Archiv für den Autor: Joerg

Am Grab des Heiligen Georgs

Gestern waren wir in der kleinen Stadt Lod, ganz in der Nähe von Tel Aviv, wo inmitten einer arabischen Neighbourhood die Grabeskirche meines Namenspatrons und Begleiters, des Heiligen Georgs, ist. Da Georg in der Ostkirche der meistverehrte Heilige ist, begleitet er uns schon seit unserer Abreise Ende November auf Schritt und Tritt. Ich kenne ihn freilich schon länger. Als Giyorgis, Agios Georgios, Saint George, San Jorge und als Heiliger Georg habe ich ihn im Gedanken oft bei mir. So war es für mich eine klare Sache, ihm einen Besuch abzustatten. Georg ist bekannt als Reiterheiliger, Schwertträger, Beschützer Mariens auf Erden, als Drachentöter, Märtyrer, Patron der Bauern, Kreuzfahrer, Krieger und Soldaten.

Das Grab des Georgs in der Krypta

Das Grab des Georgs in der Krypta

Kirche außen

Kirche außen

und innen

und innen

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So ist das Leben…

…oder wie der Franzose sagt: “Tel Aviv!”… 😉

In Tel Aviv hat mich schon der Nane erwartet. Die Stadt hat eine Million Einwohner und ist sehr westlich und modern. Es gibt kaum Polizei und Soldaten. Die Frauen sind wahnsinnig fesch und überall sind junge Leute, lässige Geschäfte und Lokale, etc.

Seit 3 Tagen fühle ich mich hier wohl und erhole mich weiter bei guter Kost und Strandspaziergängen. Paaßt! Und morgen reisen wir weiter Richtung Totes Meer.

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Am See Genezareth – Jesus´Heimat

Nach drei Tagen in Jerusalem war ich doch recht geschlaucht von dem Herumhumpeln und der Verkühlung. Richtig wohlgefühlt hab ich mich dort nicht, irgendwie hat alles nicht so rund zusammengespielt. Also war ich trotz meiner gesundheitlichen Bremsklötze froh, als unser Wanderzirkus wieder weiterziehen sollte. Ich hab mich ja bei den Recherchen und Entscheidungen sehr zurückgenommen und die anderen beiden machen lassen. Also auf zum Busbahnhof, durch die Sicherheitsschleuse und rein in den Bus. Ziel: Tiberias am See Genezareth, 4 Stunden Fahrt zuerst nach Tel-Aviv und von dort weiter nach Norden.

Der See Genezareth liegt ganz im Norden des Landes, knapp an der syrischen Grenze. Direkt hinter dem See erhebt sich der Golan, das Gebirge, welches ja weniger zu Syrien oder Israel als vielmehr zu Österreich gehört, soweit ich das mitbekommen habe. Der See ist jedenfalls nach dem Toten Meer der zweit tiefliegendste der Welt, ca. 210 Meter unter dem Meeresspiegel. Gespeist wird das größte Süßwasserreservoir vom Jordan. Und der See ist Wasserquelle für ganz Israel. Eines der größten Wasserverteilungswerke der Welt saugt pro Sekunde 30 m³ Wasser aus dem See und pumpt es in das ganze Land, die Millionenstadt Tel Aviv, bis runter in den Süden, wo die Negev Wüste bewässert wird.

Wir sind irgendwann am See gelandet und hatten schon am Weg dorthin gestaunt, was für ein anderes Gesicht das Land zeigt, je weiter man in den Norden kommt. Es wird immer grüner und lieblicher. Bäume, Sträucher, Wiesen, alles blüht. Wir haben erfahren, dass jetzt die schönste Zeit des Jahres in dieser Gegend ist. Es sieht so aus wie bei uns im Frühsommer, im Sommer ist es hier aber trocken und braun. Nach den Monaten unserer Reise durch trockene Gebiete haben wir uns über diesen Anblick und die Gerüche schon sehr gefreut. Das Busfahren rennt in Israel auch sehr gut organisiert und gesittet ab. Die Leute benehmen sich gut, sind hilfsbereit und nett. Der Bus war auch halbvoll mit Soldaten, die Knarren werden einfach auf den Mittelgang gelegt, während der Soldat ein feines Schläfchen abhält.

Wir sind in Tiberias angekommen, der größten Stadt am See Genezareth. Dort haben wir einen Freund von uns angerufen, der in der Nähe vom See ein Haus hat und schon ein paar Tage vorher von uns vorgewarnt wurde. Dabei handelt es sich um den Rabbi Ohad, den Guntram und ich im Herbst in Guatemala kennengelernt haben. Ohad ist ein echt lässiger Typ. Er wurde als orthodoxer Rabbi erzogen und ist aber als erwachsener Mensch aus der Enge der Orthodoxie ausgestiegen und sucht mit viel Offenheit und Gespür nach neuen Wegen für sich und andere, lebt als Künstler und Kabbala-Lehrer und ist im ganzen Land als Vordenker und Erneuerer bekannt. Als unser Anruf kam, ist der Ohad gleich mit dem Auto nach Tiberias gekommen und hat uns mit in sein feines Häuschen oberhalb des Sees im Städtchen Rosh Pina genommen. Ganz so einfach war die Fahrt an diesen schönen Ort aber nicht: Ohads bezaubernde Frau Dawn war auch noch mit und der Kofferraum schon voll. So mussten der Nane, der Gunti und ich uns mitsamt unserem Gepäck auf die Rückbank des kleinen Suzukis zwängen. Der Gunti wäre fast erstickt und ausgezuckt in der Enge.

Naja, jedenfalls waren wir jetzt bei netten Leuten an einem netten Ort gelandet, in familiärer Atmosphäre, wo man sich wirklich zuhause fühlen durfte und konnte. Für den Nane und mich überhaupt eine super Abwechslung nach all den windigen Buden, wo wir schon genächtigt haben. Der Ohad hat uns natürlich viel über die Gegend erzählt, die Wirkungsorte Jesu und noch vieles mehr. Auch haben wir viele Fragen über das Judentum und das Leben in diesem Land beantwortet bekommen. Interessant und nett zugleich.

Nach einer gut durchgepennten Nacht in feinen Gästebettchen haben wir am nächsten Tag gut gefrühstückt und gleich mal einen Bus zum See runter genommen. Gleich in der Nähe ist der Ort Capernaum (hebr. Kefar Nahum), von dem wohl auch Nicht-Bibelforscher schon gehört haben könnten. Ich hab mein Religionswissen aus der Volksschule schnell aufgefrischt und folgendes gelernt: Jesus hat hier viele jahre verbracht und hier seine Jünger gefunden, die Fischer am See waren. Allen voran Petrus, bei dem er auch gewohnt hat. Hier hat Jesus auch seine Maria Magdalena kennengelernt, die aus dem nahe gelegenen Ort Migdal stammte. Außerdem fanden hier diverse Wundertätigkeiten Jesu statt, wie zum Beispiel die Brotvermehrung oder das über das Wasser gehen. Soweit die Kurzfassung.

