feeling, das wir da draussen bekommen haben.
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Hi,ihr lieben!
hoffe sehr, dass ihr aus turmi heil und gesund wieder draußen seid…die sehr lebensnahe schilderung ist mir während des lesens gleich ziemlich unter die haut gegangen… beeindruckend, wie anziehend ihr auf die kinder wirkt, bitte tua sie extra für mich “büldln”!
viel liebe
muma