Die Lehre von Mekele

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Vorab, wir sind vom Trekking gut und zufrieden zurueck. Davor haben wir aber auch noch gute Tage verbracht , diese schreibe ich dieser Tage zusammen.

Von Lalibela sind wir ja hoechst zufrieden abgereist. Mit dem Bus ging es wieder um 4 Uhr frueh los, ich hab mir wieder den Sitz hinter der Windschutzscheibe gesichert. Ziel war Mekele, ungefaehr 500 km und Myriaden von Schlagloechern weiter noerdlich. Bald hat sich noch ein Typ zwischen mich und den Fahrer gedraengt, seinen Hintern am Motor gewaermt und ein fremdes Kind auf den Schoss genommen, wie es hier bei den lieben Menschen ueblich ist. Der Fahrer war erfahren und nicht weniger lustig, hat dauernd einen guten Schmaeh rennen gehabt. Die Strasse war sehr schleissig, und so war ich auf der Hut wegen dem kleinen Buben neben mir. Wie das Amen im Gebet kam das Gewoelle zutage, ich war aber der einzige, der darauf eingestellt war. Die Hose meines Sitznachbarn war voll, auch sein Rucksack. Ich bin gut davongekommen und habe nur gelassen meine  Klopapierrolle zur Bereinigung der Sauerei hergegeben. Das angekotzte Kind wurde wieder seinen Eltern uebergeben und ich konnte friedlich einschlummern. Aufgewacht bin ich dann, weil sich ein weiterer Kerl in unsere Reihe gedraengt hat und richtig auf mir drauflag, zusammen mit der Abwaerme des Motors ergab das ungefaehr 15 Grad zuviel und eine echte Beklemmung fuer die restliche Fahrt.

Irgendwann gegen Mittag kamen wir in Woldia an. Von dort geht eigentlich am selben Tag kein Bus weiter nach Mekele, das noch 300 km weiter ist. Woldia ist aber grauslich und so haben wir mit Hilfe der oertlichen Hustler eine Mitfahrgelegenheit gecheckt. Mit 2 raeudigen, chatkauenden Typen, die den bequem von Stadt zu Stadt fliegenden Touristen mit dem leeren Landcruiser nachfahren, ging die Reise weiter. Die Typen wurden mit der Zeit netter, platte Reifen wurden gewechselt, die Landschaft war wieder mal einzigartig , und nach weiteren 8 Stunden kamen wir bei voelliger Dunkelheit in Mekele an. Wieder mal 16 Stunden “on the road”, und auf was fuer einer Road…schon irre, wenn man bedenkt , wie bequem man daheim bezueglich Rumfahren ist und sich an den kurzen Wochenenden sogar oft vor einer dreistuendigen Autofahrt von Wien nach Kaernten scheut, obwohl daheim die Waerme des Elternhaues und kulinarische Koestlichkeiten locken, im Auto die Wunschmusik laeuft und die Strassen perfekt sind…hm, auch das mag sich durch diese Reise aendern…

Jedenfalls kamen wir in Mekele an. Eine auffallend moderne Stadt mit ca 150000 Einwohnern, Geburtsstadt des Praesidenten und angeblich deshalb privilegiert. Hauptstadt der Provinz Tigray, die beruehmt ist fuer tolle Landschaften und 100e Felsenkirchen und leider auch am meisten betroffen von den grossen Hungerkatastrofen war. Die Felsenkirchen wollten wir besuchen, auch wenn unser Zeitplan knapp werden wuerde. Erstmals gingen wir aber muede und dreckig schlafen, weil es wieder mal kein Wasser gab.

