Archiv für den Autor: Joerg

Bruchlandung in Jordanien

Von Dahab sind wir sehr zufrieden und auch gerne Richtung Jordanien aufgebrochen. Da die öffentliche Fähre sehr unzuverlässig sein soll und man manchmal einen Tag lang darauf warten muss, hatten wir den Tipp bekommen, doch mit einer der vielen Tagestouren, die von Sinai aus nach Petra und Jordanien gehen, mitzufahren.

Da gibt es ein supermodernes Schnellboot zwischen der Grenzstadt Taba und Aqaba, auf dem wir die einzigen Individualreisenden zwischen den Gruppentouris mit ihren Lunchboxen waren. Die Fähre umfährt sozusagen den Landweg, der über Eilat, den israelischen Zugang zum Roten Meer führen und damit einen bürokratischen Aufwand bedeuten würde. Alles ging prima, wir durften seltsamerweise nur niemandem sagen, dass wir anders als die übrigen Passagiere nicht mehr nach Ägypten zurückkommen werden. In Aqaba liefen wir nicht im Hafen sondern in der Marina, dem Yachtclub, ein. Dort wurde unser Pass von einem Officer abgestempelt: Visum für Jordanien, gültig für einen Tag. Das reicht nicht, sagten wir. Also wurden wir aufgefordert mitzukommen und in einen eigenen Wagen gesteckt, der uns Richtung Stadt brachte, zusammen mit einer hypernervösen Russin, die auch igendwo aufgetaucht ist. Wir fuhren ein wenig herum, bis uns irgendwo an einer Kreuzung durch das Autofenster unser Pass zurückgegeben wurde, mit neuem Stempel und handschriftlicher Notiz, diesmal angeblich gültig für einen Monat, inshallah! Eigenartige Vorgangsweise, aber: schon in den ersten Minuten merkten wir, dass die Jordanier um einiges netter und zuvorkommender als die Ägypter sind. Der Eindruck sollte sich fortsetzen.

Von Aqaba fuhren wir mit dem Taxi nach Wadi Rum, dem berühmten und spektakulären Wüstenabschnitt, in dem auch Lawrence von Arabien einst unterwegs war. Zumindest im Film, mehr weiß ich nicht. Das Wadi ist ein sehr beliebtes Touristenziel, und so ist am Eingang zum Protektorat ein riesiges und modernes Besucherzentrum aufgebaut. Wir haben dort Eintritt gezahlt und sind gleich weiter in das Beduinendorf, wo wir am Campingplatz übernachten wollten, um uns einmal einen Überblick zu verschaffen. Der Campingplatz war voll mit Kletterern, vor allem Franzosen, die von den tollen Wänden des Wadis wie von einem Paradies schwärmten. Wir gingen zumindest gleich einmal spazieren, beeindruckt von der tollen Umgebung. Auf meinem Spaziergang traf ich eine Gruppe mit jungen Beduinenbuben, die von der nahe gelegenen Hochzeit ausgerissen sind und mit denen ich dann auf einer alten Ruine ein wenig Fangen gespielt habe. Lustige Kerlchen.

In der Nacht registrierten wir irgendwann, dass wohl Regentropfen auf das Zeltdach fallen müssen. Eindeutig, aber höchst unerwartet. Am nächsten Tag war der Himmel grau und das Hauptgesprächsthema der Regen, der erste seit eineinhalb Jahren. Höchst überfällig und nötig für das Überleben von Tier und Mensch. Auch am Vormittag regnete es noch ein paar Mal, immer nur für Minuten. Außerdem war es saukalt, und so beschlossen wir, unseren Wüstenaufenthalt ein wenig abzukürzen und nicht unnötig lang in der Kälte zu bleiben. Also schnell eine Jeeptour für den Nachmittag mit anschließender Übernachtung in der Wüste organisiert, und los ging die Fahrt. Der Typ, der uns das verkauft hat, sagte noch auffallend betont „Good luck“ zu mir, und ich fragte mich, was da schon schief gehen sollte bei so einer kleinen Herumfahrerei. Leider war das Glück nicht so hundertprozentig mit mir, und so war unsere erste Station des Ausfluges auch schon die letzte. „Lawrence’s spring“ ist eine Quelle, die oberhalb des Talbodens aus einer Felsspalte quillt. Wir sind da halt einmal über die glatte und nassen Felsen hochgeklettert, besonders motiviert war ich eh nicht, aber es wurde eine gute Aussicht versprochen. Wieso also nicht. Die Quelle hatten wir bald angeschaut und sind ebenso schnell wieder Richtung Auto von Felsen zu Felsen geklettert. Und da hat es mich aufgestellt.

Ausgerutscht bin ich und dann ein wenig tiefer als geplant gelandet, so dass mein Knöchel so richtig ordentlich umknickte, wie vor 8 Jahren, als so ein Zwischenfall mein letztes Basketballspiel vorzeitig beendete, mir einen Gips und sechs Wochen Bettruhe und Schmerzen bescherte. Dementsprechend schockiert war ich, als ich registriert habe, was da jetzt geschah, und den kokosnussgroßen Knöchel aus dem Schuh zog! Verdammt! Was soll jetzt werden?

Ich hab mich gerade noch unter ärgsten, pochenden Schmerzen und einem ordentlichen Schweissausbruch zum Auto geschleppt und wir sind zurück ins Dorf. Die Beduinen waren nett und hilfsbereit und schon wenige Minuten später saßen wir in einem Wagen Richtung Aqaba.

Schnell ein Zimmer mit Fernseher (für die kommende Liegephase) und Kühlschrank (für die Coolpacks) gefunden, Sachen rein geschmissen und mit dem Taxi ins Militärspital gefahren, das gut und billig sein soll. Die Militärs waren sehr zuvorkommend und gut zu mir, der junge Arzt sprach perfekt Englisch, er war gerade von einer Auslandszeit in Australien zurückgekommen. Gebrochen und gerissen sei nichts, hieß es. Ich brauche nur viel Eis und ein paar Tage Ruhe, dann kann ich hoffentlich mit Krücken bewaffnet weiterreisen. Inshallah! Wenigstens hab ich keinen Gips bekommen wie beim letzten Mal im Wiener AKH. Der hat damals mehr zur Verschlimmerung als zur Heilung beigetragen.

Jetzt werden wir dann sehen, ob und wie die Reise weitergehen wird. Seit vorgestern liege ich also im Hotelzimmer und lege Eis bzw. Kohlblätter auf. Arnika und Topfen gibt es hier leider nicht. Hoffentlich kann ich mich bald wieder ordentlich bewegen und muss nicht nachhause fliegen. Immerhin haben wir noch sehr viel vor uns. Und es wartet eine ganz besondere Station der Reise auf uns.

Petra, die legendäre Felsenstadt. Im Buch über Moses hab ich einiges über die Umgebung von Petra gelesen. So soll der eigentliche Mosesberg laut der neueren Recherchen nicht am Sinai liegen, wo wir vor ca. einer Woche waren, sondern direkt bei der Felsenstadt Petra. Dort soll sich auch die Quelle befinden, die aus der Erde quoll, nachdem Moses seinen Stab reingerammt hat. (Obwohl ich von Quellenbesichtigungen mal nichts hören möchte.). Und auch das Grab des Moses will man dort identifiziert haben…Wie auch immer, ich hoffe, dass es uns vergönnt sein wird, wenigstens in die Nähe der ganzen Orte zu kommen, in die Felsenstadt selber…

Ob die Reise weitergehen kann, steht für mich echt auf der Kippe und wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Weil bevor ich hier wochenlang im Hotelzimmer rumkugel, flieg ich lieber nachhause. Ein bisschen ist die Schwellung schon zurückgegangen, jedoch kann ich noch keinen Schritt ohne Schmerzen gehen und den Fuß kaum bewegen. Also liege ich da, lege Eis auf und massiere. Der Nane versorgt mich gut mit Verpflegung und guter Laune sowie Nachrichten von draußen. Ich bitte um Heilung und wünsche mir sehr, dass die Reise weitergehen darf.

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Nur die Mickey Mouse kann da noch grinsen!

Nur die Mickey Mouse kann da noch grinsen!

I have a dream …

In der letzten Nacht vor der Abfahrt aus Dahab hatte ich einen sehr bewegenden Traum, den ich hier für mich und den etwaigen Leser festhalte und so meine Verletzungspause ein wenig ausfülle.

…Es findet ein großes Familientreffen im weiteren Kreise statt. Es ist ein bunter Haufen, der da mit all den verschiedenen Lebensgeschichten und Weltbildern zusammenkommt. Leider ist in der Vergangenheit die Konfrontation mit „dem Anderen“ innerhalb der Familie nicht immer einfach und ohne Konflikte abgelaufen. Die Fronten waren dabei wohl immer wieder dieselben und sind ziemlich offenbar. Aus der Erfahrung heraus bemüht man sich im Großen und Ganzen, gewisse Gesprächskonstellationen und -themen zu vermeiden, um den vorprogrammierten und schon oft durchgemachten Konflikten und der Ohnmacht und Hilflosigkeit, mit der man ihnen gegenübersteht, aus dem Weg zu gehen. Doch der Frieden ist höchst labil, da vieles, was sich im Laufe der Zeit aufgebaut hat, im Untergrund schlummert und ans Licht will.

In diesem Zusammentreffen bin ich (mehr in der Rolle des Zuschauers) dabei, als sich in einer Gesprächsrunde eine heikle Thematik ergibt, wo die verschiedenen Akteure voll in ihre typische Rolle einsteigen. Die Stimmung wird hitziger bis dann schließlich die Fetzen fliegen, es wir geschimpft und beleidigt, manche ziehen sich wortlos zurück. Es bleibt ein Trümmerhaufen und wieder einmal weiß man nicht, wie man damit umgehen soll.

