Das Reisen mit Bus, Minibus und Isuzus gehoert in Aethiopien wohl zu den anstrengensten , aber auch bereichernsten Erlebnissen. Schon der Ticketkauf kann zu einer kleinen Odysee werden, fuer die man schon einen halben Tag veranschlagen kann. Es gibt zwar, wie ueberall in Aethiopien, extra dafuer bereitstehende Hustler (erkennbar meist an Arztkitteln in allen erdenklichen Farben und Unfarben), die einen beim Eintritt in den sogenannten Busbahnhof abpassen, aber unbedingt reibungsloser laeuft es trotzdem nicht ab. Mit dem Kauf eines Tickets ist es naemlich noch lange nicht getan. Will man einen einigermassen ertraeglichen Sitzplatz im Bus ergattern, sollte unsereiner mindestens 1 1/2 Stunden vor Abfahrt beim Bus sein (es besteht auch die Moeglichkeit sich einen Jungen von der Strasse extra zum Sitzplatzreservieren, der dann die Zeit bis zur Abfahrt im Bus wartet, zu mieten). Fuer das Gepaeck wird dann natuerlich noch eine extra “Versicherung” verlangt. Das Abladen kostet fuer Ferenji wieder ein Trinkgeld.
Endlich im Bus sitzend, braucht man ein Sitzfleisch so dick wie das Telefonbuch von Wien inklusive Gelberseiten. Da derzeit fast alle Ueberlandstrecken von den Chinesen und Indern neu gebaut werden und so auf neben den zu bauenden Strassen liegenden Gueterwege aqusgewichen wird. Die eher einem von der Sonne ausgetrockneten Feldweg gleichen und den Koerper durchkneten, wie ein Baecker den Brotteig.
Die Entschaedigung ist aber wahrlich die grossartige Landschaft, die am Busfenster vorbeizieht. Im Sueden eine weite von Schirmakazien, “Ohrwaschelkakteen” und aus Australien importierte Eukalyptusbaeumen durchsetzte Landschaft, die von immer groesser werdenden, der Hitze angepassten, Termitenbaukaminen vertikal zerstueckelt wird. Die Fenster im Bus zu oeffnen, stellt auf jeden Fall einen Fehler dar, da der aufgewirbelte Staub sonst die Nasenloecher verschliesst. Egal, der Koerper ist nur mehr Auge und sieht die Rundhuetten, Buckelrind-, Schaf- und Ziegenherden vorbeifliegen und freut sich.
Anders im Norden. Hier bildete die Kraft des Erdinneren im Zusammenspiel mit der Erosion eine bizarre Tafelberglandschaft, die durch steil abfallende Taeler geteilt wird. Die Huetten sind nicht mehr aus Stangen, Lehm und Stroh gebaut, es koennen die Unmengen an herabgekollerten Steine zum Hausbau verwendet werden. Die steilen Berghaenge sind durchzogen von Terrassen, auf denen vor allem Getreidesorten angebaut werden und die Rinder muessen staendig im Kreis gehen, um das Korn aus den Aehren zu treten. Die Vegetation aendert sich hin zu Wacholder und anderen Nadelgehoelzen. Allgegenwaertig ist immer noch der Eukalyptus, der wegen seines schnellen Wachstums, gerne zur Brennholzproduktion angepflanzt wird.
Im Bus steht die Szenerie um nichts nach. Auf Grund des schlechten Strassenzustandes und der sich dem Berg hinaufschraubenden Serpentinen, ist es keine Seltenheit Leuten beim Auswurf des Halbverdauten zuzuschauen. Wobei dies immer lautlos von statten geht und man so nicht gewarnt ist, sollte ein Kleinkind einen in den Ruecken speiben. Doch aufgeschreckt durch einen vor uns sich uebergebenden, konnte ich meinen Ruecken doch einigermassen sauber halten und mich einer Konversation mit einem Chad-Kauer hingeben.
Viele in den Staedten koennen zwar gut englischsprechen, bei den Busfahrten sind diese allerdings weniger anzutreffen. Ausnahmen bestehen hier nach dem Genuss von Chad. Eine in Aethiopien sehr beliebte leichte Droge aus den Blaettern eines endemischen Gehoelzes. Die besten Sorten sollen aus Harar im Osten Aethiopiens stammen, wo auch meiner Meinung nach am exzessivsten Gekaut wird. Jeder auch noch so stille Reisegenosse wird beim Kauen der frischen Blaetter redselig und redseliger. Faengt zu singen an, gestikuliert wild umher und lacht aus vollem Halse. Die Auswahl der besten Blaetter ist ein Ritual und die Gruenverfaerbung der Lippen und Zaehne ein Muss. Da die Blaetter nur frisch gut vertraeglich sind, werden fuer auswaertige Chadkauer die Blaetter getrocknet, zermahlen und als Tee aufgekocht getrunken – Wirkung die selbe. Langanhaltender Konsum fuehrt allerdings zur Verbloedung, mit gleichzeitigem Alkoholkonsum zu noch schnellerer Verdummung und absoluter Antriebslosigkeit.
Die Pausen bei den bis zu 16 stuendigen Fahrten sind eher rar gesaet und man muss sich das Pinkeln wohl einteilen oder wie Sunny zu sagen pflegt “If you ever ludl, ludl it good!”. Auch sind die Pausen wichtig zur Verpflegungsaufnahme, wobei wir nur Kekse und Wasser zu uns nehmen. Die Speibenden aber Injera in sich hineinstopfen, was nach der Pause wieder zum Auswurf der zuvor eingenommenen Speise fuehrt, die dann mit dem eigenen Pullover wieder von Busmittelgangboden aufgewischt wird. Der Pullover kommt danach natuerlich wieder in das gelbe Plastiksackerl, welches als Reisetasche dient, Kleidung ist kostbar. Seltsam, aber so ist es geschehen …
Polizeikontrollen gibt es selten, nur bei der Fahrt von Harar nach Addis Ababa wurde unser Minibus mehrmals zwecks Inspektion aufgehalten. Dies deshalb, so wurde mir erklaert, da der Hafen von Djibouti unweit ist und hier die Secondhand-Ware aus Europa eintrifft. Viele Schmuggler versuchen also die gebrauchten Elektrogeraete und vor allem Textilien aus Europa von Djibouti auf dieser Strecke nach Addis Ababa zu schleussen und diese dort mit Gewinn zu verscherbeln.
Ich unterhalte mich derweilen mit den Chadkauern und bete fuer eine Verdopplung des Sitzfleisches.
Hallo Markus. Sei froh, dass du “nur” das seltsame Kotzenaufwischenritual erlebt hast und die Höllenfahrt mit einem völlig verdummten Chadkauer verschlafen durftest. Pass auf dich auf! lg Ronni
hallo brüderchen!
hoffe euch geht es gut nach all den, für uns amysanten, Abenteuern. Wenn man dies so liest, kann man fast euren moschusbrutalen
Körperduft bis nach Spittal riechen. gott sei Dank nur fast!
Wünsche euch noch eine schöne Silvesterfeier, rutscht gut ins Neue Jahr und feier deinen 35. geburtstag feucht fröhlich.
ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!!!!!!!!!!!!!!!!!
wünschen Andrea Bernd Manuel Alexander und Tobias
weiterhin gute Reis, paßt auf euch gut auf!!!!