Aloha Hawai´i

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Hawai´i war für mich nur ein kurzer Zwischenstopp auf meinem Weg über den Pazifik, durch den sich keine zusätzlichen Flugkosten ergeben haben. Also habe ich die Gelegenheit genutzt, ein paar Tage auf den am weitesten vom Festland entferntesten Inseln der Welt zu verbringen, bevor die Reise weiter ging.

Hawai´i ist ein wahres Paradies, was die Natur anbelangt.  Für mich, der ich direkt aus Guatemala kam, war es als Teil der USA und Reiseziel von eher konsumorientierten Menschen aus aller Welt doch zuerst etwas gewöhnungsbedürftig. Die ursprüngliche Kultur Hawaiis lässt sich bestimmt auch noch entdecken, wenn man genug Zeit und die richtigen Menschen dafür findet. Ich hatte mich schon im Vorfeld der Reise darauf eingestellt, dass ich Hawaii mehr über die Natur in Erfahrung bringen werde, und so war es dann auch. Die verschiedenen Landschaften, Vegetations- und Klimazonen sowie die Kraft des Ozeans haben mich dabei am meisten fasziniert. Hawaii ist unglaublich schön und so ist es ein Leichtes, in nur kurzer Zeit unzählige schöne Fotos zu machen – hier sind ein paar davon.

Aloha überall...hier am Flughafen beim Ankommen...als normaler All Inclusive Tourist bekommt man hier geich einen Blumenkranz , den so genannten Lei umgehängt. "Lei Lei" hat es für mich aber trotz meiner Herkunft nicht gespielt

Begrüßt wurde ich dennoch. Trotz allem Bemühen eher unhawaiianisch...von meinem Freund Josef, der schon ein paar Tage früher aus Österreich angekommen ist.

ohne Leihwagen geht auf Hawaii gar nichts - gehört ja zu Amerika - das Upgrade zum brandneuen Jeep war ein Geschenk der Leihfirma.

die Landschaft ist atemberaubend und sehr vielfältig

Hawaii ist Feuer und Wasser

Vulkane

Lavafelder bis zum Meer runter

...

die Vulkane gehen rauf auf 4.200 m, wie hier am Mauna Kea, wo die NASA ein paar Observatorien hat und der Sternenhimmel seinesgleichen sucht

eben dort oben... die Fotos macht man bequem vom Auto aus, so wie es in amerikanischen Nationalparks üblich ist

Sonnenuntergang am Berg

immer wieder Mondlandschaften

da ist ein Geländewagen sehr praktisch

mich hat vor allem die saftige Vegetation begeistert, die es in den regenreicheren Teilen gibt

Wasserfälle überall

und liebliche Wasserlandschaften

immer interessante Aussichten, nicht selten mit vom Strand aus sichtbaren Walen im Meer

auf Hawaii wächst alles

und ständig fährt man durch andere Vegetationen

schöne Garten- und Parkanlagen

überall blüht es

...

...

die Bäume faszinieren am meisten, rechts unten im Bild der Jeep

in allen Formen

...

...

...

exotische Früchte

und Kaffee wird auch geerntet und so wie hier getrunken

Traumstrände gibt es in allen Varianten

...und Farben, so wie hier am Black Sand Beach

..., wo man sich als weißer Tourist nicht gerade gut verstecken kann...;-)

diese Kerlchen können das schon besser

Schildkröten gibt es auf hawaii haufenweise

immer wieder nett zum anschauen

so wie die Geckos

...

der Pazifik hat eine Riesenkraft

an einem der bekannten Surfstrände

...unsereins geht da nicht ins Wasser...

...

die Surfer umso lieber

so hat das hier angefangen...

bei den alten Hawaiianern...

..., die einmal stolze Krieger waren. So wie der König Kamehameha, der eine Flotte von 1000 Kriegskanus mit je 100 Mann drauf befehligte

heute haben auf Hawaii andere das Sagen

Waikiki Beach sieht jetzt so aus

es werden moderne Götzen verehrt

und Hula ist Touristenfolklore

zum Sonnenuntergang auf Waikiki Beach drängen sich tausende Menschen am Strand um das beste Foto

Und die Sonne mit ihrer wohltuenden Kraft ist bei all dem Drumherum letztendlich für die meisten wohl der Hauptgrund, warum sie aus dem grauen Norden so eine weite Reise unternehmen.

Abschied von Guatemala

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Wieder einmal hat mich Guatemala mit ganz schönen Erfahrungen und Begegnungen bereichert. Die Schönheit der Natur und der Menschen drängt sich einem hier jeden Tag auf und man kommt in ein ganz besonderes Lebensgefühl. Wenn man in der Früh aufsteht, scheint die Sonne, der Himmel ist blau, die Vögel zwitschern. Auf der Straße grüßen einen die Leute freundlich und es herrscht eine positive Atmosphäre. In zweieinhalb Monaten habe ich nicht einen grantigen Menschen erlebt, keine Spur von Aggression oder Genörgel. Und trotz dieses Abhandenseins von Stress hat das Leben hier eine hohe Dynamik. Es gibt immer viel Neues zu entdecken und zu lernen, man trifft sehr viele inspirierende Gesprächspartner. Es ergeben sich laufend sehr bereichernde Begegnungen und es wird einem hier einfach nicht fad. So haben sich auch wieder neue und interessante Tore für mich geöffnet. Die Zeit hier hat mir sehr viele Momente intensiver Freude und Liebe geschenkt. Man kann kaum genug davon bekommen und so nehme ich mir vor, wieder einmal einen längeren Aufenthalt hier einzuplanen. Guatemala ist längst zu meiner zweiten Heimat geworden und hat sich für mich wieder einmal als wahres Paradies gezeigt. Danke dafür und bis bald, liebes Guatemala! Der Abschied fällt nicht leicht, trotz meiner nächsten Destination…

Hier noch ein paar Fotos.

das Beste hier sind die freundlichen Menschen!

in all ihrer Bescheidenheit

 liebe Kinder

an jeder Ecke

Ein paar Maya-“Königinnen” bereiten sich auf eine Veranstaltung vor. Teil des Volksstolzes ist es , dass jedes Dorf eine Mayakönigin wählt, so wie bei uns die Missen, nur ungefähr tausendmal menschlicher…

Doch auch die Männer sind sehr stolz. Hier die Fischer von San Pedro, die sich zusammengeschlossen haben, um den Lago Atitlan in ihrem Bereich von Müll zu befreien und so einen Beitrag zu leisten. Eine schöne, von sehr einfachen Menschen mit viel Hingabe getragene Initiative, die ich mit der Hilfe meines Freundes Stefan kurzfristig unterstützen konnte und auch weiter unterstützen möchte. Wer dafür spenden will, melde sich bei mir.

hier ein Fischer beim speziellen Einsatz

vor der Kirche in Chichi

und in derselbigen

Die Schönheit der Natur und dazu viel Sonnenenergie!!!

überall blüht und wächst es

drum gibt es das ganze Jahr über eine Fülle von Obst und Gemüse, frisch und sonnengereift. Ein Mango oder ein Avokado kostet ca. 10 Cent

dazu gibt es den besten Kaffee der Welt!!

selbst geerntet schmeckt er noch besser!

ich war ja nur mit meinen Freunden hier hobbymäßig Kaffee ernten, die EInheimischen nehmen es nicht ganz so locker wie unsereins…

ein guter Ernter klaubt 50 Kilo pro Tag frische Beeren, Beere für Beere, dann trägt er den Sack in das Dorf und kriegt seinen Lohn.

Abendstimmung

…am schönen Lago

oder hier an der nahe gelegenen Karibik

Tikal…

und Copan. Die alten Mayas haben es wieder einmal gut mit mir gemeint,…

Keme hat gut aufgepasst

Gracias, Gran Ajpu!

el Santo Toj. Die Gebete werden erhört und beantwortet…gracias!

Gracias 2012! Adelante 2013!

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Die Feierlichkeiten um den Maya-Zeitenwandel waren wirklich ein Höhepunkt des vergangenen Jahres für mich, ganz nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“.

Fad war mir ja sowieso noch nie, aber 2012 hatte es so richtig in sich. So ein Jahr kann man natürlich nicht ungeachtet ausgehen lassen, und so habe ich trotz einer aufkommenden Grippe und einer gewissen „Zeremonialmüdigkeit“ am 31.12. abends mit meinen besten Freunden hier zu einer Dankbarkeits- und Übergangszeremonie zusammen getrommelt. Es war ein echt besinnlicher und schöner Abend, ein würdiger Jahreswechsel, und es wurden von allen Beteiligten schöne Gebete und Gedanken dazu geteilt.

