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Landung in Zentralasien

Am Montag zu Mittag war es endlich soweit und wir durften eine weitere Etappe unserer Reise starten. Wir waren ja nach Istanbul gekommen, weil wir von dort einen günstigen Flug zu unserer nächsten Wunschdestination gefunden hatten: Usbekistan.

Warum Usbekistan? Gute Frage. Genau kann man das nicht sagen, da wir keine Ahnung hatten, wie es in Zentralasien wohl sein würde. Was wir wussten, war, dass die sagenhafte Seidenstraße seinerzeit hier durchging, dass hier ein paar der ältesten und einst reichsten Städte der Welt mit fantastisch-märchenhaften Namen zu finden sind, und dass die ehemaligen Sowjetrepubliken seit dem Zerfall der Union mit neuem Selbstbewusstsein auftreten und mehr oder weniger auch für Reisende offen sind.

So haben wir uns ahnungslos ins Flugzeug gesetzt und sind abgehoben, Richtung Taschkent, Usbekistans Hauptstadt mit 2 Mio. Einwohnern.

Ein Visum hatten wir schon, einen Reiseführer auch. Dieser war aber noch unangetastet, als ich ihn im Flugzeug zum ersten Mal öffnete und kurz darauf friedlich eingeschlafen bin.

Am Flughafen waren wir überraschend schnell durch die gefürchtete Bürokratie durchgekommen und schon standen wir auf der Straße in Taschkent. Wie immer ist die Landung in einem fremden Land mit Spannung verbunden und die ersten Stunden sind die schwierigsten, es sei denn, man wird abgeholt und gleich in einen sicheren Hafen ala Hilton oder Hotel Mama gebracht, was bei uns klarerweise nicht der Fall war…Die Landung in Usbekistan war besonders schwierig, um nicht zu sagen beschi§$en. Am Flughafen gibt es keinen Bankomaten oder Wechselstube, wo man wenigstens ein wenig Geld bekommen könnte, die Taxifahrer sind lästig wie sonst auch überall und zerren einen am Ärmel herum, bis man fast aus der Haut fährt, aber das schlimmste war, dass kein Mensch ein Wort Englisch und man selber kein Wort Russisch srFechen geschweige denn die Schrift lesen kann.

Ich hab einem Taxifahrer gestikuliert, dass wir Geld brauchen würden, und das hat ihm das Zauberwort „Bankomat?“ entlockt. Hassan hieß er und war ab sofort unser Chaffeur. Als wir in die breiten aber unbeleuchteten Sowjet-Boulevards Taschkents einfuhren, waren wir nicht darauf eingestellt, dass unser gemeinsamer Weg mit Hassan länger als 10 Minuten dauern würde. Doch leider ist das mit den Bankomaten hier nicht so einfach. Mit Hassan auch nicht. Die unglaublich weiten Plätze und Strassen der verregneten Stadt waren leer und zappenduster, genauso schaut es leider auch in Hassans Hirn aus. So fuhren wir von A nach B und von C nach D, zwar alles auf Hassans Rechnung aber vor allem auf Kosten unserer Nerven. Irgendwann bekamen wir im Intercontinental Hotel von einem Bankomaten ein paar Dollarscheine ausgespuckt, die es dann zu wechseln galt. Hassan fuhr mit uns in Hoffnung einer fetten Provision zu den Strassenwechslern. Als wir aber für 400 Dollar einen 10 cm hohen Geldstapel ins schlecht beleuchtete Wageninnere geschoben bekamen (der größte usbekische Geldschein ist ca. 40 Eurocent wert), wurde uns die Sache doch zu heiß und wir haben die Aktion abgeblasen. Hassan fuhr kreuz und quer und dachte wohl nach, wie er doch noch zu seinem Stück vom Geldwechselkuchen kommen könnte, was wohl soviel von seinem Arbeitsspeicher brauchte, dass er sich in den Strassen nicht mehr zurechtfand. Irgendwann nach mehreren Stunden Odyssee und Geldauftreiben kamen wir zu dem „Hotel“, wo wir hinwollten und bezogen ein echt schräges Zimmer, riesengroß, ausgeschmückt mit Schnickschnack, Tapeten, Vorhängen und einem Teppichboden, dass jeder Stauballergiker sofort Selbstmordgedanken bekommen muss.

jede Menge "Gjeld"

jede Menge "Gjeld", Gegenwert 120 Euro

aber wo bitte sind wir hier gelandet?

aber wo bitte sind wir hier gelandet?

Die Matratzen hingen durch, als ob sich ein nervenkranker Zirkuselefant jahrelang darauf im Kreis gedreht hätte. Saukalt war es. Nachdem wir noch erschreckt festgestellt hatten, was wir Teppen uns da antun, während sich der Rest der Travellerwelt Halligalli, Tuttifrutti und Remmidemmi in Südostasien, Brasilien oder der Karibik gibt, sind wir vollkommen erschöpft eingepennt.

Doch als Vollprofiwanderer weiß man, dass es auf einer speziellen Wanderung so wie auf der Lebenswanderschaft immer wieder kleine moralische Tiefpunkte gibt, die auch gleich immer den Beginn des nächsten Aufschwunges darstellen. „Positiv denken!“, hörte ich im Geist meinen Vater sagen, der ein wahrer Großmeister dieser schwierigen Disziplin ist. (Strastvuitje Dowaresch!)

In diesem Sinne haben wir uns am nächsten Morgen aufgerafft und sind auf die Strasse raus, die bei Tageslicht und ohne Regen gleich viel netter war. Außerdem wollten wir direkt das Ziel ansteuern, dessen großartiger Namen uns in diese so unbekannte Ecke der Welt gelockt hat. Die Tafel am Bus verraet es dem, der der kyrillischen Schrift mächtig ist.

Die Busfahrt dauerte 6 Stunden und wieder einmal war es der Bus, wo man dem Einheimischen nach einiger Zeit einfach näher kommt. Die Menschen in Usbekistan (Usbeken, Tadschikvn, Kirgisen, Kasachen, Russen, etc.) sind ja in der Masse nncht gleich so besonders nahbar wie zum Beispiel in Afrika oder Mittelamerika. Die haben hier auch mit den Fremden schon genug mitgemacht (Araber, Perser, Mongolen, Russen, etc.), und so blieb das große Lächeln erst einmal aus. Aber im Bus wurde es dann schon sehr nett, obwohl die Verständigung sich auf die Zeichensprache beschränkte. Die Leute hier lernen anscheinend von klein auf bis zu 6 (!) verschiedene Sprachen, die in der Region wichtig sind, Englisch zählt aber erst in letzter Zeit ein wenig dazu. Irgendwann stieg eine junge Englischlehrerin ein, die sich gleich auf uns stürzte um ein wenig Englisch zu üben, was sie (ehrlich gesagt) auch dringend nötig hatte. Aber nett war sie und sie hat für den halben Bus gedolmetscht und Fragen übersetzt.