Die eher gefühlsbetonten Familienmitglieder sind sehr betroffen, traurig, fassungs- und fast kopflos, handlungsunfähig und paralysiert. Auf der anderen Seite gibt es Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit, Schuldzuweisungen, Koalitionen, einen Sündenbock,…allerhand Grauslichkeiten, an denen sich die trennenden Kräfte gerne nähren. Die uralten Spannungen mussten sich also wieder einmal entladen, einem alten Muster und einem ewigen Rhythmus folgend…

Doch diesmal ist etwas anders. Für alle wahrnehmbar melden sich die Altvorderen aus dem Reich der Verstorbenen, die Ahnen, zu Wort. Mit all ihrer Autorität, mit Strenge und Bestimmtheit mahnen sie ein letztes Mal zum Frieden. Sie haben es zwar zu Lebzeiten teilweise auch nicht besser gewusst und haben somit auch ihren Anteil an dem Unfrieden, doch aus ihrer jetzigen Perspektive sehen sie die Zusammenhänge der Ereignisse und Konstellationen. Sie sehen klar, wie einzelne Akteure zum Instrument der trennenden Kräfte gemacht und von diesen missbraucht werden. Es ist für sie ein furchtbares Geschehen, unter dem sie leiden und das sie nicht mehr länger mit ansehen wollen. Sie wollen sich mit all ihrer Erfahrung als Helfer zur Verfügung stellen, vorausgesetzt, dass sie auch als solche erkannt und gehört werden.

Im Fall meines Traumes wird die Hilfe voll Dankbarkeit, Vertrauen und Hoffnung angenommen und die Streitparteien wurden für den arbeitsreichen und anstrengenden, aber auch lohnenswerten Friedensprozess gewonnen…

Dann bin ich aufgewacht, emotional sehr bewegt von dem haut- und wirklichkeitsnah Erlebten. Sofort nach dem Erwachen, als ich noch gar nicht richtig bei mir war, ist mir die klare Botschaft gekommen, dass der Traum ein Gleichnis ist für ein Geschehen, das sich im großen Maßstab genauso abspielt.

In den Tagen davor habe ich mich ja nicht zuletzt aufgrund unserer Reiseroute und der besuchten Örtlichkeiten viel mit Moses und der gemeinsamen Wurzel der drei abrahamitischen Religionen auseinandergesetzt. Während bei meinen Betrachtungen eher das Gemeinsame im Blickfeld steht, so fokussieren die Medien und die Leute im tagtäglichen Gespräch vor allem bzw. ausschließlich das Trennende… Der ganze Nahe Osten leidet seit langem unter dem Konflikt der Araber und Israeli. Aber es ist ja nicht nur hier und jetzt so, Die Geschichtsbücher gehen nur so über mit Kriegen, die sich zwischen den abrahamitischen Bruderreligionen und den durch sie geprägten Völkern und Kulturkreisen über Jahrhunderte abgespielt haben. Und wie es auch im kleinen Maßstab gilt, so sind das Leid und die Hilflosigkeit bei Konflikten innerhalb der Familie besonders groß. Um es bildlich und mit ein wenig Humor darzustellen: Moses, Abraham und co müssen ja nur so rotiert haben in ihren Gräbern, bei all dem, was sie schon mit ansehen mussten.

Geht man einen Schritt weiter und betrachtet so wie ich die gesamte Menschheit als Familie, dann ist die Thematik des Geschwisterstreites weltweit in voller Dramatik gegeben.

Es gibt wohl genug Menschen, die mit dem Begriff einer weltweiten Familie gewisse Schwierigkeiten haben mögen. Doch dass wir als Bewohner desselben Lebensraumes, unserer Mutter Erde, einer großen Schicksalsgemeinschaft angehören, das kann wohl keiner abstreiten. Und es scheint so, als ob sich das Schicksal von uns Erdenbewohnern ziemlich zuspitzen würde. Wie in meinem Traum gibt es große Schwierigkeiten und die damit verbundene Hilflosigkeit sowie in weiten Kreisen fehlendes Know-how für den Umgang mit den Nöten. Und es gibt ein großes Sehnen nach einer Wende. Es war in meinem Traum eine große Wende, als die alten Weisen mahnend aber auch hilfreich auftraten. Und es war und ist ein sehr tröstlicher Gedanke für mich, dass dies auch in einem weltweiten Kontext so sein könnte oder gar schon passiert. Wer also immer sie auch sein mögen, die hilfreichen und wohlwollenden Weisen. Ich möchte sie für alle Fälle hiermit auch schriftlich eingeladen haben, sich zu erheben und uns Menschen den Weg in eine würdigere Zukunft zu weisen.

Klingt wie ein Traum, nicht wahr?! War ja auch einer…aber ein sehr träumenswerter Traum. Wer mich kennt, der weiß, dass ich in meinem Grundwesen sehr bodenständig bin, also kein großer Träumer. Aber ich erlaube es mir zwischendurch einer zu sein. Und manchmal werden Träume auch wahr, wie auch der kleine Traum von meiner Reise, die ich in den letzten Monaten machen durfte. Und ich habe jenseits des Persönlichen noch viel größere Träume…

Es gibt in der Geschichte genug eindrückliche Beispiele für ganz große Träume und Wunder, die Wirklichkeit werden durften. Martin Luther King hatte einen Traum…40 Jahre später wurde Obama Präsident. Die deutsche Wende jährt sich heuer zum zwanzigsten Mal, undundund…

Also, wer immer da draußen an Träume und deren Verwirklichung glauben will, sei dazu ermutigt…They may say you’re a dreamer, but you’re not the only one!

May peace prevail on earth!

May peace prevail on earth!

Foto Highlights-Äthiopien Menschen

Da ich sooft an das geliebte Äthiopien zurückdenke und die Liebe bisher nur verbal und nicht in Fotos wiedergegeben wurde, nutze ich die Zeit hier in Dahab um ein paar Fotos von Äthiopien upzuloaden. Mich freut es extrem, die Bilder anzuschauen, ich hoffe auch den lesefaulen Betrachter…

Natural Beauty

Natural Beauty

dem kids a go crazy

dem kids a go crazy

an der Wasserstelle

an der Wasserstelle

auch das ist Äthiopien: das kaffebraune Flusswasser wird in Omorate getrunken, weil es keinen Brunnen gibt

aber auch das ist Äthiopien: das kaffebraune Flusswasser wird in Omorate getrunken, weil es keinen Brunnen gibt

typisches Strassenbild

typisches Strassenbild

typisches Überlandstrassenbild

typisches Überlandstrassenbild

Fest in Addis

Fest in Addis

im Stadion zu Arba Minch

im Stadion zu Arba Minch

Busbahnhof

Busbahnhof

Zwischenstopp

Zwischenstopp

Kinder als Tragtiere

Kinder als Tragtiere

flat tire...wie sooft

flat tire...wie sooft

Zuckerrohrverkauf

Zuckerrohrverkauf

Markt

Markt

neugierige Kinder

neugierige Kinder

der Montessori Kindergarten in Dimeka

der Montessori Kindergarten in Dimeka

superliebe Kinder - aber im Bus sind sie, wenn erst aufmagaziniert (=gefüttert) eine tickende Speib-bombe

superliebe Kinder - aber im Bus sind sie, wenn erst aufmagaziniert (=gefüttert) eine tickende Speib-Bombe

Hamer-Frauen am Markt (Rücken mit Schmucknarben)

Hamer-Frauen am Markt (Rücken mit Schmucknarben)

Hamer-Frauen

Hamer-Frauen

in der Hamer-Hütte

in der Hamer-Hütte

Mursi-Frauen

Mursi-Frauen

Kaffeaufwartung am Tanasee

Kaffeaufwartung am Tanasee

Kinder auf 3500 m Höhe in den Semienbergen

Kinder auf 3500 m Höhe in den Semienbergen

auch dort

auch dort

Mädchen im Hochland

Mädchen im Hochland

zwei liebe Kerlchen

zwei liebe Kerlchen

einsamer Mönch im Hochland

einsamer Mönch im Hochland

Frau beim Wasserholen im Hochland

Frau beim Wasserholen im Hochland

Mönche in Lalibela

Mönche in Lalibela

Nationaldroge Chat

Nationaldroge Chat

Veteran mit AK47

Veteran mit AK47

Fanta-unser Scout in den Bergen

Fanta-unser Scout in den Bergen

in den Strassen von Addis

in den Strassen von Addis

detto

detto

  • detto
  • detto
  • detto

    detto

    Afro

    Afro

    detto

    colourful

    detto

    detto

    im Kaffeehaus

    im Kaffeehaus

    Happy Ferenjis

    Happy Ferenjis

    „Mount Sinai“, „Gebel Musa“ oder „der Mosesberg“

    Die Halbinsel Sinai ist ja ca. gleich groß wie Österreich, auch wenn sie nur als ein kleiner Zipfel an Afrika dranhängt. Auch wenn das Land in der Geschichte sehr umkämpft war und auch in den letzten Jahrzehnten zweimal den Besitzer gewechselt hat, handelt es sich doch nur um eine unwegige und zerfurchte Steinwüste. Heute ist der Sinai vor allem für den Tourismus bedeutend, zigtausende Touris fahren jährlich hierher ans Rote Meer. Im Landesinneren leben die Beduinen, ein eigener arabischer Stamm, von der Viehzucht und immer mehr von Wuestentouren.

    Beduine

    Beduine

    Seinerzeit hat sich hier aber was abgespielt, das den Großteil der jetzigen Weltbevölkerung und auch uns Europäer maßgeblich beeinflusst hat, zumindest wenn man den Legenden glaubt. Ich tu das natürlich, weil ohne Legenden wäre das Reisen nur halb so interessant…

    Wie wir als Bibelkundige wissen, hat Moses im Exil auf Sinai zuerst mit Gott über den brennenden Dornbusch kommuniziert, ist dann nach Ägypten zurück um die Israeliten abzuholen, und dann am Weg nach Kanaan kam er wieder hier vorbei, um am Berg Sinai die 10 Gebote zu empfangen. Auch das leckere und nahrhafte Manna ist hier vom Himmel gefallen.

    Historisch ist die Figur des Moses bis heute nicht belegt, die ganze Geschichte basiert auf dem alten Testament. Moses gilt als der Begründer und Wegbereiter unserer Eingottreligionen (Christentum, Islam, Judentum), denen heute ein wenig mehr als die Hälfte der Menschen angehören. Eine immens wichtige Figur also…

    Die Historiker und Archäologen haben ja viel herumspekuliert, wann sich die Geschichte von Moses und dem Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft abgespielt haben könnte. Ich lese gerade ein spannendes Buch dazu, welches die biblische Geschichte mit der des alten Ägyptens sehr interessant vernetzt.

