San Francisco

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Vollgepackt mit Souvenirs bis an die Grenze von dem, was man tragen kann und die Fluglinien erlauben, hab ich die Solomon Islands hinter mir gelassen.

Drei Stunden Flug bis Brisbane, wo ich am Abend angekommen bin. Kurz bei meinen Freunden dort auf ein gemeinsames schönes Bierchen in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre vorbeigeschaut und ein paar Stunden geschlafen. Bei Sonnenaufgang wieder Richtung Flughafen, dann 13 Stunden Flug über die Datumsgrenze nach Los Angeles, um dort denselben Sonnenaufgang zum selben Datum noch einmal zu erleben. Mit dem Bus in die Stadt zur Union-Station, ein paar Stunden warten und quasi nebenbei eine kulinarische Reizüberflutung erleben. Dann acht Stunden Busfahrt und schon war ich ca. 48 Stunden, nachdem ich in Honiara aufgebrochen bin, in San Francisco angekommen. Ein ordentlicher Tapetenwechsel und ein Mordstrip wieder einmal. Aber alles reine Einstellungssache und überhaupt kein Problem, wenn man wie ich das Glück hat, jederzeit und in jeder Lage schlafen zu können und nötigenfalls auch lange auf Schlaf zu verzichten.

Von San Francisco hört man ja nur schöne Sachen, die Lage meines Quartiers war jedoch eher auf die Schattenseite gefallen. Eigentlich wollte ich mich gleich nach dem unter dem arbeitenden Volk herrschenden Motto „Thank God it´s Friday“ in das Nachtleben begeben. Man ist ja nicht so anspruchsvoll, aber nachdem ich mindestens eine halbe Stunde auf der Suche nach einer annehmbaren Bar an ca. 5000 fertigen Unterwelten-Gruselgestalten vorbeigegangen bin, von denen mich ca. jeder dritte blöd angemault hat, hat es mir dann auch gereicht und ich habe mich hingelegt. Die so genannte Zivilisation hat halt auch eine ganz üble Kehrseite, und im reichsten Land der Welt ist das überhaupt stark sichtbar.

Am nächsten Morgen hab ich mal erfragt, dass ich bei meinem nächtlichen Streifzug wohl in die falsche Richtung losgegangen bin („No-Go-Area), denn gleich ums andere Eck herum hätte es eh ganz anders ausgeschaut. Naja, kann schon mal passieren, wenn man planlos und ohne Reiseführer durch die Welt reist. Tagsüber war dann alles sehr nett, San Francisco ist sehr schön für eine amerikanische City und richtig multikulturell. Ich habe mich wohl ausgeschlafen auf den Weg gemacht, bin quasi von Sonnenauf- bis Untergang auf den Beinen gewesen und habe die Stadt zu Fuß besichtigt. Durch Downtown rauf zum Hafen, die Bay entlang bis zur Golden Gate Bridge und zurück durch diverse Parks und das Italienerviertel, wo ich mir in den Schanigärten bei frühsommerlichem Wetter ein paar schöne Espressi samt Croissant vergönnt habe. Das bringt ´s halt schon. Abends diesmal in die andere Richtung, das hat dann auch gepasst. Den zweiten Tag habe ich es etwas ruhiger angehen lassen, und am Abend habe ich mich dann nach Berkeley auf die andere Seite der Bucht aufgemacht um wie schon auf lange Hand ausgemacht meine Freundin Angela zu treffen. Die zwei Tage Großstadt waren sehr lässig und auch wieder genug.

Hier ein paar Fotos…

nach der Landung in den Staaten war gleich einmal das hier angesagt

die Hauptattraktion von LA hab ich mir nur im Vorbeifahren "angeschaut"

San Francisco

Powell Street

Die Kirche des Franz von Assisi, von dem die Stadt ihren Namen hat

großes Frühlingserwachen überall

Lombard-Street

Cable-Car

das Wahrzeichen, die Golden Gate Bridge

...hätten wir das auch! ;-)

ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz, wo u.a. Al Capone untergebracht war

...trotz der Anwesenheit dieser Kerle nicht zu verwechseln mit der anderen berühmten Gefängnisinsel Robben Island (Südafrika, Nelson Mandela)

Straßenkünstler

Mexikanische Tanzgruppe

Angelas Hood in Berkeley - nice

Abschied von den Solomons

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Auf den Solomons war dann letztendlich wieder alles erledigt und ich bin zufrieden abgeflogen. Die Inseln sind wirklich ein sehr schöner Teil dieser Erde. Die Menschen sind sehr freundlich. Das Land ist zwar arm aber nicht überbevölkert, das Klima ist sehr günstig es gibt genug zu essen und kein großes Elend, wie man es zum Beispiel aus Afrika kennt.

Ich könnte mir ohne weiteres vorstellen, ein paar Jährchen dort zu leben, vorausgesetzt es gäbe eine sinnvolle Aufgabe dort, die einen in Schwung hält und vor allem das Hirn nicht einrosten lässt. Nur herumzuhängen, wie es viele der Einheimischen machen, da es an Beschäftigung fehlt und das Sippensystem sowieso irgendwie für die Grundversorgung da ist, das würde wohl zwangsläufig in die Versandelung führen und es wäre auch auf Dauer viel zu langweilig. So nett die Leute auch sind und soviel Aufmerksamkeit man als Ausländer bekommt. Manche ausgestiegene Ausländer scheinen das zu genießen, aber mich würde es bestimmt irgendwann nerven, dass man von vielen oberflächlich aufgrund seiner Herkunft und ein paar Geschichten, die man zu erzählen hat, als etwas Besonderes gesehen wird. Und umgekehrt ist der geistige Input in den Gesprächen ja leider auch nicht gerade überwältigend. Das ist in vielen Ländern dieser Erde ein Problem, wo der Zugang zu Bildung nur wenigen vorbehalten ist und die Menschen von ihrem kulturellen Erbe und ihrer wahren Identität auch nicht mehr viel Greifbares zu berichten wissen. Das kann auf Dauer dann schon ein wenig fad werden, und im Grunde dürften die Einheimischen die geistige Leere genauso bewusst oder unbewusst wahrnehmen, wenn ich mir anschaue, wie sie sich massenweise in den Alkohol oder das religiöse Eifern flüchten. Beides keine ansprechenden Lebensinhalte für mich (ohne da etwas bewerten zu wollen). Ich hatte mit Delia zum Glück einen Wontok (kommt von „One Talk“, das heißt in der gemeinsamen Sprache aller Insulaner soviel wie „gleichsprachig“ oder in deren Fall eher „von der selben Insel oder Stammeszugehörigkeit“) und wir hatten auch bis zu meiner Abreise immer genug Interessantes zu besprechen und die Zeit zum guten Austausch genutzt. Letztendlich kommt man aber doch immer irgendwann an den spürbaren Punkt, wo für einen persönlich alles erledigt und „rund“ ist und die Reise weitergehen kann.