Die Leute waren sehr scharfsinnig, aber den Fragen nach waren wir wohl die ersten Reisenden, mit denen sie jemals gesprochen haben…Wer wir sind? Woher wir kommen? Was wir wollen? Ob wir Geld haben oder hier Arbeit suchen? Wo unser Geld herkommt? Was wir für Handys haben? Was, gar keine? Wer uns schickt, unser Präsident vielleicht? „Hauptsache keine Russen!“, dürften sie sich letztendlich gedacht haben…Da haben sich wieder einmal verschiedene Welten begegnet!! Wir waren auskunftsfreudig und offen, dafür wollten sie uns gleich alle in ihr Haus einladen, die Englischlehrerin wollte uns zu der Hochzeit mitnehmen, zu der sie unterwegs war und wo anscheinend 400 Leute zum Feiern zusammenkommen sollten. Das klang ja alles interessant, doch wir haben hier die Pflicht uns lückenlos in Hotels einzuschreiben (Usbekistan ist ein Polizeistaat mit aller Bürokratie und Korruption, die dazugehören), also sind wir mal weitergefahren zu unserem eigentlichen Ziel, wo wir gestern angekommen sind.

Cusco, Lhasa, Varanasi, Jerusalem, Timbuktu…es gibt ein paar besondere Orte auf der Welt, deren Erwähnung fantastische Bilder und Vorstellungen in einem hervorrufen, ohne das man dort gewesen sein muss oder irgendeinen Anspruch an den Realitätsbezug der Bilder stellt. Eine dieser Städte hat uns hierher gerufen und endlich sind wir da, in der Stadt, in der die Märchen aus 1000 und einer Nacht erzählt wurden, der einst reichsten Stadt der Seidenstraße, die im Laufe ihrer Jahrtausende alten Geschichte immer wieder von fürchterlichen Despoten und Zerstörern der Marke Dschingis Khan und co. heimgesucht wurde und erst in den letzten Jahren seit der Unabhängigkeit Usbekistans wieder aus dem Staub aufersteht:

Das sagenumwobene SAMARKAND!!!

der Registan von Samarkand, eine von vielen Sehenswuerdigkeiten

der Registan von Samarkand heute Morgen

die Stadt, in der sogar das Brot legendaer (gut) ist

die Stadt, in der sogar das Brot legendaer (gut) ist

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Istanbul-Kurzbesuch in Europa

Nach Istanbul sind wir vor ein paar Tagen in der Früh gekommen. Ich kannte die Stadt schon von einem Kurztrip vor ein paar Jahren und hab mich gefreut, wieder hier her zu kommen. Vor allem jetzt, um noch einmal ein wenig europäische Atmosphäre zu geniessen.

Genau das haben wir auch getan. Leider bekamen wir die europäische Kälte mit dem Wind dazugeliefert.

Wir machten nicht zuviel Sightseeing, der Nane hat ein wenig mehr angeschaut, weil zum ersten mal da. Ich wollte vor allem wieder in die Hagia Sofia, die ein besonders großartiges Bauwerk ist. Heute fliegen wir ein kleines Stück ostwärts und dafür haben wir uns noch ein wenig entspannt hier, ich hab mich dazu neu eingekleidet, das tut auch gut. Istanbul ist ja eine sehr moderne Stadt mit vielen ebensolchen Menschen. Die Bilder aus Istanbul kennt eh jeder, deshalb nur zwei an dieser Stelle. Demnächst wird es wieder ein bißchen spannender für uns, heute fliegen wir weiter, zu einem Ziel, das schon lange laut ruft und auf das wir uns sehr freuen.

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Hagia Sofia

Hagia Sofia

das könnte genausogut am Naschmarkt sein

das könnte genausogut am Naschmarkt sein

Frühling im magischen Kappadokien

Ziel unseres Weges von Syrien in die Türkei war ja vor allem Istanbul, da wir von dort einen günstigen Flug zu unserer nächsten, weiter entfernten Destination gefunden haben. Dorthin hätten wir aber auch von Israel aus günstig fliegen können, nur haben wir uns entschieden, doch noch ein wenig im Nahen Osten zu bleiben. Von Syrien hatten wir uns ja ein wenig mehr erwartet, wir waren auch aufgrund der Habibisättigung nicht mehr so empfänglich für das an sich schöne Land und die Leute. Die Belohnung für unsere Reisemühen und die drei Grenzübertritte sollten wir in der Türkei, ganz genau in Kappadokien finden.

Der Ruf dorthin war ganz klar zu vernehmen und so sind wir ihm gefolgt. Wir fühlten uns vor allem von den berühmten Landschaftsbildern aus der Gegend angezogen, vielleicht haben uns aber auch die alten Väter des Urchristentums gerufen, die sich einst in Kappadokien zurückzogen und vor ihren Verfolgern versteckt hatten, sodass diese Gegend zu einem bedeutenden Zentrum der frühen Christenheit wurde. Es gibt 3 bedeutende Heilige aus der Gegend und manchmal liest man auch vom Heiligen Georg, dass er aus der Gegend gekommen sein soll.

Wie auch immer, wir sind hingefahren und nach Einbruch der Dunkelheit im berühmtesten Ort, Göreme, gelandet. Göreme ist ein kleines Örtchen, das eine besondere Dichte der für Kappadokien typischen “Zipfelmützen” aus Tuffstein aufweist, die von den Urbewohnern durchlöchert und zu höhlenartigen Behausungen umfunktioniert wurden. Viel der Höhlen wurden in der jüngeren Geschichte zu Hotels und Pensionen umgebaut, sodass man als Tourist in teilweise sehr feinen Höhlen absteigen kann, die jeden erdenklichen Luxus bieten.

Wir sind im Quartier mit dem passenden Namen “Flintstones Cave Hotel” gelandet, wo uns gleich der supernette Gastgeber Mehmet empfangen und eingewiesen hat. Mehmet verwaltet ca. 70 Betten mit allem möglichen Standards, vom Schlafsaal bis zur Höhlensuite mit Whirlpool und allen Tanz. Uns hat er für die erste Nacht zum Spezialpreis ein nettes Zimmer gegeben, mit der Vorwarnung, dass die Heizung nicht so gut gehen würde. Mit unseren Daunenschlafsäcken war uns das wurscht und so haben wir uns das Höhlenfeeling gegeben. Das Aufstehen in der Früh war dann aber schon zäh. Am Fenster waren die Eisblumen, draussen lag der Schnee, der in den Tagen davor gefallen war und die Kälte im unbeheizten Höhlenzimmer lud einfach nicht zum Aufstehen ein. Der Mehmet hat uns aber gleich voll nett weitergeholfen und uns ein super Frühstück hergestellt.

Da das Haus relativ voll war, hat er uns angeboten, dass wir doch quasi zum Selbstkostenpreis bei ihm in seinem doch ausreichend geräumigen Zimmer auf den 2 freien Betten pennen können. Naja, der Vermieter wird wohl bei sich wenigstens ordentlich einheizen, haben wir uns gedacht und das günstige Angebot gerne angenommen.

