Archiv für den Monat: September 2010

Drei Tage in den Dolomiten

Die Reisepräferenzen innerhalb meiner Familie sind den einzelnen Menschen entsprechend sehr unterschiedlich. Mein Vater war immer viel unterwegs, als passionierter Alpinist vor allem in den gebirgigen Regionen dieser Welt, von den nahe liegenden Alpen bis in die Anden und den Himalaya.

Anlässlich des bevorstehenden 70ers meines Vaters haben wir uns auf einen gemeinsamen Ausflug in die Dolomiten gemacht, um dort für ein paar Tage zusammen bei traumhaftem Herbstwetter die Berge und die schöne Umgebung zu genießen.

Die Dolomiten sind ja nicht so weit von Kärnten entfernt und ein unerschöpfliches und wunderbares Kletterrevier, das meinen Vater seit Jahrzehnten immer wieder angelockt hat. So kennt er sich auf den beeindruckenden Felsriesen und dazwischen perfekt aus. Der Berg an sich ist sowieso sein Milieu.

Für mich ist das natürlich genial, wenn ich in meinem Vater einen erfahrenen Bergführer habe, mit dem ich mich gut verstehe, Spaß habe und dem ich 100%ig vertrauen kann, weil er weiß, was er mir zutrauen kann, was in meinen Rucksack muss und wo es lang geht auf der Höhe. Also ging es los und für mich hieß es wie für den Luis Trenker: „…aui muass i!…“

Zuerst waren wir in den Sextener Dolomiten, Sexten, um die drei Zinnen herum, einen Klettersteig auf den Paternkofel, Übernachtung auf der Hütte. Der zweite Tag führte uns nach Cortina und zu einer ausgiebigen Kletterei auf der berühmten Tofana, von der jeden Winter die Schi-Weltcupabfahrer runterdüsen. Über ein paar Pässe ging es weiter ins Grödnertal, wo wir am dritten Tag noch einen weiteren Klettersteig gegangen sind.

Drei traumhafte Tage in einer der schönsten Gegenden der Welt und vertrauter Zweisamkeit mit ein bißl mehr Zeit als normal. Was für ein Glück, dass ich das mit meinem Vater machen kann. Was heißt…? So wie der beinand ist, ist das Glück eher, dass ich da mit komme, wenn er wie eine Gams rauf- und runterzieht. Ja, tatsächlich hat es mir auch gut getan zu sehen, dass mein in den letzten Jahren doch sehr geschwächter Körper wieder zu einer gewissen Leistungsfähigkeit kommt und es auch in dieser Hinsicht bergauf geht.

Die Dolomiten sind auch geschichtsträchtiger Boden. Wenn man auch noch so hoch auf den Bergen unterwegs ist, kann man nicht die Spuren des ersten Weltkrieges übersehen. Überall zeugen alte Stellungen, Stollen Ruinen etc. vom grausamen Gebirgskrieg, der sich dort von 1915-1918 zwischen Österreich-Ungarn und Italien abgespielt hat. Ganze Berge wurden abgesprengt, abertausende junge Männer verreckten elend im Kugelfeuer, durch Lawinen und Kälte. Mein Vater kann als ehemaliger Alpinoffizier viel Interessantes und teilweise unvorstellbar Grausiges über diesen schrecklichen Teil der Geschichte erzählen.

Schön, dass der Alpinismus, der auch zu einem gewissen Teil im Krieg entstanden ist, heute so eine friedliche und Völker verbindende Sache ist, die man mit höchster Freude genießen kann. Dennoch sollte man die Mahnmale nicht übersehen und nicht vergessen, dass der Frieden unser wichtigstes Gut und auch heute noch keine Selbstverständlichkeit ist und wir aufgefordert sind, auf allen Ebenen dafür einzutreten.

Hier sind die besten Bilder aus den drei Tagen. Man kann sich vorstellen, wie beschenkt, zufrieden und dankbar wir heimgefahren sind.  Super!

Sexten Moos

mein Vater, King of the Mountains

erster Blick auf die Drei Zinnen vom Süden aus

Paternkofel - Monte Paterno

Blick vom Gipfel auf die Drei Zinnen

in Cortina

und Umgebung

die Tofane

am Weg hinauf

auch

Blick nach rechts

...und nach links

rechts hinten die prominente Marmolada

los dos

immer wieder ein herrlicher Ausblick

Fort Tre Sassi - heute ein Museum

Soldatenfriedhof

und zu guter Letzt - mein Lieblingsfoto

Lissabon in 24 Stunden

Aufgrund meiner inneren Unruhe hab ich mir keine Zeit mehr genommen, um mehr von Portugal anzusehen. Die Küste hätte mich schon gereizt, aber ein anderes mal.