Für mich hieß das zurück in die westliche Welt. Und als jemand, der die innere Beweglichkeit für jegliche Kulissenwechsel schon ausgiebig trainiert hat und überall auf diesem schönen Planeten die verschiedenen, jeweilig guten Seiten genießen kann, habe ich mich auch wieder auf ein paar Annehmlichkeiten (auch der kulinarischen Art =P) gefreut, die es auf den Solomons nicht so gibt. Mit meinem nächsten, sehr interessanten Abschnitt dieser so intensiven Reise bekomme ich noch etwas zu sehen, auf das ich mich so richtig freuen darf. Und damit geht es auch wieder einen großen Schritt näher an die geliebte Heimat, deren Ruf nach einigen Reisemonaten auch langsam hörbar wird.

Ich habe das einfache Leben auf den Solomons, die schöne Natur, die Sonne und die freundlichen Menschen sehr genossen. Ich habe mich sehr sicher und wohl gefühlt und wie schon gesagt: es ließe sich dort schon auch länger aushalten. Meine Abreise von dort war auch der Abschied vom Südpazifik. Aus dieser Weltgegend nehme ich neben vielen neuen Freundschaften vor allem die schönen Erfahrungen der Gemeinschaft, der erweiterten Familie, der Verbundenheit, Offenheit und Gastfreundschaft mit. Eine große Qualität  dort, die auch aus meiner Sicht der Beitrag dieser Weltgegend zu einem globalen Projekt für eine neue, friedlichere Welt sein würde. Wenn Gott will, dann werde ich den Südpazifik bestimmt wieder bereisen, es gibt noch genug zu sehen dort und ein paar Ideen dazu hab ich schon in meinem Hinterkopf. Jetzt bin ich aber einmal ausgiebig beschenkt worden und sehr bereichert und in großer Dankbarkeit abgefahren.

Danke allen Insulanern, die mich so gut behandelt und herzlich aufgenommen haben. Danke für all die intensiven und wertvollen Erfahrungen, die sehr weit über das hinausgehen, was im Blog steht, und die mich auf meinem inneren Weg ein beträchtliches Stück weiter bringen. Und ich danke auch Dir, liebe Delia, für unsere gemeinsame Zeit und gar alles. Ich wünsch Dir noch einen schönen, lichtvollen Aufenthalt auf den Solomons und für Deine weiteren Schritte auf Deiner Reise Gottes Segen, viel Glück, Schutz, Vertrauen, Mut, Kraft und dass Dir alles Gute zufließt, was Du sonst noch brauchst, damit sich der Weg weiter in Fülle und Freude öffnet. Don´t forget your greatness!

Wiederschaun, schöne Südsee! Ich ziehe weiter, so wie diese Wolken...

...hit the road again!!!

Serious Field Operations

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In der Western Province hatte ich ja wirklich so etwas wie Urlaub gehabt. Als ich nach Honiara zurückkam, war es ursprünglich geplant, dass ich mit Delia zusammen auf die zweite große Insel Malaita fahre, wo ein Teil ihrer Arbeit stattfindet und wo ich mir gerne die dortige Kultur hautnah angeschaut hätte. Delias Fahrplan wurde jedoch wieder einmal geändert und so sollten wir für den Rest meines Aufenthaltes in Honiara stationiert bleiben. Zuerst war ich darüber nicht „very amused“, da die Hauptstadt ja wirklich ein Drecksloch ist. Aber nachdem der Großteil von Delias Feldarbeiten in verschiedenen Dörfern rund um Honiara stattfindet, verbrachten wir die Tage ebendort und kamen nur zum übernachten abends zurück nach Honiara. Für mich war es interessant, die teilweise recht illustren Dorfmenschen da draußen im Grünen zu treffen und mich nebenbei in die Wissenschaft mit zu involvieren, mit der Delia gerade in die arbeitsaufwändigste Phase ging.

Man hilft ja gerne und so war es eine sinnvolle Beschäftigung für mich und quasi ein Abschiedsgeschenk für Delia von meiner Seite. Also hab ich fleißig mitgetüftelt, gebastelt, gegraben, gemessen, den Fahrer gespielt und in der Affenhitze geschwitzt wie ein Schmalzbettler, um zum Gelingen des Ganzen mit beizutragen. Die Motivation und Beschäftigung der täglich zahlreich angetretenen, örtlichen Helfer wurde dabei immer wieder zu meiner Aufgabe. Diese habe ich jedoch gerne übernommen, da uns die beim kleinsten Anflug von Langeweile unter den Helfern aufkommende Kirchtagsatmosphäre mit entsprechend lauthalsem Gelaber, Betelnuss und Trank ordentlich Nerven und Konzentration gekostet hat.

Nach einer durchgearbeiteten Woche waren wir vollkommen erledigt und ausgelaugt – vor allem durch die irre Hitze, die körperliche Anstrengung und die einseitige Kost. Dafür ist ordentlich was weitergegangen und die Wissenschaft ist ja eine unterstützenswerte Sache, nicht wahr!? Und es war auch eine ausgesprochen nette und oft lustige Zeit, die wir da draußen im Feld hatten. Well done…

Die letzte Woche in Honiara und Umgebung ist so sehr schnell vergangen.

raus in die Dorfidylle

Im Feldbüro herrscht volle Konzentration

...was bei dem oft lautstarken Theater rundherum (Storytelling und Gelächter...) nicht leicht fällt

die Lösung dafür: Beschäftigungstherapie =)

...

wissenschaftliche Präzisionsarbeit fast unter Laborbedingungen

die Crew und ich...alles voll nette Leute

die Kinder in den Dörfern sind sowieso extrem lieb

die hier hab ich auch gesehen, insgesamt gibt es aber kaum gefährliche Tiere im Busch

nach getaner Arbeit gab es das

oder das hier: Wiedersehen mit Shannon und Alec, den Jungs aus Ghizo

Ghizo

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Nachdem ich von Hunda nach Ghizo gekommen war, musste ich mich erst einmal wieder an die Anwesenheit von mehr als ein paar Dutzend Menschen gewöhnen. Ghizo ist aber eh nur eine kleine und eher verschlafene Provinzhauptstadt. Tagsüber gibt es einen Markt, wo vor allem Fische, ein paar Früchte und die allgegenwärtige Betelnuss verkauft werden – letzteres ist eine berauschende Nuss, die von den meisten Islanders bei jeder Gelegenheit auf recht ungustiöse Weise gekaut wird und sichtlich gute Laune macht. Der Preis für die gute Laune sind aufgrund des angeregten Speichelflusses voll gespuckte Straßen, durch die rote Farbe unansehnliche Gebisse, fallweise Krebsgeschwüre und offensichtlich Millionen von geglätteten Hirnwindungen.

