Gestern in der Frueh haben wir uns auf ein spezielles Abenteuer eingelassen. Hier in Luxor scheinen Heissluftballonfahrten ueber das Tal der Koenige sehr beliebt zu sein. Darauf wurden wir schnell aufmerksam. Ueber unser Hotel war die Sache spottbillig fuer ein paar Euro zu buchen und so waren wir schon angemeldet. Ich hab mich an mein letztes Flugerlebnis, die Cessnatour ueber die Nazca-Linien in Peru, erinnert und mir und auch gleich dem Nane insofern gesagt, dass es ja eh mehr um die Erfahrung in einem neuen Fluggeraet geht als um das, was unten so zu sehen ist. Und billiger als hier kommt man nicht zu seiner ersten Balllonfahrt.
Wie immer haben die Geschaefte, die man mit den Arabern macht, einen Haken oder beinhalten gewisse Halbwahrheiten. Also waren wir nicht ueberrascht, als es am Abend hiess, dass die Fahrt nicht wie versprochen um 4 losgeht, um den super Sonnenaufgang zu sehen, sondern erst 2 Stunden spaeter um 6. Als ich angefangen hab, die Sache detektivmaessig zu durchlichten, hat der Typ hinter der Rezeption zum Stottern angefangen und den Ballonmenschen angerufen und mir den Hoerer in die Hand gedruckt. Ja, das Wetter sei halt nicht so gut und blabla…wurscht, wir werden eh sehen, und die Sache kostet ja nicht viel.
Am naechsten Morgen kamen wir mit einer Gruppe von 20 Menschen aus diversen Hotels zusammengesammelt zum Ballon. Am Weg dorthin sah man schon, dass einige Ballons in der Luft waren, also war das Wetter wohl nicht der Grund fuer unsere Verschiebung. Ein paar ueberschwaengliche Amys waelzten ihre fetten Leiber aus dem Ballon heraus und erzaehlten uns, was sie nicht gerade alles erlebt haetten bei ihrem Flug ueber das landschaftlich tolle Tal der Koenige und diverse Tempel-lauter Attraktionen, die noerdlich von uns lagen, dort wo der Wind herkommt, wie ein alter Feluccafuzzi wie ich weiss. Wie also sollte der Ballon mit uns dorthin fliegen, wo die reichen Amys gerade hergekommen sind??? Die Antwort lautete klarerweise: gar nicht! Vielmehr haben wir uns auf eine agrikulturelle Luftexkursion ueber die Zuckerrohrfelder des Niltales begeben. Nachdem wir fast raketenhaft schnell aufgestiegen sind, was mich schon beeindruckt hat, sind wir ebensoschnell vom Nordwind erfasst worden und die tolle Felslandschaft um die koeniglichen Graeber verschwand bald in der Ferne. Gerade, dass sich noch ein Foto in die Richtung ausging. Ich glaub, ausser mir und Nane hat den Nepp nniemand abgecheckt, alle waren freudig erregt. Wir haben auch das beste daraus gemacht und einfach das Ballonfahren an sich genossen, fast wie ich es prophezeit hatte, und schauten uns das baeuerliche Leben und die Zuckerrohrernte von oben an. “Die Welt von oben fuer Arme”, dachte ich mir schmunzelnd. Interessant war der Blick ueber den Nil und die Felder und der scharfe Uebergang zur Sandwueste trotzdem, keine Frage! Und das Ballonfahren an sich machte schon Spass.
Nach 45 Minuten sind wir gelandet und wieder zurueck ins Hotel, wo ich mir natuerlich nicht den Spass nehmen liess, den Rezeptionisten, der uns die Tour verkauft hat, mit der ganzen Pleite zu konfrontieren. Das aber mit der gebotenen Coolness, weil es ja seine Sache ist, wie er Geschaefte macht. Wie solche Betrugsgeschaefte in Zukunft weitergehen, soll Allah entscheiden.
Fuer den Nane und mich war jetzt endgueltig klar, dass wir an unserem Weg als Individualtouristen festhalten werden und organisierte Gruppengeschichten in Zukunft noch restriktiver meiden bzw. (wenn gar nicht vermeidbar) durchleuchten werden.