Fred lässt grüßen

Fred lässt grüßen

wir mit Mehmet, unserem super aufmerksamen Host

wir mit Mehmet, unserem super aufmerksamen Host

Der Mehmet war lange als Touristenführer in der Gegend aktiv und hat uns gleich einmal ein Programm für die nächsten Tage vorgeschlagen, was wir anschauen könnten und was sich nicht so auszahlt…viel gute Infos für uns, die wir ohne Reiseführer unterwegs sind. Die meisten Leute schauen sich ja Kappadokien einmal aus dem Ballon an, worauf wir als gebrannte Kinder Westthebens verzichtet haben. Wir wollten die wunderbare Gegend, die wohl zu den verspieltesten Landschaften der Welt gehört, vor allem zu Fuß erschließen und erleben.

sicher nicht übel- aber ohne uns

sicher nicht übel- aber ohne uns

Das schönste in Kappadokien war für uns, dass genau mit unserer Ankunft der Frühling ausgebrochen ist. Der Schnee, der gerade noch gefallen war, wurde von der warmen Sonne weggeputzt und so konnten wir uns gleich auf eine wunderbare Frühlingswanderung machen. Der erste Weg führte zum ortsansässigen Freilichtmuseum mit den vielen Steinkirchen und Höhlen, die die alten Christen vom 3. bis ca. 11. Jahrhundert in den weichen Tuff-Fels geschlagen haben. Kein Lalibela, aber doch sehr beeindruckend! Am Weg dorthin hat sich ein kleines Hündchen zu uns gesellt, dass wir aufgrund der eines uns bekannten Artgenossen “Balu” nannten. Balu war gefrässig wie sein Verwandter und bekam von uns ein paar Kekse, worauf er uns für den Rest des Tages treu blieb. Er ging mit uns in jede einzelne der ca. 15 Felsenkirchen mit hinein, was für uns und die anderen Besucher echt voll witzig war.

Höhlen von außen

Höhlen von außen

Felsenkirchen von innen

Felsenkirchen von innen

Eine Höhlenkirche schien aber zur Falle für Balu zu werden. Eine steile Eisenleiter führte zum Eingang der Höhle rauf. Balu konnte den Weg hinauf gerade noch meistern, doch als es nach der Besichtigung wieder runtergehen sollte, blieb er laut winselnd stehen. Hätte sich der Nane nicht um das Viech erbarmt, wäre es wahrscheinlich heute noch da oben, die Einheimischen sind nämlich keine besonders großen Hundefreunde, der Hund ist ja laut Mohammed unrein, wobei die Türken das beiweitem nicht so genau nehmen wie die Araber. Das Video von Balus Rettung ist auf Nanes Page www.reisekreise.net unter “Videos” zu sehen, der link zu Nanes Seite steht rechts außen.

Nach dem Museumspflichtbesuch, der sehr lohnenswert war, ging es für uns ans eigentliche Vergnügen, das Naturerlebnis. Und dieses war wunderbar, die Landschaft ist so schön, die Formen und Farben des Gesteins sind so vielfältig und bizarr, man wandert alleine und in Ruhe herum. Der Zeitpunkt unseres Daseins war ideal, die Natur war im Frühlingserwachen, wie schön war das für uns nach all der Wüste und den Städten und den stressigen Habibis! Die Landschaft ist höchst inspirierend und, so hart das Leben der alten Bewohner hier im kalten Winter und dem heißen Sommer gewesen sein muß, der Frühling hier ist ein Traum.

Mein Lieblingsfoto-damit sollte alles gesagt sein!

Mein Lieblingsfoto-damit sollte alles gesagt sein!

Im Love Valley-doch eher männliche Formen

Im Love Valley-doch eher männliche Formen

dann wieder weibliche Formen - der Nane hat sich gleich instinktiv drauf gestürzt

dann wieder weibliche Formen - der Nane hat sich gleich instinktiv drauf gestürzt

Eine Quellhöhle- nur einer von vielen magischen Orten hier

Eine Quellhöhle- nur einer von vielen magischen Orten hier

einfach verspielt

einfach verspielt

ganz frische Schwertlilie-iris sibirica

ganz frische Schwertlilie-iris sibirica

Das Wandern war ein Traum, am Abend waren wir hundemüde, das Foto beweist es:

is er nit liab?...der Barney Geröllheimer

is er nit liab?...der Barney Geröllheimer

Am zweiten Tag haben wir uns eine der vielen unterirdischen Städte angeschaut, die es hier in Kappadokien überall gibt. Diese wurden vor allem von den Urchristen zum Unterschlupf vor den Verfolgern genutzt aber auch schon davor. Teilweise fanden darin bis 30.000 Leute Platz. Sehr beeindruckend!

underground

underground

Festung

Festung

die Vulkane hier gehen bis 4000 Meter rauf

die Vulkane hier gehen bis 4000 Meter rauf

Überblick über die typische Landschaft

Überblick über die typische Landschaft

Am dritten Tag sind wir wieder wandern gewesen, getrennt voneinander, jeder für sich zum genießen. Irgendwann hab ich dann den Nane erspäht, wie er ganz gespannt auf einer Blumenwiese saß.

ja, und das hat der Nane beobachtet:

Kappadokien war ein traumhaftes Geschenk für uns nach all den harten Araberstädten und ist bestimmt für jeden Europäer einen Besuch wert. Wie erholt und zufrieden sind wir abgereist! Weiter nach Istanbul mit dem Nachtbus.

im Bus nach Istanbul

im Bus nach Istanbul

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Geschützt: Aotearoa 2016

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Das Shawerma heißt plötzlich Kebab – nicht schlecht!

Gestern sind wir von Aleppo frühmorgens aufgebrochen und planmäßig über die türkisch-syrische Grenze gegangen. Die Syrer machen einem dabei das Ausreisen schwerer als die Türken das Einreisen, was doch ungewöhnlich ist. Normal ist ja jedes Land ungeschauter froh, wenn es Landstreicher wie uns schnell los wird…Die Türken wollen ja in die Eu und so haben sie uns auch bereitwillig aufgenommen.

Wie im letzten Bericht geschrieben, haben wir aufgrund chronischer Habibisättigung einen Tapetenwechsel dringend nötig gehabt. Auf unserem Weg von Aleppo zur türkischen Grenze haben wir ein wenig gemutmaßt, ob es wohl jetzt einen merklichen Unterschied zwischen Syrien und der angrenzenden Türkei geben würde, und wie der wohl aussehen könnte. Wir mussten uns eingestehen, dass wir keine Ahnung hatten, immerhin fuhren wir in einen weit abgelegenen Teil der Türkei, der weitab der in Österreich bekannten Reiseziele liegt, und dessen Botschafter in Österreich ja nicht immer einen besonders fortschrittlichen Eindruck machen (Man möge mir diese subjektive Einschätzung verzeihen!). Wir haben uns sogar drauf eingestellt, dass es womöglich erst einmal lumpiger werden könnte als in Syrien.