Eigentlich sollte Ghizo ja auch ein Touristenzentrum sein, wenn man den Werbeheften des nationalen Tourismusinstitutes Glauben schenkt. Hier gäbe es auch, mehr noch als im Rest des Landes, ein gewisses Tourismuspotential – die Einheimischen sind sehr nett und die Natur, speziell das Meer und die Riffe samt Bewohnern, ist von einzigartiger Schönheit. Touristen trifft man jedoch keine, es gibt auch nur zwei kleine Hotels, die leer sind. Der Tourismus in den Solomon Islands ist kaum wahrnehmbar. Die Preise für Hotels etc. sind im internationalen Vergleich und in der Relation zum Einkommensniveau im Land unverschämt teuer. Das und die Tatsache, dass es vor ein paar Jahren auf der Hauptinsel Guadalcanal noch ethnische Unruhen mit internationaler Medienpräsenz gab, dürften wohl die Hauptursachen dafür sein, dass die Gäste ausbleiben. Schade für die Wirtschaft – gut für mich. Denn ich hatte kein Problem damit, dass ich in jener Woche neben einer Handvoll NGO-Vertretern (diverse Umweltschutz- und Forschungsorganisationen) wohl der einzige Ausländer in Ghizo war.

Und es war auch noch mein Glück, dass der WWF in den bunten Korallenriffen Forschung und Naturschutz betreibt. Delia hat mich mit einem Freund bekannt gemacht, der das örtliche WWF-Team leitet. Sein Name ist Shannon, er stammt aus Papua-Neuguinea und er ist ein sehr interessanter und netter Mann. Er hat gleich gemeint, dass er mich gerne mit zum Tauchen nimmt, wenn ich in Ghizo bin. Er und seine Freunde kennen die besten Spots und fahren sowieso jeden Tag raus. Super!

Shannon hatte während meiner Zeit in Ghizo ziemlich viel Administrationsstress und keine Zeit zum Tauchen. Dafür haben mich seine einheimischen Kollegen mitgenommen und mit denen hatte ich nicht nur ein paar unvergessliche Tauchgänge (unglaublich viel Fische, Haie usw…), sondern auch über Wasser eine sehr nette Zeit. Ein gemeinsames Bierchen nach dem Tauchen gehört ja auch dazu. Shannon war bei letzterem gerne dabei und so hatte ich auch noch Gelegenheit, ihn besser kennen zu lernen und mich mit ihm über viele Dinge auszutauschen. Er hat auch eine interessante Lebensgeschichte und wir haben uns prima verstanden.

Genächtigt habe ich ja, wie schon angemerkt, in der Kirche. Reverend Maka ist ein sehr guter Gastgeber und es war schön, gemeinsame Stunden mit ihm und seiner Familie zu verbringen, gemeinsam zu essen und über Gott und die Welt zu reden. Maka ist nicht nur der örtliche Pfarrer, sondern sein nächster Karriereschritt wird die landesweite Führung seiner Kirche (Methodisten) sein, die vor allem im Westen der Solomons vorherrschend ist. Seine eigene Geschichte, sein großes Herz, seine für einen solomonischen Kirchenführer große Weltoffenheit und sein unbeugsamer Glauben an das Positive und die transformierende Kraft des Glaubens waren für mich sehr inspirierend und wir hatten einen spannenden Austausch in unseren Gesprächen, die oft bis in die späte Nacht dauerten. Sehr schön, danke!

Somit hatte ich in Ghizo nicht nur schöne Urlaubstage, ich habe auch wieder neue Freunde gewonnen, mit denen ich bestimmt in Kontakt bleiben werde. Nach insgesamt zwei Wochen in der Western Province bin ich sehr zufrieden wieder zurück nach Honiara geflogen.

Ghizo vom Boot aus

Hier hab ich gewohnt

bei Reverend Maka und seiner Frau Vira

am Markt

stakka fish

stets frisch vom Boot

Shannon

Tingo und Alec, meine Tauchbuddies

"Surface-Intervall" zwischen den Tauchgängen auf einer der vielen netten kleinen Inseln

eine Meerjungfrau habe ich auch gesehen- leider keine echte, dafür aus Stein geschnitzt von diesem Künstler

Abendlicher Blick von Ghizo zum Kolombangara - "God of Water" -, der über die ganze Gegend herrscht und in dessen Kraftfeld ich zwei geniale Wochen verbringen durfte. Gracias!

Hunda – Kolombangara

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Also, wie schon gesagt: von Honiara, der Hauptstadt,  fährt man nicht ungern weg. Es ist laut, zu viele Menschen und zuwenig Natur – eine Stadt eben. Unser erster Ausflug sollte uns in die Western Province führen, wie der Name schon sagt eine Inselgruppe im Westen des Landes, nahe der Grenze zu Papua Neuguinea. Die Western Province ist bekannt als die schönste Gegend des Landes. So befindet sich dort zum Beispiel die berühmte Marovo Lagoon, die größte Lagune der Welt, mit ihren unzähligen von türkisem Wasser umgebenen Inseln.

Schon beim Hinflug sind wir mit unseren Nasen an den Fenstern geklebt und haben auf den wunderbaren Inselteppich hinunter geschaut. Nachdem wir mit unserer fliegenden Kiste vor (nicht in – siehe Foto!) der Provinzhauptstadt Ghizo gelandet sind, haben wir Kurs auf die Insel Kolombangara genommen – ein riesiger, aus dem Meer herausragender Vulkan und eine der regenreichsten Gegenden des Landes. Kolombangara heißt in der Sprache der Einheimischen soviel wie „Gott des Wassers“. Für Delia liegt dort eines der drei Zielgebiete ihrer Felduntersuchungen, die sich jeweils in den klimatischen Bedingungen unterscheiden. Die Bootsüberfahrt war schon schön, man fährt zwischen idyllischen Inselchen durch, die alle von Korallenriffen umgeben sind, und so ganz nebenbei angelt man sich ein paar Thunfische ins Boot. Letztere wurden sogleich nach unserer Ankunft im Dorf Hunda gegrillt und mit Kokosnüssen gereicht und verspeist, noch bevor es zur offiziellen Begrüßung durch die Dorfältesten kam, was eigentlich im Protokoll eines jeden Dorfbesuches in dieser Weltgegend hier der erste Programmpunkt wäre. Zu dieser ist es dann auch noch gekommen, aber das eigentliche Willkommenssymbol war für mich, als noch vorher ein Weißkopfadler ganz nahe über uns kreisend auf uns heruntergeschaut hat. Dieser herrliche Vogel sollte sich in der ganzen Woche danach nicht mehr blicken lassen.