    Während die Historiker mit gutem Recht alles hinterfragen (ist ja ihr Job), sind sich anscheinend die Gläubigen etwas einiger, zumindest was den Ort der Begebenheiten anbelangt. So wurde schon 330 nach Chr. eine Kapelle an dem Ort errichtet, wo der brennende Dornbusch stand. Später wurde die Basilika „Zur Verklärung Christi“ (Verklärung ist wohl so was wie Erleuchtung!? Bleibt nur die Frage offen, was denn Erleuchtung ist.) und das Katharinenkloster errichtet, darum herum eine Festungsmauer. All das steht heute noch und ist ein viel besuchter Magnet für Pilger und noch viel mehr für strandmüde Touristen vom Roten Meer.

    von aussen sehr gefaellig

    von aussen sehr gefaellig

    So oder so sind auch wir hingepilgert, immerhin hatte ich schon daheim einiges über das Kloster gehört, was mein Interesse geweckt hat. Wir haben einen Tag eingeplant, um das Kloster zu besuchen und den Berg Sinai, der gleich dahinter aufragt, zu besteigen.

    ...innen auch...

    ...innen auch...

    Die Fahrt ging ca. 150 Kilometer durch eine tolle Wüstenlandschaft. Wir kamen zum Kloster und haben mit Entsetzen festgestellt, dass da schon viel zuviel Leute herum waren. Es ist zwar keine Saison hier jetzt, aber die Massen haben die meterdicken Klosterwände fast zum Bersten gebracht. In den schmalen Gängen herrscht ein Gedränge, dass man es mit der Angst zu tun bekommt. Man wird dabei einen Pfad folgend entlang gedrängt, der zuerst durch die Basilika führt und danach zum einst brennenden Dornbusch, der – wie die Bibelkundigen wissen – ja immer noch steht, weil ihn das Feuer ja nicht verzehrt hat. Ein ganz eigenartiges Treiben spielt sich da in den heiligen Mauern ab, Gott sei Dank nur 5 Mal in der Woche für drei Stunden. Die Touris kommen ja, obwohl das Kloster in den um diese Jahreszeit saukalten Bergen liegt, in der Badehose daher und müssen erst einmal mit ein paar Tüchern eingewickelt und klostertauglich gemacht werden. Danach schiebt sich die Meute murmelnd durch die Kirche, welche mit wunderbaren Ikonen, Mosaiken und Kunstwerken aus vielen Jahrhunderten ausgestattet ist. Ein paar der 20 (zu den besten Zeiten waren es 300-400) griechischen Mönche beobachten das Geschehen. Aus der Kirche raus wälzt man sich dann zum Dornenbusch, der aus einer ca. zwei Meter hohen Einfriedung raus wächst, und soweit der durchschnittliche Besucher hinauflangen kann, abgefleddert ist bis aufs letzte, da jeder versucht, sich ein Blatt zu krallen. Das haben wir auch mit Staunen beobachtet. Lustig, das manche erst beim Raufspringen und Abstreifen der leeren Zweige feststellen, dass der Dornbusch auch Dornen hat, die die vom Meerwasser geweichte Haut schmerzhaft aufritzen… 😉

    ...aber die vielen Leute...

    ...aber die vielen Leute...

    der beruehmteste Dornbusch der Welt

    der beruehmteste Dornbusch der Welt

    Ich bin ja sowieso kein Freund von Klöstern, meistens bekomm ich da das Grausen und die Beklemmung in den alten muffigen Gemäuern. Hier war ich besonders froh, wieder raus zu kommen, weg von den vielen Leuten!

    Der Klosterbesuch war aus meiner Sicht eine Pleite und die Fahrt nicht wert. Umso mehr hab ich mir von der Bergwanderung danach erwartet. Und diese entschädigte wahrlich für das Klostertheater. Die Mühe der Bergbesteigung macht sich nämlich fast niemand. Nur in der Nacht soll der Berggipfel voll gesteckt mit Leuten sein, die sich von den Touranbietern und Reiseführern einreden lassen, dass man den Berg unbedingt nächtens erklimmen soll, um den Sonnenaufgang danach zu sehen.

    Wir gingen tagsüber rauf, was den nicht zu unterschätzenden Vorteil hat, dass man was sieht und nicht all zu kalt hat. Kalt war es auch so, aber die rund 3400 Steinstufen bis zum 2300 Meter hohen Gipfel haben uns schon aufgewärmt. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir oben angekommen, außer uns war niemand da. Die Aussicht ist super, die Landschaft rundherum spektakulär. Oben stehen eine verschlossene Kapelle und ein Häuschen, wahrscheinlich zur nächtlichen Erstversorgung von unterkühlten Wanderern in Badehose. Wir haben ca. 4 Stunden mehr oder weniger alleine am Gipfel verbracht. Nur ein paar Wenige sind auf- und wegen der Kälte und des Windes gleich wieder abgetaucht. Wir haben die Aussicht und die Ruhe genossen. Ich habe der Geschichte um den großen Wegbereiter und Wanderer Moses gedacht und bin irgendwann auf einer großen Steinplatte liegend eingeschlafen. Eine schöne Kärntnerjause mit Speck und Hirschenwirschtln haben wir uns auch vergönnt, ein würdiges Mahl in alpiner Tradition an einem würdigen Ort. Zufrieden und gestärkt von Jause und dem schönen Ort haben wir uns vor Sonnenuntergang an den Abstieg gemacht, auf dem wir schon knapp unter dem Gipfel an zahlreichen, plötzlich aus dem Boden gestampften Labestationen und Souvenirständen vorbeikamen. Vorboten des wohl weniger würdigen nächtlichen Treibens, wo hunderte Lärmende in der Dunkelheit den Gipfel bevölkern, zumüllen und zukacken.

    raufwandern

    raufwandern

    unterwegs a bissl schaun

    unterwegs a bissl schaun

    Ankunft oben-noch trueb und saukalt

    Ankunft oben-noch trueb und saukalt

    mit dem Speck kam auch die Sonne raus

    mit dem Speck kam auch die Sonne raus

    einen abschnarchen am Spezialplatzl

    einen abschnarchen am Spezialplatzl

    san se nit liab?

    san se nit liab?


    Höchst freudig sind wir im Tal angekommen und wieder Richtung Dahab gefahren. Es war ein super Tag und ein schöner Ausflug auf den Berg, der in seiner Heiligkeit und Schönheit die von Menschenhand geschaffenen Gemäuer bei weitem in den Schatten stellt…wie sooft. Moses ist ja auch in die Stille der Natur gegangen um die Stimme Gottes zu hören.

    Die heilige Ruhe genieße ich jetzt auch wieder am und unter Wasser. Jetzt sind wir schon seit einer Woche hier, der Nane bringt gerade die Judith zum Flughafen und wird wohl schon ein wenig traurig sein. Ich hab von den beiden ja nicht soviel gesehen, aber soweit ich mitbekommen habe, hatten sie eine super Woche gemeinsam. So soll es sein! Und wenn der Nane jetzt auch noch keine Lust zum Arbeiten verspürt, dann freut er sich sicher schon auf das einstige Heimkommen und das Wiedersehen mit der Judith. Herumgebusselt haben sie ja soviel, dass es für eine gewisse Zeit reichen könnte… 😉 Schaumer mal, wie lang! Ich bussel hier höchstens meinen Kopfpolster und brenne umso mehr auf weitere Reiseerlebnisse, die bald folgen werden, wenn wir erst ausgeruht und wieder aufgepackt sind. Demnächst in diesem Kino, Inshallah!

    beim letzten beduinenmaessigen Essen mit der Judith

    beim letzten beduinenmaessigen Essen mit der Judith

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    Dahab oder „Endlich einmal Urlaub!“

    Nach 5 Monaten Leben aus dem Rucksack, über 15000 km und hunderten Stunden in verdreckten Bussen, Übernachtungen in zig verschiedenen und oft lausigen Quartieren, unzähligen „Where are you from?“-Gesprächen und womöglich tausenden geschüttelten Händen bin ich jetzt einmal froh über die heilige Ruhe hier in Dahab. Ja, das Reisen ist schon anstrengend. Jeder Tag will geplant werden. Essen, Quartier und Tagesablauf checken. Ständig nach dem Weg oder nach anderen Dingen fragen,…

    Bei all dem ist es ja erstaunlich und dennoch erwartungsgemäß, wie gut der Nane und ich harmonieren. Auch wenn wir uns den Spielraum lassen, jederzeit wenn nötig oder gewünscht getrennte Wege zu gehen (sei es für Stunden oder für Tage), ist es uns irgendwann klar geworden, dass wir schon seit Wochen täglich fast 24 Stunden zusammen sind. Von Stress oder gar Streit keine Spur, so reist es sich effizient und energieschonend. Wir sind wohl voll aufeinander und auf das gemeinsame Vorhaben abgestimmt, gleichsam wie ein perfekt funktionierender Organismus…echt erstaunlich, muss man schon sagen! Und dass, wo wir beide ja auch „sture Hund“ sein können.

    Der Gradmesser für eine Freundschaft liegt für mich dabei sicher nicht darin, dass man keine Konflikte hat…aber für ein Projekt wie dieses, das ohnehin viel Kraft kostet, ist es natürlich für alle Beteiligten wichtig und schön, wenn nicht zuviel Energie mit interner Reibung draufgeht. So bleibt viel Raum für das Schöne und das Genießen von all dem, wofür man ja letztendlich die Reise auf sich nimmt. Also sei hier ausgedrückt, dass die Freundschaft mit diesem feinen Kerlchen und unsere gemeinsame Wanderschaft für mich ein einzigartiges Geschenk ist.

    Hier in Dahab geben wir uns jetzt viel Ruhe und Erholung und auch ein wenig mehr Freiraum voneinander, damit es danach wieder in alter Frische weitergehen kann. Nane hat mit seiner Judith ein adäquates Liebesnest bezogen, während ich für wenig Geld eine genial-gemütliche Holzhütte am Ortsrand bewohne und direkt von meinem kleinen Balkon auf das 15 Meter entfernte Rote Meer und das dahinter liegende Saudi Arabien blicke. Das Rauschen des Windes und der Wellen ist das einzige Geräusch hier. Es sind nur wenig Leute da, da es hier auch Winter und nicht besonders warm ist. Aber in der Sonne ist es sehr angenehm, das Wasser hat ca. 20 Grad. Die Sonne wärmt meine Hütte tagsüber auf und in der Nacht gibt es kuschelige Decken. Sehr gemütlich alles.