Die erste Stadt nach der Grenze ist Antakiya, wo wir zum Busbahnhof mussten, um weiter Richtung Landesinneres zu fahren. Schon am Busbahnhof jedoch fanden wir uns in einer anderen Welt wieder. Alles ist sauber, gut organisiert, die Leute sind aufmerksam und hilfsbereit und vor allem viel ruhiger und entspannter als gerade noch bei den Arabern. Wir setzten uns in einen erstklassigen Bus, wo wir von einem fast schon zu aufmerksamen Steward mit allen möglichen Gimmicks überrascht wurden. Die freundlichen Sitznachbarn rückten alle paar Minuten kleine Köstlichkeiten rüber und freuten sich wie wir über die komfortable Reise. Die Straßen sind von ausgezeichneter Qualität, alles bestens! Wir haben uns gleich sehr wohl gefühlt und so schräg es klingen mag: wenn man von der anderen (der asiatischen) Seite in die Türkei kommt, dann fühlt es sich fast an, als ob man heimkommen würde, so groß ist der Unterschied zu Syrien. Naja, und die türkischen Speisekarten kann ich als ehemaliger Bewohner Ottakrings ja sowieso rauf und runter beten. So haben wir uns am ersten Busbahnhof gleich einmal ein gepflegtes Döner Dürüm rein gezogen…wie daheim 😉 ! Das Essen im Bus ist aber strengstens verboten, genauso wie das Handytelefonieren und alles andere, was die Fahrt für die Mitreisenden unangenehm machen könnte. Der Steward war ein gestrenger Wächter der Ordnung und hatte erst einmal einiges zu tun, bis wir und alle anderen Passagiere, die gerade noch im wilden Syrien waren, verstanden haben, was für ein Wind in seinem Bus weht.

Ja, wir waren positiv überrascht. Auch von der vorbeiziehenden Landschaft: saftige Wiesen und Felder, weite Orangen- und Olivenhaine, nette Dörfer, hie und da ein Blick zum Meer und auf der rechten Seite unglaublich hohe Berge voller Schnee. Ich weiß auch nicht, aber ich hätte mir alles viel popeliger vorgestellt. Der Weg führte auch durch unglaublich große Städte, zum Beispiel Adana, wo das Meer der Wohnbunker so weit reicht wie das Auge. Von den 80 Millionen Türken leben 75 Prozent in den Städten, 16 Millionen alleine in Istanbul. Richtung Istanbul fuhr auch unser Bus, jedoch haben wir einen Zwischenstopp im schönen und am Weg liegenden Kappadokien eingeplant. Irgendwann sind wir von der Küste landeinwärts gefahren, bis wir einen Stopp in den verschneiten Bergen gemacht haben, saukalt war es da oben. Die Berge reichen bis über 4000 Meter rauf. Wir waren froh, als es wieder nach unten ging und wir im schneefreien Aksaray rausgeschmissen wurden. Die Sonne ging unter und es wurde saukalt, als doch noch ein Bus kam, der uns nach Kappadokien brachte. Dort bezogen wir im bekannten Ort Göreme ein höhliges Quartier mit dem passenden Namen „Flinstones Cave Hotel“. Ende eines langen, anstrengenden aber interessanten Reisetag.

Die Fotos sind eher bescheiden, weil aus dem Busfenster geschossen.

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Vulkan

Vulkan

Wuestenstadt Palmyra

Palmyra ist wohl die prominenteste unter Syriens Touristenattraktionen. Es handelt sich dabei um eine Jahrtausende alte Handelsstadt mitten in der Wüste, vier Busstunden nordöstlich von Damaskus und – wie wir auf der Landkarte gesehen haben- gar nicht mehr weit vom Irak entfernt.

In Palmyra gibt es vor allem eine ca. 2000 Jahre alte Tempelstadt zu besichtigen, die wahrlich riesigen Ausmaßes und mit unzähligen Tempelgerippen und endlos langen Säulenreihen bestückt ist. Der Baal-Tempel (Baal war die lokale Hauptgottheit hier im Orient, bevor sich das Christentum ausgebreitet hat) hier gilt als eine der größten altertümlichen Tempelanlagen weltweit. Außerhalb der Tempelstadt gibt es noch das Tal der Gräber, in welchem ca. 300 mehr oder weniger verfallene Grabtürme zu sehen sind. Wenn ich mich nicht täusche, dann wurde Palmyra erst von den Assyrern, dann von den Griechen und schließlich von den Römern er- und ausgebaut. Zerstört wurde das alte Palmyra, welches eine wichtige Handelsstadt auf der Seidenstraße war, durch ein Erdbeben, das war so um 1100 n. Chr.

Wir sind am Nachmittag mit dem Bus in die ca. 50.000 Einwohner zählende Stadt eingefahren und haben uns gleich einmal die außerhalb der Stadt auf einem Hügel gelegene
Festung angeschaut, auch um einen Überblick zu bekommen, was unten auf der Ebene so alles herumsteht. Da ist man schon mal beeindruckt, wenn man die Ausmaße der Tempelstadt sieht. Die ruhige und friedliche Atmosphäre auf der Festung, das Abendlicht und der Sonnenuntergang waren traumhaft schön und wir sind voller Vorfreude auf den nächsten Tag der Besichtigung schlafen gegangen.

Am nächsten Morgen sind wir gleich einmal mit dem Taxi in das Tal der Gräber gefahren, wo die Turmgräber und ein paar unterirdische Gräber zu besichtigen sind. Da tauchten auch ganz unvermutet einige Busgruppen auf, mit denen wir die Besichtigungsfreude teilen mussten. Danach haben wir uns den großen Tempel angeschaut, und nach einem feinen Mittagsschläfchen sind wir noch mal im Säulenwald spazieren gegangen, als auch ein ordentlicher Sandsturm aufkam, der noch die ganze Nacht wüten sollte. Palmyra hat beeindruckt und war den Abstecher in die Wüste definitiv wert.

Heute Morgen sind wir Richtung Aleppo, einer großen Stadt im Norden des Landes aufgebrochen, wo wir jetzt übernachten. Morgen wollen wir in die Türkei vordringen, es wird echt Zeit, dass wir hier wegkommen. Ansonsten droht die Habibimüdigkeit in eine allgemeine Reisemüdigkeit überzugehen. Wir lechzen nach einem Tapetenwechsel!

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die alte Stadt von oben

die alte Stadt von oben

das Tal der Graeber von oben

das Tal der Graeber von oben

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Die alte Stadt-hinten die Festung

Die alte Stadt-hinten die Festung

Baaltempel-links vorneder kleine Nane

Baaltempel-links vorne der kleine Nane

Turmgrab-Grabturm

Turmgrab-Grabturm

Beduinenzerg verkauft Souvenirs

Beduinenzerg verkauft Souvenirs

die Mame auch

die Mame auch

Skulptur im Grab-Kopf wie immer abgeschlagen

Skulptur im Grab-Kopf wie immer abgeschlagen

Familienausflug

Familienausflug

der Sandsturm kommt

der Sandsturm kommt

Damaskus und die Habibi-Sättigung

In Damaskus ist Gott sei dank alles relativ übersichtlich, obwohl es sich um eine 5 Millionen Einwohner Stadt handelt. Die interessante Altstadt ist mit einer alten Stadtmauer umgeben und nicht zu groß. Es gibt nur eine Hand voll echter Sehenswürdigkeiten und es geht mehr darum, das gesamte Feeling aufzunehmen und über die bunt duftenden Märkte zu spazieren. Vorab sei schon mal gesagt, dass die Syrer wirklich sehr freundliche Leute sind, die freundlichsten Araber, die uns bisher begegnet sind, knapp gefolgt von den Jordaniern und weit vor den Ägyptern. Die Freundlichkeit der Leute korreliert natürlich immer gegenläufig zum dem Grad der touristischen Erschließung, und in Syrien ist nicht viel los verglichen mit den anderen genannten Ländern. Das liegt auch daran, dass der George W. Bush Syrien noch zu den Schurkenstaaten gezählt hat. Tatsächlich geht es hier sehr ruhig zu und die Leute freuen sich über Besuch aus dem Ausland.