Das traditionelle Hunda war unsere Station für die nächsten sechs Tage, von wo aus Delia ihre Forschungsstreifzüge in die bis weit auf die Vulkanhänge hinaufreichenden Felder unternehmen sollte. Die Bewohner Hundas und ihre Stammesbrüder der zwei benachbarten Dörfer trotzen unter teils schwierigen Bedingungen dem wild wuchernden Urwald ihre so genannten „Gärten“ ab und bauen dort verschiedene Früchte und Wurzeln nach traditioneller Art zum Eigenverzehr an. Die Dörfer zählen jeweils zwei- bis dreihundert Einwohner und es gibt genug Nahrung für alle, alleine der fischreiche Ozean würde schon ausreichend zum Überleben hergeben.

Delia hatte genug zu tun. Da sie als erste Projektbeteiligte in die ihr zugeteilten Gebiete kommt, heißt es für sie immer erst einmal einen Gesamtüberblick über die Landnutzung und die Problemstellungen in Hinblick auf Boden und Wasserhaushalt zu bekommen. Ich war bei einigen ihrer Ausflüge dabei und habe mir den Regenwald und die Gärten in aller Ruhe (aber auch nicht ganz ohne Sachkenntnis ;-)) angeschaut. Die Bewohner dieser Gegend haben von den Fehlern gelernt, die andere vor ihnen gemacht haben, und als Landeigentümer der Rodung des Waldes einen Riegel vorgeschoben. Sie verzichten damit zwar auf schnelles Geld, das sie von ausländischen Firmen bekommen könnten, dafür haben sie kaum Probleme mit Erosion etc…

Auf unseren Besuchen in den Nachbardörfern ist uns unabhängig voneinander deutlich aufgefallen, wie sehr sich die Leute und die Atmosphäre in den einzelnen Dörfern unterscheiden, obwohl alle vom selben Stamm sind und aus derselben Tradition kommen. Und da sei gesagt, dass wir in Hunda richtiges Glück hatten. Die Menschen führen ein sehr einfaches Leben mit Fischfang und Ackerbau, man lebt in Palmblatthütten ohne Strom. Das ist in den anderen Dörfern auch so, die Bewohner von Hunda macht aber ihre noch freundlichere Art, ausgezeichnete Manieren, gutes Englisch und ein erstaunlich hohes Bildungsniveau aus, auf das sie auch zu Recht stolz sind. Von den Kindern bis zu den alten Menschen bis hin zum Pfarrer und dem Chief (Häuptling) haben sich alle rührigst um uns gekümmert. Wir hatten eine echt schöne Zeit mit den Menschen und haben an diesem abgelegenen Ort viele neue Freunde gefunden. Es gab einen schönen Austausch und viel Interesse an den Geschichten aus dem jeweilig anderen Kulturkreis. Man muss dazu sagen, dass die Leute im Umgang mit Ausländern auch schon ein wenig geübt sind, da immer wieder Projektteams in die Gegend kommen und in Hunda untergebracht sind.

Ich hatte ein wenig mehr Zeit zum Genießen, Schwimmen und Sozialisieren, aber auch für Delia war es ein wenig Urlaub mit einfachem Leben in einem schönen, traditionellen Dorf und dazu zwischendurch Strand und Sonne. Sie und ihr Kollege Jules sind planmäßig und zufrieden nach einer knappen Woche abgefahren, während ich beschlossen habe, noch eine Woche in der Western Province zu bleiben. Die Freunde in Hunda haben mir angeboten, dass ich gerne noch zwei Tage bei ihnen bleiben könne, und ich habe das genauso gern angenommen.

Die Religion spielt im Dorf so wie überall hier im Land eine große Rolle, im konkreten Fall sind die Vorväter vor ca. einhundert Jahren den Methodisten beigetreten. Ahnen- und Krokodilstotemkult wurden vom Christentum abgelöst. An meinem letzen Tag fand der Schlussevent einer Spendensammelaktion für die örtliche Kirche statt, wo alle Leute versammelt waren und ein beträchtlicher Betrag gesammelt wurde, zu dem ich auch gerne was beigetragen habe. Eigentlich habe ich das in aller Stille gemacht, jedoch wurde das vom Pfarrer gleich voll hinausposaunt. Dem aus Ghizo angereisten Kirchenchef hat das so getaugt, dass er mich für meine kommenden Tage eingeladen hat, Gast in seinem Haus in Ghizo zu sein. „You will be my son for the next couple of days!” Auch nicht schlecht.

Damit war aber der Christlichkeit noch nicht Genüge getan. Als Draufgabe an diesem Tag wurde ich noch gebeten, am Abend für die Dorfgemeinde die Fotos von meiner Israelreise herzuzeigen, die sich der Pfarrer vorher schon einmal gemeinsam mit mir angeschaut hatte. So wurde Sprit für einen Generator aufgetrieben und ca. 150-200 Leute haben sich versammelt, um meinem Vortrag beizuwohnen. Die Leute waren enorm interessiert an den Bildern aus dem Heiligen Land und die Fragestunde danach hat sich noch lang in die Nacht hineingezogen. Eine große Freude, wenn man den Menschen so leicht etwas zurückgeben kann, von denen man vorher selber so reich mit Gastfreundschaft beschenkt wurde. Der Chief hat mir danach gedankt und mir gesagt, dass er mich am nächsten Morgen persönlich mit seinem Boot nach Ghizo (ca. eine Stunde Bootsfahrt pro Richtung) bringen wird und ich nicht mit dem öffentlichen Boot fahren brauche.

Am nächsten Morgen bin ich früh aufgestanden, um meine Sachen zu packen und mich in Ruhe vom Platz zu verabschieden, bevor das Alltagsleben erwachen würde. Es war echt fast schon kitschig, als fünf Delfine direkt vor meiner Nase in die kleine Bucht herein und wieder hinaus ins Meer geschwommen sind. Mit dem Adler sind wir gelandet und mit den Delfinen bin ich gegangen. Die Natur war da draußen sowieso stets sehr nahe und der Kolombangara hatte während der ganzen Woche mehrmals täglich und noch beeindruckender in der Nacht Regen, Blitz und Donner geschickt.