Einen Tag in Lissabon hab ich mir dann aber doch gegönnt, man kommt ja auch nicht alle Tage dorthin. Lissabon ist eine ganz schöne Stadt mit 3 Millionen durchaus ansehnlichen Einwohnern, einigen Sehenswürdigkeiten mittleren Ranges, Nightlife, gutem Essen für relativ wenig Geld und ergo mit Recht ein beliebtes Wochenendziel für unzählige Städtetouristen bzw. Zwischenstation für Surferdudes und andere TypeInnen, die es weiter zum Atlantik zieht. Viel mehr hab ich auch nicht mitbekommen, ein paar Fotos gibt´s, der Ordnung halber.

die Kathedrale

Castelo de Sao Jorge

Blick über die Dächer zum Fluss Tajo

Kennt anscheinend jeder - die Original Ginjinha-Bar, wo es den begehrten Kirschlikör gibt

Tamera

Von Barcelona ging es weiter per Flieger nach Lissabon, wo mich schon mein Ex-Arbeits- und nunmehrig fallweiser Reisekollege Gerhard am Flughafen erwartete. Der Leser des Blogs kennt Gerhard noch von der Geschichte seiner unsanften Landung in Guatemala im letzten Dezember…

Unsere diesmalige Mission sollte uns in den Süden Portugals führen, genauer gesagt in die Region Alentejo, wo fernab der Touristenwege ein soziales Projekt namens „Tamera“ seinen Platz gefunden hat.

Die Vision für Tamera entstand vor ca. 30 Jahren in Deutschland. Ein paar Leute hatten sich zusammen getan, um neue Wege für einen zwischenmenschlichen Frieden zu ersinnen und diese im Zusammenleben zu erproben. Seit 15 Jahren gibt es jetzt das so genannte „Friedensbiotop“ Tamera in Portugal, ein kleines Dorf mit ca. 200 fixen Bewohnern jeden Alters. Vor allem in den Bereichen Umwelt, Energie, Wasser, Permakultur sowie im menschlichen Zusammenleben und Partnerschaften wird dort intensiv geforscht und Know-How für einen nachhaltigen Frieden angereichert. Die Menschen in Tamera arbeiten konsequent und wahrhaftig an ihren Visionen, und so bekommt das Projekt auch weltweit viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. Experten der verschiedenen Fachrichtungen sind in ständiger Zusammenarbeit mit den Tameranern und besuchen den Ort laufend. Es wird regelmäßig publiziert, um die Ideen von Tamera zu verbreiten.

So hab ich auch schon seit Jahren immer wieder Gutes über Tamera gehört und mich dafür interessiert. Der Impuls für den jetzigen Besuch kam jedoch von Gerhard, der beschlossen hat, einen ganzen Monat in Tamera zu verbringen, um dort am Aufbau der Wasserlandschaft und Permakultur mit zu arbeiten. Viele Menschen aus der ganzen Welt nutzen die Gelegenheit, als Gast nach Tamera zu kommen, um dort zu lernen, zu erleben und sich inspirieren zu lassen.

Ich hab mich in das Fahrwasser von Gerhard begeben, mit dem Plan, auch für zwei Wochen im Ökodorf zu bleiben und mir ein Bild von dem Ganzen zu machen. Also haben wir uns gemeinsam auf den Weg gemacht.

Letztendlich bin ich nur ein paar Tage geblieben, weil ich angesichts meiner baldigen Wieder-Abreise nach Guatemala immer unruhiger geworden bin und mich auf die entschleunigte Atmosphäre in Tamera nicht wirklich einstimmen konnte.