Gunti und ich

Gunti und ich

Für echte Christen aus aller Welt ist der See ein wahrer Magnet. Diese fahren busweise von einem Ort zum nächsten und schauen sich an, wo Jesus gelebt und gewirkt hat. Dazu wird gesungen, Messen abgehalten, gebetet und geweint. Wir waren zu Fuß unterwegs und waren noch recht planlos , als wir uns schon unversehens in der Brotvermehrungskirche wiedergefunden haben.

Brotvermehrungskirche

Brotvermehrungskirche

Raufwandern - ich schon ohne Krücken, holodaro!

Raufwandern - ich schon ohne Krücken, holodaro!

Von dort gingen wir den Hügel rauf, der der Ort der Bergpredigt gewesen sein soll. Vom Hügel aus hat man so einen wunderbaren Blick über den See, alles ist grün und blüht. So sind wir gar nicht erst zur Kirche ganz rauf gegangen, sondern haben uns auf ein paar Felsen verteilt und einmal den Blick und die Gedanken ordentlich schweifen lassen, ein Schläfchen abgehalten und die Ruhe genossen. Schon eine sehr schöne Gegend, die sich Jesus ausgesucht hat. Und für uns war es wunderbar, an diesem Ort zu sein.

Blick zur Kirche rauf

Blick zur Kirche rauf

Saftiges Grün

Saftiges Grün

Jessas!...Nein, nur der Gunti...

Jessas!...Nein, nur der Gunti...

Danach sind wir zum See runter, der Gunti ist vorausgehetzt, der Nane und ich haben uns ein wenig verzettelt, als wir den gemeinen Klippschliefer auf einem Felsen sitzend beobachtet haben. Das possierliche und laut Hinweisschild auch in der Bibel dreimal genannte Tierchen ist uns dabei recht sonderbar eingefahren. Dass das Viech laut Nanes Recherche ein naher Verwandter des Elefanten sein soll, ist ja noch viel schräger. Wie dem auch sei…

Klippschliefer

Klippschliefer

Bis zum Wasser haben wir es an diesem Tag nicht geschafft, da es uns auch noch in eine Höhle hinein geapert hat, wo Jesus nach der anstrengenden Brotvermehrung ein wenig gerastet hat, bevor er dann die Jünger in Seenot erwischt hat und ihnen über das wasser zu Hilfe kommen mußte. Das ist die Geschichte, hier unser Eindruck.

allemal ein feines Platzl

allemal ein feines Platzl

mit super Ausblick

mit super Ausblick

Am nächsten Tag sind wir dann direkt in den Ort Capernaum gefahren, wo das Haus des Petrus noch in den Grundmauern steht, daneben die Reste der damaligen Synagoge. Im Hause des Petruses hat ja auch Jesus gewohnt, weil er kein eigenes Haus hatte.

San Pedro und ich

San Pedro und ich

nur ich

nur ich

Ja, so hatten wir noch einen schönen zweiten Tag. Für mich dauerte er länger als für die beiden anderen. Gunti mußte schon nach Tel Aviv, weil sein Flug am nächsten Tag heimging und am Samstag (=Shabbat) keine Busse fahren. Der Nane war schon ganz geil auf die Stadt und ist mit ihm mitgekommen. Mir ging das zu schnell, immerhin war ich immer noch mit Fuß und Verkühlung bedient. So habe ich gerne die Gastfreundschaft von Ohad und Dawn angenommen und bin noch 2 Nächte bei ihnen im trauten Heim geblieben, wo ich mich gut erholt habe. Schön und interessant war es auch, an den Feierlichkeiten am Freitag Abend, wo der Shabbat willkommen geheissen wird, teilzunehmen. Wie es der Brauch so ist, sind bei Ohad daheim so 20 Leute zusammengekommen, jeder hat viel Köstlichkeiten mitgebracht und so wurde es ein super netter Abend mit Speis und Trank und viel Spaß. Den nächsten Tag verbrachte man gemeinsam. So hab ich viele Leute kennengelernt und einiges an Einblick in deren Gebräuche und Lebenssituationen bekommen.

Ich kann nur nochmal sagen, die Israelis sind ganz super feine Leute. Offen, gebildet, sehr kultiviert, gepflegt und freundlich. Ohad und Dawn sind dabei besondere Exemplare und es ist super , auf der Reise Zeit mit solchen Menschen zu verbringen. Am Sonntag früh bin ich dann mit den beiden im Auto nach Tel Aviv gefahren. Dabei hab ich fahren dürfen, was mir als alten Benzinbruder auch mal wieder getaugt hat.

ein letzter Blick zum See

ein letzter Blick zum See

Nach der Mühsal von Jerusalem haben die Tage im Norden echt gut getan. Mein Fuß hat sich gut erholt und ich brauche die Krücken nicht mehr. Es war schön mal wieder wo daheim sein zu können. Und es war was ganz Besonderes, an den Orten des Wirkens Jesu zu wandern und im Gedanken so viel mit ihm verbunden zu sein, dem großen Meister des Herzens.

Erbärmlicherweise hab ich es nicht geschafft, Fotos von unserer Runde und den Gastgebern zu machen. Von Ohad und Dawn hab ich nur 2 Fotos aus dem Internet. Danke den beiden und bis zum nächsten Mal.

Rabbi Ohad

Rabbi Ohad

Dawn

Dawn

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Licht und Schatten in Betlehem

An einem unserer Tage in Jerusalem haben Gunti und ich uns Richtung Betlehem aufgemacht, um Jesus Geburtsort die Ehre zu erweisen, ohne aber zu wissen, was uns dort erwarten würde…

Betlehem ist ja eigentlich ein Vorort von Jerusalem und so haben wir uns in den arabischen Bus gesetzt, der in diese Richtung geht. Was wir Ahnungslose nicht bedacht haben, ist, dass Betlehem ja schon zum von Israel bestzten Westjordanland gehört, dort die Palästinenser wohnen, und dass die Israeli nach Ausbruch der zweiten Intifada im Jahre 2000 eine riesige, ungefähr zehn Meter hohe Betonmauer gebaut haben, die Jerusalem vom umgebenden Westjordanland trennt. Vom Bus aus sieht man schon die neuen und ummauerten Siedlungen, die die Israeli im bestzten Gebiet errichtet haben. Irgendwann hat uns der Busfahrer rausgeschmissen und uns die Richtung gezeigt, in die wir gehen sollten. Alles was wir sahen, war eine irre Mauer, viel Stacheldraht, Kontrolltürme und eine Containerburg, die als Grenzschleuse funktioniert und mit schwer bewaffneten Israelis besetzt ist.