Bei unserer Abfahrt waren dann noch einmal Dutzende Leute da, um sich zu verabschieden und von beiden Seiten der Bucht haben uns die Leute noch eine Weile nach gewunken. Wie schon ein paar Mal auf dieser Reise war es die wunderschöne Erfahrung, als Fremder wohin zu kommen und liebevoll in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Danke den schönen Menschen in Hunda, und vielleicht sieht man sich ja einmal wieder – es wäre mir eine große Freude!

im Inneren unseres Fluggerätes

Flug über die Marovo Lagoon

Anflug auf einen der unglaublichsten Flughäfen der Welt

“Der Gott des Wassers”, der Vulkan Kolombangara vom Boot aus. der Gipfel ist 1700 m hoch und fast immer in den Wolken und vom seltenen Nebelwald bewachsen

frischen Thunfisch sollten wir noch genug bekommen

traditionelles Meetinghaus und neues Communityhouse, in dem wir untergebracht wurden. Und der mächtige Baum, der alles zusammenhält

die normalen Häuser sehen ca. so aus

kochen am Feuer

der tägliche Ausblick beim Aufwachen

der Ausblick von meinem Meditationsplatzl, wo ich viel Zeit verbracht habe,…

wenn nicht gerade diese neugierigen Kerlchen da waren

und zum Beispiel sowas hier produzieren wollten

Delia mit ihren Freundinnen

mein Freund Ben

Mit ihm hatte ich interessante Gespräche. Tomas ist aus Bougainville, einer jetzt autonomen Insel, die sich in einem Bürgerkrieg von Papua Neuguinea freigekämpft hat. Er war ein wohlhabender Mann, bevor er mit einer eigenen Rebellentruppe in den Kampf für die Freiheit zog. Diesen haben sie gewonnen, jedoch hat er alles inkl Familie verloren und hat dann in Hunda ein neues Leben angefangen. Er ist nur noch froh, dass er seine Ruhe und Frieden hat und ist ein äußerst bescheidener und gütiger Mann.

auf Besuch in den so genannten Gärten

Mittagspause

der typische Boden

Schulkinder auf dem Heimweg

kleiner Ausflug auf eine unbewohnte Insel in der Nähe

weiße Sandbadewanne mit Wasser über 30° und draußen das Riff zum Schnorcheln zwischen bunten Korallen und Fischen

Rückflug von Delia und Jules – am Ghizo Airport

mit dem Boot bin ich dann letztendlich nach Ghizo gebracht worden, das ist für Hunda schon Luxus

normal reist man hier nämlich so

begleitet wurde ich von meinem Freund Andrew, dem Pastor in Hunda

und von Jack, dem Chief – hier schon in Hunda bei einem obligatorischen Abschiedszigaretterl

Landung auf den Solomon Islands

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In Fidschi ist es im wahrsten Sinne des Wortes rund gegangen, was mir eine Woche der Ruhe und Kontemplation geschenkt hat. Fidschi war aber auf meiner Reise von vornherein nur als kurzer Zwischenstopp vorgesehen, mein eigentliches Ziel im Westpazifik sollten die Solomon Islands sein, eine Gruppe von hunderten Südseeinseln, die sich östlich von Papua-Neuguinea erstreckt.

Ich hatte meinen Weiterflug von Fidschi vorab gebucht, aufgrund der Wetter- und Notsituation war es aber sehr ungewiss, ob dieser Flug auch tatsächlich planmäßig stattfinden würde, da viele Fluglinien ihre Flüge stornieren mussten. Gerade die Fluglinie meiner Wahl – Solomon Airlines – hatte alle Flüge ab Fidschi in jener Woche storniert, da eh nur ein paar Inselbewohner diese Route nehmen und die Flüge schlecht gebucht sind. Das Glück war aber wieder einmal auf meiner Seite. Denn ausgerechnet mein Flug, den ich gebucht hatte, musste durchgezogen werden, weil es darum ging, den salomonischen Premierminister von einem Staatsbesuch in Fidschi zurück in sein Land zu bringen. Also konnte ich gemeinsam mit der politischen Prominenz meines nächsten Reisezieles das verwüstete Fidschi verlassen. Soweit – so gut.

Vor einem Jahr wusste ich so wie die meisten Europäer noch nichts über die Solomon Islands, also muss ich kurz erklären, was mich dorthin gerufen hat.

Meine Freundin Delia ist Studentin auf der Boku in Wien und hatte für viele Jahre den lang gehegten Wunsch in die ferne Südsee zu reisen und einmal dem Leben in Österreich für eine Weile abzuschwören. Über eine auf der Uni ausgeschriebene Diplomarbeit, die Feldforschung im Rahmen eines langfristigen Projektes auf den Solomon Islands beinhaltet, sollte sich für sie die Möglichkeit ergeben, ihren Traum zu verwirklichen. Ich kenne Delia noch gar nicht so lange, doch wir sind über eine spannende gemeinsame Geschichte sehr verbunden, die an dieser Stelle aber keiner Ausführung bedarf. Als es für sie konkret möglich wurde, ihren Traum wahr werden zu lassen, habe ich ihr auch Mut gemacht und ein bisschen geholfen. Und es war klar, dass ich mir diese spezielle Weltgegend auch gerne anschauen würde. Da Delia einige Monate auf den Inseln verweilt und mit ihrer Arbeit in ein Projekt mit Einheimischen in ländlichen Gegenden fernab jeglichen westlichen Lebens und Tourismus eingebunden ist, könnte sich für mich eine sehr gute Gelegenheit ergeben, diesen fremden Inselstaat mit seiner vielfältigen Kultur auf authentischem Weg kennen zu lernen.

Also bin ich am Freitag vor zwei Wochen in der Hauptstadt Honiara gelandet, wo Delia ihre Basis für die Forschungsausflüge auf verschiedene Inseln eingerichtet hat. Der internationale Flughafen in Honiara hat ungefähr das Ausmaß einer mittleren Bushaltestelle. Im Flugzeug konnte ich schon feststellen, dass die Islanders sehr lockere Typen sind und viel Spaß miteinander haben, dennoch wurde ich dann von Zoll und Quarantäne strengstens kontrolliert und mein ganzes Gepäck wurde in alle Einzelteile auf einem Riesentisch ausgebreitet. Zur Belustigung aller anderen Einreisenden, die dann nach dem wieder einmal an mir statuierten Exempel großzügig durchgewunken wurden.