Als Touristen fühlen wir uns hier sehr wohl. Das Essen sucht seinesgleichen und ist super günstig, überall begegnet man hilfsbereiten, interessierten und netten Leuten. Also wurde uns nicht zuviel versprochen. Damaskus ist eine sehr belebte Stadt und interessant für den Besucher. Vor allem, wenn man frisch aus Europa eingeflogen kommt, hat man sicher tolle Eindrücke an jeder Ecke. Für uns, die wir uns jetzt schon seit über 2 Monaten zwischen den Arabern aufhalten (ein paar Tage im mehrheitlich jüdischen Israel ausgenommen), sieht die Sache schon ein wenig anders aus, und die Begeisterung hat sich mittlerweile auf knapp über Einheimischenmaß eingependelt. Bei all der Freude über das gute Essen in den echt schönen Lokalen und die angenehme Atmosphäre im Innenhof der großen Moschee mussten wir in Damaskus feststellen, dass uns das Leben unter den Habibis (Habibi heißt Freund auf arabisch) doch schon ziemlich auf die Nerven geht.

Zum einen sind da Massen von extrem rüpelhaften Autofahrern, die einen ungeschauter über den Haufen schieben würden, wenn man nicht auf die Seite springt. Noch viel schlimmer ist aber der allgegenwärtige Lärm. Die Menschen hier scheinen diesbezüglich nicht nur unempfindlich zu sein, nein, sie brauchen den Lärm anscheinend sogar, denn wenn gerade keiner herrscht, dann machen sie ganz schnell einen. Hierfür scheint es hierzulande neben den extrem stimmgewaltigen Männerkehlen (Herumschreien ist die gängigste Form des Lärmens) extra laut aufgetunte Handys zu geben, aus denen krachend-schrill die grausamsten „Musiken“ in voller Lautstärke schallen. Das schlimmste für uns ist aber, dass das öffentlichen Leben und das Straßenbild rein männlich dominiert sind. Ja, wie müsste man da veranlagt sein, dass einem das auf Dauer nicht voll auf den Magen schlägt? Eine raue Männerwelt, die einen an den Rande des Erträglichen bringt, an dem ich ja in Ägypten auch schon mal war, bevor wir im letzten Moment vor dem Nervenkollaps die Felucca bestiegen haben und erholsam den Nil runtergeschippert sind…

Wir haben uns Damaskus 2 Tage lang angeschaut und im Großen und Ganzen doch genossen. Richtig aus den Socken gehauen hat es uns nicht mehr, haben wir doch genug Märkte und Moscheen gesehen in den letzten Monaten. Es hat außerordentlich viel geregnet und so haben wir recht viel Zeit beim Abschnarchen im Quartier verbracht, sehr angenehm und nach den anstrengenden letzten Wochen auch höchst notwendig. Immerhin war ich verletzt, verkühlt und die von uns angesteuerte Quartierskategorie in Israel eher schleißig. Das gute Abschnarchen und das delikate und vielseitige Essen haben uns am meisten gefreut. In Damaskus haben wir den Beschluss gefasst, dass wir unser Syrienprogramm abkürzen müssen, weil das Feuer nicht mehr genug brennt, um länger zu bleiben. Lieber wollen wir zügig Richtung Türkei kommen, uns vor allem das lässige Istanbul reinziehen, um dann von dort möglichst bald zu neuen Abenteuern und Eindrücken abzuheben.

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modernes Damascus

modernes Damascus

diegrosse Moschee von aussen

die grosse Moschee von aussen

Innenhof Moschee

Innenhof Moschee

die Glaeubigen

die Glaeubigen

Freiraum fuer die Kinder

Freiraum fuer die Kinder

schoene Lokale-gutes Essen

schoene Lokale-gutes Essen

Gedraenge in der Altstadt

Gedraenge in der Altstadt

Typisch: Amyschlitten und fotoscheue Frauen

Typisch: alte Amyschlitten und fotoscheue Frauen

“Nemsa good, Nemsa“ – von Jerusalem nach Damaskus

23.3.09.: Heute war wieder einmal Reisetag angesagt. Unser Ziel war es, von Jerusalem aus nach Syrien zu fahren. Da dieses Land mit seinem Nachbarn in einem ständigen Unfrieden steht, wird grundsätzlich jedem die Einreise untersagt, der schon mal in Israel gewesen ist. Es gibt in Syrien aber einiges zu sehen, vor allem auch ein Volk, das für seine Freundlichkeit und Gastfreundschaft weit bekannt ist. Die Hauptstadt Damaskus soll ja überhaupt eine der schönsten Städte des Nahen Ostens sein. Einige Gründe also, die Reise nach Syrien zu wagen.

Dass mit einem Israelstempel im Pass nichts gehen würde, haben wir gewusst. Das wissen aber auch die Israeli, und wenn man sie anbettelt, dann kriegt man den Stempel auch nicht in den Pass sondern auf ein Extrapapier. Das ist uns zumindest gelungen. Weiters wurde uns gesagt, dass man ja alles, was auf einen Besuch in Israel hinweist, verstecken oder noch besser gar nicht mithaben sollte, falls es zu einer Gepäckskontrolle kommt. Wir haben unser Gepäck und alle Hosensäcke durchforstet und alle möglichen Sachen weggeschmissen, das meiste eh nur Müll. Des weiteren haben wir uns für eine etwaige Befragung eine Geschichte zusammengereimt, was wir in den letzten Wochen getan haben. Und dann haben wir uns noch hinter die Ohren geschrieben, dass wir jetzt wieder mit „Salaam“ und nicht mit „Shalom“ zu grüßen haben, das wär nämlich der ärgste Fauxpas und ein sicheres Rückfahrticket.