In diese Schleuse sind wir eingetreten und auch relativ rasch durchgekommen, die jugendlichen Soldaten wussten eh nicht so recht, was sie da zu tun hätten mit ein paar dahergelaufenen Christen wie uns. Für die Palästinenser auf der anderen Seite der Mauer sieht die Lage schon anders aus. Leute, mit denen wir geredet haben, erzählten uns, dass sie vor der Mauer oft nach Jerusalem gefahren sind, Verwandte besuchen etc… Aber seit die Mauer da ist, ist die Prozedur so furchtbar, dass sich kaum noch jemand die Mühe macht.

Wir wurden auf der anderen Seite der Mauer von ein paar auf Geschäft wartende Taxifahrer empfangen. Auch nicht das, was man sich vorstellt, aber wir haben dann doch ein Taxi für eine zweistündige Tour genommen. Unser 25jähriger Fahrer hat uns einiges über die Situation aus seiner Sicht erzählt. Sehr interessant. Die Mauer dominiert auch den Weg Richtung Stadt. Teilweise schlängelt sie sich wie eine Schlange durch das besiedelte Gebiet und bildet Korridore, die zum Beispiel einen Zugang zur Synagoge bilden. Alles in allem fühlt man sich wie in einem grauslichen Film, wenn man das sieht. Aber so ist da die Realität. Und den Palästinensern hier geht es ja noch um Lichtjahre besser als denen im Gazastreifen.

Israelisiedlung im Westjordanland

Israelisiedlung im Westjordanland

Willkommen in Betlehem

Willkommen in Betlehem

die "Schlange"

die "Schlange"

das ubgefuckte Betlehem

das abgefuckte Betlehem

Ja, da schaut man schon mal blöd, gell! Aber: “Wo viel Schatten ist, da muss auch irgendwo das Licht sein.”, dachten wir uns und fuhren weiter Richtung Jesus Geburtsstätte, ganz nach dem Motto “Fürchtet euch nicht.”

Zuerst ging es zum Schäferfeld, wo die Hirten den Engel gesehen haben, der Jesu Geburt ankündigte. Dort steht eine kleine, nette Kapelle, die von einem schönen Garten mit friedlicher Atmosphäre umgeben ist.

Shepards´ field

Shepards´ field

so oder so ähnlich wird´s wohl gewesen sein

so oder so ähnlich wird´s wohl gewesen sein

Weiter ging es dann zur Geburtskirche im Stadtzentrum, wo einst der berühmteste Stall der Welt gestehen haben soll. Die Kirche ist Ziel vieler Pilger aus aller Welt und wir fanden uns auch in einem relativen Trubel wieder. Wie alle Kirchen hier wird auch diese von griechisch-orthodoxen Priestern betrieben, schwarze Brüder mit langen Bärten und Haaren.

hier soll es geschehen sein

hier soll es geschehen sein

Ja, ich hab halt leider nur dieses eine berühmte Bild aus der Krypta, wo Jesus geboren worden sein soll. Es gibt hier mehrere Schreine für die verschiedenen Kirchenrichtungen. Man kommt aber nur sehr schwer dazu, weil überall die Pilger auf ihren Knien rumrutschen, alles abbusseln, Tränen vergießen etc. Ist ja auch nichts dagegen zu sagen, ich war auch sehr bewegt, nur der Ablauf ist halt etwas schwierig auf diese Art.

Dannach ging es noch zu einer Kapelle, die sich “Milk-Grotto” oder so nennt. Der Ort, an dem Maria das Jesuskind gestillt haben soll. Die Kapelle ist sehr schön, man geht in eine Art Keller runter, alles ist aus weissem Marmor, sehr klar und rein, und trotzdem gemütlich warm.

die stillende Maria

die stillende Maria

So haben wir doch noch das Licht gesehen und gefühlt. Ich hoffe, dass auch die Leute hier eines Tages wieder mal etwas mehr davon abbekommen dürfen. Als Drüberstreuer sind wir noch ein wenig die Mauer entlanggefahren und haben uns ein paar Graffitis angeschaut, unter anderem ein paar, die der berühmte englische Künstler Banksy hier vor ein paar Jahren angebracht hat.

Ja, so sind wir recht bewegt worden an diesem Tag…von Licht und Schatten, die wie an vielen Orten der Welt besonders hier in diesem heiß umkämpften Stück Erde sehr eng beieinander liegen. Es ist hier schwierig, nicht in die Beurteilung und Bewertung von dem Gesehenen zu gehen…eine gute Übung allemal.

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Jerusalem – Wiedersehen mit Gunti

Ja, in Jerusalem gibt es soviel zu sehen, dass man erst mal gar nicht weiß, wo man zuerst hingehen soll. Für uns war aber zuerst nur eines wichtig. Kontaktaufnahme mit Gunti. Dem aufmerksamen Stammleser des Blogs sollte dieser Haudegen aus Osttirol (oder soll ich sagen: Westkärnten) schon von unserer gemeinsamen Lateinamerikatour bekannt sein. Gunti ist neben dem Nane mein zweiter, richtig bewährter Reisekumpan, sozusagen. Und wir haben vor ein paar Monaten in Cusco-Peru (wo der liebe Hannes in den nächsten Tagen eintreffen wird-Hola Hannesto!) beschlossen, dass es in Israel einen gemeinsamen Auftritt von uns geben wird.

Und tatsächlich sollte es zum Wiedersehen kommen. Also den Guntischewski am Handy angerufen und schon wenig später haben wir uns in der Altstadt von Jerusalem getroffen, direkt vor dem Österreich-Hospiz, der beliebten Österreicherabsteige ganz in der Nähe von unserem um ein paar Sterne bescheideneren Quartier, wo auch der Gunti am selben Tag aus Tel Aviv kommend abgestiegen war. Was für ein super Wiedersehen, eine Riesenfreude, mal ein anderes vertrautes Gesicht zu sehen. Nachdem der erste Redeschwall überstanden war, haben wir uns in das Österreicherhospiz auf ein Wiederschnitzel gehauen. Leider war dieses aus Hühner-“Fleisch”, aber die Sachertorte dannach hat voll entschädigt. Und die Mannerschnitten aus Guntis Rucksack waren auch im Nu verputzt. Aus selbigen Rucksack sollte der Gunti im Laufe des Abends auch noch andere feine Kleinigkeiten hervorzaubern. Da war zum Beispiel eine “kleine” Osttiroler Jause, bestehend aus Speck, Würsten, Käse und Brot…und ein Flascherl Schnaps. Ja, und da muss ich als Kärntner fairerweise sagen, dass wohl auch der Osttiroler ein bißl eine Ahnung von der Jause hat… 😉 Unter anderem bekam ich eine besondere Überaschung von Stefan, meinem lieben Hermano. Der Kerl hat doch glatt in einem seiner zahlreichen und nicht enden wollenden, kreativen Ergüsse ein Buch mit wahrlich fantastischen Kurzgeschichten geschrieben und veröffentlicht, die unsere gemeinsamen Abenteuer in Guatemala auf sehr witzige und auch dick aufgetragene Art thematisieren. Super genial lustig zum Lesen und eine besondere Freude für mich. Was für ein Glück, dass mir mein Bruder einst im Land der Maya begegnet ist. Das Buch gibts unter: http://www.amazon.de/Taranteln-Tortillas-Reisegeschichten-aus-Mittelamerika/dp/3837079996/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1237148393&sr=8-1