Ich habe für 2012 mehr als genug Grund, meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Es war ein Jahr mit viel innerer und äußerlicher Bewegung für mich und ich bin durch intensive Erfahrungen mit Lern- und Einweihungsqualität in Licht und Dunkel gegangen.

Letztendlich haben die lichtvollen Erfahrungen ja deutlich die Überhand gehabt und dafür ist man klarerweise sehr dankbar. Aber so nett und leicht mein Weg auch aussehen mag und so sehr ich mich bewusst auf das Schöne fokussiere: Ich bin gerade in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres auch durch extrem leidvolle Wegstrecken geschickt worden, die mich schwer an meine eigenen Grenzen gebracht und mir ohne Übertreibung wirklich das Äußerste abverlangt haben. Daran denkt man natürlich in der Jahresrückschau und damit verbunden aktivieren sich auch emotionale Erinnerungen.

Naja, die Theorie zu dem Ganzen hat man es sich ja irgendwann angeeignet, in meinem Fall vor allem aus der Kosmovision Maya: Gerade die schwierigen Passagen des Weges und die kleinen Tode, die man stirbt, sind oft die größten und wertvollsten Lehrmeister, die einen im Idealfall reifer, gescheiter und liebesfähiger machen. Als das wollen sie auch wahrhaftig erkannt und gewürdigt werden, was einem nach überstandenen Unterweltenfahrten naturgemäß leichter fällt als mittendrin. In diesem Bewusstsein danke ich den Hütern der Unterwelten für ihre Lektionen und für meinen Schutz vor der teils großen destruktiven Kraft, die in derartig schweren und nach unten ziehenden Erfahrungen lauert und vor der man nicht genug Respekt haben kann. Ich bin noch einmal gut davon gekommen und habe keinen großen merklichen Schaden genommen. Alleine kommt man da als Mensch aber niemals durch. Und so danke ich an dieser Stelle noch einmal allen meinen menschlichen und geistigen Verbündeten, die immer bzw. gerade in den richtigen Momenten für mich da waren und mir wahrlich geholfen haben, meinen Mut, meine positiv ausgerichtete Grundhaltung, meinen Glauben an das Gute und meine Lebensfreude aufrecht zu halten sowie meine inneren Schutzkräfte, das Feuer meines Herzens und die geistige Klarheit von ihrer Seite gestärkt und genährt haben. Ihr wisst ganz genau, wer ihr seid und was ich Euch verdanke.

Den wenigen anderen Protagonisten, die die eher undankbaren Rollen in dem Ganzen übernommen haben, werden das hier wohl nie lesen, aber:  Euch sei von meiner Seite für Euren Beitrag mindestens genauso, wenn nicht noch mehr gedankt. Ich weiß, dass das für Euch auch alles andere als ein Vergnügen gewesen sein muss. Ich kann nur hoffen, dass sich aus dem ganzen Tango heraus die Kraft und Gnade der Befreiung und Heilung für uns alle aktiviert hat und weiter ausbreitet und wir uns dadurch in einem friedlicheren Raum befinden als vorher. It´s all good.

2012 war einfach ein echt super Jahr und hat eine große Fülle von wahrlich wunderbaren Erlebnissen für mich gebracht. Ich habe neue Sichtweisen kennen gelernt und ich meine, mein Verständnis für das Wesen der Liebe durfte sich erweitern. Nachdem ich im Jahr davor viel in Österreich gewesen war, bin ich wieder zum Reisenden geworden, habe viel Neues und Schönes gesehen und wie noch nie die unglaubliche Schönheit des Planeten in Erfahrung gebracht. Ich habe ganz viele tolle Menschen kennen gelernt, neue Freunde fürs Leben gewonnen und mehrfach die Erfahrung gemacht, mich fern meiner eigentlichen Heimat als Teil einer Familie und zuhause fühlen zu dürfen. Ganz besonders freuen mich die tragfähigen Brücken, die ich zu den Maoris in Neuseeland und den Indianern in den USA geschenkt bekommen habe. Ich habe das Gefühl, dass sich da auf diesen gelegten Brücken noch viel Positives bewegen wird dürfen.

Die Guatemalareise im Sommer mit dem neuen Programm war eine sehr positive Erfahrung, die mich mehr als motiviert, auf dieser Schiene mit den Gruppen konzentriert weiter zu machen. Diesbezüglich gibt es viel neue Inspiration und kreative Energie für zukünftige Projekte und auch einige handfeste Zeichen.

Durch die große Fülle an inneren und äußeren Erfahrungen und von den Menschen, die ich getroffen habe, durfte ich 2012 unheimlich viel dazulernen und das Jahr hat mich echt weitergebracht.

Ich sehe die Dinge sehr optimistisch. Ich selber habe mich vielleicht noch nie so frei und wohl gefühlt und ich glaube, dass sich im neuen Jahr viel Gutes entwickeln kann – kollektiv und individuell. In diesem Sinne freue ich mich auf alles, was 2013 so auf Lager hat. Die Freiheitsgrade sind von meiner Seite für gar vieles gegeben. Pläne und Ideen habe ich auch einige. Danke dem Leben für alle Geschenke und allen Menschen, mit denen ich zusammen am Weg sein darf. Gehen wir weiter voran! Möge es ein freudvoller, segensreicher, kraftvoller und vor allem gemeinsamer Weg sein, auf dem sich viel Positives manifestiert! Adelante 2013! Alles Gute im Neuen Jahr!

SUNRISE ON THE BEACH - STATE OF MIND

Ein bisschen weniger ernst und viel kürzer hätte ich es auch mit den Worten von Captain Jack Sparrow sagen können, die er am Ende des ganzen Theaters von “Fluch der Karibik” angebracht hat:

“Also, ich finde das alles sehr hübsch. Wir sind doch schließlich alle irgendwie weitergekommen. Spirituell, dramatisch, menschlich…”   😉

„Oxlajuj Baktun“ oder „Maya-Zeitenwende 2012“ – das war´s!

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Im Folgenden möchte ich aus meiner persönlichen Perspektive über die vergangene Zeit rund um den 21.12.2012 berichten.

Der Mythos des Jahres 2012 in Verbindung mit Maya hatte sich ja in den vergangenen Jahren auch in der westlichen Welt auf sehr vielfältige Weise ausgebreitet. Aus verschiedensten Richtungen wurden Botschaften ausgesandt, Theorien verbreitet, Gerüchte gestreut, Angst geschürt, Erwartungshaltungen erzeugt, Geldflüsse angeregt…Hollywood, Esoteriker, Parawissenschaftler, Verschwörungstheoretiker, Außerirdischen-Verbündete, Steinzeit-Fans, Systemkritiker, Lebensmüde…gar bunt war das Konglomerat von Menschen, die sich aus den uralten Prophezeiungen der Mayas oder vielmehr dem, was nach Jahrtausenden der Überlieferung unter teils schwierigsten Bedingungen noch davon übrig ist, das zurecht gelegt haben, was sie jeweils darin sehen wollten. Je spektakulärer und reißerischer, umso besser, schien es zu heißen – unglaublich, was da auf der 2012er-Welle alles mit geschwommen ist. Die heute noch lebenden Mayas selber kamen in dieser weltweiten Auseinandersetzung beschämenderweise nur marginal zu Wort und man hat sie auf arrogante Weise, wie es im Westen üblich ist, bei dem Ganzen mehr oder weniger außen vor gelassen…seltsam, doch auch irgendwie typisch.

Ich selber hatte vor ca. 15 Jahren zum ersten Mal von den Geschichten um 2012 gehört. Damals war das für mich alles in einer unbegreiflichen mystischen Wolke und ich hatte von Maya aus heutiger Sicht absolut keine Ahnung, auch wenn ich mich schon vorher für die alten Völker Lateinamerikas interessiert hatte. Bezeichnend genug: erst ein wenig später erfuhr ich, dass die Mayas tatsächlich noch immer da sind. Das war ein entscheidender Moment und ich nahm mir damals vor, irgendwann in das Mutterland dieser Kultur zu reisen um vielleicht etwas vor Ort aus erster Hand darüber lernen zu können. Ganze sieben Jahre lang sollte ich dieses Vorhaben dann in meinem Kopf haben und mich darauf vorbereiten, bevor dann vor aus heutiger Sicht genau sieben Jahren der richtige Moment gekommen war, meine erste Reise ins Land der Maya anzutreten. Was ich hier dann entdecken durfte, lag jenseits all meiner Vorstellungen und Erwartungen. Ein Land mit wunderbaren Menschen, die man einfach lieben muss, und eine reichhaltige indigene Kultur und Spiritualität, deren Wurzeln ohne Unterbrechungen in uralte Zeiten zurückreichen und die noch immer von eingeweihten Männern und Frauen auf schöne, bodenständig-bescheidene Art getragen wird. Der Funke hat gezündet, mein Herz hat für Maya zu brennen begonnen und es hat sich ein Weg geöffnet, der erfüllender und interessanter nicht sein hätte können und den ich auch nicht mehr verlassen habe. Vor allem, weil ich in diesem Rahmen viel über das Leben und letztendlich auch über mich selber lernen durfte. Auf dem Weg mit meinen Lehrern im Kraftfeld Maya war das Jahr 2012 nie als etwas Spektakuläres im Raum gestanden. Auch nicht als etwas, das mit für einen bestimmten Zeitpunkt prognostizierten Ereignissen in Zusammenhang stehen würde. Vielmehr ging es um eine Vermittlung eines positiven Weltbildes und das Wahrnehmen einer beginnenden Ära eines sich öffnenden menschlichen Bewusstseins. Nie war von Weltuntergang etc. die Rede, sondern nur davon, dass die natürliche Evolution des Planeten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten mit einem großen Kraftschub aus dem Kosmos in eine positive Richtung unterstützt werden würde. Konkrete Szenarien und Erwartungen wurden dabei nie erwähnt. Vielmehr ist bei traditionellen Lehrern der Mayas immer von „dem Unvorstellbaren“ die Rede gewesen und es wurde darauf hingewiesen, dass zu weit gehende, menschliche Spekulationen darüber, was das denn sein könnte, zwangsläufig ins Leere führen dürften.

