Der von Vulkanen malerisch umgebene Lago Atitlán in Guatemala gilt für viele Menschen als der schönste See der Welt. Für die Nachfahren der Mayas, die rund um den See leben, ist der Lago Atitlán ein Lebewesen und ein Naturheiligtum zugleich.
Leider gilt der See durch den großen Druck von Bevölkerungswachstum und damit verbundenen Abwässer, sowie zunehmenden Einsatz von Kunstdüngern in der Landwirtschaft auch als sehr stark gefährdet und wurde so im Jahr 2009 vom GNF (Global Nature Fund) zum gefährdeten See des Jahres ernannt. Die fast ausschließlich indigenen Bewohner des Seeufers wurden auf das Ausmaß der drohenden Umweltkatastrophe auch im Herbst 2009 aufmerksam, als es zum ersten Mal zum sichtbaren Auftreten der Cyanobakterie (“Blaualge”) kam – und zwar in Form einer sich über den gesamten See ausbreitenden, braunen und übelriechenden Algenblüte. Dadurch kam es zu einem Aufwachen der Bewohner des Seeufers, deren aller Lebensgrundlage der See letztendlich ist – und sei es nur in seiner Funktion als Touristenmagnet.
Besonders und unmittelbar betroffen waren die Fischer, die mit der Algenpest einen signifikanten Rückgang des Fischfanges zu verzeichnen hatten. So hat auch die Vereinigung der Fischer in San Pedro La Laguna gleich nach dem Auftreten der Blaualge begonnen, Maßnahmen zur Rettung des Sees zu suchen und zu ergreifen. Eine private und freiwillige Initiative von ca. 50 Männern und ihrer Familien, die vom Fischfang leben.
Während Forscherteams aus aller Welt an den Lago Atitlán kamen, um sich der Untersuchung der unsichtbaren Parameter des Verschmutzungsproblems zu widmen und nötige aber hierzulande nur schwer finanzierbare Maßnahmen vorzuschlagen, haben die Fischer als einfache Menschen den Hebel dort angesetzt, wo sie es im Rahmen ihrer Möglichkeiten am ehesten vermögen – beim stets präsenten und sichtbaren Müllproblem. So wurden zu Beginn der Initiative mit hoher Frequenz Müllsammelaktionen ausgerufen und durchgeführt, in denen die Fischer und die von ihnen mobilisierte Bevölkerung das Seeufer zu Wasser und zu Land abschnittsweise von der sichtbaren Verschmutzung reinigten. Bis heute werden diese Aktionen mit reger Mitwirkung einmal im Monat durchgeführt, was zu einer sichtbaren Verbesserung der Müllsituation am Seeufer geführt hat.
Die Blaualge ist noch immer – wenn auch nicht mehr mit freiem Auge sichtbar – da und eine latente Bedrohung für den See. Auch der Fischfang hat sich nicht wieder erholt. Um den See zu retten braucht es natürlich ein ganzheitliches Konzept mit Maßnahmen, die weit über das Müllsammeln hinausgehen und dann über Generationen hinweg greifen können.
Der Wert einer von der indigenen Bevölkerung selbst ausgehenden und gemeinnützigen Umweltinitiative wie dieser darf jedoch nicht geringgeschätzt werden. Der gemeinsame, uneigennützige und mit bloßen Händen geführte Kampf gegen eine drohende Umweltkatastrophe führt zu einem höheren Maß an Eigenverantwortung und Gemeinschaftssinn und zu einer neuen Identifikation mit dem See, die über romantische Geschichten hinausgeht. Somit ist die Initiative ein wertvoller Beitrag zur Bewusstseinsbildung unter den Menschen und vor allem unter den Kindern.
Wie ernst es die Fischer meinen, sieht man daran, dass sie seit nunmehr vier Jahren ohne Wenn und Aber jeden Monat einen Tag unentgeltlich der Reinigung des Sees widmen. Aus dem maroden Budget der Gemeindeverwaltung bekommen die Fischer so gut wie keine Unterstützung dafür; so beschränkte sich das im vergangenen Jahr auf die Ausgabe von ca. 100 Säcken zum Müllsammeln.