    Dahab am Abend

    Dahab am Abend

    mein Gehaeuse

    mein Gehaeuse

    Meine Hütte gehört zu einer Tauchschule, die nur ein paar Schritte weg ist und die uns würdig für gemeinsame Taucherfahrungen erschienen ist. Nette Leute, super Ausrüstung, faire Preise.

    www.Sunsplash-divers.com

    So sind wir gestern auch schon abgetaucht. Für Judith und Nane war es eine Prämiere. Während meine Freunde ganz mit sich selber und der Faszination der ersten Atemzüge unter Wasser beschäftigt waren, konnte ich schon mit aller Routine und Sicherheit ans Genießen der bunten Unterwasserwelt gehen. Wie sehr habe ich mich seit dem letzten Mal vor einem Jahr wieder auf das Tauchen gefreut. Was man unter Wasser am Riff zu sehen bekommt, lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Einen kleinen Eindruck gibt ein Filmchen von meinem verrückten Cousin und treuen Stammleser Friedl, online unter

    Friedl, dein Paragleitfilm rockt auch ziemlich und macht echt gusto:

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    Hatshepsut-Tempel und der Abschied vom Alten Ägypten

    Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes in Luxor haben wir uns noch einmal auf das andere Nilufer begeben, konkret zum Besuch des Hatshepsut-Tempels. Frau Hatshepsut war eine von wenigen weiblichen Pharaoninnen und ließ dieses Heiligtum zu Ehren Amuns – so sagt man – am Fuß der mächtigen Felswände errichten. Schon von der Ferne sieht man den riesigen Tempel, der recht modern wirkt und auch zu großen Teilen in der jüngeren Vergangenheit restauriert wurde. Berühmt wurde der Ort auch durch ein Attentat der Islamisten vor ein paar Jahren, das ca. 60 Touristen das Leben kostete und den ägyptischen Fremdenverkehr in eine Krise geschickt hat, von der er sich bis heute nicht vollkommen erholt hat.

    Wir haben den Ort am späteren Nachmittag im Licht der untergehenden Sonne sehr genossen. Es waren nur wenige Gruppen unterwegs und so konnten wir auch das Allerheiligste in Ruhe betrachten, wenn auch nur aus der Ferne von der Absperrung aus. Die Atmosphäre in und vor den heiligen Hallen sucht ihresgleichen, es herrscht eine angenehme Energie. Ein würdiger Ort also, um in Anbetracht unserer baldigen Abreise aus dem Niltal Abschied von den alten Ägyptern zu nehmen. Viel haben wir gesehen und erlebt in den letzten Wochen, waren fasziniert von den Bau- und Kunstwerken sowie der Geschichte dieser alten Kultur. Auch wenn es jetzt schon spürbar war, dass es langsam reicht, haben wir uns noch einmal an alles erinnert und die aufkeimende Freude und Dankbarkeit zum Abschied in das Herz dieses wunderbaren Tempels gelegt.

    Hatshepsut-Tempel

    Hatshepsut-Tempel

    Habibi und Bakshish-jaeger

    Habibi und Bakshish-jaeger

    Osteuropaeische Touristen

    Osteuropaeische Touristen

    ich vor dem most holy of holiest

    ich vor dem most holy of holiest

    Nubisches Dorf

    Nubisches Dorf

    Beeindruckt und zufrieden sind wir abgezogen, voller Vorfreude auf die Weiterfahrt ans Rote Meer, die wir für den nächsten Tag schon vorbereitet hatten.

    Also sind wir am letzten Tag nach dem Aufstehen noch ein letztes mal zum Nil hinuntergegangen, danach noch mal zu unserem Stammlokal und dann um 1600 Uhr zum Bus, der uns in ca. 12 Stunden –hieß es-  nach Dahab auf der Halbinsel Sinai bringen sollte. Für Nane war die Vorfreude doppelt groß, sollte er doch in Sharm El Sheikh seine geliebte Judith abholen, die für eine Woche zu Besuch kommt.

    ein letztes mal sinnieren

    ein letztes mal sinnieren

    und einen Schal kaufen fuer die kuehleren Breiten... ;-)

    und einen Schal kaufen fuer die kuehleren Breiten... ;-)

    Verkaufsladentisch mit allem, was die aegyptischen Ober- und vor allem Unterwelten hergeben

    Verkaufsladentisch mit allem, was die aegyptischen Ober- und vor allem Unterwelten hergeben

    aufgepackt

    aufgepackt

    Und die 12stündige Fahrt sollte für uns ein Gradmesser werden, ob sich unser Sitzfleisch wieder regeneriert hat. Die Busfahrt dauerte aufgrund eines Motorproblems rund 10 Stunden zu lang und endete auch für mich in Sharm, wo die alte Kiste nicht mehr konnte und wir die Judith vom Flughafen holten. 22 Stunden im Bus also, aber unser Sitzleder war geradezu äthiopisch aushaltig. Wenn ich mir denke, wie ich noch vor wenigen Monaten in Peru regelrecht Angst vor meiner ersten 20stündigen Busfahrt hatte, dann bin ich jetzt schon ein wenig stolz, was ich an Geduld und Sitzfleisch dazu gewonnen habe. Ja, der Mensch hält viel aus. Dinge, die daheim ja niemand jemals auf sich nehmen würde.

    Während der Nane die Judith vom Flughafengebäude geholt hat und sich schon auf eine Woche Liebestaumel eingestimmt hat, wurde ich draußen auf der Straße von unserem Taxifahrer, der sich als hinterfotziger Verbrecher offenbarte, so gepflanzt, dass ich meine Hand schon an seiner Gurgel gesehen habe. Der Gscheitere gibt nach und anstatt ihn zu würgen, hab ich ihm letztendlich das erpresste und viel zu hohe Fahrtgeld gezahlt und dieses sozusagen als Eintrittsgeld für den Sinai akzeptiert. Soll uns hier nichts Schlimmeres passieren. Die echt gemeine Gaunerei des Taxifahrers wird wohl Allah oder Osiris auf die Waagschale legen, hab ich mir gedacht. Geht ja mich nichts an.

    erster Eindruck von Sinai

    erster Eindruck von Sinai

    Irgendwann sind wir dann nach 24 Stunden Reise in Dahab angekommen, mit einem guten Taxler. Für die Mühen wurden wir aber diesmal ordentlich belohnt. Judith hat reichlich Goodies mitgebracht von daheim. Aus Kärnten gab es Speck, Hirschenwürste und Kas-kigelen (eine Spezialität aus meiner näheren Heimat, die der Nane gar nicht kannte), dazu feines Schwarzbrot und ein paar Faschingskrapfen, ganz frisch aus der Tupperware, yummy! Ein wahres Fest für unsere nicht gerade verwöhnten Gaumen. Danke an die edlen Spender, die da sind meine Eltern und die Judith! Sozusagen als Nachtisch zog die Judith noch unsere verspäteten Weihnachtsgeschenke (von uns selber an uns selber) aus dem Rucksack: zwei brandneue Netbooks, kleine Alleskönnercomputer, mit meinem schreibe ich jetzt schon…außerdem einen neuen Rasierer für mich, neue Akkus für meine Kamera und noch ein paar Kleinigkeiten von der Wunschliste, die den Rucksack jetzt ungefähr doppelt so schwer werden ließen als er vorher war.

    jetzt gehts dem nanito gut

    jetzt gehts dem nanito gut

    In Dahab dreht sich alles ums Tauchen und Surfen, das Wasser ist zwar eher kalt, aber es lockt mich schon sehr und ich freue mich, wenn ich dann endlich der Daumen nach unten zeigt (das ist beim Tauchen ein gutes Zeichen) und ich in die Ruhe und die Welt der bunten Fische absinken werde. Außerdem steht ein Besuch am heiligen Berg Sinai an, wo Moses die 10 Gebote empfangen hat. Viel Schönes also und hoffentlich ein wenig mehr Ruhe als im Rest von Ägypten. Das ist uns nämlich in den letzten 4 Wochen schon auch sehr anstrengend geworden.

    Ahja, mit der nächtlichen und verschlafenen Fahrt über (oder unter?) den Suezkanal haben wir auch den afrikanischen Kontinent verlassen. Sicher nicht zum letzten Mal, kann ich zumindest von mir sagen…

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    Das Tal der Koenige-erst beinahe vom Himmel aus, dann ober- und unterirdisch

    Gestern in der Frueh haben wir uns auf ein spezielles Abenteuer eingelassen. Hier in Luxor scheinen Heissluftballonfahrten ueber das Tal der Koenige sehr beliebt zu sein. Darauf wurden wir schnell aufmerksam. Ueber unser Hotel war die Sache spottbillig fuer ein paar Euro zu buchen und so waren wir schon angemeldet. Ich hab mich an mein letztes Flugerlebnis, die Cessnatour ueber die Nazca-Linien in Peru, erinnert und mir  und auch gleich dem Nane insofern gesagt, dass es ja eh mehr um die Erfahrung in einem neuen Fluggeraet geht als um das, was unten so zu sehen ist. Und billiger als hier kommt man nicht zu seiner ersten Balllonfahrt.

    Wie immer haben die Geschaefte, die man mit den Arabern macht, einen Haken oder beinhalten gewisse Halbwahrheiten. Also waren wir nicht ueberrascht, als es am Abend hiess, dass die Fahrt nicht wie versprochen um 4 losgeht, um den super Sonnenaufgang zu sehen, sondern erst 2 Stunden spaeter um 6. Als ich angefangen hab, die Sache detektivmaessig zu durchlichten, hat der Typ hinter der Rezeption zum Stottern angefangen und den Ballonmenschen angerufen und mir den Hoerer in die Hand gedruckt. Ja, das Wetter sei halt nicht so gut und blabla…wurscht, wir werden eh sehen, und die Sache kostet ja nicht viel.