Eine Relevanz, vor allem eine symbolische, hatte das spezifische Datum dann doch für die Mayas. Auch für jene, die mir nahe stehen, und für mich persönlich genauso. Der Zeitpunkt 21.12.2012 stellt das Ende eines fast 26.000 Jahre langen, von den alten Mayas in ihrem Kalender definierten Zyklus dar und zeitgleich den Beginn eines neuen, ebensolchen Zyklus. Auf unser westliches Verständnis übertragen: eine Art Megasilvester, das man nur alle 26.000 Jahre begehen kann und das mit viel Bewusstheit, Hoffnung, Optimismus und Freude verbunden ist. In der bildlichen Sprache der Maya: ein neuer Sonnenaufgang für die Welt nach einer langen Phase der Dunkelheit, der Beginn eines neuen „kosmischen Tages“ mit einer Dauer von 26.000 Jahren. Ein neuer Morgen voll Licht und Hoffnung.

Die Mayas selber stellten wie schon erwähnt in unserer globalisierten und von Medien gelenkten Welt ja nur einen kleinen Bruchteil der vielen Menschen dar, die sich im Vorfeld mehr oder weniger profund mit dem 21.12.2012 auseinandergesetzt hatten. Und auch Maya selbst ist keineswegs eine homogene, sondern eine sehr vielschichtige Bewegung, in der es auf einer gemeinsamen Grundbasis sehr viele verschiedene Wege, Traditionen, Schulen, Bewegungen, Auffassungen und auch Spezialisierungen gibt, die letztendlich auch ganz verschieden und individuell Ausdruck finden. Der spirituelle Weg in Maya beinhaltet wenig Dogmen und gelehrte Formen, sondern öffnet sich für den Einzelnen auch zu einem gewichtigen Anteil aus dessen Anlage und den gemachten Erfahrungen und Einweihungen des Lebens.

Dementsprechend war auch von vornherein klar, dass das erwartete zeremonielle Großereignis rund um den 21.12.2012 sehr bunt, vielfältig und multidimensional angelegt sein und auf vielen Ebenen parallel ablaufen würde. Von showmäßig über brauchtumsorientiert und kulturell bis hin zu hochspirituell, von traditionell bis New Age, von öffentlich exponiert bis ganz insidermäßig und versteckt, von oberflächlich kommerzialisiert bis sehr profund würde alles stattfinden und ich dachte mir, dass das wohl eine gute Basis sei, dass jeder irgendwie Interessierte in ein Geschehen hineinfinden sollte, welches seinen eigenen Zugängen und Vorstellungen nahe kommt. In der Mayatradition ist es ohnehin unüblich, dass man wie bei uns im Westen die zeremoniell-spirituellen Handlungen anderer untersucht und bewertet. Alles hat seinen Platz und aber auch seine Konsequenzen. So wird das hier gesehen und der bewusste Maya hütet sich, für andere Leute festzulegen, wie die energetische Reaktion auf deren spirituelles Tun auszusehen hätte. Eine sehr sympathische Form der Bescheidenheit.

Für viele Nachfahren der Mayas war auch klar, dass sie aufgrund ihrer oftmals evangelikalen Religionszugehörigkeit von dem Ganzen Treiben um den 21.12. gar nichts wissen wollten. Maya ist ja auch hier in seiner Heimat keine Massenbewegung und man bewegt sich in Guatemala auch nicht gerade in einem Land voller eingeweihter Mystiker. Soll heißen: „der normale Guatemalteke“ hat von der wahren Bedeutung des Ganzen so gut wie keine Ahnung gehabt, auch kein großes Interesse dafür. Komplett kalt gelassen hat es dann aber auch wieder niemanden. Das Mindeste, was irgendwie jeder dazu auf Lager hatte, war auch hier ein bisschen blödes Gerede über einen Weltuntergang – eine irgendwie peinliche Rückkopplung des unleidigen internationalen Medienschmarrns. Die Tourismuswerbung der guatemaltekischen Regierung hat mehr denn je zuvor mit der bunten und mystischen Mayakultur kokettiert, die ja bis 1996 über Jahrhunderte unter schwersten Repressionen in den absoluten Untergrund gedrängt war und von ihren Trägern unter Lebensgefahr erhalten wurde und erst neuerdings wieder richtig auflebt und mit viel Selbstbewusstsein auftritt. Das sollte auf jeden Fall ein positiver Aspekt von 2012 sein: dass das Land Guatemala einmal in einer gewissen positiven internationalen Medienpräsenz stehen durfte. Ein weiterer wichtiger Aspekt war bestimmt, dass die verschiedenen Vertreter der Mayakultur in ihrem eigenen Land mehr Öffentlichkeit und einen gewissen Rückenwind für ihre Bewegung bekommen haben. So hat sich auch der Präsident des Landes schon im Vorfeld immer wieder mit Mayaältesten – auch in Zeremonien – öffentlich gezeigt. Das wäre vor noch 15 Jahren absolut unvorstellbar gewesen. Sogar die  evangelikalen Kirchen haben zu dem Ganzen im Radio verkündet, dass ein Interesse für Maya nicht grundsätzlich als Teufelsanbeterei angesehen werden muss. So seltsam das klingt, aber für die wahren Mayas sind das Zeichen, die sie doch mit Wohlwollen, wenn auch nicht mit zu großer Erwartung, aufnehmen.

Für mich war schon seit Jahren klar, dass ich das Jahr 2012 gerne in Guatemala abschließen wollte. Also bin ich vor einem Monat hier gelandet um mich selber auf für mich angemessene Art auf das Ganze einzustimmen. Rund um den Lago Atitlán nutzen die Mayaorganisationen die Zeit für viele öffentliche Aktionen. Es waren auch schon viele Leute aus dem Ausland da, um den Zeitenwandel der Mayas vor Ort zu erleben. Mit meinen einheimischen Kollegen bin ich in Vorbereitung auf den 21.12. in einige schöne Zeremonien gegangen.

Ganz unerwartet wurde mir dann auch noch durch eine Bekannte aus den USA, die mich als Guide mitgenommen hat, die Brücke zu einem Besuch von Tikal im entfernten Tiefland gelegt. Drei Tage Aufenthalt direkt bei den Pyramiden mit mehr Zeit als sonst und vielen interessanten Toröffnungen. Auch in Tikal konnte man schon erhöhte rituelle Aktivität von aus dem ganzen Land angereisten Mayapriestern beobachten. Auch dort wiederum ein sehr vielschichtiges, buntes Treiben – schön und interessant. Ganz abseits davon habe ich persönlich Tikal in einer nie dagewesenen Intensität erleben dürfen und zum Abschluss auch noch ein schönes Geschenk erhalten. Und zwar hat sich für mich die spezielle Gelegenheit ergeben (ja eigentlich aufgedrängt), in dem in der Nacht für die Öffentlichkeit gesperrten Tempelbezirk ganz alleine in Begleitung von nur zwei anderen Personen ein Feuerritual abzuhalten. Die Stille der Nacht mit ein paar Tierstimmen, der Nachthimmel voller Sterne und dazu ein kleines Feuerritual, das seinen Schein auf die mächtigen Paramiden der Plaza Mayor geworfen hat…dazu mein stilles Gebet voller Dankbarkeit. Eine große Ehre und auch ein Erlebnis, das mir bestimmt für immer in Erinnerung bleiben wird. Gracias.