Delia hat mich nicht wie vereinbart abgeholt, weil sie die Information erhalten hatte, dass alle Flüge von Fidschi aufgrund des Zyklons storniert wurden – also hab ich mich via Taxi auf den Weg in die Stadt gemacht, wo wir uns mit einem kurzen Anruf einen Treffpunkt ausgemacht haben. Honiara ist zwar das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes, aber nur eine kleine Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern. Das Straßenbild entspricht ungefähr dem, was man von einer tropischen Stadt in einem Entwicklungsland erwarten kann. Herabgekommene Häuser, viel Getriebe auf den dreckigen Straßen und stickige Luft. Die Solomon Islands sind eines der ärmsten Länder der Welt, wenn man sie nach den internationalen wirtschaftlichen und sozialen Maßstäben betrachtet. Was aber die natürlichen Ressourcen und die Herzen der Menschen anbelangt, findet man hier einen Reichtum, der nicht größer sein könnte. Genau den hatte Delia schon in den sechs Wochen vor meiner Ankunft voll in sich aufgesaugt, sie hat hier in vielerlei Hinsicht ein Paradies für sich gefunden und durchwegs schöne Erfahrungen gemacht – wunderbar, wenn eine Reise so ein großes Geschenk ist, ich kenne das aus eigener Erfahrung. Und so hat es mich natürlich höchst gefreut, sie dermaßen glücklich, aufgeblüht und gestärkt wieder zu sehen. Wir sind in ihre Wohnung gefahren, die sie im Haus einer Privatfamilie in der Vorstadt gemietet hat, und wo sie unter den Einheimischen wie eine von ihnen lebt. Ich habe ein kurzes Briefing bekommen, musste einmal die Lage vor Ort erfassen und mich gleich einmal auf ein paar Dinge ein- und umstellen. Aber man ist ja in Punkto Lern- und Anpassungsfähigkeit an neue Situationen ausreichend trainiert, also kein besonderer Stress.

Die Gastfamilie in Honiara ist äußerst nett, und ich habe die Zeit in den ersten Tagen gut genutzt um von den Leuten einiges über Land, Kultur und den sozialen Alltag zu erfragen, während Delia soweit möglich ihrer schon gewohnten Routine nachgegangen ist. Wie in vielen Ländern fernab Europas hat auch das Kennenlernen dieser Menschen einen Schnellkurs in die religiösen Grundsätze von einer der uns unbekannten Glaubensgemeinschaften beinhaltet. In diesem Falle die hierzulande recht verbreiteten „Seventh Day Adventists“. Die Bewohner der Salomonen sind fast zu 100 % Christen, jedoch gibt es hier neben dem uns bekannten Katholizismus wie in Südamerika erhöhten Einfluss der aus den USA stammenden Glaubensgemeinschaften, die eifrig um Mitglieder werben und für unsereins relativ undurch- und überschaubar sind. Egal, für die meisten Leute hier spielt der Glauben eine sehr große Rolle in ihrem Leben und sie bemühen sich entsprechend eifrig. Die Menschen sind unglaublich freundlich und respektvoll, man fühlt sich als Fremder sehr wohl, wird angelächelt, angesprochen aber nie genervt. Und wenn man erkennen lässt, dass man ein redlicher Mensch ist und sich noch dazu als Christ bekennt, was ich nach meinem persönlichen Verständnis trotz all meiner spirituellen Umtriebigkeiten doch noch hinbekomme, ohne dabei irgendwie lügen zu müssen, dann stehen die Türen hier noch weiter offen. Mit Geschichten vom Mayaschamanismus etc. braucht man in einem traditionellen Land wie diesem ja sowieso keinem Menschen kommen – das wäre eine Überforderung, die in Wirklichkeit nicht einmal die meisten Nachfahren der Mayas selber ertragen können. So ist das halt in den Gegenden, wo die meisten Menschen froh sind, dass die magischen Machenschaften und die brutalen Stammesfehden der Vorfahren vom Christentum abgelöst wurden. Und das liegt hierzulande gerade ein paar wenige Generationen zurück. Das Land hat entsprechend der vielen Inseln eine unglaubliche Vielfalt von Stämmen und genauso bunt scheint wohl das Treiben in der Spiritualität und dem damit verbundenen Brauchtum gewesen sein. Wie dem auch sei, die Menschen ehren ihre Vorfahren, sie haben Respekt und noch mehr Angst vor den Praktiken der vergangenen Zeiten. Jedoch ist auch klar, dass das lokale spirituelle Erbe nach ein paar Jahrzehnten Christentum trotzdem in die Gegenwart hereinwirkt.

Well, ich war wie immer behutsam beim Betreten einer neuen Umgebung und hab einfach mal alles auf mich zukommen und wirken lassen und nach Indianermanier genau beobachtet, was sich da rundherum so alles bewegt. Nichts außergewöhnlich Spektakuläres, aber dennoch wie immer interessant und aufschlussreich, wenn man die diversen Sinne offen hat. Die eigene innere Bewegung war nebenbei in einem höheren Maß gegeben, aber sehr positiv und sich in meinen weiteren Kontext dieser Lern- und Erfahrungsreise schlüssig einfügend.

Die ersten Tage in Honiara waren auf diese Weise sehr kurzweilig und schnell vergangen. Ich habe mich in den Straßen und unter den Leuten recht wohl gefühlt. Die großteils melanesische Bevölkerung weckt meine Erinnerung an die ähnlich aussehenden Menschen der Karibik und Afrikas und die große Sympathie, die ich zu ihnen auf meinen Reisen gewonnen habe. Polynesier gibt es hier auch, und die hab ich seit meiner Zeit bei den Maori sowieso ins Herz geschlossen. Mit dem einfachen Leben habe ich kein Problem. Hier rennt mit den Menschen alles viel stressfreier ab als auf vergangenen Reisen in arme Gegenden , sehr angenehm, selbst in der Stadt. Nach drei Tagen der Akklimatisierung war ich dann aber auch froh, als es von Honiara ins Land hinaus gehen sollte.

Anflug auf Honiara

in Honiara

am Markt

gefahren wird klarerweise mit Toyota Hiace,…

…zum nahe gelegenen Strand geht man aber zu Fuß…

…und auf die Inseln geht es dann im Idealfall mit so einer Kiste, die fesche “Einheimische” neben mir ist Delia ;-)

Erstens kommt es anders, und zweitens…Fidschi

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Irgendwie hat sich auf meiner Reiseroute eine Möglichkeit zum Zwischenstopp auf den Fidschi-Inseln ergeben und auch Wolfram hat beschlossen, dass er mich gerne noch hierher begleitet, bevor er dann ohne mich seine Weiterreise nach Argentinien antritt. Immerhin hörte man von allen Leuten im nahen Australien und Neuseeland, wie schön es auf Fidschi sein soll und dass man sich einen Kurztrip dahin zu den billigen Flugtarifen nicht entgehen lassen sollte. Fidschi-Werbung sieht man überall auf den Flughäfen und es wird mit Klischees und dem paradiesischen Image nicht zurückgehalten…Sonne, Meer, Strand und freundliche Menschen…diese Bilder versteht doch jeder.