So haben wir uns auf den Weg gemacht, zuerst mit dem Araberbus bis zur Grenze, nach einer Stunde Weiterfahrt nach Amman. Amman ist eine Riesenstadt, die kaum ein Ende zu haben scheint. Weil sie aber nicht besonders sehenswert sein soll, haben wir uns nicht aufgehalten und ein Sammeltaxi organisiert, das uns gemeinsam mit 2 Landsmännern Gaddafis für wenig Geld nach Damaskus bringen sollte. Unser Fahrer ist bis zur Grenze verdächtig oft stehen geblieben und in irgendwelche Shops entlang der Strecke gegangen, bei denen massig Taxi- und Busfahrer aus- und einwuselten. Warum? Das sollte sich noch herausstellen…

Bei der Grenze ging es relativ einfach. Wir hatten zwar in allen Reiseführern gelesen, dass an der Grenze normal kein Visum ausgestellt wird, und es einfach auf „gut Glück“ versucht. Mit dem Risiko, unter Umständen abgewiesen zu werden und wieder den ganzen Weg mit allen Barrieren und Kosten zurück nach Israel fahren zu müssen. Ja, die Auseinandersetzung mit möglicher Zurückweisung und Misserfolg führt nie zum Erfolg, das gilt in vielen Lebenssituationen. Heute waren wir erfolgreich, denn es hieß wieder einmal wie schon so oft: „Nemsa, good, Nemsa!“ Ein Spruch, über den wir uns schon länger amüsieren und den wir in den arabischen Ländern die ganze Zeit hören, denn hier sind wir Österreicher (Nemsa heißt Österreich) recht beliebt. Vielleicht weil der Hitler aus Österreich gekommen ist, den mögen die weniger gebildeten Menschen zusammen mit andern Diktatoren der Geschichte ja oft nicht ungern. Vielleicht aber auch, weil wir ein neutrales Land sind, dass mit niemandem aneckt und seit Jahrzehnten schweigsame Regierungschefs hat, die den Ball möglichst flach halten und nie ihre Pappn aufmachen. Vielleicht aber nur deshalb, und das wäre der schönste Grund, weil wir im Großen und Ganzen (oder sagen wir im Bundesdurchschnitt) keine unguten Typen sind. Wie auch immer, wir haben auch noch nicht ausprobiert, wie beliebt wir sind, wenn wir mal kein Geld mehr eingesteckt haben. In diesem Sinne soll es ruhig noch länger „Nemsa good“ heißen.

Wir bekamen also ein Visum und konnten einreisen, die Zöllner hatten gerade einen Tee in der Hand und überhaupt gar keine Zeit für irgendwelche Kontrollen. Da hätten sie aber weniger uns erwischt als vielmehr unseren Fahrer. Denn ein paar Kilometer hinter der Grenze hielt der wieder an, diesmal im nirgendwo, wo schon eine Rostschüssel und ein paar Typen auf uns warteten. Ein paar Minuten dauerte es, dann waren aus diversen Verstecken in unserem Auto so viele Zigarettenstangen hervorgezaubert, dass zwei riesige Plastiksäcke dafür kaum ausreichten. Die Typen nahmen die Tschigg entgegen und lachten lauthals. Das war also des Pudels Kern, illegale Nebengeschäfte!

Es fällt mir übrigens auf Reisen auf, dass Vermieter und Chauffeure aller Art oft astreine Repräsentanten der Unterwelten sind. Taxifahrer sind sowieso weltweit Betrüger, das ist normal. Aber das Wort „Unterweltler“ bezieht sich manchmal auch nur auf die Ausstrahlung oder die Erscheinung eines Menschen, die ja auch mit der energetischen Konstellation zusammenhängen mag. Ich registriere das dann immer mit Humor und denke mir einfach, dass das wohl gut ist, wenn ein Fahrer einen „guten Draht“ zu den immateriellen Unterwelten hat, und dass sich daraus auch ein guter Schutz aus eben diesen Welten ergibt, den man gerade beim vielen Herumfahren dringend braucht.

Die Araber rauchen sowieso soviel, dass einem echt das Grausen kommt. Und in diesem Fall stimmt die Verallgemeinerung! Unser Taxifahrer hat auch alles daran gesetzt mich mit seinem Rauch zu quälen, dazu kam ein Gedudel aus den Boxen, dass mir gleich noch mehr übel wurde. Erst als ich bei 150 km/h auf der Autobahn das Fenster auf- und nicht mehr zugemacht habe, ist mir leichter geworden, weniger Rauch und Rauschen statt „Gesang“.

Was waren wir froh, als wir nach diesem anstrengenden Reisetag nach Damaskus kamen. Irgendwann haben wir ein schleissiges Zimmerchen gefunden, alle Hotels hier sind ausgebucht. Dazu haben wir noch registriert, dass unser Gepäck im Kofferraum des zweiten Taxi, das uns dann in der Stadt zum „Hotel“ gebracht hat, wieder mal in einer Benzin- oder Ölpfütze gelegen haben muss. In Damaskus regnet es noch dazu und es ist kalt und ungemütlich, das Hotelzimmer ist eine Katastrophe, wie sie ärger nicht sein könnte. Dennoch gehen wir davon aus, dass in den nächsten paar Tagen die Belohnung für den anstrengenden Weg hierher auf uns warten wird. Einen Weg, den nur wenige Reisende in dieser Form absolvieren. Es gibt nur sehr wenige Leute, die beide Länder besuchen, und in dieser Reihenfolge macht es wohl so gut wie niemand. Wir haben es geschafft und es hat sicher irgendeinen Grund, warum es sich durch Guntis Besuch und meine Verletzung für uns so ergeben hat, dass wir zuerst nach Israel fahren mussten, bevor wir nun hierher konnten.

Wir haben uns übrigens die Frage gestellt, ob man nur den Zöllnern oder auch den normalen Leuten verheimlichen muss, dass man in Israel war. Ich hab gleich mal den Test mit dem Taxifahrer gemacht und ihm gesagt, dass wir gerade aus „Palästina“ kommen, dabei hab ich das Land eh beim araberfreundlichen Namen genannt. Was dem dann durch den Kopf gegangen ist, kann ich nicht sagen, aber meine Worte konnte er wohl in keiner Weise einordnen. Er hat nur dumm dreingeschaut und langsam gestammelt: “Pa…le…stine????????“

Ja, so ist das hier, wo die Grenzen leider noch echte Grenzen sind. Wir haben heute zwei davon hinter uns gebracht. Fotos gibt´s davon keine, die wären auch nicht spektakulär…

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Jerusalem-“Shabat Shalom”, “Jesus-Maria” und “Allah u Akbar”

Am Donnerstag hatten wir ja ordentlich gefeiert und einen aufgegossen, der Nanito und ich. Der Donnerstag ist hier auch der Ausgehabend, für die weniger Religiösen auch der Freitag, aber eher doch der Donnerstag. Weil: am Freitag fängt der Shabbat an, der Tag der Ruhe und der inneren Einkehr.

Der moderne Jude verbringt den Shabbat anscheinend gerne mit der Familie beim gemeinsamen Müßiggang und gutem Essen, soweit ich das vor einer Woche noch im Norden miterleben durfte. Ja, und Jerusalem ist halt die Hochburg der Orthodoxen, die hier nahe am ehemaligen Tempel umgeben von den Arabern die Stellung halten (mal ganz neutral formuliert). Für uns ist es natürlich spannend und interessant, die orthodoxen Juden in ihrem doch sehr speziellem Outfit durch die Straßen flitzen zu sehen. Ich weiß ja nicht, wo der Begriff der “jiddischen Hast” herkommt und höchstwahrscheinlich ist es auch besser so, aber: wenn man hier in Jerusalem so unterwegs ist, dann fällt einem schon auf, dass es die Herrschaften oft ganz schön eilig haben im Vergleich zu den modernen Menschen und den Arabern. Letztere sind im Durchschnitt nur halb so schnell, dafür aber 10 mal so laut. So jetzt reichts schon wieder, Klischees beiseite, Erlebnisbericht her!

