Noch ein wenig unsicher mit meinem verletzten Bein haben wir uns entschieden, doch lieber mit dem Taxi zur Felsenstadt Petra zu fahren. Also haben wir unseren bewährten jordanischen Taxifahrer angerufen. Sein Name ist Mousa, die arabische Version von Moses. Also der richtige Mann, um uns einen Schritt näher Richtung Israel zu bringen.
Mousa hat sich wieder über ein Treffen und das damit verbundene Geschäft mit uns gefreut, uns zum zweiten Mal seine Lebensgeschichte erzählt und darüber hinaus arabische Songs aus mehreren Ländern der Region zum besten gegeben, laut dazu klatschend, die Hände nur selten am Lenkrad, die Augen nur selten auf der Straße. Aber so ist das hier halt. Die Straßen sind dafür gut und der Verkehr nicht sehr dicht, und so sind wir auch auf diese Art sicher nach Wadi Mousa gekommen, dem Ort nahe der Felsenstadt Petra. Unterwegs gab es sogar frischen Schnee neben der Strasse, und wir nutzten die Gelegenheit zu unserem einzigen Schneekontakt dieses Winters. Wadi Mousa ist auch nach Moses benannt, der hier gewesen und, wie viele sagen, auch hier begraben sein soll. Außerdem glauben viele, dass der Berg, auf dem Moses mit Gott sprach (und/oder umgekehrt), hier und nicht auf dem heutigen Sinai gewesen sein soll.
Wie dem auch sei, die Bilder von Petra kennt man auf der ganzen Welt, Indiana Jones ist hier unterwegs gewesen und seit die Stadt vor ein paar Jahren zu einem der 7 noch existierenden Weltwunder gewählt wurde, kommen immer mehr Touristen hierher.
So sind auch wir angezogen worden, haben schnell ein Quartier bezogen und uns für den nächsten Besichtigungstag ausgeschlafen. Am Morgen sind wir früh auf, da die Türen zur Felsenstadt um 6:00 aufgehen und die Touris da noch schlafen. So waren wir bei den ersten dabei. Und erfreulich, weil nicht erwartet: mit meinen Krücken brauchte ich den teuren Eintritt nicht zahlen, damit ich mein Geld in die Transportmittel investieren kann. Der Weg vom Besucherzentrum zumr Felsenstadt selber geht durch den so genannten Siq, eine nur wenige Meter breite und ca. 100 Meter tiefe Schlucht, die irgendwann durch eine tektonische Verschiebung aufgegangen ist. Wir haben den 2 km langen Weg nicht so schneidig wie Indy am Pferd, dafür aber in einer Kutsche zurückgelegt, um mein Bein zu schonen. Unsere Bandscheiben wurden aber ganz schön malträtiert, als die Kutsche über das Jahrtausende alte Pflaster gerattet ist. Am Ende verengt sich der Siq noch einmal ordentlich, bevor man ausgespuckt wird und gleich direkt vor dem berühmtesten Werk Petras steht, der so genannten “Treasury”, dem Schatzhaus.
Die Felsenstadt erstreckt sich über mehrere Kilometer durch ein ganzes Tal und so hab ich beschlossen, den Hinweg zu den weiter entfernten “Must see”-Attraktionen per Wüstenschiff zurückzulegen, um meinen Fuss zu schonen und nicht am Hinweg schon auf der Strecke zu bleiben, ohne zu wissen, wie weit und wie unwegig die Strecke ist. Schnell einen Kameltreiber angequatscht, ein Kamel ausgesucht, und schon ging´s los. Sehr bequem wurde ich in den hinteren Teil des Tales gebracht, vorbei am Amphitheater, diversen Königsgräbern, durch die Säulenstraße bis hin zum Museum, von wo der obligatorische Pfad den Berg hinauf zum “Monastery” führt, der zweitberühmtesten Attraktion Petras.