    Am naechsten Morgen kamen wir mit einer Gruppe von 20 Menschen aus diversen Hotels zusammengesammelt zum Ballon. Am Weg dorthin sah man schon, dass einige Ballons in der Luft waren, also war das Wetter wohl nicht der Grund fuer unsere Verschiebung. Ein paar ueberschwaengliche Amys waelzten ihre fetten Leiber aus dem Ballon heraus und erzaehlten uns, was sie nicht gerade alles erlebt haetten bei ihrem Flug ueber das landschaftlich tolle Tal der Koenige und diverse Tempel-lauter Attraktionen, die noerdlich von uns lagen, dort wo der Wind herkommt, wie ein alter Feluccafuzzi wie ich weiss. Wie also sollte der Ballon mit uns dorthin fliegen, wo die reichen Amys gerade hergekommen sind??? Die Antwort lautete klarerweise: gar nicht! Vielmehr haben wir uns auf eine agrikulturelle Luftexkursion ueber die Zuckerrohrfelder des Niltales begeben. Nachdem wir fast raketenhaft schnell aufgestiegen sind, was mich schon beeindruckt hat, sind wir ebensoschnell vom Nordwind erfasst worden und die tolle Felslandschaft um die koeniglichen Graeber verschwand bald in der Ferne. Gerade, dass sich noch ein Foto in die Richtung ausging. Ich glaub, ausser mir und Nane hat den Nepp nniemand abgecheckt, alle waren freudig erregt. Wir haben auch das beste daraus gemacht und einfach das Ballonfahren an sich genossen, fast wie ich es prophezeit hatte, und schauten uns das baeuerliche Leben und die Zuckerrohrernte von oben an. “Die Welt von oben fuer Arme”, dachte ich mir schmunzelnd. Interessant war der Blick ueber den Nil und die Felder und der scharfe Uebergang zur Sandwueste trotzdem, keine Frage! Und das Ballonfahren an sich machte schon Spass.

    Nach 45 Minuten sind wir gelandet und wieder zurueck ins Hotel, wo ich mir natuerlich nicht den Spass nehmen liess, den Rezeptionisten, der uns die Tour verkauft hat, mit der ganzen Pleite zu konfrontieren. Das aber mit der gebotenen Coolness, weil es ja seine Sache ist, wie er Geschaefte macht. Wie solche Betrugsgeschaefte in Zukunft weitergehen, soll Allah entscheiden.

    Fuer den Nane und mich war jetzt endgueltig klar, dass wir an unserem Weg als Individualtouristen festhalten werden und organisierte Gruppengeschichten in Zukunft noch restriktiver meiden bzw. (wenn gar nicht vermeidbar) durchleuchten werden.

    In diesem Sinne sind wir dann heute alleine zum Tal der Koenige aufgebrochen. Schliesslich sollte der Besuch bei den Pharaonengraebern ein Hoehepunkt unserer Aegyptenreise werden.

    Das Tal der Koenige liegt westlich des Nils, also setzten wir nach dem Fruehstueck mit der oeffentlichen Faehre ueber. Von der Anlegestelle sind es 10 Kilometer bis zu den letzten Ruhestaetten der Gottkoenige der 18. bis. 20. Dynastie. Den Weg legten wir elegant mit dem einzigen Taxi der Marke mit dem Stern zurueck, wie es sich fuer einen Besuch bei den Koenigen gehoert… 😉

    Ich hab in den letzten Tagen viel ueber das Tal der Koenige gelesen, vor allem die hoechst faszinierende Geschichte des Tut-Ankh-Amun, seines Grabes und der sensationellen Entdeckung desselben in den 20er-Jahren. Nachtraeglich sind wir ja froh, dass wir kein Visum fuer den Sudan bekommen hatten, und auf diese Art von Kairo aus druch Aegypten gereist sind. Dadurch haben wir schon im Museum in Kairo die Reichtuemer und Kunstfertigkeit des alten Aegyptens gesehen, von denen die tollsten Schaetze aus dem Tal der Koenige stammen. Also waren wir heute froh, dass es endlich soweit war.

    Das Tal der Koenige ist von grossartiger landschaftlicher Schoenheit, rundherum ragen Kalksteinklippen in die Hoehe, in die die Pharaonengraeber reingegraben wurden. Um 1500 vor Chr. hat man begonnen, diese Felsgraeber anzulegen. Die damit verbundene Erwartung, dass in diesen ein besserer Schutz vor Grabraeubern gegeben sei, hat sich schon im Altertum als falsch erwiesen. So haben die modernen Entdecker die meisten Graeber schon in geoeffneten bzw. gepluenderten Zustand vorgefunden. Als das Tal der Koenige zu Beginn des letzten Jahrhunderts als ausgebeutet galt, hat nur noch ein Englaender namens Carter die Hoffnung gehabt, dass das vermisste Grab von Pharao Tut-Ankh-Amun irgendwo sein koennte. Nachdem ueber 7 Jahre gesucht wurde, war es 1923 soweit. Der sensationellste Fund in der Geschichte der Archaeologie wurde vollbracht und das einzige unbeschadete und vollstaendig gefuellte Pharaonengrab wurde geoeffnet. Die Schaetze, die daraus hervorgeholt wurden, sind weltbekannt. Tut-Ankh-Amun wurde dadurch zum bekanntesten aller Pharaonen und seine Entdecker zu den gefragtesten Maennern ihrer Zeit.

    Tut-Ankh-Amun wurde als 9jaehriger zum Pharao und starb schon so im Alter von ca. 18 Jahren. Sein Tod kam ueberraschend und so wurde sein Grab sehr schnell hergerichtet. Viele der herrlichen Grabbeigaben stammten auch aus der Zeit seines Vaters Echnaton, dessen Erbe man damit gleich mitbegraben wollte, so heisst es. Tut-Ankh-Amun hiess uebrigens zuerst Tut-Ankh-Aton und wurde erst dann umbenannt, als der Status der Hauptgottheit wieder von Aton auf Amun ueberging. So, genug Theorie, den Rest bitte woanders lesen.  

    Schon der Taxler hat uns gesagt, dass wir das Grab von Tut-Ankh-Amun ja nicht anschauen sollten, weil man dort 15 Euro extra zahlt, das Grab aber das kleinste und langweiligste im ganzen Tal sei. Tatsaechlich ist es ja auch so aehnlich, da der Pharao zu frueh gestorben ist (Theorien sagen, er wurde umgebracht) und schnell verscharrt werden musste, als war keine Zeit fuer langes Herumgraben und Malen. Die meisten Reisegruppen  gehen auch nicht hinein.

    Fuer uns beide war es aber klar, dass wir in die bekannteste Grabkammer wollten, schon alleine des Spirits wegen. Immerhin liegt dort der beruehmteste der Pharaonen und der einzige, der immer noch in seinem Grab ist. Alle anderen Mumien sind im Museum. Und seine Geschichte und die seines Grabes faszinieren einfach, also muss man ihm auch die Ehre erweisen, beschlossen wir.

    Es war unser erster Weg im Tal der Koenige und wir waren die einzigen Leute dort. So konnten wir alleine und ungestoert in die Grabkammer des Tut-Ankh-Amuns absteigen. Alles ist sehr klein und uebersichtlich, man fragt sich, wie all die Schaetze, die im Museum einen ganzen Fluegel fuellen, hier Platz hatten. In der Vorkammer liegt die Mumie des jugendlichen Pharaos in einem glaesernen Sarg. In der Hauptkammer ist der innerste der goldenen Sarkophage an seinem urspruenglichen Ort. Ich hab mir den Pharao, der bis auf Kopf und Fuesse unter einem weissen Baumwolltuch liegt, genau und lange angeschaut. Ich war zutiefst bewegt und mir sind irgendwann vor Trauer die Traenen gekommen. Ich bekam das Gefuehl, dass das kleine Kerlchen ein echt armer Teufel war und viel durchgemacht hat. Und nach seiner Entdeckung hat er ja auch keinen Frieden mehr gehabt. Zuerst hat man ihn ausgewickelt, mehrmals hat man ihn in die Roentgenapparate und CT-Roehren gesteckt, dabei ist ihm auch der Kopf und eine Hand abgefallen. Ja selbst das koenigliche Zumpferl soll zwischendurch mal verschwunden sein. Nein, Spass beiseite, mich hat der Besuch sehr tief beruehrt und der Habibi, der die Kammer bewacht, hat sich glaub ich sehr gewundert, was mit mir los ist. Dafuer hab ich ihm ein ordentliches Bakshish gegeben. Der ist naemlich auch ein armes Schwein. Er wacht hier nicht nur seit 30 Jahren jeden Tag sondern schlaeft auch Nacht fuer Nacht auf einer Matratze, die neben dem Sarg des Pharaos liegt. Das muss man sich mal geben…

    Dannach haben wir uns 4 weitere Grabkammern angeschaut, die die Kammer Tut-Ankh-Amuns tatsaechlich an Grosse, Schoenheit und Kunstfertigkeit bei weitem uebertreffen. Mumien gibt es in den anderen Graebern keine mehr. Dafuer wunderbare und gut erhaltene Malereien und Reliefs, in jedem Grab ein einzigartiges Design. Also haben wir bewundert und gestaunt. Emotionelle Wogen gab es keine mehr, ausser der Freude und dem Vergnuegen, das uns die Besichtigungen bereiteten. Manche der Graeber gehen bis zu ca. 100 Meter in den Berg hinein, mit diversen Kammern, Geheimtueren, usw. Echt faszinierend.

    Ausser den grossartigen Pharaonengraebern wird mir noch eine Sache im Tal der Koenige lang in Erinnerung bleiben. Das Grab des Tuthmosis III ist hoch auf den Klippen und gut versteckt errichtet worden. Nur ein in juebgster Zeit errichteter, schmaler aber hoher Treppenaufgang fuehrt dort hin. Als wir hinkamen, tauchten oben ein paar Leute auf, die wir noch herunterlassen wollten, bevor wir raufgingen. Offensichtlich eine Gruppe junger, koptischer Aegypter, angefuehrt von ihrem Priester. Es wurden immer mehr und wir warteten, bis alle herunten waren, was eine Weile dauerte. Die Kopten sind ja um einiges lockerer und lustiger drauf als die Moslems und haben gleich einmal mit uns Kontakt aufgenommen. Die ganze Gruppe war in super Laune und Freude, weil sie aus Alexandria den langen Weg zu den Koenigsgraebern gemacht und den Besuch sehr genossen haben. Die interkulturelle Begegnung war fuer uns und die Aegypter aeusserst erfrischend, lustig und herzlich. So gehoert es sich! Die Freude haben wir dann ins Grab des Tuthmosis raufgetragen.

    Ein echt klasser und faszinierender Ausflug!