In diesem Sinne sind wir dann heute alleine zum Tal der Koenige aufgebrochen. Schliesslich sollte der Besuch bei den Pharaonengraebern ein Hoehepunkt unserer Aegyptenreise werden.
Das Tal der Koenige liegt westlich des Nils, also setzten wir nach dem Fruehstueck mit der oeffentlichen Faehre ueber. Von der Anlegestelle sind es 10 Kilometer bis zu den letzten Ruhestaetten der Gottkoenige der 18. bis. 20. Dynastie. Den Weg legten wir elegant mit dem einzigen Taxi der Marke mit dem Stern zurueck, wie es sich fuer einen Besuch bei den Koenigen gehoert… 😉
Ich hab in den letzten Tagen viel ueber das Tal der Koenige gelesen, vor allem die hoechst faszinierende Geschichte des Tut-Ankh-Amun, seines Grabes und der sensationellen Entdeckung desselben in den 20er-Jahren. Nachtraeglich sind wir ja froh, dass wir kein Visum fuer den Sudan bekommen hatten, und auf diese Art von Kairo aus druch Aegypten gereist sind. Dadurch haben wir schon im Museum in Kairo die Reichtuemer und Kunstfertigkeit des alten Aegyptens gesehen, von denen die tollsten Schaetze aus dem Tal der Koenige stammen. Also waren wir heute froh, dass es endlich soweit war.
Das Tal der Koenige ist von grossartiger landschaftlicher Schoenheit, rundherum ragen Kalksteinklippen in die Hoehe, in die die Pharaonengraeber reingegraben wurden. Um 1500 vor Chr. hat man begonnen, diese Felsgraeber anzulegen. Die damit verbundene Erwartung, dass in diesen ein besserer Schutz vor Grabraeubern gegeben sei, hat sich schon im Altertum als falsch erwiesen. So haben die modernen Entdecker die meisten Graeber schon in geoeffneten bzw. gepluenderten Zustand vorgefunden. Als das Tal der Koenige zu Beginn des letzten Jahrhunderts als ausgebeutet galt, hat nur noch ein Englaender namens Carter die Hoffnung gehabt, dass das vermisste Grab von Pharao Tut-Ankh-Amun irgendwo sein koennte. Nachdem ueber 7 Jahre gesucht wurde, war es 1923 soweit. Der sensationellste Fund in der Geschichte der Archaeologie wurde vollbracht und das einzige unbeschadete und vollstaendig gefuellte Pharaonengrab wurde geoeffnet. Die Schaetze, die daraus hervorgeholt wurden, sind weltbekannt. Tut-Ankh-Amun wurde dadurch zum bekanntesten aller Pharaonen und seine Entdecker zu den gefragtesten Maennern ihrer Zeit.
Tut-Ankh-Amun wurde als 9jaehriger zum Pharao und starb schon so im Alter von ca. 18 Jahren. Sein Tod kam ueberraschend und so wurde sein Grab sehr schnell hergerichtet. Viele der herrlichen Grabbeigaben stammten auch aus der Zeit seines Vaters Echnaton, dessen Erbe man damit gleich mitbegraben wollte, so heisst es. Tut-Ankh-Amun hiess uebrigens zuerst Tut-Ankh-Aton und wurde erst dann umbenannt, als der Status der Hauptgottheit wieder von Aton auf Amun ueberging. So, genug Theorie, den Rest bitte woanders lesen.
Schon der Taxler hat uns gesagt, dass wir das Grab von Tut-Ankh-Amun ja nicht anschauen sollten, weil man dort 15 Euro extra zahlt, das Grab aber das kleinste und langweiligste im ganzen Tal sei. Tatsaechlich ist es ja auch so aehnlich, da der Pharao zu frueh gestorben ist (Theorien sagen, er wurde umgebracht) und schnell verscharrt werden musste, als war keine Zeit fuer langes Herumgraben und Malen. Die meisten Reisegruppen gehen auch nicht hinein.