Da, schau her: http://www.reisekreise.net/wp-content/uploads/2009/03/jorgkamoeh.wmv
In mir Humpelmann ein fixes Geschäft witternd, haben mich dann ungefähr 200 Eseltreiber angequatscht, ob ich nicht am Rücken ihrer langohrigen Freunde den Berg zum Monastery reiten wollte. Für viele Touris, nicht nur die alten und/oder fettleibigen, ist das die gewünschte Art, die 800 einst in den Fels geschlagenen Stufen bis zum Monastery zu erklimmen. Nachdem ich aber schon seit Monaten sehe, wie peinlich das aussieht, wenn ein erwachsener Mann auf einem Esel reitet und die Füße fast den Boden streifen, während der Esel fast unter dem Gewicht verreckt, war, ist und bleibt für mich klar, dass diese unehrenhafte Art der Fortbewegung für mich nicht in Frage kommt. Lieber sehe ich das Monastery nicht, hab ich mir gedacht. Aber weil ich ein zäher Sauhund bin, hab ich mich mit den Krücken auf den Weg gemacht und die Herausforderung angenommen…auch um mir zu beweisen, dass mein Comeback voll im Gange ist. Eine Stunde hab ich gebraucht und es war gar nicht so schwierig, bis auf ein paar kurze Passagen. Für die untrainierten Amys mit ihren hochroten Tomatenköpfen ist der Weg sicher anstrengender gewesen als für mich. Und für die Eselreiter auch. Denn auf dem Rücken eines Esels, der sich über steile und glattgewanderte Steinstufen quält und bei jedem Schritt eine mit der Rute drübergezogen bekommt, während der Eseltreiber wild herumschreit, kann man sich nicht wirklich entspannen. Und für die Weichteile des Mannes ist vor allem der talwärtige Ritt eine sicher unvergessliche Massage, aber negativ gesehen. Doch so oder so, für jeden zahlt sich der Weg aus. Denn wenn man die letzten Stufen geschafft hat, öffnet sich einem die Sicht auf das “Monastery”. Wow!
Monastery heisst Kloster, Treasury heisst Schatzhaus…schon sehr seltsame Namen, die den fantastischen Kunstwerken hier gegeben wurden, obwohl man nicht recht weiss, ob es sich um Gräber oder Tempel gehandelt hat. Sicher waren es keine Klöster oder Schatzhäuser. Sieht man die monumentalen Werke und denkt man über den irren Aufwand nach, mit dem die zig Meter hohen Fassaden mit feinsten Details vor über 2000 Jahren in den Sandstein gehauen wurden, dann ist wohl soviel klar: Was der Mensch hier geschaffen hat, kann nur ein Ausdruck der Verehrung des Göttlichen und der Großartigkeit der Schöpfung sein. Wunderbar, beeindruckend!
Ich hab in einer Sandsteinhöhle einen Logenplatz mit Blick auf das Monastery gefunden, mich dort hingehockt und mit einem kleinen Weihrauchopfer meine Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht. Ich bin ein paar Stunden auf diesem Platz gesessen, der auch andere Wesen angelockt hat. Als erstes kamen viele verschiedene und bunte Vögel, die von den Körnern fraßen, die wohl ein paar Esel übriggelassen haben. Die Farbenpracht und Fülle der Vogelwelt hat mir viel Freude bereitet.
Nach den Vögeln kamen die Esel, Tiere die ich ja gerne mag, solange ich nicht auf sie draufsitzen muß.
Und dann kamen ein paar Beduinenkinder, mit denen ich dann ein bißchen gespielt hab. Diesmal aber mit weniger Action als noch zuletzt im Wadi Rum.
Irgendwann ist dann auch der Nane mit der Jause aufgetaucht und die Freude war perfekt. Wenig später sind wir talwärts gewandert, zumindest sind wir gemeinsam losgegangen. Der Nane ist voraus, weil er noch eine Bergtour vor sich hatte, die ihn näher an das Mysterium von Moses und den 10 Geboten führen sollte. Ich hab mir Zeit für den Abstieg und die Begegnung mit Beduinen genommen. Schöne Menschen, die hier teilweise noch in den Höhlen leben und den Touris Souvenirs verkaufen. Und die Beduinen sind auch sehr nett und gastfreundlich.
Vor allem erfreute mich der Ausblick auf die fantastische Landschaft und die schönen Felsformationen.
Den Weg bis zur Treasury bin ich zurückgegangen, ganz langsam und vorsichtig mit ein paar Abstechern, wie zum Beispiel zu den Königgräbern. Eines davon hat mich besonders beeindruckt. Die große Halle hinter der Fassade hat eine gemaserte Sandsteindecke, die einem den Atem raubt.
Der Ausflug nach Petra ist ein Höhepunkt unserer Reise durch Jordanien und sicher auch unserer Reise insgesamt. Was man hier sieht, gibt es sonst nirgends auf der Welt. Die Stadt gehört mit Recht zu den 7 Weltwundern. Nane und ich sind (nebenbei bemerkt) der Meinung, dass das weniger berühmte Lalibela in Äthiopien mindestens genauso großartig ist. Auf jeden Fall war es ein großartiger Tag für uns, wir sind äußerst begeistert und hundemüde ins Quartier zurück gegangen. Ich war auch sehr zufrieden und stolz, wie gut mich mein kranker Fuß getragen hat an diesem Tag.
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