    Blick Richtung Tal der Koenige, und leider auch Richtung Wind

    Blick Richtung Tal der Koenige (und leider auch Richtung Wind), rechts Felder, links Wueste

    Blick zum Nil, Feuer brennen auf den Feldern, der Wind verblaest den Rauch nach sueden

    Blick zum Nil, Feuer brennen auf den Feldern, der Wind verblaest den Rauch nach sueden

    Dorf am Uebergang zur Wueste

    Dorf am Uebergang zur Wueste

    ueberall Zuckerrohr

    ueberall Zuckerrohr, und kein Rum weit und breit

    die Ernte des suessen Rohres

    die Ernte des suessen Rohres

    Leben zwischen Bewaesserungskanaelen

    Leben zwischen Bewaesserungskanaelen

    trocknende Lehmziegel von den Ziegelmachern

    trocknende Lehmziegel von den Ziegelmachern

    verhaeltnismaessig koenigliche Anfahrt im Mercl

    verhaeltnismaessig koenigliche Anfahrt im Mercl

    ein paar andere waren auch noch da

    ein paar andere waren auch noch da

    beeindruckende Felslandschaft

    beeindruckende Felslandschaft

    ich mit Nanutex IV vor den Graebern

    ich mit Nanutex IV vor den Graebern

    und hier in der Grabkammer von Ramses IX

    und hier in der Grabkammer von Ramses IX

    Grab von Tut-Enkh-Amun

    Grab von Tut-Enkh-Amun

    Nanito beim Warten

    Nanito beim Warten

    der Auszug der Glaeubigen aus den heidnischen Unterwelten

    der Auszug der Glaeubigen aus den heidnischen Unterwelten

    jede Menge neue Freunde

    jede Menge neue Freunde

    ...und Innen

    ...und -innen

    ploetzlich war der Weg frei

    ploetzlich war der Weg zu Tuthmosis III frei

    wieder herausen

    wieder am Licht und in der Luft

    Blick vom Boot auf Luxor

    Blick vom Boot auf Luxor

    Nubierin von der Westbank

    am Westufer wohnen die Nubier

     

    der Schiffsmotor-ein Wunderwerk unserer Hochkultur

    ein riesiger Schiffsmotor-ein Wunderwerk unserer Hochkultur

     

    Die Tempel von Luxor und Karnak

    Luxor ist malerisch am Ostufer des Nils gelegen und wohl die Touristenhochburg von ganz Aegypten. Die hier in der Umgebung vorgefundene Dichte an Topattraktionen koennte hoeher nicht sein. Der normale Tourist geht hier mit seinem Kreuzfahrtsschiff vor Anker und faehrt dann im Schnelldurchgang alles ab, von den Tempeln bis zum Tal der Koenige mit den beruehmten Pharaonengraebern.

    Wir haben hier in Luxor fast eine Woche eingeplant, genug Zeit fuer alles und auch zum entspannen. Wir sind in einem kleinen Hotel in einem vollkommen untouristischen Teil von Luxor abgestiegen. Der Stadtteil ist super, weil sich hier die Einheimischen geschaeftig tummeln und einen nicht bloed anquatschen wie auf der Tourimeile unten am Nil, sondern nur nett und ohne Geschaeftsabsicht, so wie man es gerne hat. Ausserdem gibt es ein legendaer gutes Essen zum legendaer guten Preis. Wenn wir hier zu lange bleiben und so weiterfuttern, werden wir bald aussehen wie die Aegypter…

    Die Kehrseite der Medaille ist die fehlende Entspannungsmoeglichkeit im Hotel. Ok, die Dachterrasse und das Fruehstueck sind super, aber das Zimmer ist dermassen laut, weil der Hall in der engen Gasse den ganzen Strassenlaerm direkt bei unserem Fenster hereinleitet. Das heisst, dass man in der Frueh vom Gasverkaeufer geweckt wird, der mit seinem Fuhrwerk durch die Gassen jeder aegyptischen Stadt reitet und dabei mit einem riesigen Schraubenschluessel auf die Gasflaschen klopft, dass es einem auf 100 meter Entfernung schon fast das Trommelfell zerreisst und die potentiellen Kunden aufmerksam werden. Zweiteres ist vermutlich der Zweck des Laermes. Was der Gasverkaeufer nicht geschafft hat, erledigt dann der Muezzin oder die Putzfrauen im Stiegenhaus, die schon um 700 Uhr anfangen, ihre Besen lauthals gegen die Waende zu schwingen, begleitet von schallendem Getratsche und Gelaechter. Gegen laute Putzfrauen bin ich seit meiner Zeit im Studentenheim sowieso hoechst allergisch, ueberhaupt wenn ich im Hotel bin und dafuer zahle. Also musste ich schon am ersten Morgen zur Ruhe mahnen, was ganz gut gewirkt hat. Gegen den Laerm von draussen ist man aber machtlos, die Kinder spielen bis spaet in die Nacht Fussball, der Zeitungsverkaeufer bruellt sich die Seele aus dem Leib, dann kommen wieder Muezzin und Gasverkaeufer. Ein Fall fuer die Oropax also…der Nane pennt uebrigens so auch gut. Erstaunlich ist ja, dass “der Aegypter” gegen Laerm ueberhaupt nicht empfindlich ist, ja er scheint ihn sogar zu lieben. Waehrend ich diese Zeilen schreibe, kommt aus den Minilautsprechern des Internetladens ein furchtbarer Krach, der wohl irgendwann einmal als Musik aufgenommen wurde. Dazu schreien die Computerspielenden Kinder, die wohl schon taub von der grausamen Musik sind, lauthals herum, dass man es kaum aushaelt. Hier stoert der Wirbel niemanden, meine Laermempfindlichkeit nimmt aber mit jedem Tag zu und gottlob habe ich meinen mp3-Player, der den Laermenden immer wieder mit schoener Musik das Leben rettet.

    Zusaetzlich zum Laerm hat mich in den letzten Tagen noch eine fuer ca. 24 Stunden andauernde Schluckaufattacke heimgesucht, von der ich heute noch Muskelkater im Zwerchfell habe. Abgesehen davon, und davon dass unser Zimmer kalt wie die Grabkammer von Tut-Enkh-Amun ist, fuehlen wir uns in Luxor sehr wohl. Die Menschen sind freundlich, es gibt viel zu sehen und das Essen schmeckt (Prioritaet in dieer Reihenfolge).

    Luxor liegt direkt am Nil und frueher, als Luxor noch Theben hiess, war hier viele Jahrhunderte lang das Zentrum des weltlichen und spirituellen Aegyptens. Hauptattraktion des Ortes selber ist der Tempel, welcher mitten in der Stadt ist. Besonders am Abend lohnt sich ein Besuch, wenn die grosse Saeulenhalle und die schoenen Reliefs und Statuen eindrucksvoll beleuchtet sind. Mehr als die optischen Eindruecke ist mir von dem Tempelbesuch, welcher ja auch schon wieder 2 Tage zurueckliegt, nicht in Erinnerung. Wir sind jetzt auch schon an einem Punkt angelangt, wo man nicht mehr soviel Theorie und auch von den Eindruecken nur noch das Beste aufnehmen kann. Akuter Tempel-Overkill!! Dennoch ist man immer wieder aufs hoechste fasziniert, wenn man durch die heiligen Hallen wandelt. Wer an Theorie interessiert ist, gehe auf www.wikipedia.org oder auch auf www.reisekreise.at , wo sich (Halb-)Wissen und Schmaeh geradezu genial vereinen.

    Gestern waren wir beim Tempel von Karnak, dem wichtigsten Tempelheiligtum der alten Aegypter, welches 3 km ausserhalb von Luxors Stadtzentrum liegt. Der Amuntempel gilt als das groesste jemals gebaute Tempelbauwerk der Welt und ist wahrlich grandios. Besonders beeindruckten mich die Obelisken und die gewaltige Saeulenhalle. Viel mehr schreib ich dann gar nicht dazu, dafuer gibts ein paar Fotos. Mittlerweile ist man ja wie gesagt tempelmaessig schon ein wenig gesaettigt, und so nimmt man sich auch zwischen den Monumenten ganz gemuetlich die Zeit zum Leutebeobachten, was auch eine angenehme Abwechslung ist. Das anfangs nach der Ankunft in Aegypten geschockte Auge hat sich an die Touris mittlerweile auch schon gewoehnt, und manchmal sind sogar ein paar ganz ansehnliche Botschafter bzw. -innen aus der europaeischen Heimat dabei. Und die Einheimischen wissen es zu schaetzen, wenn einmal ein Auslaender nicht gestresst herumrennt und ein wenig Zeit zum Quatschen hat oder fuer ein Handykamera-Foto mit ihnen posiert.  

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    Blick von Luxor uber den Nil auf die Westbank, wo auch das Tal der Koenige ist

    Blick von Luxor uber den Nil auf die Westbank, wo auch das Tal der Koenige ist

    in den Strassen unseres Viertels

    in den Strassen unseres Viertels

    unsere Essensdealer

    unsere Essensdealer

    unser Saftdealer mit seiner Zuckerrohrpresse

    unser Saftdealer mit seiner Zuckerrohrpresse

    und noch ein Habibi aus der Nachbarschaft

    und noch ein Habibi aus der Nachbarschaft

    Luxortempel tagsueber

    Luxortempel tagsueber

    Obelisk und der Ramses

    Obelisk und der Ramses

    immer wieder Ramses

    immer wieder Ramses

    Saeulenhalle

    Saeulenhalle

    beleuchtet

    beleuchtet

    Frontansicht am Abend

    Frontansicht am Abend

    Allee von Sphinxen mit Widderkoepfen in Karnak

    Allee von Sphinxen mit Widderkoepfen in Karnak

    in der gigantischen Saeulenhalle, Menschen sehen wie Zwerge aus

    in der gigantischen Saeulenhalle, Menschen sehen fast wie Zwerge aus

    und manche Zwerge sehen fast wie Menschen aus

    und manche Zwerge sehen fast wie Menschen aus

    Obelisken

    Obelisken

    ein Skarabaeus, holy Mistkaefer

    ein Skarabaeus, holy Mistkaefer

    Steinmetzkunst

    Steinmetzkunst

    Von Assuan nach Luxor-mit der Felucca den Nil hinunter

    Am 7. Feber sind wir mit der Felucca in Assuan losgefahren. Wir waren nur 3 Passagiere: Nane, ich und Gerhard aus Muenchen. Betreut wurden wir von Mohammed aka Captain Cook (seltsamerweise der einzige von hunderten Feluccakapitaenen, der diesen originellen Namen hat), und von seinem Freund Captain Jimmy, dessen wahren Namen wir nicht kennen. In Assuan wird man ja alle 3 Minuten von Feluccatypen angelabert, aber der Mohammed war uns auf Anhieb sympatisch. Ein herzlicher und angenehm-ruhiger Typ, der mit seinen 36 Jahren schon 23 Jahre Berufserfahrung hat und dementsprechend abgebrueht ist. 