Hatte ich in Neuseeland noch gerade die Erfahrung gemacht, was es heißt, irgendwo ohne große Erwartungen hinzufahren und dann ganz reich beschenkt zu werden, so war das in Fidschi also von vornherein gar nicht möglich, weil die Erwartungen hier ganz klar sind. Es sollte aber anders kommen als erwartet, wie es halt im Leben oft so ist…

Wir sind am Abend am internationalen Flughafen auf der größten Insel des Landes angekommen, der in der 30.000 Einwohner zählenden Stadt Nadi liegt – auf den ersten Blick ein typisches, vor sich hin gammelndes, tropisches Loch, das den meisten Reisenden nur als Basis zur Weiterreise auf andere, kleine Inseln dient. So war es auch unser Plan, am nächsten Morgen möglichst bald auf eine der Inseln rauszuschiffen und dort eine Woche gemeinsam zu verbringen, bevor sich unsere Wege wieder trennen sollten. Also sind wir in ein beliebig und schnell ausgesuchtes Quartier gegangen – wir würden dort eh nur ein paar Stunden schlafen.

Aber da haben wir die Rechnung ohne den Wettergott gemacht. Bei einem schnellen nächtlichen Spaziergang durch unser nahe gelegenes Stadtviertel ist schon ein verdächtiger Wind aufgekommen und ich habe zu Wolfram gemeint, dass da wohl ein ordentliches Wetter kommen dürfte. Und so war es dann auch.

Fidschi wurde von einem verheerenden Sturmtief getroffen, wie es die Leute hier nach eigenen Angaben noch selten erlebt haben. Wir wurden in der Nacht aufgeweckt, als der Wind den Regen gegen unsere undichten Fenster peitschte und Wolfram schon in einem halben Sumpf gelegen ist. Draußen haben sich die Palmen im Sturm nur so gebogen und man hat kaum sein eigenes Wort verstanden vor Lärm. Uns war gleich klar, dass da mit Bootfahren am nächsten Tag nichts laufen wird. Der Sturm mit Dauerregen hat ganze sechs Tage angehalten, wurde bald zum Zyklon erklärt (das ist ein Wirbelsturm und nicht ein einäugiger Riese) und hat hier auf der Insel verheerende Schäden angerichtet. Das Stadtzentrum und ein Großteil der Umgebung wurde ein paar Meter tief überflutet, viele Menschen verloren ihr Heim, in den Supermärkten ist alles leergehamstert, es gab weder Strom noch Wasser und es herrschte Ausgangsverbot aufgrund von Plünderungsgefahr. Wir hatten Glück mit unserer Quartierwahl, da wir in einer Gegend gelandet sind, wo das Wasser gut abrinnt und wir so unsere Allerwertesten im trockenen hatten.

Es kamen hier immer mehr andere Ausländer an, die von irgendwelchen Inseln mit dem Hubschrauber evakuiert worden waren, und es herrschte eine gewisse Atmosphäre von Auffanglager. Viele ließen sich schnell ihre Flüge umbuchen, die Preise dafür sind gleich in utopische Höhen geschnellt und die Termine haben aufgrund des Wetters eh nicht gehalten. Überall herrschte Aufregung. Bei vielen der Ausländer hat man gemerkt, wie schnell sie die Nerven verlieren und in Panik verfallen, wenn nicht alles planmäßig läuft, und wie sehr sie auf ihre kleinen Problemchen fixiert sind, während ein paarhundert Meter weiter die Leute verzweifelt um ihre Häuser kämpfen. Die Einheimischen hier sind ein so starker und positiver Menschenschlag, dass sie auch in der größten Not nicht den Mut und sogar den Humor verlieren – sehr beeindruckend. Das kenne ich auch von den Leuten in Guatemala…die Mentalität in armen Ländern ist da ganz anders als in unserer westlichen Welt, wo der Mensch gewohnt ist, sich über Versicherungen eine vermeintliche Sicherheit zu kaufen, die es hier nicht (und auch sonst nirgends) gibt.

Naja, nachdem ich in den vergangenen Wochen immer zur rechten Zeit am rechten Ort war, war für mich in dem ganzen Chaos sofort klar, dass für uns in Fidschi halt statt den geplanten Aktivitäten ein intensives inneres Geschehen am Programm stehen wird und dass das schon so seine Richtigkeit hat. Es war klar, dass der Sturm Tage dauern würde, so hab ich mich in aller Ruhe in unser Zimmerchen zurückgezogen und in Klausur begeben, ein paar Tage gefastet, nachgedacht, gelesen, die Wahrnehmung nach innen gerichtet und die vergangene Zeit revue passieren lassen. Wolfram hat sich die innere Ruhe etwas härter abringen müssen, aber auch er hat sich bald den Umständen ergeben und ist auch ganz ruhig und ausgeglichen geworden.

Ich war zuerst ein bisschen an die Situation erinnert, die ich mit Nane vor drei Jahren in Usbekistan hatte. Seit den damals durchstandenen, intensiven inneren Erfahrungen von Samarkand verstehe ich, dass man manchmal durch auf den ersten Blick widrig aussehende Bedingungen in eine Phase der Ruhe und des Rückzuges gezwungen werden muss, um so zu lernen, sich neu zu positionieren und für den kommenden Weg vorzubereiten und zu stärken.

Genau das haben wir hier auf Fidschi gemacht und es ist definitiv ein guter Ort dafür. Viele Menschen sagen, dass hier einer der zentralen Energiepunkte unseres Planeten sein soll – das Nabelchakra der Erde und eine Gegend von besonders hoher Einstrahlung von kosmischer Lichtenergie. Viele Menschen sehen ja die Chakren als Energiewirbel und gewirbelt hat der Zyklon hier ausgiebig. Der Wind bringt Ausgleich und Regen bedeutet immer Reinigung. In diesem Sinne habe ich mich auch mit der Kraft der Elemente und des Ortes verbunden und dabei auch meine persönlichen Einsichten gewonnen. In der Zeit der Ruhe konnte ich einiges in mir sortieren.

So haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Fasten, innere Bewegung und dazu auch ein dem Platzangebot angepasstes sportliches Workout, damit wir nicht einrosten hier. Verhungert oder verdurstet sind wir auch nicht und die Seuchengefahr in unserem Quartier war gebannt, nachdem das Duschen im Regen sich als sehr effizient erwiesen hat und wir Wasser für die Klospülung mit Kübeln aus einem nahe gelegenen Swimmingpool holen konnten. Für uns war es nicht schwer, die eigene Situation mit Humor zu nehmen. Wie angespannt die Lage derweil für die Einheimischen war, war uns dabei doch jederzeit bewusst und ein paar der unten stehenden Bilder, die mir jemand gegeben hat, zeigen es auch.