So waren meine paar Wochen vor dem 21.12. sehr gefüllt und interessant.
Den 21.12. selber und die letzten Tage davor wollte ich im Zentrum in Sololá verbringen. Das Zentrum ist für mich der Ort, an dem mein Weg in Maya gezündet wurde, und wie für einige andere Menschen ist es auch für mich ein wichtiger Teil meiner Mayawelt. So wollte ich die Möglichkeit nicht auslassen, mit einigen langjährigen Wegbegleitern und –bereitern zusammen den Wechsel des Kalenderzyklus zeremoniell zu begehen. Mein langjähriger Maya-Lehrer Norbert war dort schon mit einer Gruppe von Gästen anwesend, zu der ich mich dann dazugesellt habe. Mit dabei war auch Don Juan, den ich schon seit Anbeginn kenne und mit dem ich auch mit meinen eigenen Gruppen zusammen arbeite. Das Zentrum wurde rechtzeitig zu diesem wichtigen Termin in eine vorläufig finale Ausbaustufe gebracht und man kann wirklich sagen, dass es nie zuvor so energetisch stark und schön war wie jetzt. Ein neu errichtetes, unheimlich schönes Haus mit Gästezimmern macht den Aufenthalt dort jetzt noch mehr zu einem wahren Genuss. Viel wichtiger als die von Menschen errichtete Struktur ist aber noch, dass gerade im Jahr 2012 der unterirdische „Schatz“ des Platzes an das Licht kommen durfte. So sind jetzt alle 20 Nahuales des Mayakalenders vor Ort in Form von uralten Ritualsteinen, die für lange Zeiten unter Vulkanasche vergraben waren, an der Oberfläche und zugänglich. Eine ganz große Ehre und ein spezielles Gefühl, aktiv dabei sein zu dürfen, wenn das heilige Feuer an solchen Plätzen erstmals entzündet wird. So war der 20.12. ein ganz besonderer Tag für mich, als mich Don Juan mitgenommen hat, mit ihm zusammen alle neu ausgegrabenen Naturaltäre des Zentrums zu besuchen um sie sozusagen von Seiten der Tradition zu weihen und willkommen zu heißen. Schön auch, den “Tata” mal so ganz für sich alleine zu haben.

Die Feuerrituale, die wir im großen Kreis von ca. 30 Leuten abgehalten haben, waren von einer sehr schönen Kraft getragen. Im Großen und Ganzen waren sie vor allem ein Ausdruck der großen Dankbarkeit, die wir in Verbindung mit diesem wundervollen Platz, der Umgebung und dem Volk der Maya als Gruppe und als Individuen empfinden. Das große Finale der Feierlichkeiten war dann natürlich der 21. Dezember. Das Willkommensritual für die „neue Sonne“ zum Sonnenaufgang des 21. 12. haben die Ancianos in meine Hände gelegt, was mir eine sehr große Ehre und Freude war und auch ganz klar ein vorläufiger Höhepunkt meines eigenen bescheidenen Weges als „Quemador“. Zu Mittag brannte zeitgleich an allen Altären des Zentrums das Heilige Feuer, ein sehr schönes Bild und ein wahrlich würdiger und stimmiger Abschluss unseres zeremoniellen Reigens jener Tage. Zeitgleich waren wohl alle Schamanen der Tierra Maya im Ritual und ließen das Ritualfeuer an ihren Altären brennen. Ein großartiger und feierlicher Tag für alle. Nach dem rituellen Teil wird bei den Mayas immer mit einem ordentlichen Mahl gefeiert, so haben wir es auch gemacht. Und auch wenn die Spannung und Konzentration nach so einem Großereignis mit einer gewissen Erleichterung nachlässt und man das Gefühl hat, etwas Wichtiges abgeschlossen zu haben, so heißt das Grundmotto hier bei „uns“ Mayas immer „Seguimos adelante!“. Das heißt so viel wie „Wir gehen weiter vorwärts!“. Das war auch von vornherein klar im Verständnis der Maya-Ancianos und in der Botschaft der Prophezeiungen, dass das Jahr 2012 nicht den Abschluss, sondern nur den Beginn eines Weges markieren würde, auf den sich die Menschheit hoffentlich begibt.

So bleibt zu hoffen und ich gehe davon aus, dass bei aller Verrücktheit in der weltweiten Auseinandersetzung mit dem 21.12.2012 auch ganz viele gute Samen ins kollektive Bewusstsein der Menschheit gepflanzt wurden, die langsam sprießen und irgendwann Früchte tragen werden. Für mich war es eine wundervolle Zeit mit tollen persönlichen und gemeinschaftlichen Erfahrungen und eine Ehre und Freude, dass ich hier zusammen mit den Mayas durch diese für sie so wichtige Zeit gehen durfte. So groß wie erwartet war der Rummel dann hier in Guatemala eh nicht. Der Zeitenwandel wurde sehr ruhig, würdig und schön gefeiert und zeremoniell begleitet. Jetzt nach den üblicherweise lauten Feiern um Weihnachten und Neujahr kehrt hier wieder der ruhige Alltag ein. Die Menschen, die Maya in ihren Herzen tragen, freuen sich, dass sie dabei sein haben dürfen und dass jetzt das Leben wieder normal weiter geht. Das rituelle Leben, die Arbeit am Feld, im Haus, das Leben in der Familie, die Kinder und den Mais wachsen Sehen und sich daran Erfreuen…

Die Weltöffentlichkeit interessiert sich 2013 sicher nicht mehr für die Mayas, und wenn dann vielleicht nur um sie noch einmal in die Lächerlichkeit zu ziehen. Den Mayas wird das ziemlich wurscht sein. Die machen schon seit Jahrtausenden unbeachtet ihr Ding und werden es in ihrer schönen und bescheidenen Art auch weiter tun. Und ich mache das natürlich auch – so viel Schönes schenkt mir dieser Weg!

Hier sind noch ein paar Fotos der letzten Wochen. Bei vielen ganz traditionellen  Ritualen wird ja nicht fotografiert bzw. wird davon abgesehen, Fotos zu veröffentlichen. So halte ich es auch.

Das erste Foto ist auch gleich der Beweis, dass die MAyas nicht das Ende der Welt erwartet haben: der Maya-Kalender für 2013 war längst gedruckt

ich habe die ersten 10 Tage in San Pedro verbracht, hier der Blick von meinem Lieblings-Ritualplatz über das Dorf

sowas gehört hier zu meinem Alltag

der Spiegel des Sees ist auch heuer wieder gestiegen und die Anlegestelle ist schon wieder zu tief

rituelles Maya Ballspiel “Chajchaay” am Dorfplatz

zeremonielles Tanztheater der Gruppe Sotzil aus dem Popol Vuh

hier der link zur youube Variante davon : http://www.youtube.com/watch?v=tJKfSMOFc6M

Im Zentrum in Sololá: Hauseinweihung im kleinen Kreis mit Norbert, Carmen, Juan und Salome

das neue Quartier und der Vorgarten

wer hier einmal nächtigen möchte, hat z.B. im Rahmen meiner Gruppe im Juli Gelegenheit dazu

neue Zimmer mit Blick auf den Lago und die Vulkane

liebevoll gestaltete Details an allen Ecken

für mit Liebe gestaltete Rituale

puro amor

puro amor

in Tikal ging es ziemlich lebhaft zu

im Hintergrund “Tempel 5″, mit dem ich jetzt erstmals richtig Kontakt aufnehmen konnte.

unheimlich stark

zum Abschied zeigte sich uns in Tikal dieser Regenbogen

zurück in Sololá…Nachtritual mit Juan

mit Juan in der Natur, Plätze verwöhnen

rituelle Bootsfahrt in der Nacht in die Mitte des Lagos. Auch für den Tata ein besonderer, wenn auch ungewohnter Akt – so ganz ohne Feuer…

dieses Element liegt ihm schon mehr. Mir auch, das verbindet.

da treffen sich unsere Herzen: im Zentrum des Feuers. So wie hier beim Sonnenaufgangsritual am 21.12., ca. 5 Uhr Früh

el Nuevo Sol, die neue Sonne, strahlt über dem Lago. Ausblick vom Zentrum aus- was für ein traumhafter Ort!

ein besonderer Abschluss der gemeinsamen Tage…die Stille Nacht, Weihnachten bei Ixmucane

Geschützt: Sommer 2014

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Mexico City – Guatemala

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Von Mexico City ist es eine Tagesreise im Bus bis zur bei Touristen beliebten Stadt Oaxaca. Oaxaca ist ein gemütliches Städtchen mit kolonialem Flair und in den Bergen der Umgebung gibt es Einiges zu sehen und zu erleben. Ich wolle mich nicht zu lange aufhalten und mich in punkto Besichtigungen auf einen Besuch in der antiken Stadt Monte Albán beschränken um dann zügig weiter zu reisen.