    Also sind wir planmaessig ausgelaufen. Der Platz auf der Felucca war fuer uns mehr als grosszuegig, das ganze Deck ist mit einer kommoten Matte ausgelegt, wo man den ganzen Tag herumkugeln kann, ohne dass einem einer der anderen Passagiere zu Nahe kommt. Gekocht und geschlafen wird auch an Bord, gepinkelt wird ueber die Bordkante.

    Schon wenige Minuten nach dem Start realisierte ich, wie gemuetlich die naechsten Tage sein werden. Nach den doch irgendwie anstrengenden Tagen im touristischen Assuan wird das genau das Richtige sein, beschloss ich und liess mir einen Jubelschrei entlocken. Und, um es vorwegzunehmen: Die Jubelstimmung war nicht voreilig, sondern sollte die ganze Fahrt ueber anhalten.

    Die Fahrt den Nil hinunter gehoert zu den schoensten Reiseerlebnissen, die ich bisher hatte. Man faehrt stromabwaerts und kreuzt gegen den Wind, der hier immer von Norden kommt und damit das spaetere stromaufwaertige Heimfahren der Feluccen ermoeglicht. Durch das Kreuzen faehrt man staendig von einem Ufer zum anderen und bekommt so sehr viel vom Leben am Wasser mit. Viel mehr als die normalen Touristen, die auf den ueber 300 komfortablen Kreuzfahrtschiffen am Nil unterwegs sind und hoch ueber dem Wasser sitzen. Von der Felucca aus kann man direkt die Fuesse ins kuehle Nass strecken. Ein hautnahes Erlebnis also. Schon beim Wegfahren bemerkten wir, dass die Leute auf den Decks der grossen Dampfschiffe uns um unser exklusives, leises und gemuetliches Gefaehrt beneideten. Dabei ist die Felucca mit Abstand das guenstigste Transportmittel am Nil (3 Tage und Naechte inklusive Essen und Trinken kosteten uns schlappe 30 Euronen pro Person).  Von den vielen Feluccen, die in Assuan unterwegs sind, fahren aber nur wenige fuer mehrere Tage stromabwaerts, da in Aegypten kaum noch Individualtouristen unterwegs sind, die meisten Menschen mit den organisierten Dampfertouren kommen, und gar nicht wissen, was ihnen entgeht. So ist gemeinsam mit uns nur eine Felucca mit zwei Franzosen am selben Tag abgefahren.

    Vom Wasser aus wird einem erst so richtig klar, was sich da an den Ufern des Flusses so abspielt. Das ganze Leben in Aegypten konzentriert sich an der Lebensader Nil. Ueberall gibt es knatternde Pumpwerke, die das Wasser auf die Felder und in die Siedlungen befoerdern. Wasserbueffel und Esel sind die verbreiteten Nutztiere, hie und da sieht man ein Kamel. Fischer sind in ihren Booten unterwegs, Kinder spielen am Wasser,… Ueberall stehen Dattelpalmen, Orangenbaeume, Reisfelder, Zuckerrohr, alles ist saftig und fruchtbar, dahinter wird aber schon die Wueste sichtbar. 

    Die Doerfer in diesem Abschnitt des Nils sind auch zu einem grossen Teil von den schwarzen Nubiern bewohnt. Starke und sehr schoene Menschen. So goennten wir uns bei unseren Stops an den diversen Sandbaenken auch das untouristische Vergnuegen, in die kleinen und armen Doerfer reinzuschauen und den Menschen zu begegnen, die hier ihr baeuerliches Leben fuehren. Englisch kann hier kaum jemand und wenn, dann nur ein paar Wortfetzen. Aber was wir hier erlebt haben, hat die schlechte Laune und die nervigen Typen von Assuan schnell vergessen gemacht. Was waren die Leute lieb hier! Alles ganz anders, freundliche Menschen, quicklebendige und lustige Kinder tollen zwischen den Haeusern herum. Vor allem die Frauen waren hier sehr offen und interessiert an uns, luden uns ins Haus ein und gaben uns Tee. Geredet haben wir ja nicht viel. Die Kommunikation beschraenkt sich mit den Frauen auf Laecheln und mit den Maennern auf Haendeschuetteln und Schulterklopfen. Aber nett und herzlich war es! Ich rede ja dann immer gleich Kaerntnerisch, wenn die Leute sowieso kein Englisch koennen, da kommen die Gefuehle besser rueber (hab ich von meinem Freund Geraldo aus Millstatt gelernt, der auf diese Weise weltweit erfolgreich Herzensbruecken baut und in jedem guatemaltekischen Dorf 15 Amigos sitzen hat).

    Die Leute schreiben hier wohl die echte Gastfreundschaft gross. Geld fuer die Bewirtung nimmt hier niemand an. Die Begegnung mit den lieben Menschen, den echt sehr ansehnlichen Frauen und den lustigen Kinder waren eine wahre Wohltat nach der ganzen nervigen Hustlerei in Assuan, das eindeutig durch den Tourismus so stressig geworden sein muss. Und man sieht eindruecklich, wie schnell sich das eigene Bild von der Umgebung wieder aendern kann. Schade, dass nur wenige Aegyptenreisende in den Genuss solcher Begegnungen mit den einfachen Bauern am Land kommen, wie wir ihn hatten. Das verbreitete Bild vom schreienden Kameltreiber, der die Touristen betackeln will und seine vermummte Frau unterdrueckt, laesst sich dann naemlich nicht mehr halten. Ich bin dankbar, diese schoene Seite von Aegypten gesehen zu haben. Ich weiss jetzt, wie liebevoll die Menschen hier in ihrer Essenz sind.

    Zwei Stops machten wir zur Tempelbesichtigung. Einen in Kom Ombo, einem Doppelheiligtum fuer die Krokodilgottheit und Horus, der zweite Stop fand in Gebel Silsila statt, wo der wichtigste Sandsteinbruch zur Gewinnung der grossen Tempelbausteine der alten Aegypter war. Eine nette Abwechslung zwischendurch, schoene Plaetze und kaum Leute ausser uns.

    Die meiste Zeit verbrachten wir aber schauend, schlafend und dann wieder mal essend an Bord. Das einfache Essen war sehr schmackhaft. Ausserdem hatten wir es mit Gerhard total nett und lustig. Er ist nicht nur ein gespraechiges Kerlchen sondern auch seit Jahrzehnten als Reisejournalist fuer den BR taetig. Seinem Naturell als Plaudertasche und unserem Interesse folgend hat er uns viele Geschichten aus seiner Berufs- und Lebenserfahrung erzaehlt. Ja, man koennte schon sagen, dass wir in den paar Tagen am Nil Freunde geworden sind.

    Unsere Captains waren auch sehr feine Typen. Ihr ohnehin sehr entspanntes Wesen hat unsere Besatzung auch durch den regelmaessigen Konsum von Ganja (=Marijuana) unterstuetzt. Das Pofeln von Gras ist hier in Oberaegypten recht beliebt und wird keineswegs als so suendhaft wie der Konsum von Alkohol angesehen. So haben die beiden immer, wenn wieder was erledigt war, 2 Riesentueten zusammengerollt und weggeheizt. Nach dem Auftackeln in der Frueh, nach jedem Essen und jedem Gebet. Und vor dem Schlafengehen eine Extraportion mit Leuten aus der Umgebung, die gerne auf einen Plausch am Boot vorbeischauen. Typische Kiffer halt, wie man sie kennt. Dafuer waren sie auch entsprechend gemuetlich drauf. Vor allem Mohammed hat auch gerne mit uns gequatscht, von seinem Leben erzaehlt und umgekehrt unseren Geschichten gelauscht. Besonders Aethiopien hat ihn sehr interessiert. Ist ja auch klar, 85% von dem Wasser, auf dem er herumschippert, kommen ja vom Tanasee in Aethiopien, wo wir noch vor wenigen Wochen waren. (Nur 15% kommen ueber den weissen Nil aus Uganda vom Victoriasee.)  

    Besonders schoen und dringend noetig war fuer mich aber die Ruhe, die wir in diesen 3 Tagen und Naechten hatten. Kein Menschengedraenge, keine Schreierei, keine Touristen. Und die Weite, der freie Himmel, der Wind , die frische Luft, die Aussicht, kein enges Hotelzimmer. Gebadet haben wir im heiligen Wasser des Nils, uebernachtet an Deck. Der Vollmond, die Sonnenauf- und Untergaenge, alles war so, wie es das Herz begehrt…einfach die Seele baumeln lassen…wie ein Baby herumliegen und gewiegt werden… ahnungslos aber entspannt der Dinge harren, die da am Strom des Lebens daherkommen werden…die Fluten des Nils wegwaschen lassen, was im Laufe der Reise schon alles an den Nerven gesaegt hat.

    Ein traumhaftes Erlebnis fuer uns alle, eine hoechst erfrischende, empfehlenswerte, lohnende und unvergessliche Reise, die jetzt schon nach Wiederholung schreit…irgendwann halt.

    Kaum vom Boot herunten, haben wir uns aber wieder in der “normalen” und stressigen Welt wiedergefunden. Die Endstation mit der Felucca war Edfu, wo uns der Mohammed nach einem letzten gemeinsamen Fruehstueck rausgeschmissen hat. Dort steht auch der am besten erhaltene Tempel der alten Aegypter, ein Heiligtum des Horus, das gnadenlos mit Urlaubern vollgestopft ist. Natuerlich haben wir uns das nicht entgehen lassen. 