Was ich in der kurzen Zeit gesehen habe, war sehr positiv und schön. Motivierte und nette Menschen arbeiten in jeweiligen Fachgruppen an verschiedenen Themen. In einer Gegend, die immer mehr verwüstet, hat man es geschafft, in Zusammenarbeit mit dem Salzburger „Agrar-Rebellen“ Sepp Holzer eine Wasserlandschaft mit Retentionsbecken und anschließenden Permakulturgärten aufzubauen. Im „Solar Village“ wird intensivst an dezentralen Lösungen zur nachhaltigen Energieversorgung geforscht. Das Zusammenleben läuft sehr kommunikativ, gemeinschaftlich und sozial ab, es herrscht eine angenehme und entspannte Stimmung zwischen den Menschen aus aller Welt, auch in dieser Hinsicht wird ein neues Bewusstsein gepflegt. Die Wahrheit wird sehr hoch gehalten, wichtig vor allem im Umgang mit jeglichen Beziehungen und der freien Liebe, die in Tamera erprobt und gelebt wird.  Was mir persönlich besonders getaugt hat, ist, wie die Kinder in dieser Gemeinschaft aufwachsen. Ich hatte in meinen paar Tagen dort auch das Vergnügen, einer sehr visionären Ansprache von Dr. Dieter Duhm, seines Zeichens Begründer von Tamera, beizuwohnen, die mich echt positiv beeindruckt hat.

Ein sehr interessanter text von Dieter Duhm befindet sich unter dem folgenden link:

http://www.verlag-meiga.org/sites/verlag-meiga.org/files/Nach_2012_dt.pdf

Zweifelsohne geht von Tamera eine große positive Kraft aus und es ist schön zu sehen, wie sich so viele Menschen mit ganzem Einsatz und Hingabe in den Dienst eines hohen Zieles, des Friedens, stellen.

Ich teile diesen Traum, gehe aber einen ganz anderen Weg. Ich kann mir auch nicht vorstellen, auf Dauer in so einer Gemeinschaft zu leben, da ich wohl einen anderen Begriff von Freiheit habe, denke ich…aber was weiß ich denn schon? Eines ist jedoch klar: ein Besuch in Tamera auf Zeit zur Inspiration ist eine wertvolle Angelegenheit, die ich dem einschlägig Interessierten auf alle Fälle weiterempfehlen kann.

Mehr Infos unter www.tamera.org

Und ein paar Fotos gibt es auch.

Abfahrt mit Gertschi am Bahnhof in Lissabon

in Tamera

meine Freundin im Zelt, die Gottesanbeterin

der typische Baum in der Gegend - die Korkeiche

leider auch schon typisch - die abgestorbene Korkeiche

Flower Power...

und Solar Power

Spirituelles Kraftzentrum Steinkreis - hier im Morgennebel, besonders mystisch

Die „Moreneta“ von Montserrat

In Barcelona stand neben dem bei unseren menschlichen Freunden auch noch ein anderer Besuch auf dem Programm. Die Existenz nichtmenschlicher Freunde in meinem Universum ist für den treuen Blog-Leser ja eh nichts Neues mehr…

Ca. eine Stunde nordwestlich von Barcelona erhebt sich ein imposantes Felsmassiv weit über die Ebene und man braucht kein Eingeweihter sein um zu erahnen, dass es sich um einen Ort großer Kraft handelt, der vermutlich schon seit alten Zeiten in der Aufmerksamkeit der Menschen und ihrer kultischen Aktivitäten stehen dürfte.

Montserrat heißt dieser magische Platz, an dem einst die Hirten (wer sonst?) einer Madonna angesichtig wurden, und wo heute ein riesiges Kloster sowie eine schöne Kirche stehen, die um das Abbild dieser Madonna im Laufe der Jahrhunderte gewachsen sind. Rund um das Kloster ragen die beeindruckenden Felsformationen in den Himmel, aus denen einem unzählige Gesichter von diversen felsigen Kerlchen entgegenschauen. Muy impresionante!

…von nichts kommt nichts…

Der katalanische Name der Madonna, „La Moreneta“ verrät an sich schon die Besonderheit dieser Gottesmutter. Sie gehört der kleinen Minderheit der dunkelhäutigen, also „schwarzen“ Madonnen an. Dass es zum Beispiel in Mexiko City die Indianermadonna von Guadalupe gibt, die Patronin der indigenen Lateinamerikaner, ist ja noch weniger erstaunlich, aber was hat es mit den schwarzen Madonnen Europas wohl auf sich?

 

Man sagt, dass diese Göttinnen, die wohl auch eine vorchristliche Wurzel haben dürften, wahre Spezialistinnen sind und sich in einen besonderen Dienst für den Menschen gestellt haben. Wie wir wissen und oft genug erfahren, haben das Leben und der Mensch nicht nur Licht-, sondern auch genug Schattenseiten, die uns bewegen und mit denen wir oft unsere Not haben. Die Gnade, die uns speziell von den dunklen Göttinnen zufließt, sind die Begleitung in unseren Nöten und auf unseren Unterweltenfahrten sowie die Heilung durch das liebevolle Annehmen unserer Unvollkommenheiten und dunklen Seelenanteile. Die Moreneta von Montserrat scheint in diesem Liebesdienst eine besondere Kraft und Effizienz zu haben, viele Menschen werden durch sie bewegt. Sie ist die Patronin von Katalonien und die Menschen kommen von nah und fern herangepilgert.