Monte Albán hat mich nicht nur mit seiner Architektur und der schönen Lage auf einem Berg mit 360°-Aussicht fasziniert, sondern auch aufgrund des friedlichen Gefühls, das ich dort getankt habe. Wie so oft sind die weniger bekannten Ausgrabungsstätten Oasen der Ruhe im bunten Trubel Mittelamerikas. Und so habe ich in Monte Albán einen sehr meditativen und ruhigen Tag verbracht, bevor ich am nächsten Tag Richtung Küste weiter gefahren bin.

Die Fahrt mit dem Bus über die Sierra zur nahe gelegenen Pazifikküste führt durch sehr interessante Gebirgslandschaften und hunderte scharfe Kurven. Dementsprechend war ich froh, als ich nach ca. 8 Stunden Hochschaubahnfahrt ca. 2000 Höhenmeter tiefer im ruhigen Küstenort Mazunte ankam. In Mazunte wollte ich ein paar Tage die Energie des Pazifiks in mich aufnehmen, die vergangenen Wochen der Reise durch die USA aufarbeiten und mich am Meer erholen, bevor es ins Hochland von Guatemala weitergehen sollte. Das war eine gute Idee. Mazunte ist sehr ruhig, die Einheimischen sind ziemlich entspannt und eine kleine Ausländercommunity bringt ein bisschen Hippie-Atmosphäre, aber in einem erträglichen Ausmaß. Der Tourimus hält sich auch in angenehm engen Grenzen. Das Meer ist sehr schön zum Schwimmen und Schnorcheln. Die Wellen des Pazifiks sind sehr beruhigend und laden zwischendurch immer wieder zum Spielen ein. Ich hab mir ein gemütliches Zimmer in einem kleinen Privathäuschen gemietet und war froh, dass ich einmal ein paar Tage mit niemandem reden musste, meine Gedanken beruhigen und die Natur genießen konnte – genau so ist es mir am liebsten. Im Pazifik wimmelt es nur so von Fisch – in einem Ausmaß, wie ich es noch nie gesehen habe. Sobald man mit dem Boot ein bisschen rausfährt, sieht man überall Delfine und je nach Saison auch Wale. Mir war das Glück beschert, dass ich bei der ersten Walsichtung der Saison dabei war, das Foto beweist es. Zufällig ging dann an meinen letzten beiden Tagen in Mazunte noch ein sehr kleines aber qualitativ gutes Jazzfestival über die Bühne. Eine schöne Bühne direkt am Strand mit international anerkannten Künstlern, das kam zur Auflockerung gerade recht. Die Tage in Mazunte waren ein Traum und ich werde diesen Ort für längere Mittelamerika-Aufenthalte bestimmt als maritimes Erholungsziel für zwischendurch in Peto behalten.

12 Stunden Fahrt nach San Cristobal de las Casas und von dort noch einmal ein ganzer Tag im Bus brachten mich ziemlich direkt an mein eigentliches Ziel und Aufenthaltsort für die nächsten paar Wochen: der Lago Atitlán in Guatemala. Mexiko ist bestimmt eines der schönsten und interessantesten Reiseländer der Welt und immer einen Besuch wert, aber es war bald weit weg. Denn der Lago ist für mich eine derart reichhaltige zweite Heimat geworden, an die für mich bis dato nichts auch nur annähernd herankommt. Exakt am 20.11. kam ich dort an, um bei einer von meinen Freunden angesagten Zeremonie zur Einleitung des letzten Monats des „Oxlajuj Baktun“ (der im Maya-.Kalender ausklingende 5200-Jahr-Zyklus) dabei zu sein. Mittlerweile sind es nur noch fünf Tage bis zum 21.12. und ich habe schon eine sehr erfüllte Zeit hinter mir, mit vielen tollen Erlebnissen und Begegnungen. Mehr dazu demnächst.

Monte Albán

la playa del Mazunte

tambien

Schildkröten,...

Delphine...

und Wal Nr.1

S. Cristobal

Auch zum 13ten mal immer noch das absolute Non Plus Ultra mit Gänsehaut und Tränen in den Augen: Ankommen am Lago Atitlan. Endlich!

Mexico City im Schnelldurchlauf

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Es macht kostenmäßig keinen nennenswerten Unterschied, ob man von den USA direkt nach Guatemala fliegt, oder ob man auf halber Strecke vom Flugzeug auf den Bus umsteigt und die Gelegenheit nutzt, am Rest des Weges ein paar interessante Zwischenstopps zu machen. So hab ich einen billigen Flug von Phoenix nach Mexico City genommen und dort erst mal ein paar Tage verbracht.

In Mexico City war ich ja schon öfter und es ist wirklich eine sehr lebendige und interessante Stadt, wo man wohl Jahre verbringen könnte, ohne dass einem dabei fad wird. Nach den eher beschaulichen vergangenen Wochen im Westen der USA hab ich mir im belebten Mexico erst einmal ein bisschen Entertainment gegeben. Zuerst ein schöner Kaffee. Dann hab ich die Chance genutzt mich in der Arena mit tausenden verrückten Mexikanern beim „Lucha libre“, der mexikanischen Urmutter des Wrestlings, zu amüsieren. Und danach ging es direkt weiter in das freitägliche Nachtleben.

Zu spät wollte ich dann aber nicht ins Bett. Sooft komm ich dann ja auch nicht nach Mexico City, und es gibt dort ein paar Lieblingsplätze, an denen ich nicht vorbeikomme. So bin ich auch diesmal zu den größten Pyramiden Amerikas, jenen von Teotihuacan, gefahren. Und am besten ist es dort am frühen Morgen, bevor die Schar von Besuchern daherkommt und ihren Rummel veranstaltet. In der Früh hat man den Platz quasi für sich alleine und kann in Stille herumspazieren und alles würdig genießen und in sich aufnehmen. Teotihuacan ist eines der großen Zentren des präkolumbianischen Amerikas und zu seiner Blütezeit war es eine der größten Städte der Welt. Von der Zivilisation, die all das hervorgebracht hat, ist nicht viel bekannt. Der Name wurde der Stadt viel später von den Azteken gegeben und heißt so viel wie „der Platz, an dem der Mensch zum Gott wird“…sehr vielversprechend oder zumindest Phantasie anregend also. Wenn man durch Teotihuacan spaziert, fühlt man sich wie in eine andere Ära der Menschheit versetzt. Es ist ein Platz von purer Feuersenergie und einer der beeindruckendsten Orte, die man auf dieser Welt besuchen kann. Der Besuch in Teotihuacan war ein wahrer Höhepunkt meiner Reise. Den Nachmittag danach habe ich zu einem Stadtbummel genutzt.

Am nächsten Morgen bin ich nach Tula aufgebrochen, dem Zentrum der so genannten Tolteken-Kultur, welches unweit von Mexiko City gelegen ist – ein sehr schöner uns auch ruhiger Platz.

Für den Nachmittag habe ich mir ein besonderes Schmankerl aufgehoben, und zwar einen Besuch bei der Kathedrale von Guadalupe im Norden von Mexico City. Am Fuße des kleinen Hügels, wo heute neben einigen anderen Kirchen eine Kathedrale für angeblich 40.000 Leute steht, erschien kurz nach dem Einmarsch der Spanier vor 500 Jahren eine Indianermadonna im christlichen Kleid. Ich bin ja kein besonders großer Freund der Kirchen und betreibe normal auch keine Heiligenverehrung, für die Virgen von Guadalupe mache ich da aber eine der seltenen Ausnahmen. Sie tritt zwar als „Katholikin“ auf, aber viel mehr als das ist sie eine uralte, mit dem Feuer des Landes verbundene Azteken- und Indianergöttin, die von den Indigenen Mittelamerikas als ihre Patronin verehrt wird. Nur als das sehe und mag ich sie auch und in diesem Bewusstsein habe ich mich auf einen Besuch bei ihr gefreut.