Fuer uns beide war es aber klar, dass wir in die bekannteste Grabkammer wollten, schon alleine des Spirits wegen. Immerhin liegt dort der beruehmteste der Pharaonen und der einzige, der immer noch in seinem Grab ist. Alle anderen Mumien sind im Museum. Und seine Geschichte und die seines Grabes faszinieren einfach, also muss man ihm auch die Ehre erweisen, beschlossen wir.
Es war unser erster Weg im Tal der Koenige und wir waren die einzigen Leute dort. So konnten wir alleine und ungestoert in die Grabkammer des Tut-Ankh-Amuns absteigen. Alles ist sehr klein und uebersichtlich, man fragt sich, wie all die Schaetze, die im Museum einen ganzen Fluegel fuellen, hier Platz hatten. In der Vorkammer liegt die Mumie des jugendlichen Pharaos in einem glaesernen Sarg. In der Hauptkammer ist der innerste der goldenen Sarkophage an seinem urspruenglichen Ort. Ich hab mir den Pharao, der bis auf Kopf und Fuesse unter einem weissen Baumwolltuch liegt, genau und lange angeschaut. Ich war zutiefst bewegt und mir sind irgendwann vor Trauer die Traenen gekommen. Ich bekam das Gefuehl, dass das kleine Kerlchen ein echt armer Teufel war und viel durchgemacht hat. Und nach seiner Entdeckung hat er ja auch keinen Frieden mehr gehabt. Zuerst hat man ihn ausgewickelt, mehrmals hat man ihn in die Roentgenapparate und CT-Roehren gesteckt, dabei ist ihm auch der Kopf und eine Hand abgefallen. Ja selbst das koenigliche Zumpferl soll zwischendurch mal verschwunden sein. Nein, Spass beiseite, mich hat der Besuch sehr tief beruehrt und der Habibi, der die Kammer bewacht, hat sich glaub ich sehr gewundert, was mit mir los ist. Dafuer hab ich ihm ein ordentliches Bakshish gegeben. Der ist naemlich auch ein armes Schwein. Er wacht hier nicht nur seit 30 Jahren jeden Tag sondern schlaeft auch Nacht fuer Nacht auf einer Matratze, die neben dem Sarg des Pharaos liegt. Das muss man sich mal geben…
Dannach haben wir uns 4 weitere Grabkammern angeschaut, die die Kammer Tut-Ankh-Amuns tatsaechlich an Grosse, Schoenheit und Kunstfertigkeit bei weitem uebertreffen. Mumien gibt es in den anderen Graebern keine mehr. Dafuer wunderbare und gut erhaltene Malereien und Reliefs, in jedem Grab ein einzigartiges Design. Also haben wir bewundert und gestaunt. Emotionelle Wogen gab es keine mehr, ausser der Freude und dem Vergnuegen, das uns die Besichtigungen bereiteten. Manche der Graeber gehen bis zu ca. 100 Meter in den Berg hinein, mit diversen Kammern, Geheimtueren, usw. Echt faszinierend.
Ausser den grossartigen Pharaonengraebern wird mir noch eine Sache im Tal der Koenige lang in Erinnerung bleiben. Das Grab des Tuthmosis III ist hoch auf den Klippen und gut versteckt errichtet worden. Nur ein in juebgster Zeit errichteter, schmaler aber hoher Treppenaufgang fuehrt dort hin. Als wir hinkamen, tauchten oben ein paar Leute auf, die wir noch herunterlassen wollten, bevor wir raufgingen. Offensichtlich eine Gruppe junger, koptischer Aegypter, angefuehrt von ihrem Priester. Es wurden immer mehr und wir warteten, bis alle herunten waren, was eine Weile dauerte. Die Kopten sind ja um einiges lockerer und lustiger drauf als die Moslems und haben gleich einmal mit uns Kontakt aufgenommen. Die ganze Gruppe war in super Laune und Freude, weil sie aus Alexandria den langen Weg zu den Koenigsgraebern gemacht und den Besuch sehr genossen haben. Die interkulturelle Begegnung war fuer uns und die Aegypter aeusserst erfrischend, lustig und herzlich. So gehoert es sich! Die Freude haben wir dann ins Grab des Tuthmosis raufgetragen.
Ein echt klasser und faszinierender Ausflug!