So war die Freude groß, über das Wiedersehen, die Geschenke und die Tatsache, nunmehr zu dritt für eine Woche in Israel zu sein. Die nächsten Tage sollten aber sehr anstrengend für mich werden…

In Jerusalem gibts sehr viel zu sehen. Der Nane ist schon wie ein geölter Blitz durch die Stadt gewetzt, ich hab so gut ich konnte, den Gunti auf seinen Streifzügen begleitet. Mit den Krücken war es aber sehr, sehr, sehr anstrengend für mich und ich war dauernd voll erschöpft, auch müde von den Tagen davor. So hat sich auch ganz hinterfotzig eine Verkühlung mit Halsweh und Schnupfen zum geplagten Fuß dazugesellt und ich war nur noch im Arsch. Dennoch habe ich es geschafft, die Klagemauer, die Grabeskirche, Via Dolorosa, den Tempelberg (diesen aber nur von unten) zu sehen.Ich hab mich aufgrund meines eingeschränkten Bewegungsradius fast nur im alten Jerusalem, also innerhalb der Stadtmauern bewegt. Die Altstadt ist ja aufgeteilt in Christliche , moslemische und jüdische Viertel, und es ist höchst interessant, die unterschiedlichen Räume und Menschen zu erfahren.

In Jerusalem sind erstens einmal viele Europäische Pilger auf den Spuren Jesus` unterwegs, ein ganz eigenes Treiben… Überall wird gesungen, gebetet, auf Knien herumgerutscht, Reliquien geküsst, unter Altäre gekrochen, etc. Auch die Souvenirs sind auf das Publikum abgestimmt. Es gibt hier wohl alles, was der Christ sich so wünscht, Kreuze, Mosesstäbe, Marienfiguren…und teilweise glaubt man gar nicht, was es alles gibt:

...z.B. eine original zertifizierte Dornenkrone

...z.B. eine original zertifizierte Dornenkrone

in der Grabeskirche am Golgatha

in der Grabeskirche am Golgatha

die Kuppel über dem Grabe Jesu

die Kuppel über dem Grabe Jesu

Die Christen sind hier aber sicher nicht am wichtigsten, eher schon die muslimischen Araber. Vor allem große Teile der Altstadt sind wie ein einziger arabischer Suq mit einem Mordsgedränge und Geschrei. Eine nette und auch aufregende Abwechslung für den Europäer, aber nicht für uns, die wir schon seit bald 2 Monaten nichts anderes sehen und vor allem hören als die Habibis mit ihrem recht lauten Leben.

Viel interessanter für mich und den Nane war da schon die Begegnung mit den jüdischen Israelis, die sich ja auch in vielen verschiedenen Grüppchen zeigen.  Die jüdischen Viertel der Altstadt sind ruhig, beschaulich und schön hergerichtet. Je mehr man sich der Klagemauer, seit der Zerstörung des letzten Tempels im Jahre 70 n. Chr. das wichtigste Heiligtum der Juden weltweit, nähert, umso mehr orthodoxen Juden begegnet man. Die Männer sind freilich sehr auffällig in ihren schwarzen Gewändern und den langen Bärten und Zöpfchen, die unter verschiedensten Kopfbedeckungen rausbaumeln. Das Treiben an der Klagemauer ist ein ganz eigenes. Rechts die Frauen, links die Männer wird hier kollektiv die Zerstörung des Tempels bejammert und/oder mit Gott kommuniziert, dessen Präsenz mit der Mauer verbunden wird. Oberhalb der Mauer ist der berühmte Felsendom, eine Moschee, die so um 700 n. Chr. errichtet wurde. Übrigens, der Zugang zur Klagemauer war einer der großen Erfolge der Israeli im 6-Tage-Krieg 1967. Der jetztige große Platz vor der Mauer war angeblich ein muslimisches Quartier, das gleich plattgewalzt und umgestaltet wurde.

Tempelberg mit Felsendom, davor der Platz mit der Klagemauer

Tempelberg mit Felsendom, davor der Platz mit der Klagemauer

das Klagen an der Mauer

das Klagen an der Mauer

?...kein Zutritt für Engel...?

?...kein Zutritt für Engel...?

der 7armige Leuchter, wie er einst im Tempel stand

der 7armige Leuchter, wie er einst im Tempel stand

Überall rund um die heiligen Stätten gibt es Sicherheits-Checkpoints und viel Polizei- sowie Armee-Präsenz. Zum Felsendom bin ich nicht rauf, das geht nur zu gewissen Stunden, die ich immer verschlafen habe. Und zur Klagemauer wollte ich nicht hin, auch wenn es möglich wäre, aber was sollte man dort. Schließlich hab ich ja keine Klagen… 😉

Der ausgesperrte Engel vor den Heiligtümern war schon ein eigenartiges Bild für uns. Was es zu bedeuten hat, kann man sich überlegen. Aber warum da ein Engel war, ist uns bald klargeworden. In den Tagen unserer Zeit in Jerusalem war nämlich Purim, was so eine Art Fasching für die Juden ist. Und auf einmal waren überall die Narren unterwegs. Zwar nicht so besoffen und ausgelassen bei uns , aber doch für das eine oder andere seltsame Bild für uns gut. Dass die Soldaten und -Innen hier die Ordnung der Uniform und das offizielle Auftreten nicht so ernst nehmen, ist uns schon längst aufgefallen. Aber wenn dann ein Soldat, der eine 15 kg schwere Bleispritze durch die Fußgängerzone trägt, über der Uniform ein Bananenröckchen und ein Hirschgeweih anhat, dann kennt man sich mal nicht wirklich aus. Uns solls Wurscht sein! Außerhalb der Stadtmauern ist das moderne Israel zu finden. Mit allem westlichen Schnickschnack, über den man sich nach 5 Monaten wieder mal recht freut. Die Israelis sind äußerst angenehm, nett, hilfsbereit, gebildet und aufmerksam. Und vor allem fesch sind sie auch. Die Frauen verbreiten eine höchst sinnliche Aura und sind echt sehr schick unterwegs. Eine schöne Abwechslung nach Ägypten und Jordanien. Leider steckt man hier auch die Frauen für 2 Jahre in grüne Uniformen und hängt ihnen eine knarre um, was dementsprechend unsexy für unsereins ist. Aber es ist wohl klar, dass damit andere Ziele verfolgt werden…in Jerusalem und Umgebung merkt man wirklich auf den Strassen, dass der Staat Israel in einem Ausnahmezustand ist und eine kollektive Paranoia verbreitet wird. Die normalen Leute sind dennoch sehr lässig und nett.