Guadalupe ist ohne Konkurrenz der wichtigste aller Wallfahrtsorte von Mittelamerika. Auf dem riesigen Platz kann man zwei Kathedralen, ein paar Kirchen, eine Riesenfigur von Papst Juan Pablo Dos und vieles mehr betrachten. Interessant ist aber der tägliche Ansturm tausender Gläubiger und Pilger, die auf sehr intensive und oft auch originelle Weise ihren Glauben ausdrücken, wie man das in Europa so nicht zu sehen bekommt. Ich schau mir das immer gerne an. Als ich an jenem Sonntag in Guadalupe ankam, schien es zuerst so, als ob der ganz normale Betrieb über die Bühne gehen würde. Doch zufällig und vollkommen unerwartet war ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und es sollte ein Nachmittag ganz nach meinem Geschmack werden. Circa eine halbe Stunde nach meinem Eintreffen hörte ich ein immer lauter werdendes Trommeln und man sah aus Richtung des breiten Auffahrtsboulevards Rauchschwaden aufsteigen. Wenig später betrat die erste Gruppe von aufwändig dekorierten, laut trommelnden und wild tanzenden Aztekentänzern den Platz. In der nächsten Stunde marschierte eine Gruppe nach der anderen ein. Ein alter Azteke verriet mir, dass an diesem einen Sonntagim Jahr alle Aztekentanzgruppen des Landes zur Guadalupe pilgern um den aztekisch-indianischen Ursprung der Göttin zu ehren. Bald war der Platz voll von halbnackten Indianern, die ihre aufwändigen Masken, Federkronen sowie ihre Tänze zur Schau trugen. Man konnte kein Wort mehr hören, so laut war das Getrommel rundherum. Es wurde echt wild abgetanzt – pures Feuer, und ich freute mich über das archaische Schauspiel. In der Kathedrale, die sich langsam mit Azteken füllte, hörte man vom Pfarrer kein Wort mehr, so laut war es draußen auf dem Platz. Ich war voller Freude, schaute mir das ganze Treiben noch bis Sonnenuntergang an und am nächsten Morgen fuhr ich zufrieden von Mexico City ab. Der erste Zwischenstopp in Mexico hat sich schon mal ausgezahlt.

Am Zocalo

auch dort

gleich dahinter sind die alten Aztekentempel, die erst vor kurzem beim Bau der Kanalisation richtig ausgegraben wurden

"La Muerte" ´s Tag hab ich knapp verpasst

Sonnentempel von Teotihuacan

und die Mondpyramide

Ausblick von letzterer

Haupttempel in Tula

Nahaufnahme der Atlanten

ungefähr so schauen die Aztekentänzer aus, das ist aber nur eine kleine Gruppe am Hauptplatz im Stadtzentrum. Beim dichtgedrängten Aufmarsch von tausenden Tänzern in Guadalupe war meine Kamerabatterie leider leer...

Bei Phils Navajo-Familie

Email

Von den Hopis fuhren wir direkt weiter in den Bundesstaat New Mexiko, an die östliche Grenze des Navajo-Reservates. Dort sollten wir jene Navajo-Familie treffen, mit der Phil seit Jahrzehnten sehr verbunden ist. Schon am Weg dahin erreichten uns via Handy diverse Anweisungen von der Familienchefin Julie. Bei den Indianern haben ja angeblich sehr oft die Frauen das Familienzepter in der Hand. Im Fall von Julie ist es ohnehin noch einmal etwas anders, da ihr Mann Al, der ein sehr guter Freund von Phil war, schon in jungen Jahren verstarb und sie dadurch alleine für ihre fünf damals noch sehr kleinen Kinder sorgen musste.

Wir haben Julie und einen Teil ihrer Familie in der Stadt Window Rock getroffen und sind dann von dort gemeinsam weiter zu ihrem Haus in Gallup gefahren, das in einem sehr netten Viertel mit Blick auf die berühmte Route 66 liegt. Das große Haus bietet viel Platz und so hat man mir für die Zeit unseres Besuches ein Zimmer gegeben, während Phil es vorzog in seinem fahrbaren Heim zu bleiben. Da ich meine langen Beine im Schlaf nach Möglichkeit doch gerne ausstrecke, war ich sehr dankbar für dieses Angebot. Es war nie ausgesprochen, wie lange unser Besuch dauern sollte, jedoch war im ersten Briefing schon klar, dass es in der Umgebung sehr viel zu sehen und erleben gäbe und dass wir diese Gelegenheit gut nutzen sollten.
Phil war froh, dass er seine Navajo-Familie nach zwei Jahren wiedersehen konnte, es gab von beiden Seiten viel zu erzählen. Ich durfte mich über viel Gastfreundschaft und neue Bekanntschaften freuen. Im Haus herrschte durch die Anwesenheit von ca. 12 Leuten aus drei Generationen eine Dynamik, an die ich mich erst etwas gewöhnen musste. Ein gewisses Chaos sei normal, wurde mir mit einem Lächeln mitgeteilt, und jeder kommt auf seine Weise damit zurecht. Ich hab mich gleich einmal recht wohl gefühlt und besonders die Kinder, die so genannten „Little Ones“ sind mir gleich sehr ans Herz gewachsen. Die beiden Hündchen, zwei Chihuahuas, dafür umso weniger. Die haben mich nur böse angeknurrt und angekläfft, und das sollte sich bis zu unserem Abschied nicht wesentlich ändern. Was soll´s, man kann ja nicht mit allen “Four-leggeds” befreundet sein und damit kann man wohl leben.

In den folgenden Tagen sollte ich einen guten Eindruck von der Bandbreite des Lebens einer Indianerfamilie zwischen Tradition und moderner Welt bekommen. Ausflüge zur Familie ins Reservat, Holzschneiden in den Bergen, die Präsidentenwahl, Halloween, usw. – ein buntes und vieldimensionales Geschehen.

Mit Phil habe ich ein paar Trips in Indianerdörfer der verschiedenen kleineren Pueblo-Stämme (Zuni, Acoma, usw.) in der Umgebung gemacht und auch ein paar heilige Plätze besucht. Leider waren wir von der Jahreszeit her ein bisschen zu spät dran, um die vielen bunten Feste in den Pueblo-Dörfern mit verfolgen zu können. Besonders in New Mexico findet man eine große Vielfalt an Volksstämmen und Kulturen. Was mich neben der immer wieder atemberaubenden Landschaft sehr beeindruckt hat, ist das ausgefeilte und hoch entwickelte Kunsthandwerk der Indianer. Unglaublich, was man da in den Geschäften und Galerien so alles an geschmackvollen Dingen sieht, und auch unglaublich, welche Preise die aufwendigsten Stücke dabei erzielen. Auch die verschiedensten Talente in Julies Familie haben mich sehr beeindruckt. Es gibt kaum etwas Schönes, was man in den Geschäften sieht, das nicht irgendwer aus der Familie auch herstellen könnte. Julie selber war ihr Leben lang in punkto Kunsthandwerk kreativ und ist eine wahre Expertin.

Ein wahrer Höhepunkt war der Besuch im Chaco Canyon, einem spirituellen Zentrum, das für viele Stämme des Südwestens eine übergeordnete Relevanz hatte und schon vor der spanischen Conquista verlassen wurde. Es wurden dort Artefakte aus weiten Teilen Amerikas gefunden, bis hin zu Papageienfedern, die klarerweise aus dem fernen Süden gebracht wurden. Besonders beeindruckend sind die Ausmaße und die Anzahl der großen Kivas, der unterirdischen Heilungsräume. Zwischen den alten Mauern dieses alten Platzes spürt man förmlich die Gegenwart des vergangenen Geschehens.

Es war besonders schön, wie mich Julie und die anderen zu einem Teil ihrer Familie gemacht haben. Und mit Familie ist bei den Indianern mehr gemeint als eine isolierte Zelle von vier bis fünf Personen, da hat man gleich ordentlich zu tun um sich die vielen neuen Namen zu merken. Man geht gleich gemeinsam durch dick und dünn und so werden auf ganz authentische Art Herzensbrücken gebaut. Julie hat mir eines Abends ihre bewegte Lebensgeschichte erzählt. Unglaublich und sehr berührend, wie sie ihren Weg mit so viel Hingabe und Kraft gegangen ist, wie sie ihre Kinder unter größten Anstrengungen mit allem Nötigen bis hin zum Universitätsabschluss versorgt hat, und wie ihr Leben in den verschiedenen kulturellen und sozialen Spannungsfeldern verlaufen ist.