Ich bin am Freitag Abend nach meinem Nachmittagsschlaferl auf Futtersuche gegangen. Da die jüdischen Geschäfte schon zuhatten, am Shabbat darf ja nicht mit Geld hantiert werden, bin ich beim Damaskustor Richtung Muslimviertel raus und hab mir dort einen ordentlichen Falafelteller einverleibt, während die Sonne unterging. Als ich das Lokal verließ, fiel mir ein nicht enden wollender Strom von orthodoxen Juden auf, die da beim Damaskustor reindüsten. Die haben ja auch ihre eigenen Wohnviertel außerhalb der Stadtmauern. Da kamen ganze Familien daher, vor allem aber Männer und Burschen, Junge und Alte, in allen verschiedenen traditionellen Aufmachungen. Das ist ja für uns an sich schon eine interessante Geschichte, da die Erscheinung der Männer mit ihren Bärten, Zöpfen und Gewändern in dieser Fülle schon sehr exotisch für uns ist. Also hab ich mal in Ruhe den Menschenstrom beobachtet. Sicher mit mehr Interesse als die Soldaten, die ein paar Meter weiterstanden und wohl eher gelangweilt ihrem Job nachgingen.

Soldaten, ein fixer Teil des Straßenbildes

Soldaten, ein fixer Teil des Straßenbildes

das muss einer der Chefs sein

...

Tja, da bin ich aber auch irgendwann neugierig geworden, wo die alle hinwollen, und hab mich in den Strom eingeklinkt. Relativ schnell ist mir klargeworden, wo es hingeht: zur Klagemauer, logo, der größten und wichtigsten Outdoor-Synagoge der Welt. Der Weg dahin führt direkt durchs Muslimenquartier, es standen gestern merklich mehr Soldaten herum als sonst. Die Kluft zwischen den Juden und den Arabern ist schon sehr gross. Und ich habe auch von jungen Juden, die schon mit wenig Angst alle Teile der Welt durchreist haben, gehoert, dass es echt Situationen gibt, wo ihnen der hasserfuellte Blick der Araber das Fuerchten gelehrt hat. Auf jeden Fall schauen die Orthodoxen bei ihrem Gang durch das Muslimviertel wenig links und rechts und werden wohl von der Polizei bewacht.

Als ich bei der Klagemauer ankam, war ich schon sehr beeindruckt, was da abläuft. Der ganze Platz ist gerammelt voll mit Leuten, unzählige Rabbiner bieten ihr Service an und der Gottesdienst läuft sehr unhomogen ab. Viele kleine Grüppchen machen da ihr jeweil eigenes Ding. Kinder spielen und tollen herum, Leute diskutieren, Soldaten schwenken Fahnen. Manche sind alleine und in der Ruhe, vorne an der Mauer wird gebetet, weiter weg von der Mauer wird oft sehr ausgelassen und mit viel Spaß getanzt, gesungen und geklatscht, eine sehr sympatische Ausdrucksform der Verehrung des Göttlichen. So viel Spaß würde man den manchmal auf den ersten Blick etwas steif wirkenden Orthodoxen gar nicht zutrauen…Sympathisch war auch für mich, dass das ganze Treiben nicht dermaßen streng abläuft sondern wirklich ein Ausdruck der Vielfalt der menschlichen Zugaenge zu sein scheint.

Definitiv streng ist aber unter anderem das Fotoverbot am Shabat…obwohl mir gleich ein böses Mandl meine Kamera wegreißen wollte, hab ich die ganze Sache filmisch festgehalten, und Nane hat sie auf seinen Blog gestellt, wo auch andere interessante Filme sind. Hier der link zur Klagemauer:

http://www.reisekreise.net/wp-content/uploads/2009/03/klagemauerfreitagabendblog01.wmv

Ja, so nett das aber vielleicht aussehen mag…ich selber bin echt heilfroh, dass ich bei Religionsausübung im schulmäßigen Sinn nur ein Zaungast bin und bleibe. Jeder soll tun, was er will und braucht…und ich brauche ein sehr hohes Maß an Freiheit, alles andere ist mir ein Greuel. In diesem Sinne bin ich gerne und bald wieder abgezogen…

Und am Samstag hab ich mir die Freiheit genommen, mich noch ein wenig im christlichen Energiefeld Jerusalems zu bewegen, das mir grundsätzlich spirituell und kulturell näherliegt. Da geht mein Zugang aber auch klar in die Richtung, eine schöne spirituelle Essenz zu suchen, erspüren und zu erleben, die fein versteckt hinter all dem Staubschichten der Jahrhunderte und weit abseits der Machtapparate der Kirchen dem Erkanntwerden harrt. Also bin ich, soweit es die Menschenmengen zuließen, auf den Spuren von Meister Jesus und der göttlichen Mutter Maria gewandert. Erst noch einmal zur Grabeskirche, wo ich schöne versteckte Plätze mit wenig Leuten und umso mehr Tiefgang entdeckt habe.

Dannach ist mir der Nane irgendwo in die Arme gelaufen und wir sind gemeinsam zum Garten Getsemane gegangen, wo wir die Grabesstätte von Maria besucht haben. Eine kleine Kapelle mit einer sehr tief liegenden Krypta, die das Grab Mariä beherbergt. So wie schon am Grab Christi war hier ein irres Gedränge. Dennoch waren es für mich sehr schöne Minuten da unten.

Grab Mariae

Grab Mariae

in der Krypta

in der Krypta

Von Marias Grab aus gingen wir Richtung Ölberg rauf, vorbei am jüdischen Friedhof. Oben hat man einen genialen Blick auf die ALtstadt, den wir in einem kleinen Park ausgiebig und in Ruhe genossen haben. Die russisch-orthodoxe Kirche, die wie ein Märchenschlössl im Wald steht und der Maria Magdalena geweiht ist, blieb heute wie an den meisten Tagen der Woche verschlossen. Aber wir sind auch so zufrieden heimgegangen.

juedischer Friedhof

juedischer Friedhof

Blick vom Oelberg auf den Tempelberg

Blick vom Oelberg auf den Tempelberg

Maria Magdakas Kirche

Maria Magdalenas Kirche

Der Sonntag war unser letzter Tag in Jerusalem, der heiligen Stadt. Jerusalem ist ja auch fuer die Muslime heilig, da Mohammed in seiner Vision vom Tempelberg aus in den Himmel aufgestiegen ist, wo er seine Weisheiten erhalten hat. Am Sonntag frueh wollte ich einen letzten Versuch starten, doch noch auf den Tempelberg zu kommen, wo der beruehmte Felsendom steht, die Moschee, die dem Panorama der Altstadt von Jerusalem den Stempel aufdrueckt. Diesmal ist es gelungen. Der Felsendom ist ein praechtiges Bauwerk, oben ist ein weiter freier Platz, auf dem eine ruhige und friedliche Atmosphaere herrscht, wie man sie in Jerusalem so schnell nicht findet.

der Felsendom und ich

der Felsendom und ich

praechtig

praechtig

das alte Jerusalem vom Dach des Oesterreich-Hospizes aus

das alte Jerusalem vom Dach des Oesterreich-Hospizes aus

Ja, das waren noch einmal interessante Tage in Jerusalem, der Stadt, die wohl von allen Staedten dieser Welt am meisten fuer die Freunde der Eingottreligionen zu bieten hat…mitsamt dem ganzen Spannungsfeld, das sich darumherum im Laufe vieler Jahrhunderte aufgebaut hat. Wir sind am Montag Frueh zufrieden und gesättigt weggefahren, auf zu neuen Abenteuern.