An den Purimfeierlichkeiten haben wir uns auch ein wenig beteiligt, man hat ja sonst nicht viel zu feiern, und den Villacher Fasching haben wir sowieso verpaßt heuer… Und wieder einmal gibt es zur Dokumentation ein Foto von Nane, wie er wie schon an vielen Orten der Welt in das kollektive ausgelassene Gejohle einstimmt. Ja, das kann er gut.

der Nane und seine Kurzzeit-Zechbrüder

der Nane und seineHaberer

die Schokokrampusse und Nikolos haben es auch bis hier her geschafft-mit Verspätung halt

die Schokokrampusse und Nikolos haben es auch bis hier her geschafft-mit Verspätung halt

Ahja, neben den westlichen Annehmlichkeiten gibt es hier noch was ganz schönes für uns. Es leben hier viele Äthiopier, deren schöne und vertraute Gesichter wir in den Straßen und Bussen mit immer wieder sehr viel Freude sehen und die unser äthiopisches Herz höher schlagen lassen.

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Von Petra nach Jerusalem

Von Petra sind wir am 8.3. mit dem Bus nach Amman, der jordanischen Hauptstadt gefahren. Von dort ist es nur 40 Minuten bis zur israelischen Grenze, den Weg haben wir mit dem Taxi zurückgelegt, da der öffentliche Verkehr auf dieser Strecke so wie die nachbarschaftliche Liebe zwischen den Ländern nicht gerade reibungslos fließt.

Zuerst kommt man zum jordanischen Grenzposten, dannach geht es mit einem Bus der Regirung durch das Niemandsland und über die King Hussein Brücke, die über den Jordan führt. Diesen darf man sich aber nicht mehr als Fluß vorstellen, der er noch zu Zeiten Johannes des Täufers war. Das ganze Wasser wird schon stromaufwärts für Bewässerung etc. abgezapft, vertragsgemäß aber vor allem von den Israelis, und vom Jordan bleibt nur ein kleines Rinnsal übrig. Am israelischen Posten wird man dann erstmalig von der kollektiven Paranoia beeindruckt, die hier im Hochsicherheitsstaat Israel herrscht. Die Angst vor dem Terror und der ständige “Ernstfall” hat zum Aufbau einer riesigen Sicherheitsmachinerie geführt. Wenn man aus dem Bus aussteigt, darf man sich nicht rühren, das Gepäck wird einem abgenommen und gleich mal in den Röntgenappparat gesteckt. Überall stehen Jugendliche Soldaten und -Innen mit riesigen Knarren herum, die man als Österreicher höchstens von den Panzerknackern im Donald Duck Heft kennt. Gottseidank. Nach einigen Sicherheitskontrollen kommt man dann zur eigentlichen Einreise. Da der Staat Israel im nahen Osten nur von Jordanien und Ägypten anerkannt wird, muß man als Reisender versuchen, keinen Einreisestempel der Israeli in den Pass zu bekommen, da man mit diesem nicht mehr in arabische Länder wie z.B. Syrien einreisen darf. Die Israelis wissen das und haben eine Möglichkeit vorgesehen, den Stempel auf ein Extrablatt zu drücken, jedoch tun sie das nur, nachdem sie einem ausgiebig interviewt haben um zu erfragen, warum man überhaupt nach Syrien reisen will. Also haben wir einem wohl gerade 18jährigen Mädchen erklärt, was wir da tun etc, bis irgendwann der Stempel am Blattl und nicht am Pass war. Dann noch zur Gepäckskontrolle. Dort werden vor allem die Jordanier, die ihre Angehörigen in der von Israel besetzten Westbank besuchen, ordentlich gefilzt.

Nach 2 Stunden waren wir durch und sind mit dem Sammeltaxi nach Jerusalem gefahren. Ein kurzer Weg mit unzähligen Checkpoints, wo wieder die pickeligen Jungsoldaten mit voller Hose nach dem Ausweis fragen und unter dem Gewicht ihrer riesigen Knarren fast zusammenbrechen. Irgendwann kommt man nach Jerusalem. Da sind wir im arabisch-moslemischen Viertel gelandet, wo das Strassenleben gleich ist wie in den anderen arabischen Städten, die wir zuvor sahen. Juden trifft man hier anscheinend eher nicht, auch nicht im “arabischen” Bus, mit dem wir gefahren sind. Ich war ja noch mit Krücken unterwegs und die Reise dieses Tages war sehr sehr beschwerlich, so wie mein 25 kg schwerer Rucksack. Also war ich froh, dass wir angekommen sind. Unser Quartier lag innerhalb der alten Stadtmauern, also rein beim Damaskus-Tor! Trotz meines eher bescheidenen und wenig heldenhaften Einmarsches auf Krücken, ich war voll verschwitzt sowie vom Gedränge der vielen Menschen schwer überfordert, war es ein erhebender und bewegender Moment, durch die dicken alten Mauern in den historischen Kern einzutreten. Unser Quartier lag auf der Via Dolorosa, der berühmten Straße, auf der Jesus sein Kreuz hinauf zum Golgatha getragen hatte. Ich war erstmal froh, dass wir endlich in Jerusalem und die Strapazen der Reise mit meinem hinigen Haxen überstanden waren.

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erster Blick auf die Stadtmauern

erster Blick auf die Stadtmauern

Damaskustor

Damaskustor

meiner einer

meiner einer

Petra rocks!

Noch ein wenig unsicher mit meinem verletzten Bein haben wir uns entschieden, doch lieber mit dem Taxi zur Felsenstadt Petra zu fahren. Also haben wir unseren bewährten jordanischen Taxifahrer angerufen. Sein Name ist Mousa, die arabische Version von Moses. Also der richtige Mann, um uns einen Schritt näher Richtung Israel zu bringen.

Mousa hat sich wieder über ein Treffen und das damit verbundene Geschäft mit uns gefreut, uns zum zweiten Mal seine Lebensgeschichte erzählt und darüber hinaus arabische Songs aus mehreren Ländern der Region zum besten gegeben, laut dazu klatschend, die Hände nur selten am Lenkrad, die Augen nur selten auf der Straße. Aber so ist das hier halt. Die Straßen sind dafür gut und der Verkehr nicht sehr dicht, und so sind wir auch auf diese Art sicher nach Wadi Mousa gekommen, dem Ort nahe der Felsenstadt Petra. Unterwegs gab es sogar frischen Schnee neben der Strasse, und wir nutzten die Gelegenheit zu unserem einzigen Schneekontakt dieses Winters. Wadi Mousa ist auch nach Moses benannt, der hier gewesen und, wie viele sagen, auch hier begraben sein soll. Außerdem glauben viele, dass der Berg, auf dem Moses mit Gott sprach (und/oder umgekehrt), hier und nicht auf dem heutigen Sinai gewesen sein soll.

Nane, Mousa, ich und der Schnee

Nane, Mousa, ich und der Schnee

Blick Richtung Petra

Blick Richtung Petra

Wadi Mousa

Wadi Mousa

Wie dem auch sei, die Bilder von Petra kennt man auf der ganzen Welt, Indiana Jones ist hier unterwegs gewesen und seit die Stadt vor ein paar Jahren zu einem der 7 noch existierenden Weltwunder gewählt wurde, kommen immer mehr Touristen hierher.