Eine besonders intensive, schöne und höchst emotionale Erfahrung war für mich, als ich bei einer traditionellen Zeremonie mit Teilen der Familie draußen in der Wüste inmitten des Reservates dabei sein durfte. Eine ganze Nacht im Tipi , gefüllt mit Gesängen und Gebeten und den Teachings der Ältesten – mit der Bitte um Schutz für Julies Sohn und meinen gleichaltrigen Navajo-Bruder Sean, der bei den Marines ist und in den nächsten Tagen eine neunmonatige Mission in Afghanistan antreten muss. Ein starkes Ritual, wenn sich ca. 25 anwesende Menschen mitsamt ihrem gemeinsamen und jeweiligen geistigen Umfeld im zeremoniellen Rahmen unterstützend hinter ein Familienmitglied stellen. Jeder bringt durch sein Durchhalten in der anstrengenden Zeremonie und den Verzicht auf den Schlaf einer Nacht sein persönliches kleines Opfer und im gemeinsamen Gebet aktiviert man die Kräfte für ein Anliegen – in diesem Fall den Schutz und die Hilfe für Sean. Mögen die guten Geister mit ihm und seiner Familie sein. Die Zeremonie hat auch auf mich persönlich eine sehr starke und heilsame Wirkung gehabt, die gute Energie hat angehalten und lässt sich auch Wochen danach noch unmittelbar aktivieren. Wer ein Gefühl für die Klangkulisse im Zelt bekommen will: das hier zum Beispiel kommt meiner Erinnerung recht nahe: http://www.youtube.com/watch?v=-r3rRbaxlIE Es war eine unvergessliche und starke Erfahrung und für mich als einziger anwesender Weißer eine große Ehre bei dieser Zeremonie dabei sein zu dürfen – das wurde mir auch so klar gemacht. Und tatsächlich vergehen sich im Fall dieser speziellen Zeremonien beide Seiten gegen das Gesetz und können auch streng dafür bestraft werden, wenn Nichtindianer zur Teilnahme an der Zeremonie eingelassen werden. Das habe ich aber erst nachträglich erfahren. Danke umso mehr und ich wäre jederzeit wieder dabei, wenn sich eine Einladung ergeben würde.

Am letzten Tag in Gallup bin ich noch mit Seans Schwester Jamey zum Pfeilspitzensuchen in die Wüste gegangen. Es gibt einen Platz (wohl Schauplatz einer lange vergangenen kriegerischen Auseinandersetzung), wo man mit besonders viel Glück im Wüstensand uralte, von Hand gemachte Pfeilspitzen aus Feuerstein finden kann. Wir waren sehr glücklich und haben zwei Spitzen gefunden. Die Anzahl sowie die Kombination von Form und Farbe der gefundenen Spitzen lassen sich von eingeweihten Menschen deuten, und so haben wir von Julies Schwester danach eine kleine Interpretation unseres Fundes bekommen. Die Pfeilspitzen durfte ich als Geschenk mitnehmen und sie begleiten mich jetzt auf meiner Reise und schenken mir viel Kraft und Freude. Ein schönes Andenken an eine schöne Zeit. Danke Jamey.

Es war letztendlich unglaublich, wie schnell die Zeit mit Julies Familie vergangen ist, zehn Tage hat unser Wohnmobil vor ihrem Haus in Gallup gestanden und plötzlich mussten wir wieder weiter reisen. Danke der ganzen Familie rund um Julie. Und danke an alle anderen Menschen, die uns dort so freundlich begegnet sind.

Nur ein paar Stunden Fahrt und eine letzte Übernachtung im Wohnmobil auf dem Weg nach Phoenix/Arizona. Dort ging der gemeinsame Roadtrip mit Phil nach dreieinhalb aufregenden Wochen zu Ende und ich flog Richtung Süden ab. Dabei war ich sehr dankbar für die schöne Zeit, die hinter mir lag. Danke Phil, mein lieber Freund, für unsere Freundschaft und dass er du so viel von deinem Schatz mit mir geteilt hast. Die Wochen mit den Indianern haben mir ein gutes Gefühl für das Kraftfeld in Nordamerika gegeben. Für die Menschen und ihr schönes Herz, ihr Verbindung zur starken Tradition und auch für die Herausforderungen und Leidensgeschichten. Es liegen Erfahrungen hinter mir, die keine Worte beschreiben können. Fotos können das auch nicht , noch dazu wenn man kaum welche machen darf. =) Hier sind dennoch ein paar, wie schon in den vergangenen Artikeln hauptsächlich ohne Menschen.

Hier ein Foto vom Holzschneiden in den Bergen mit Julie und ihren Schwestern, sowie ein paar anderen Familienmitgliedern. Julie hat als Chefin die Axt in der Hand und sie kann auch mit dem Fichtenmoped jederzeit zeigen, wo der Bartl den Most holt. SIe hat jahrelang als Chefin eines Holzfällertrupps für das Überleben ihrer Familie gearbeitet. Respect!

das HAus in Gallup und davor steht Phils "RV"

draußen in der Wüste

in El Morro

Felszeichnungen

alte Kivas

heilige Plätze

Enchanted MEsa im Acoma-Gebiet

beeindruckende Felsen

im Chaco Canyon

dort sieht man zum Beispiel das hier

so sah das früher aus (von der anderen Seite gesehen)

eine der großen Kivas im Chaco Canyon

...

Chaco

"Unser" Tipi in der Wüste

Von den Hopis einen Korb bekommen

Email

Das Hopi-Reservat liegt inmitten des großen Navajo-Reservates. Vorab hatte ich gehört, dass die Hopis und die Navajos quasi verbrüdert sind und die zahlenmäßig kleineren Hopis unter dem Schutz der Navajos stünden und selber seit vielen Generationen dem Krieg abgeschworen haben, um sich den schönen Dingen zu widmen. Wie das nun wirklich ist, kann ich nicht sagen, da sich im Laufe der weiteren Reise vor allem aus Aussagen der Navajos noch einiges diesbezüglich relativieren sollte. Dass die Hopis sehr friedliche Menschen sind, das hört man aber fast immer. Des Weiteren eilt ihnen der Ruf voraus, dass sie in ihrem eher kleinen Wohngebiet lieber in Ruhe gelassen werden und Outsiders nicht gerade willkommen sind. Das sollte sich definitiv sehr bald entkräften. In westlichen, für Indianer interessierten Kreisen hört man von den Hopis, die wie gesagt kein sehr großer Stamm sind, verhältnismäßig viel. So werden sie gerne als die Propheten der Indianer zitiert und als spirituell besonders hoch entwickelter Stamm dargestellt, mit vielen Mythen umwoben und auch mit den Mayas in Verbindung gebracht. Und wie das auch für diverse andere indigene Völker dieser Welt, die noch irgendwelche Geheimnisse hüten, der Fall ist, glauben manche, dass die Hopis der legendäre dreizehnte Stamm Israels sein könnten, von einem anderen Stern kommen, etc…genug Superlative also…

Wie auch immer dem sei, Phil und ich wollten vor Ort den Versuch wagen dem Mythos der Hopis ein wenig auf die Spur zu kommen. Das Reservat lag sowieso auf unserem Weg, ein Highway (das ist sowas wie eine Bundesstraße, keine Autobahn) geht mitten durch und überquert alle drei Mesas (so nennt man die Tafelberge in der Wüste), auf denen die Hopis ihre Dörfer haben. Als Phil seine Navajo-Familie per Telefon befragte, ob man denn da bei den Hopis stehen bleiben könnte, hieß es, wir sollten es am ehesten auf der zweiten Mesa versuchen, ob denn jemand mit uns zu tun haben will.

Wenn man in die Hopi-Gegend kommt, wird noch einmal alles etwas einfacher als im Navajo-Gebiet. Die Hopis sind materiell gesehen kein reicher Stamm. Die Häuser sind eher Hütten und gleichen den einfachen Adobe- oder Ziegelbauten im Hochland von Guatemala, dazu leben viele Menschen in Wohnwägen (aber das sieht man in den USA sowieso an vielen Orten). In den Dörfern gibt es keine asphaltierten Straßen, alles wirkt eher heruntergekommen, man würde solche Bedingungen im reichsten Land der Welt nicht vermuten. Aber wie wir wissen, stehen die USA nicht für soziale Gerechtigkeit, und die Indianer sind wohl auf der sozialen Leiter ziemlich eindeutig auf der untersten Stufe. Im Hopi-Reservat gibt es wie in vielen anderen Reservaten kaum Jobs, viele Stammesmitglieder leben außerhalb des Reservates. Im Reservat zu leben heißt ganz klar, dem materiellen Leben abzuschwören und ein einfacheres Leben zu führen.

Phil und ich durften sehr bald feststellen, dass die Hopis Besuchern gegenüber nicht dermaßen unfreundlich eingestellt sein können. Immer wieder kommt man an kleinen Läden vorbei, wo Kunsthandwerk verkauft wird. Und siehe da, im Dorf auf der zweiten Mesa gab es sogar ein kleines „Visitor Center“ – ein gutes Zeichen. Am Ortsbeginn steht ein Schild, was man als Fremder alles nicht machen darf: Fotografieren, auf heiligen Plätzen Rumlaufen, Hausieren,… An das Fotografierverbot habe ich mich gehalten und darum muss die folgende Story ohne Fotos auskommen.