Ich habe die Fischer kennen gelernt, als sie im Dezember 2012 an einem mir sehr vertrauten Zeremonialplatz am Ufer des Lagos mit einem Maya-Schamanen aus dem Dorf zusammen eine Zeremonie abgehalten und den Großen Geist (Ahau) um Unterstützung für ihre Initiative gebeten haben. Zeitgleich habe ich am selben Platz ein Ritual für den See gemacht – es war auch ein Tag des Nahuals Imox, dem Geist des Wassers. Als ich mit meinem Ritual fertig war, haben mich die Fischer eingeladen, ihrem Ritual beizuwohnen. Danach haben wir uns kennen gelernt und über ihre Sache gesprochen. Ich versprach ihnen damals, dass ich versuchen werde Unterstützung von außen für sie zu suchen. Die Tatsache, dass die Fischer für ihre Sache in ein Ritual gingen, zeigte mir, dass es für sie eine echte Herzensangelegenheit ist.
Und so hatte jene Zeremonie für die Fischer ein unmittelbares Resultat. Durch die Hilfe meines Freundes Stefan konnten wir nun schon zum zweiten Mal eine Aktion abwickeln, um den Fischern zu zeigen, dass es Menschen gibt, die Ihre Initiative anerkennen und unterstützenswert finden. Mit Spenden aus Europa wurden große Mengen von Grundnahrungsmitteln gekauft und vor der versammelten Gemeinschaft unter den ca. 50 Fischern und ihren Frauen verteilt; sozusagen als Motivationsspritze für die weitere Arbeit und als kleine Belohnung für das bereits Geleistete. Und als kleinen materiellen Beitrag von unserer Seite für den Lago.
Die Fischer wissen diese Hilfe sehr zu schätzen, da es sich bei ihnen um sehr bescheiden lebende Menschen handelt, die ihre Familien nur mit viel Mühe ernähren können. Es ist für mich jedes Mal sehr schön, hier mit ganz normalen aber umso herzlicheren Menschen Kontakt zu haben und neue Freundschaften zu schließen. Die Fischer rund um ihren charismatischen Obmann Don Nicolas halten ihre Kameradschaft sehr hoch. Sie sind mit Recht sehr stolz auf ihre Initiative und legten im Fall unserer kleinen Unterstützungsaktion großen Wert darauf, dass alles wohl geordnet, transparent und korrekt abläuft. So ist es eine wahre Freude zu helfen und es ist hier auch nicht so schwierig für uns – in einem Land, wo z.B. ein Bauhilfsarbeiter für einen harten Arbeitstag mit ca. 3 Euro belohnt wird…
Wir wollen die Fischer in ihrem Bemühen gerne weiter unterstützen. Wer den Atitlán-See mag und diese Aktion sympatisch findet, kann sie gerne durch eine Spende mit unterstützen, die wir dann direkt in gebündelten Aktionen an die Fischer weiterleiten.
Bitte um Überweisung etwaiger Spenden auf das folgende Spendenkonto meines Freundes Stefan (Link zu Stefans Spendenseite) mit dem Verwendungszweck „Fischer San Pedro“. Muchas Gracias – Maltiox!
Spendenkonto
Stefan Schlenker
Kontonummer 0004-020145
Dornbirner Sparkasse
BLZ 20602
Bic (Swift) DOSPAT2DXXX
Iban: AT842060200004020145
damit hat es vor 4 Jahren angefangen...Blaualge, Cyanobakterie
Don Nicolas versteht es die Leute für die gute Sache zu gewinnen und immer wieder neu zu motivieren
harte Arbeit
besonders schwierig ist es, den Müll von den Ufer- und Wasserpflanzen zu trennen
hier werden von den Frauen tonnenweise Wasserpflanzen mit Müll gemischt weggeschafft
Diese werden von den Männern teilweise mühsamst abgeerntet.
So wie auch hier. Man beachte die halb versunkenen Häuser. Der Anstieg des Sees hat in den letzten Jahren auch zusätzliche Probleme geschafft und die Bergung von Gebäudeteilen und Anlagen aus dem Wasser ist schwierig. Wo gerade noch Gemüse gezogen wurde, wächst jetzt das Schilf.
Um ca. 1-2 Meter pro Jahr ist der See in den vergangenen Jahren angestiegen
Müllsammeln bzw. -fischen vom Boot aus
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Der Vorstand der Fischerei-Innung mit einem Teil der Nahrungsrationen.
Es kamen immer mehr Leute bei der Tür rein...
Übergabe von Nahrungspaket
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jeder hat was bekommen und alle waren sehr zufrieden
Fischer zum Sonnenaufgang am See. Man darf hoffen, dass es dieses Idyll in ein paar Jahrzehnten auch noch gibt.