So sind auch wir angezogen worden, haben schnell ein Quartier bezogen und uns für den nächsten Besichtigungstag ausgeschlafen. Am Morgen sind wir früh auf, da die Türen zur Felsenstadt um 6:00 aufgehen und die Touris da noch schlafen. So waren wir bei den ersten dabei. Und erfreulich, weil nicht erwartet: mit meinen Krücken brauchte ich den teuren Eintritt nicht zahlen, damit ich mein Geld in die Transportmittel investieren kann. Der Weg vom Besucherzentrum zumr Felsenstadt selber geht durch den so genannten Siq, eine nur wenige Meter breite und ca. 100 Meter tiefe Schlucht, die irgendwann durch eine tektonische Verschiebung aufgegangen ist. Wir haben den 2 km langen Weg nicht so schneidig wie Indy am Pferd, dafür aber in einer Kutsche zurückgelegt, um mein Bein zu schonen. Unsere Bandscheiben wurden aber ganz schön malträtiert, als die Kutsche über das Jahrtausende alte Pflaster gerattet ist. Am Ende verengt sich der Siq noch einmal ordentlich, bevor man ausgespuckt wird und gleich direkt vor dem berühmtesten Werk Petras steht, der so genannten “Treasury”, dem Schatzhaus.

das berühmte Foto aus dem Siq

das berühmte Foto aus dem Siq mit Blick zur...

Traesury

Traesury

Die Felsenstadt erstreckt sich über mehrere Kilometer durch ein ganzes Tal und so hab ich beschlossen, den Hinweg zu den weiter entfernten “Must see”-Attraktionen per Wüstenschiff zurückzulegen, um meinen Fuss zu schonen und nicht am Hinweg schon auf der Strecke zu bleiben, ohne zu wissen, wie weit und wie unwegig die Strecke ist. Schnell einen Kameltreiber angequatscht, ein Kamel ausgesucht, und schon ging´s los. Sehr bequem wurde ich in den hinteren Teil des Tales gebracht, vorbei am Amphitheater, diversen Königsgräbern, durch die Säulenstraße bis hin zum Museum, von wo der obligatorische Pfad den Berg hinauf zum “Monastery” führt, der zweitberühmtesten Attraktion Petras.

Wüstenschiff

Wüstenschiff

Amphitheater

Amphitheater

Da, schau her:       http://www.reisekreise.net/wp-content/uploads/2009/03/jorgkamoeh.wmv

In mir Humpelmann ein fixes Geschäft witternd, haben mich dann ungefähr 200 Eseltreiber angequatscht, ob ich nicht am Rücken ihrer langohrigen Freunde den Berg zum Monastery reiten wollte. Für viele Touris, nicht nur die alten und/oder fettleibigen, ist das die gewünschte Art, die 800 einst in den Fels geschlagenen Stufen bis zum Monastery zu erklimmen. Nachdem ich aber schon seit Monaten sehe, wie peinlich das aussieht, wenn ein erwachsener Mann auf einem Esel reitet und die Füße fast den Boden streifen, während der Esel fast unter dem Gewicht verreckt, war, ist und bleibt für mich klar, dass diese unehrenhafte Art der Fortbewegung für mich nicht in Frage kommt. Lieber sehe ich das Monastery nicht, hab ich mir gedacht. Aber weil ich ein zäher Sauhund bin, hab ich mich mit den Krücken auf den Weg gemacht und die Herausforderung angenommen…auch um mir zu beweisen, dass mein Comeback voll im Gange ist. Eine Stunde hab ich gebraucht und es war gar nicht so schwierig, bis auf ein paar kurze Passagen. Für die untrainierten Amys mit ihren hochroten Tomatenköpfen ist der Weg sicher anstrengender gewesen als für mich. Und für die Eselreiter auch. Denn auf dem Rücken eines Esels, der sich über steile und glattgewanderte Steinstufen quält und bei jedem Schritt eine mit der Rute drübergezogen bekommt, während der Eseltreiber wild herumschreit, kann man sich nicht wirklich entspannen. Und für die Weichteile des Mannes ist vor allem der talwärtige Ritt eine sicher unvergessliche Massage, aber negativ gesehen. Doch so oder so, für jeden zahlt sich der Weg aus. Denn wenn man die letzten Stufen geschafft hat, öffnet sich einem die Sicht auf das “Monastery”. Wow!

Monastery

Monastery

Monastery heisst Kloster, Treasury heisst Schatzhaus…schon sehr seltsame Namen, die den fantastischen Kunstwerken hier gegeben wurden, obwohl man nicht recht weiss, ob es sich um Gräber oder Tempel gehandelt hat. Sicher waren es keine Klöster oder Schatzhäuser. Sieht man die monumentalen Werke und denkt man über den irren Aufwand nach, mit dem die zig Meter hohen Fassaden mit feinsten Details vor über 2000 Jahren in den Sandstein gehauen wurden, dann ist wohl soviel klar: Was der Mensch hier geschaffen hat, kann nur ein Ausdruck der Verehrung des Göttlichen und der Großartigkeit der Schöpfung sein. Wunderbar, beeindruckend!

Ich hab in einer Sandsteinhöhle einen Logenplatz mit Blick auf das Monastery gefunden, mich dort hingehockt und mit einem kleinen Weihrauchopfer meine Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht. Ich bin ein paar Stunden auf diesem Platz gesessen, der auch andere Wesen angelockt hat. Als erstes kamen viele verschiedene und bunte Vögel, die von den Körnern fraßen, die wohl ein paar Esel übriggelassen haben. Die Farbenpracht und Fülle der Vogelwelt hat mir viel Freude bereitet.

Kerlchen

Kerlchen

Nach den Vögeln kamen die Esel, Tiere die ich ja gerne mag, solange ich nicht auf sie draufsitzen muß.

ich und der neugierige Esel

ich und der neugierige Esel

Und dann kamen ein paar Beduinenkinder, mit denen ich dann ein bißchen gespielt hab. Diesmal aber mit weniger Action als noch zuletzt im Wadi Rum.

kleine Beduinin

kleine Beduinin

Irgendwann ist dann auch der Nane mit der Jause aufgetaucht und die Freude war perfekt. Wenig später sind wir talwärts gewandert, zumindest sind wir gemeinsam losgegangen. Der Nane ist voraus, weil er noch eine Bergtour vor sich hatte, die ihn näher an das Mysterium von Moses und den 10 Geboten führen sollte. Ich hab mir Zeit für den Abstieg und die Begegnung mit Beduinen genommen. Schöne Menschen, die hier teilweise noch in den Höhlen leben und den Touris Souvenirs verkaufen. Und die Beduinen sind auch sehr nett und gastfreundlich.

Beduinenmädchen mit Teekanne

Beduinenmädchen mit Teekanne

Vor allem erfreute mich der Ausblick auf die fantastische Landschaft und die schönen Felsformationen.