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Masada und das Tote Meer

Von Tel Aviv sind wir direkt zum Toten Meer gefahren, mit der Vorstellung, dass wir dort ein paar Tage in Ruhe verbringen würden. Erster Anlaufpunkt war für uns die Festung Masada, ganz am südlichen Ende des Toten Meeres. Leider ist dort außer der Festung gar nichts, und so haben wir beschlossen, dass wir nicht übernachten werden, da wir zwar das Zelt aber keinerlei Proviant dabeihatten.

Wir waren auch schon ein wenig spät dran und so mussten wir die Besichtigung von Masada eher ein wenig zügiger durchführen, als wir das normal so machen. Hat aber der Freude keinen Abbruch getan.

Der Nane war schon vor 15 Jahren mal in Masada und für mich war der Schnelldurchgang ok. Es gibt am Fusse des Hügels ein sehr schneidiges Besucherzentrum, das alle Stücke spielt und gleichzeitig Talstation der Gondelbahn ist, die einen zum Gipfel führt. Oben sieht man die ca. 2000 Jahre alten Ruinen und hat einen tollen Blick auf die Umgebung, vor allem auf das Tote Meer.

Masada wurde um Christi Geburt von König Herodes gebaut, er hatte oben einen Palast. Die Festung soll genial angelegt gewesen sein, autark mit Wasserversorgung und großen Nahrungsspeichern. Die Lage der Festung ist genial, man sieht in alle Richtungen in die Weite.

Irgendwann so um 70 nach Christus (glaube ich) haben die Römer die Juden schon ziemlich im Würgegriff gehabt. Ca. 1000 rebellische Juden waren auf Masada zurückgezogen und wurden von 15000 römischen Soldaten belagert. Die Römer haben eine Erdrampe (siehe Foto oben) errichtet und sind den Juden mit Rammböcken auf die Pelle gerückt. Da die juden die babylonische Gefangenschaft noch etwas ungut in Erinnerung hatten, beschlossen sie den kollektiven Selbstmord. Da dieser aber religiös verboten war, wurden 10 Männer ausgesucht, die die 1000 Leute und danach sich selber umbringen mussten. Als die Römer die Mauer durchbrachen und die Festung stürmten, fanden sie ca. 1000 Leichen und eine Hand voll überlebender Kinder, die sich irgendwo versteckt hatten und erzählten, was geschehen war.

Masada ist heute das Symbol für den israelischen Freiheitswillen und wird täglich von vielen Schulklassen, Touristen und Juden aus dem In- und Ausland besucht. Bis vor wenigen Jahren wurden oben auf der Festung noch die israelischen Soldaten angelobt.

Mir hat es sehr gefallen, die Festung ist beeindruckend, der Blick auf das Tote Meer genauso, die Krähen sind über unseren Köpfen herumgesegelt, und das spätnachmittägliche Licht war perfekt, was will man mehr. Oben auf der Festung hat man ein erhebendes Gefühl, wenn man den Blick hoheitlich in die Weite richtet.Das liegt mir eh sehr…

Blick von oben über das Tote Meer rüber nach Jordanien

Blick von oben über das Tote Meer rüber nach Jordanien

Blick in die andere Richtung, wo die Überreste der römischen Lager sind

Blick in die andere Richtung, wo die Überreste der römischen Lager zu sehen sind

steile Felswände

steile Felswände

Reste von Herodes`Palast

Reste von Herodes`Palast

Kerlchen

Kerlchen

Kerl

Kerl

die Rampe von den Römern

die Rampe von den Römern

man wird sehr geduldig auf Reisen...sogar auch ich

Warten auf die Weiterfahrt

Am nächsten Tag sind wir nochmal am Toten Meer gewesen und haben uns das Naturschutzgebiert Ein Gedi angeschaut. Man geht einen netten Pfad in einen Canyon rein, wo ein kleiner Fluß fließt und viele nette wasserfälle sind. Wir waren wie immer auf der Suche nach einer Insel der Ruhe, im Canyon herrschte aber eher Freibadatmosphäre. Unzählige Schulklassen waren wohl zum Wandertag da und die Kinder pritschelten im kühlen Nass. Wie sooft in konservativeren Ländern wird auf den Vorteil von Badeklamotten verzichtet und die Kinder hauen sich einfach in voller Montur ins Wasser. Dafür aber auch mit vollem Spaß!

kleiner Wasserfall mit Pool zum Baden

kleiner Wasserfall mit Pool zum Baden

überall eine einfache Rechnung: Wasser+Kinder=Spaß!

überall eine einfache Rechnung: Wasser+Kinder=Spaß!

Wir sind auf der suche nach Ruhe weiter bergwärts gewandert und sind schließlich bei einer besonders lieblichen Quelle fündig geworden. Mein letzter Gang zu einer Quelle endete ja im Krankenhaus…in diesem Falle ging aber alles sehr geschmeidig. Die Quelle plätschert fein zwischen den Steinen raus und bildet einen kleinen und klaren Teich. In diesem habe ich meine geschundenen Füße gebadet und mein verletztes Bein ordentlich massiert. Wir waren ungefähr eine Stunde dort und es war eine Wohltat für uns beide.

Quelle

Quelle

Schließlich sind wir wiedr talwärts in den Canyon gegangen, wo es auch schon recht ruhig war. Ein besonders schöner und inspirierender Ort ist der Davidsfall.

Und weil es schon angenehm ruhig war, hat sich auch ein Steinbock mit seinen 2 Jungen blicken lassen.

Schließlich sind wir noch zum Toten Meer runter um ein kleines Bad zu nehmen. Es ist erstaunlich, wie einen das Wasser trägt, echt geil und auch ein wenig gewöhnungsbedürftig am Anfang! Das Tote Meer liegt 400 Meter unter dem Meeresspiegel und ist extrem salzig und auch ölig. Aber das weiß eh schon jeder…hier der Nane beim gemütlichen Bade.

Super war´s am Toten Meer. Am Abend sind wir zurück nach Jerusalem und haben ein wenig gefeiert, weil ich genau seit einem halben Jahr unterwegs bin jetzt.

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