Natürlich ließen wir es uns auch nicht nehmen, der Moreneta die Ehre zu erweisen, und sind zusammen mit Estela und Daniel nach Montserrat gefahren. Nachdem sich Gregor mit allen Köstlichkeiten der Verkaufsstände und ich mich mit ein paar Kerzen eingedeckt hatte, die im Auftrag diverser Leute anzuzünden waren, war der Weg in die Kirche offen und schon standen wir in der Warteschlange, die über die Treppen zum Hochaltar, dem Thron der Madonna, hinaufführt. Eine kurze Kontaktaufnahme der Göttin über die Berührung Ihrer Abbildung, und schon wird man von der Warteschlange ein paar Schritte in die Kapelle hinter dem Altar weiter geschoben. Ich erwarte in so einem Getriebe ja keine außergewöhnlichen Wahrnehmungen etc, die finden wohl viel eher statt, wenn man sich mit so einer Kraft in Ruhe über die Distanz verbindet. Ein Besuch vor Ort ist dennoch etwas ganz Besonderes, macht Freude und schafft einen anderen Bezug.

Für mich, da ich in der Natur mehr Reinheit und Verbindung wahrnehme als in vom Menschen geschaffenen Heiligtümern, war eine anschließende kleine Wanderung durch die beeindruckende Felslandschaft der reinste Genuss, ja sogar eine heilige Pflicht! Mit einem Schrägaufzug ist man im Nu auf der Höhe, wo sich ein sehr gefälliger Wanderweg zwischen den Felsnadeln dahinschlängelt. Dazu eine erfrischend-reinigende Brise, eine super Aussicht und schon fühlt man sich wie neugeborenen und die dicke Kirchenluft ist schnell vergessen.

Blick von oben aus, rechts unten Kloster und Kirche

da waren wir zufrieden, Papst Gregor XIV und ich.

Das hat´s gebracht! Wieder einmal ein unvergesslicher Tag an einem ganz besonderen Ort! Wer auch immer in das bei Wochenendjettern beliebte Barcelona kommt, soll einen Besuch in Montserrat auf jeden Fall in Erwägung ziehen und -sofern hörbar – dem Ruf der Moreneta folgen, so wie wir das gemacht haben. Danach macht das Shoppen, Sightseeing und Verputzen von Tapas sicher noch mehr Spaß als zuvor. 😉

Barcelona

Ein paar Tage in Barcelona waren obligat, wenn man schon in der Nähe ist. Erstens, weil ich in dieser Stadt, von der man soviel Gutes hört, noch nie gewesen war, und zweitens, weil dort zwei gute Freunde zu besuchen waren. Estela und Daniel, die gerade noch mit mir in Guatemala unterwegs waren und in Barcelona leben.

Gregors Sightseeing-Laune war nicht gerade überwältigend, so habe ich mich größtenteils alleine auf die Wanderung begeben. Spazieren über Las Ramblas, das Gotische Viertel, der Hafen, die großartigen Bauten des Universalgenies Gaudi und andere architektonische Meisterwerke… Sehr schön, sehr schön…

Die Stimmung in den Straßen und Lokalen Barcelonas empfand ich als sehr angenehm, die Leute auch. Noch mehr galt das für unsere Freunde und ihre schöne Wohnung, die wir für ein paar Tage mitbewohnen durften. Und einen Heidenspaß hatten wir auch gemeinsam, so soll es sein! Muchas Gracias y hasta pronto, Estela und Daniel!!

Unas fotos…

am Hafen

katalanischer Jugendstil, rechts die Casa Batllo

Buntes und Leckeres in der Boqueria

San Jorge heißt hier San Jordi und ist auch Patron von Katalonien

La Pedreria

La Sagrada Familia, seit über 100 Jahren im Bau und noch lang nicht fertig

Santa Maria del Mar, ein wunderbares Göttinnen-Haus

Kolumbus auf seiner Riesensäule am Hafen. Sein Finger zeigt dahin, wo ich schon wieder bald sein werde…

…und von wo Daniel und Estela gerade sichtlich entspannt zurückgekehrt waren.