Von der Betriebsamkeit her kam ich mir vor wie in einem burgenländischen Dorf wochentags zu High Noon – weit und breit kein Mensch. Wir haben dann doch einen Mann auf der Straße gesehen, den wir gefragt haben, ob man denn da irgendwo mit dem Wohnmobil übernachten könnte. Der überaus freundliche und smarte Kerl hat uns einen Platz verraten und zudem gemeint, dass wir zur richtigen Zeit kämen, da am nächsten Tag ein großes Fest stattfinden würde. Ich verstand nur so viel, dass es von den Frauen ausgerichtet wird…dass kostbare Dinge verschenkt werden, um die die Männer dann kämpfen…und dass wir uns das auf keinen Fall entgehen lassen dürfen und am Vormittag auf den Dorfplatz kommen sollten. Als wir von einem Kunsthandwerksverkäufer am Parkplatz des Visitor´s Center angesprochen wurden, erfuhren wir, dass es sich bei dem angekündigten Fest um den so genannten Basket-Dance handelt. Wir freuten uns auf das Hopi-Fest des nächsten Tages. Und wie das mit Festen oft so ist, sollte auch dieses eines der ganz besonderen Reiseerlebnisse werden.

Der „Basket Dance“ ist so etwas wie ein Dankbarkeitsritual für die gegebene Fülle zur Erntezeit und es handelt sich um ein riesiges „Give Away“. Die Gilde der weiblichen Dorfältesten veranstaltet das Spektakel, das von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dauert. Aus dem ganzen Reservat kommen die Leute, keiner will sich das Fest entgehen lassen. So waren meiner Schätzung nach ungefähr 2000 der angeblich ca. 12000 registrierten Hopis am Dorfplatz versammelt. Rund herum auf den Dächern der eingeschossigen Hütten waren auch überall Massen von Leuten versammelt. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass wir uns auf Hopi-Land befanden, hätte ich die Menschen nach meinen bisherigen Maßstäben vom Aussehen her wohl für Mexikaner gehalten. Das soll aber nichts heißen. Sicher war so viel, dass Phil und ich die einzigen Vertreter des „weißen Mannes“ waren (weiße Frauen waren auch keine da). Die Einheimischen haben sich im Großen und Ganzen nicht sonderlich um uns gekümmert, so ist die Art der Indianer. Wenn man aber jemanden anspricht, sind fast alle sehr freundlich. Wir haben uns in die wartende Menge gestellt und auch gewartet – gespannt, was denn da so passieren würde. Beim Ortseingang hatte ich einem Verkäufer eine Packung geröstete Pinienkerne (eine Spezialität der Indianer) abgekauft. Das Seltsame dabei war, dass es seiner Aussage nach laut Brauchtum just an diesem Tag im Dorf verboten sei, Pinienkerne zu knacken. Dennoch ging das Geschäft gut. Ich konnte mich nicht zurückhalten, also habe ich meine köstlichen Pinienkerne so wie einige andere Leute, die ich gesehen habe, im Geheimen geknackt.

Nach einer Weile des Wartes stieg die Nervosität am Dorfplatz und eine lange Schlange von Frauen betrat den Platz und bildete einen Kreis. Die Frauen waren in traditionelles Gewand gehüllt (schwarz-rot-weiße Wollumhänge und Mokassins) und im Gesicht mit Maispollen angeweißelt. Jede trug einen der kostbaren und wunderschönen, handgeflochtenen Hopi-Körbe in Händen (diese erzielen in den Galerien Preise bis mehrere Tausend Dollar, ältere Körbe habe ich für bis zu 50.000 $ gesehen). So stellte man sich im Kreis auf, die Körbe wurden geschwungen und dazu ein dezenter Gesang angestimmt. Dann kam ein Medizinmann mit 2 Frauen, die ein besonderes Aussehen hatten und denen im späteren Verlauf eine besondere Rolle zukommen sollte. Sie trugen eine Art Kopfschmuck mit u.a. Adlerfedern und waren im Gesicht gelb bemalt. Es wurden ein paar rituelle Handlungen vollzogen, dann verschwand der Medizinmann wieder. Als nächstes wurden haufenweise Kisten in den Kreis gebracht und die Frauen machten sich daran, diese auszupacken und an die gelbgesichtigen Frauen weiterzugeben. Und dann ging die Action los. Die zwei auserwählten Frauen warfen dann das Zeug in die Masse der Männer. Vor allem waren da seltsamerweise viele Behältnisse dabei, Wäschekörbe, Tupperware, Backbleche, Plastikschüsseln  usw., aber auch Nahrungsmittel, Küchenzubehör, Klopapier (?), und so allerhand Kram vom Chinaladen. Tamales (gefüllte Mais-Teigtaschen) gab es auch. Vor allem um die vielen Plastikkörbe war ein Mordsgeriss. Die teilweise noch mit allerlei anderem Zeug gefüllten Körbe flogen im hohen Bogen unter die Leute. Teilweise musste man regelrecht aufpassen, dass man nicht ein fliegendes Backblech o.ä. mitten ins Gesicht bekommt. Ich hatte mit meiner Größe relativ leichtes Spiel, aber ich wollte mich nicht zu wichtig machen und habe nur abgefangen, was mich sonst getroffen hätte. Diverse Plastikgeschirre, Alufolie, Süßigkeiten, usw. Ein Spaß war es allemal. Gegen Ende der ersten „Runde“ wurde es dann ernster  und bald sahen wir dann, warum die Behältnisse eine große Rolle spielten und wo der Ursprung dieses Brauchtums lag. Dann wurde nämlich das traditionelle und wertvolle Zeug hergegeben, Körbe und Töpferware, hand made. Wie die Frisbees flogen die teilweise recht wertvollen hangemachten Hopi-Körbe (nicht die ganz schönen, die die Frauen in den Händen hielten) in die Menge und die Männer kämpften so lange darum, bis ein siegreicher Recke seinen Arm mit dem ergatterten Korb in die Luft streckte. Die Körbe flogen im Sekundentakt aus dem Kreis und bald war der Dorfplatz eine einzige Staubwolke. Mitten im Gemetzel ging es echt heiß her, Phil machte sich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Staub, ich hielt die Stellung. Richtig gekämpft habe ich nicht, da wär ich mir komisch vorgekommen, wenn ich den armen Indianern ihre Beute aus den Händen zu reißen versuche. Die Lufthoheit hab ich dann aber doch genutzt und zwei schöne Körbe für mich und den Phil abgefangen. Der größere war für Phil, den kleinen habe ich als Andenken mitgenommen. Neben den Körben wird auch wundervolle Töpferware in die Masse geschleudert, unter anderem bestimmt über tausend Dollar teure, eimergroße Krüge. Die Leute kämpfen manchmal so lange drum, bis nichts mehr davon übrig bleibt. Das tut etwas weh, aber auch die Scherben werden als Zeichen des Segens (und um den geht es in erster Linie, wenn man was abbekommt) mitgenommen und in Ehren gehalten. Weh könnte es auch tun, wenn man so einen Krug in die Visage bekommt, also galt es während des ganzen Geschehens wachsam zu bleiben. Eine Runde folgte der anderen, LKW-Ladungen von Zeug wurden in die Menge geworfen. Nach Sonnenuntergang versammelte man sich bei der großen Kiva (Kivas sind die rituellen, unterirdischen Räumlichkeiten bei den Hopis und anderen Stämmen im Südwesten der USA) zum großen Showdown, bei dem alle ca. 70 Frauen gleichzeitig Zeug unter das Volk warfen. Ein Riesenspaß, aber auch nicht ganz ungefährlich. Ein paarmal hab ich im letzten Moment Reflexe gezeigt und die Hand vor mein Gesicht oder das von Phil gestreckt, um ein heranfliegendes Backblech o.ä. abzuwehren. Letztendlich war das Fest bei den Hopis ein Heidenspaß und wir sind mit zwei Körben und allerhand Plastikzeugs sowie mit gottseidank vollständig erhaltenen Gebissen zum Wohnmobil gegangen. Wir haben an einem Jahrtausende alten Ritual teilgenommen und einen unvergesslichen Tag gehabt. Und: ich habe jetzt eine Vermutung, wo die Frisbee-Scheibe ursprünglich herkommt.

Am Rande des ganzen gab es ein paar interessante Kontakte mit den freundlichen Hopis. Eine Begegnung mit einer eingeweihten Person hat sich auch ergeben und damit verbunden eine Einladung, die auch recht verheißungsvoll gewesen wäre, was das weitere Lüften von Hopi-Mythen anbelangt. Doch auch, wenn das a priori unser größter Wunsch gewesen war, sagte uns dann die innere Stimme aus einem bestimmten Grund, dass wir diese Tür nicht öffnen wollten. Auch eine sehr interessante Geschichte, die sich letztendlich so stimmig anfühlte und noch ein bisschen in den Gedanken nachwirkte. Am darauffolgenden Tag sind wir weiter gereist.

dieses handliche Körbchen hab ich als Andenken an diesen unglaublichen Tag mitgenommen