Am naechsten Tag machten wir uns auf die Suche nach einer Moeglichkeitzum Besuch der Felsenkirchen, die ein wahres Highlight und sehr sehenswert sein muessen. Aus dem Fuehrer wussten wir, dass man dazu einen Jeep mieten muesste und einen Fuehrer braeuchte, damit an einem Tag etwa 3-4 der hunderten oft spektakulaer gelegenen Kirchen besucht werden koennten. Es gibt aber wenig Touristen, die das machen und in Mekele halt machen. Wir trafen auch keine “Ferenjis” als moegliche Mitfahrer. Ausserdem scheint es den Menschen in Mekele relativ gut zu gehen, man wird nicht angebettelt oder gefragt, was man tun wollte. Das ist einerseits erholsam und angenehm, andererseits gibt es aber auch keine Touranbieter oder Reiebueros, die einem weiterhelfen, und die Abwesenheit der sonst im Land ueberall allgegenwaertigen Hustler (Typen, die einen anquatschen und alles vermitteln koennen, was das Herz , der Magen und alle anderen Koerperregionen begehren) macht sich bemerkbar, indem man irgendwann nicht mehr weiss, wen man um Rat fragen koennte. Nach einem Tag Rennerei und Fragerei sind wir dann bei der lokalen Tourismusbehoerde, die irgendwo versteckt ist, gelandet. Die Leute dort waren sehr hilfs- oder sagen wir auskunftsbereit, haben uns einen kleinen Fuehrer geschenkt und gesagt, wie wir zu den Kirchen kommen koennen. Das war aber wahrlich schwierig. Erst muesste man mit dem Bus in ein Kaff fahren, dann das dortige Buero aufsuchen, einen Fuehrer und Jeep mieten, und dann braeuchte man 2 Tage Zeit und einiges an Knete. Einer der naechsten Tage war aber unguenstig, weil da die Moenche zum Markt gehen und die Kirchen nicht aufsperren koennen. Und nach all dem muss man wieder einen Tag einplanen, um nach Mekele zurueckzukommen. Es sei denn, man mietet von Mekele aus einen Jeep, was aber astronomisch teuer ist. Nachdem wir diese Moeglichkeit und unseren Zeitplan fuer die naechsten Wochen gecheckt haben, fanden wir uns in komplexen Planungen und Gedankengaengen verloren in unserem Hotel wieder, fast verrueckt um eine Moeglichkeit zum Besuch der Kirchen ringend.

Irgendwann nach langem Kampf und knapp vor dem Durchdrehen und der Erschoepfung kam sie uns dann, die wichtige Lehre von Mekele…

Raus aus dem Aktionismus und der verrueckten Idee, die einem die Reisefuehrer einpflanzen, dass man alles gesehen haben muss, damit man ueberhaupt sagen kann, man war in Aethiopien. Wen jucken denn ein paar Kirchen…auch wenn sie noch so spektakulaer sind, sollten wir uns deshalb nicht verrueckt machen, wenn der Besuch sich einfach nicht ergeben will. Wir streckten die Waffen, ergaben uns und verabschiedeten uns von dem etwas erzwingen Wollen. Das Signal war klar und ist angekommen. Es ist zwar gut fuer Dinge zu kaempfen, aber es gibt auch ein zuviel, diese gilt es zu erkennen, da es im Persoenlichen aber auch im Grossen oft zu nichts Gutem fuehrt. Wahrlich erloest von unserer fixen Idee lenten wir uns zurueck und gelobten, die Dinge ab sofort lockerer zu nehmen, um im Laufe unserer Reise nicht durchzudrehen und dem unter Reisenden so ueblichen Aktionismus zu verfallen. Schliesslich sind wir monatelang unterwegs und muessen mit unserer Kraft haushalten. Und wir wissen und vertrauen auch darauf, dass wir noch immer zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gefuehrt wurden und werden. Die wichtigen Erfahrungen und Begegnungen ergeben sich auch nur selten vor der spektakulaersten Kulisse, das wissen wir auch. Nur muss man es halt auch so leben. In der Ruhe liegt die Kraft. Das Gefuehl, irgendwas versaeumen zu koennen, war weg und damit kam wieder die Freude ueber alles, was wir ja schon erfahren durften.

Freudig ueber unsere Erkenntnis und ganz entspannt gingen wir was Gutes essen, begegneten den Menschen und beschlossen, noch einen Tag in Mekele zu entspannen, bevor die Reise nach Axum weitergehen sollte. Ein weiteres Highlight von Aethiopien, das am Weg durch den Norden liegt und leicht zu erreichen ist.

Der naechte Tag war sehr angenehm. Wir entspannten, gingen lange Kaffee trinken etc. Ausserdem liessen wir die Waesche waschen, in der Hoffnung, das etwaige darin festgekrallte Floehe im Seifenwasser ersaufen wuerden. Noch ein Ticket fuer die bevorstehende eintaegige Busreise gekauft und dann frueh schlafen gegangen…sehr zufrieden und dankbar fuer das Geschenk der Lehre von Mekele. In Bolivien vor 3 Monaten musste ich ja noch krank werden, um die Ruhe zuzulassen, hier ging es einfacher vonstatten. Gut so!

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Ein Gedanke zu „Die Lehre von Mekele

  1. ev

    ach wie schön ist das zu hören. die lehre von mekele…. tja, ich bin froh, dass ihr ein bischen kürzer tretet, ich hatte echt schon die angst, das ihr bald durchdreht bei eurem speed :)) ich schick euch ein festes busale. meine jungsis. sen holt a schon gscheider gwordn. i bin stolz auf euch. und besonders aufn jörgsi. oba nid dasdma hinta da ofnbonk in afrika versauerst am end, geh? hihi. die freche evze

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