Den Weg bis zur Treasury bin ich zurückgegangen, ganz langsam und vorsichtig mit ein paar Abstechern, wie zum Beispiel zu den Königgräbern. Eines davon hat mich besonders beeindruckt. Die große Halle hinter der Fassade hat eine gemaserte Sandsteindecke, die einem den Atem raubt.

natürliche Höhle

natürliche Höhle

Der Ausflug nach Petra ist ein Höhepunkt unserer Reise durch Jordanien und sicher auch unserer Reise insgesamt. Was man hier sieht, gibt es sonst nirgends auf der Welt. Die Stadt gehört mit Recht zu den 7 Weltwundern. Nane und ich sind (nebenbei bemerkt) der Meinung, dass das weniger berühmte Lalibela in Äthiopien mindestens genauso großartig ist. Auf jeden Fall war es ein großartiger Tag für uns, wir sind äußerst begeistert und hundemüde ins Quartier zurück gegangen. Ich war auch sehr zufrieden und stolz, wie gut mich mein kranker Fuß getragen hat an diesem Tag.

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Der Wanderzirkus humpelt weiter…Inshallah!

Nach 6 Tagen des hochgelagerten Beines schau ich gar nicht mehr so schlecht aus. Ja, sogar ganz gut. Wenn ich daran denke, wie lang ich beim letzten Mal gebraucht habe, bis ich wieder ein wenig schmerzfrei war, dann verläuft die bisherige Heilung diesmal wunderbar schnell.

So konnte ich nach der heutigen Morgenmassage die ersten Gehversuche ohne Schmerzen, und am Nachmittag einen kleinen Spaziergang ums Haus wagen. Jetzt bin ich ins Internet gegangen, vorher hab ich mir noch Krücken gekauft, denn:

WIR FAHREN MORGEN WEITER!!! Wahrscheinlich und hoffentlich, wenn es mir morgen so gut geht wie heute. Und es wird wohl nur mal ganz behutsam vorgegangen. Eine kurze Strecke mit dem Taxi nach Petra, zur berühmten Felsenstadt, dort werd ich dann vielleicht auf einem Eselchen einreiten, Indiana-Jones für Arme.

Es war wohl nötig für mich, ein paar Tage alleine ans Bett gefesselt zu sein, unter dem Damoklesschwert des drohenden Heimfluges liegend. So konnte und mußte ich mir über vieles Gedanken machen, mein Inneres wieder ein wenig “nachjustieren” und meine Hinterläufe, die ja sowieso die ganze Zeit schon irgendwelche Mätzchen gemacht haben, mit Liebe und Zuwendung in Form von Massagen und Schmierungen verwöhnen. Ich bin mir über vieles klar geworden in den letzten Tagen. Auch darüber, dass ich weiterreisen aber dabei nichts erzwingen will. Jetzt bin ich zuversichtlich, daß es wieder passen wird, noch ein wenig kleinlaut für meine Verhältnisse, aber vielleicht ist das sogar gut, wenn man das zwischendurch auch in Erfahrung bringt…Wenn also alles so prima weiterläuft, brechen wir morgen auf und legen ein kleines Stück unseres Weges zurück, der weiter Richtung Israel führen soll.

Und der Nane freut sich auch, wenn wieder was weitergeht. Er hat mir viel geholfen in den letzten Tagen und sich einmal mehr als super Freund und Reisekollege erwiesen. Danke, lieber Nanito! Danken möchte ich auch den vielen lieben Menschen, die mich in den letzten Tagen aus der Ferne unterstützt haben, mit aufmunternden, positiven Gedanken und heilvoller Energie. Es ist schön zu sehen, so eine “Familie” zu haben, die sich in wahrhaftiger Anteilnahme aktiviert. Vielen, vielen Dank an alle!!

Ich bitte darum, dass sich unser weiterer Weg nach Israel ein wenig geschmeidiger weiteröffnen mag und dass er für mich halbwegs (und natürlich auch für den Nane) schmerzfrei und nicht zur Via Dolorosa wird! Aber wie wir wissen: der Mensch hält viel aus…die Heimwanderung der Israeliten und alles, was sich sonst noch auf diesem Boden hier schon abgespielt hat, war ja sicher auch kein Honiglecken.

Die Krücken kann ich hoffentlich bald wieder abgeben, die sind nämlich viel zu kurz für mich…

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Äthiopien – Foto Highlights Part 2

Wegen des großen Erfolges des ersten Teils wird die Reihe der Fotos aus Äthiopien hiermit fortgesetzt und auch abgeschlossen. Und mir selber macht es am meisten Freude…wie sehr habe ich dieses Land lieben gelernt. Teil 1 war den Menschen gewidmet, der Hauptattraktion des Landes…aber zu sehen gab’s noch mehr…

Gelada Pavian oder "Bleeding Heart Baboon"-gibt's weltweit nur im abessinischen Hochland

Gelada Pavian oder"Bleeding Heart-Baboon", rote Brust statt rotem Arsch

Kerlchen

gähn-die Geladas leben auf 3000 -4000 Meter Höhe

fast ein Zweibeiner

fast ein Zweibeiner-normaler Pavian im Tiefland, keine rote Brust, dafür einen roten Hintern

Krokos

Krokos

die Pelikane haben unsympatische Nachbarn

die Pelikane und ihre anstrengenden Nachbarn

Zebras

Zebras

Erzraben-riesige Geräte

Erzraben-riesige Geräte

der lammergeyer - auf deutsch Lämmergeier, klaro!

the lammergeyer - auf deutsch der Lämmergeier, logo!

Greifvögel gibt es überall in Massen

Greifvögel gibt es überall in Massen

halbwilde Hyänen und ich

halbwilde Hyänen und ich

Cola- und Bier saufender Ziegenbock

Cola- und Bier saufender Ziegenbock

Termitenburg

Termitenburg

die Weite

die Weite

die Fälle des Blauen Nils

die Fälle des Blauen Nils

in den Semien Bergen

in den Semien Bergen

auch dort

auch dort

beim Wandern

beim Wandern

ein unvergeßlicher Ort

ein unvergeßlicher Ort

Georgskirche zu Lalibela von unten

Georgskirche zu Lalibela von unten

und von oben

und von oben

Marienkirche zu Axum

Marienkirche zu Axum

Addis

Addis

St. Georgsbier und Cola auf Amharisch

St. Georgsbier und Cola auf Amharisch

Klassisch äthiopische Kirchendecke

Klassisch äthiopische Kirchendecke

der Kaffee, wird hier nicht nur geerntet sondern köstlicher und charmanter serviert als sonst irgendwo auf der Welt

der Kaffee, wird hier nicht nur geerntet sondern köstlicher und charmanter serviert als sonst irgendwo auf der Welt

Abendstimmung in der Strasse

Abendstimmung in der Strasse

Die langen Tage von Aqaba

Ja, da sitze ich nun fest in der Stadt, die dem rechten der beiden Wurmfortsätze vom Roten Meer, dem Golf von Aqaba, den Namen gibt. Grundsätzlich ein sehr nettes Städtchen, so sagt man, alles ist sauber und ordentlich, die Leute sehr nett. Normalerweise bevölkern hier auch zahlreiche Touristen die Straßen, derzeit ist es aber ruhig, weil kalt und eher unwirtlich.