    Vom Tempel weg sind wir auf eine Pferdekutsche aufgestiegen. Das Ding war mit uns definitiv ueberbeladen, was dem Kutscher aber wurscht war. So sind das Pferd und wir bei der ersten Steigung ganz schoen ins Schwitzen und in die Bedraengnis gekommen, als ploetzlich nichts mehr ging und der Rueckwaertsgang eingelegt wurde, den das Pferd halt nicht so richtig beherrscht. Der Kutscher ist vor Angst abgesprungen, waehrend wir zurueckgefahren sind und ganz cool dem bevorstehenden Umkippen des Vehikels entgegengeschaut haben. Passiert ist knapp nichts, aber wir sind dafuer gleich ausgestiegen und mit dem Bus zum Bahnhof weiter gefahren. Die zweistuendige Zugfahrt nach Luxor zeigte uns wieder die Kehrseite des Landes. Zuviele draengende, ruecksichtslose und laut herumlaermende Vertreter des Poebels auf zuwenig Raum holten uns auf den Boden der Tatsachen zurueck…so ist es halt, das Wechselbad des Lebens, nicht wahr. Der volle Tank an Freude und Liebe war aber damit nicht gleich geleert, auch wenn ich im Zug zwischendurch mal einen kleinen Ordnungsruf loslassen musste… 😉 …und so sind wir letztendlich frohen Mutes in ein Hotel in Luxor gegangen, voller Erwartung auf das, was wir hier wohl wieder erleben wuerden. In Luxor werden wir 5 Tage verbringen. Das sollte reichen,um zumindest die wichtigsten von den vielen Sehenswuerdigkeiten zu sehen, die hier in der naeheren Umgebung unseres Besuches harren.

    Fotos gibts auch. Leider kann man die Einheimischen und vor allem die schoenen Frauen nicht so fotografieren, wie man wollen taet. Eh schon wissen, “Foto rauben Seele”…passt schon, wird akzeptiert.

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    Der Mohammed am Steuer

    Der Mohammed am Steuer

    die Felucca, oben am Mast hockt der Mohammed gerade beim Abtackeln

    die Felucca, oben am Mast hockt der Mohammed gerade beim Abtackeln

    der Gerhard

    der Gerhard

    die Typen beim Heizen

    die Typen beim Heizen

    der Mohammed und ich

    der Mohammed und ich

    Zwischenstop auf der Sandbank

    Zwischenstop auf der Sandbank

    andere Feluccen fahren stromaufwaerts

    andere Feluccen fahren stromaufwaerts

    hart am Wind

    hart am Wind

    Sonnenbad

    Sonnenbad

    Jimmy am Steuer

    Jimmy am Steuer

    Jimmy als Smutje

    Jimmy als Smutje

    Cruiseships...und ahja, das Wichtigste...der Nil selber

    Cruiseships...und ahja, das Wichtigste...der Nil selber

    das Gefaehrt fuer den anspruchsvollen Gast

    das Gefaehrt fuer den anspruchsvollen Gast

    Ufervegetation

    Ufervegetation

    Sonnenaufgang ueber dem Nil

    Sonnenaufgang ueber dem Nil

    auch

    auch

    Fishermen

    Fishermen

    Kids

    Kids

    Wasserbueffel

    Wasserbueffel

    Kom Ombo

    Kom Ombo

    ebendort

    ebendort

    holy croco

    holy croco

    Meisen nisten im abgeschlagenen Gesicht des Horus

    Meisen nisten im abgeschlagenen Gesicht des Horus

    Anfahrt auf Gebel Silsila

    Anfahrt auf Gebel Silsila

    Pharaonischer Steinbruch im Wuestensand

    Pharaonischer Steinbruch im Wuestensand

    ein nubisches Dorf am Nil

    ein nubisches Dorf am Nil

    scheue aber nicht weniger neugierige Maedchen

    scheue aber nicht weniger neugierige Maedchen

    Horus Tempel in Edfu-riesebgross und gut erhalten

    Horus Tempel in Edfu-riesengross und gut erhalten

    Horus als Falke und ein kleiner Habibi

    Horus als Falke und ein kleiner Habibi

    die grossen Habibis

    die grossen Habibis

    Freitag-Tag der dringend noetigen Einkehr

    Das gestrige Fruehaufstehen zwecks Tempeltour und das Bierchen nach der nachmittaeglichen Heimkehr haben mir gestern eine schoene Siesta geschenkt. Dannach gingen wir zum Abendessen ueber den Markt und ich hab schon gemerkt, dass ich ein wenig zarter als normal besaitet war.

    Das Marktgeschehen und das 24 Stunden hoerbare Laermen, das Geschrei und Gekeppel der Menschen (vor allem der Maenner) hier waren kurz nach dem Aufwachen aus der Siesta genau die Faust aufs Auge fuer mein noch zartes Nervenkorsett. Man geht durch die Strassen und wird alle 5 Meter von irgendwelchen Typen aggressiv und laut angebruellt, die einem irgendwas andrehen oder einem -so hat man mit der Zeit manchmal das Gefuehl- einfach nur anzipfen wollen. Die aegyptischen Maenner haben oft nur wenig feines an sich, und ueberhaupt den Touris gegenueber verhalten sie sich sehr ungehobelt, als ob 150 Jahre Tourismus keine Lehren hinterlassen haetten. Keine Ahnung, woran das liegt… vielleicht ist es auch der Tourismus selbst, der die Leute soweit gebracht hat.

    Ich war gestern jedenfalls an dem Punkt angelangt, wo ich keine Nachfahren von Pharaonen mehr gesehen habe, sondern nur noch Kameltreiber. Dabei hab ich mich wie das Kamel gefuehlt zwischen all den herumschreienden Typen. Ich bin mir sicher, dass jeder ehemalige Aegyptenreisende, der nicht staendig geschuetzt im Touribunker hockte, sich vorstellen kann, was ich da jetzt meine. Und gerade im Kontrast zu den freundlich-offenen und weichen Aethiopiern und Innen ist der Maennerpoebel hier einfach eine Watschn. Die Frauen sind wahrscheinlich anders, aber von denen sieht und hoert man ja genau nichts. Die Maenner sind auf die Touristenjagd spezialisiert, das akzeptiert man ja auch irgendwo, wenn man den touristischen Pfaden in diesem wirtschaftlich armen Land folgt. 

    Aber wenn man dann nur in der Stadt und zwischen vielen Menschen ist wie wir die letzten Tage und nicht am Busen von Mutter Natur Ruhe und Kraft tanken darf, dann kriegt man das Gefuehl dafuer, wie sehr einen die rohe Maennerwelt erschoepft und aushungert. Eine Zeit lang haelt man das schon aus, aber das Abhandensein des Naehrend-Weiblichen, des Lieblichen und Schoenen macht sich recht bald bemerkbar.

    Die Kunst ist es dann in dieser Situation die Energie selber zu lenken und sich auf andere Quellen, vor allem der liebevollen Verbindung zu sich selber in heilvollen Gedanken und Gefuehlen, zu besinnen. Keine Ahnung, ob ich das jetzt so ausgedrueckt habe, dass es wer versteht. Wie auch immer, vor allem galt es einmal, dem Trubel zu entkommen und in die Ruhe zu gehen.

    Also haben wir den heutigen Freitag, an dem ja die Moslems auf ihre Art in die Einkehr gehen, genutzt um etwas Ruhe zu finden. Am Vormittag haben wir noch gemeinsam mit unserem neuen Bekannten (Gerhard aus Muenchen, Reisejournalist), den wir gestern in Abu Simbel kennenlernten, einen Feluccakapitaen angeheuert, der uns mit seinem Boot und der Hilfe von Bruder Wind die naechsten 3 Tage nach Luxor hinunterschiffen wird. Alles war schnell organisiert, ein netter Kapitaen gefunden, Preis verhandelt, paaasst!

    Dannach spazierten wir zur koptischen Kathedrale zum heiligen Michael. Auf unserer bisherigen Reise haben wir ja gelernt, dass die Kirchen immer ein schoener Zufluchtsort des Friedens und der Ruhe sind, wenn rundherum ueberall ein Wirbel und Stress ist und keine Natur oder ein gemuetliches Zimmer parat stehen. So war es dann auch hier.

    Die relativ neue Kathedrale ist riesig und man sieht, dass die Christen hier auch eine groessere Anhaengerschaft haben. Die Stimmung dort im Kirchenhof war sehr nett und gesellig. Wir bekamen Tee, gleich neben dem Eingangstor war eine riesige modelleisenbahnmaessige Landschaft aufgebaut, die die Reise der heiligen Familie durch Aegypten darstellte. Maria, Josef und das Jesukind sind da lebensgross dargestellt und fahren auf einem rostigen Waegelchen knarrend-quitschend zwischen Miniaturkirchlein herum. Dazu wird Musik gespielt, seltsamerweise das Leitmotiv aus dem Film “Der Pate”. Wir haben das insofern ein wenig humorig genommen, die Christen hier haben aber einen tiefen Glauben und wertschaetzen auch diese Sache mit allem Ernst. Why not!?

    Wir haben in der grossen Kirchenhalle unter einer riesigen Kuppel unseren Frieden gefunden. Die Stimmung in der lichtdurchfluteten Kathedrale ist sehr friedlich und klar, und so kam auch schnell die Klaerung in die eigenen Gedanken und die Seele atmete auf. Dannach fanden wir gegenueber der Kirche einen schoenen Aufenthaltsort in einem kleinen Park, wo ein bescheidener Eintritt dafuer sorgt, dass nicht alles ueberlaufen ist. Der Park liegt so, dass man einen tollen Blick ueber die Stadt und den Nil hat, und die Ruhe dort verbunden mit viel Gruen und frischer Luft hat mich wieder sehr gestaerkt.

    Jetzt sind wir froh, dass wir morgen frueh die Segel setzen werden (Inshallah!), und zusammen mit Gerhard und dem Kapitaen absegelln werden. Auf dem Weg gibt es am Nilufer ein paar schoene Tempel zu besichtigen. Aber ansonsten werden wir vor allem die Landschaft und Ruhe geniessen, unter freiem Himmel schlafen, ein erfrischendes Bade im Nil und ein ebensolches Bierchen vor dem Einschlafen nehmen. Inshallah! (Das sagt man hier  bezogen auf so ziemlich alles, was die Zukunft betrifft.) Das Wasser und die Ruhe werden uns guttun, soviel ist klar! Juhui!    

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    San Miguel

    San Miguel

    Blick ueber Assuan

    Blick ueber Assuan

    Der Souvenirkitsch und dei Minarette