Das alles weiß ich aber nur vom Nane, der seit Tagen in der Stadt herum strawanzt. Meine Welt sieht nämlich ein wenig anders aus. Ich liege da in meinem Hotelzimmer und höre nur die Geräusche vom Straßenleben, welches zwei Stockwerke weiter unten stattfindet und doch unerreichbar fern ist. Um 500 Uhr Früh heißt es zum ersten Mal „Allah u Akbar“, etwas später kommen die Autos, Huperei, Menschenstimmen, Handys, Rollläden rauf, Rollläden runter, Feierabend, Abendgebet…

Ein kühles Lüftchen kommt beim Fenster herein, immer wieder mal angereichert mit dem Duft von frisch gegrilltem Shawerma. Meine Mickey-Mouse-Bettdecke hält mich schön warm, nur mein geschwollener Fuß wird konstant mit Coolpacks weit unter der normalen Betriebstemperatur gehalten. Ein paar Mal am Tag kommt der Nane von seinen Spaziergängen heim, bringt was zum Essen mit und nimmt die Bestellungen für das nächste Ma(h)l entgegen. Mein lieber Freund versorgt mich super mit allem, was ich brauche, und das mit der großen Geduld und der feinen Art, die ihn so auszeichnet. Ohne seine Hilfe wäre ich hier aufgeschmissen und müsste wohl ins Krankenhaus gehen. Danke, lieber Nane! Übrigens: Beim letzten Mal, als ich in so einer Situation war, war es mein lieber Bruder und damaliger Mitbewohner Martin aka Ganse, der mir über sechs harte Wochen zur Seite gestanden ist, sein Studium gar nicht schweren Herzens ruhen hat lassen, und mir vom Essen bis zur guten Laune alles in mein Zimmer gebracht hat, wo wir gemeinsam unsere Skills an der Playstation perfektioniert haben. Danke für alles, lieber Ganse. Viel ist geschehen seit damals und es freut mich sehr, wie ich uns heute sehen darf.

Diesmal rennt alles ein wenig anders und bewusster ab als damals. Ich denke viel nach. Allerhand, was einem da so alles durch den Kopf geht…was wohl daheim gerade los ist…Familie, Freunde… die Vergangenheit, mein Weg in den letzten Jahren, Monaten und Wochen… Erfahrungen, Erinnerungen, Dankbarkeit…die Zukunft. Was wird wohl werden, für mich und den Rest der Welt?…neue Reiseziele…aber natürlich drängt sich meine derzeitige Situation auf…und dazu fällt mir einiges Interessantes ein…Ich schreibe auch viel. Vieles, was nicht auf den Blog kommt.

Mein Fuß ist noch immer sehr schmerzhaft und nur ein bisschen weniger geschwollen. Ich kann nicht auftreten und den Fuß nur wenig bewegen. Immer wieder schmiere ich, massiere, lege Eis auf, mache Umschläge, etc… Wichtig ist aber wohl die Ruhe und das Hochlagern. Sobald ich aufsitze und meinen Fuß auf den Boden stelle, hab ich einen pochenden Schmerz, dass ich fast durchdrehe.

Aber ich weiß ja schon vom letzten Mal, dass so was Zeit braucht. Also bleibe ich mal cool. Nach 3 Tagen in diesem Zimmer hab ich das Gefühl, als ob es schon mehr als eine Woche wäre. Die Zeit vergeht nur sehr langsam. Die Lektüre, die ich noch übrig hab, ist nicht besonders aufregend…dafür hab ich mich in meiner Not ein wenig mit einem Medium wieder versöhnt, von dem ich mich schon vor Jahren abgewendet habe…dem Fernsehen. Die Flimmerkiste in meinem Zimmer hat ungefähr 500 Kanäle eingespeichert. Wenn man aber zum Zappen anfängt, kommt man schnell drauf, dass der angepeilte Satellit wohl im Namen Allahs in den Orbit geschossen wurde und die arabische Fernsehwelt zwar komplett anders aber genauso einfältig ist wie die unsrige. Ca. zwei Drittel der Kanäle sind mit den Durchsagen von diversen Großmuftis und anderen bartumrandeten Radiogesichtern belegt. Der Großteil der restlichen Kanäle zeigt die arabischen Versionen von „Musikantenstadl“ und „In’s Lond eineschaun“. Eine handvoll internationale Sender hab ich dann doch entdeckt, als ich mir die Eselei angetan habe, mich durch die 500 Sender zu ackern. Euronews bringt nicht viel Neues, dennoch eine Abwechslung für mich, ich sehe Obama zum ersten Mal im TV. BBCNews detto. Der englische Movie-channel ist mein Rohypnol, wenn ich binnen Sekunden schlafen will. Doch siehe da, es gibt einen bescheidenen Hoffnungsschimmer:
MTV-Arabia. Ich mag ja das Fernsehen echt nicht so sehr, weil es einem die Zeit klaut, viel Blödsinn verzapft und mich sowieso langweilt. MTV ist in dieser Hinsicht sicher keine Ausnahme, sondern vielmehr bei vielen Blödheiten noch Vorreiter. ABER: die bunte Welt der Musikvideos mag ich bei all meiner Medienignoranz doch sehr, und ich bin ja schon lang nicht mehr up to date. Und nach 5 Monaten der harten Realität und Reisen auf staubigen Straßen kann man ein Wiedersehen mit alten Freunden wie Sean Paul, Q-Tip, Biggie, Busta Rhymes, Lauryn Hill und Aaliyah, einen Blick nach NYC oder Jamaica sowie eine kleine Dosis Scheinwelt schon mal vertragen.

Ja, so ändert sich der Maßstab…gerade bin ich noch durch die bunte Welt der Korallenriffe getaucht, über den Soukh spaziert und in der Wüste mit den kleinen Beduinen herumgetollt. Und plötzlich wird man in die Bescheidenheit gezwungen und freut sich über ein paar bunte Bilder, die über die Mattscheibe flimmern, oder eine Falafel-Pita aus des Freundes Hand…und hoffentlich bald über den ersten schmerzfreien Schritt.

Die größte Freude machen mir die aufmunternden Mails, die mir der Nane aus dem Internet ins Zimmer liefert. Mein Dank geht an alle, die mir wohlwollende und unterstützende Gedanken und Worte schicken.Für jede Form von heilsamer Energie.

Auch wenn es gerade mal nicht so gut aussieht, bleibe ich optimistisch, dass wieder alles recht wird. Denn wie mein lieber Freund Hannes immer sagt: Es ist noch immer alles recht geworden! Wo? Das werden wir dann schon sehen…

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Disneyland für Arme

Disneyland für Arme