Mittlerweile beruhigt sich die Situation wieder ein wenig, es gibt wieder Strom und wir werden wohl hoffentlich planmäßig am Donnerstag abreisen können. Fidschi war zwar nicht das, was wir uns erwartet hatten, aber das braucht ja sowieso nicht der Maßstab sein. Für mich war es eine ganz wichtige und wertvolle Zeit der Ruhe hier. Inseln und Strände habe ich in meinem Leben schon genug gesehen und es werden noch mehr auf meinem Weg liegen. Es kann auch nicht immer die Sonne scheinen auf dieser Welt der Polarität, aber wir sollten sie möglichst in uns und aus uns selber scheinen lassen – das ist uns hier auch gut gelungen. Ich bin dankbar dafür, dass wir hier wieder gut rauskommen und so viel Positives mitnehmen können, wenn auch ganz anders als gedacht. Und ich wünsche den netten Fidschianern, dass der Schrecken der letzten Tage in diesem ohnehin armen Land nicht zu lange nachwirken muss.

Mit der Abreise von Fidschi geht auch der gemeinsame Reiseabschnitt mit Wolfram zu Ende. Wir hatten eine echt gute Zeit miteinander und einen sehr guten Austausch. Danke dir dafür, mein lieber Freund, möge sich dein Weg durch diese deine Reise gut weiteröffnen!

das einzige Foto, das ich auf Fidschi gemacht habe- Blick aus dem Quartier

so sah es ums Eck aus

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verendete Tiere

Survivor!

Up North and Return…die letzten 10 Tage als Roadmovie

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Meine verbleibenden letzten zehn Tage in Neuseeland wollte ich vor allem dazu nutzen, um noch ein bisschen mehr vom Land zu sehen, genauer gesagt den nördlichsten Teil davon. Der adäquate Weg hiefür ist hierzulande das Campingmobil, da es sehr viel interessante Gegend und relativ wenig Siedlungen auf dem Weg gibt, was das Reisen via öffentlichem Bus ja eher uninteressant macht. Und überteuerte Touren mit aufgedrehen zwanzigjährigen kommen ja für einen echten Reiseprofi auch nicht in Frage.

Alleine durch das Land zu fahren ist sicher ganz nett, viel schöner ist es jedoch mit einem guten Freund. Und da hat mich mein Freund Wolfram aus Wien mit seiner spontanen Art positiv überrascht. Er hat eine Schaffenspause in der Heimat und hat so kurzfristig innerhalb von zwei Tagen beschlossen, mich hier zu besuchen und nach einer gemeinsamen Zeit hier von da aus weiter nach Südamerika zu fliegen. Super, das kam gerade recht, ein Roadtrip zu zweit!

So bin ich mehr oder weniger direkt von meinen Maorifreunden auf den Flughafen in Auckland gefahren, um dort den schon via Internet bestellten Campervan und Wolfram abzuholen. Alles hat planmäßig funktioniert und schon waren wir auf unserem Weg Richtung Norden…Ziel: das „Nordkap“ von Neuseeland, Cape Reigna – der Heiligste Platz überhaupt für die Maoris. Mehr dazu weiter unten…

Zwischen Auckland und Cape Reigna schlängelt sich die Straße über tausende scharfe Kurven durch ca. 600 km von weitem Land, das vor allem von Milchkühen und Schafherden begrast wird. Dazwischen findet man dichte Wälder mit Baumriesen, Wasserfälle, naturbelassene Flusslandschaften und jede Menge schöne Strände.

Mit Wolfram lief es erwartungsgemäß locker und unkompliziert ab. Am Weg Richtung Norden haben wir uns höchstens ein bisschen an die neuen Reisegegebenheiten gewöhnen müssen. Das Campen in menschenleerer, freier Natur hat uns aber gleich getaugt. Selbstversorgung aus der Bordküche und vor allem am allabendlichen Lagerfeuer. Und tagsüber die Freiheit, überall stehen bleiben zu können, wo es einem gerade gefällt. So hatten wir schon einmal drei schöne und interessante Tage auf dem Weg zu Cape Reigna – ganz ohne Reiseführer und nur dem Flow folgend, der uns an wunderbare Orte geführt hat. Je weiter man Richtung Norden fährt, umso verlassener wird die Gegend und umso mehr Wild-West-Atmosphäre verspürt man auf der Landstraße und in den Kleinstädten am Weg.

Nach Cape Reigna fahren die wenigsten der vielen Reisenden in Neuseeland. Wir wussten ja auch nicht, was wir davon erwarten durften, aber es hat uns dann schon sehr beeindruckt. Vor dem nördlichsten Punkt Neuseelands treffen zwei Meere zusammen – die tasmanische See und der Pazifik. Die Wellen preschen von zwei Seiten aufeinander und man schaut sich das Naturschauspiel von der Anhöhe der Klippen aus an. Für die Maori repräsentiert das die Vereinigung von männlicher und weiblicher Energie und somit die Neuerschaffung des Lebens, auch die Vereinigung von spiritueller und materieller Welt. Viel wichtiger ist ihnen Cape Reigna jedoch, weil dort der Punkt ist, an dem die Seelen der Verstorbenen ihren Weg durch die Unterwelten antreten, der sie letztendlich in ihre spirituelle Heimat „Hawaiki“ – dem gelobten Land sozusagen – führt.

Dazwischen steht fast wie ein Symbol der westlichen Zivilisation ein alter Leuchtturm aus dem letzten Jahrhundert, der für die fotowütigen Touristen dann doch der Hauptanziehungspunkt zu sein scheint.

Als wir an Cape Reigna angekommen sind, war alles in mystische Nebel gehüllt. Wir haben uns in Ruhe umgeschaut und einmal einen Eindruck von dem Ganzen bekommen, bevor wir uns dann einen ruhigen Platz gesucht haben. Das Kap und seine Umgebung sind von einer ganz besonderen Energie und Kraft, die wir in einem entsprechenden Ritual geöffnet, gespürt und geehrt haben. Währenddessen hatten sich die Nebel vollkommen verzogen und die Sonne schien in voller Kraft. Ein schönes Symbol und als Nebeneffekt ergab das einen ordentlichen Sonnenbrand für den Wolfram. Mit Kraft voll getankt sind wir wieder abgefahren, der Trip in den Norden hat sich wirklich ausgezahlt.

Am Rückweg Richtung Süden hatten wir auch noch ein paar schöne Stopps, jedoch gab es einen Regentag, den wir voll durchgefahren sind. So kamen wir um einen Tag früher am letzten Ziel unserer Tour an, der Halbinsel Coromandel, die südöstlich von Auckland liegt und aufgrund der landschaftlichen Schönheit ein beliebtes Ziel für Ausländer und Einheimische ist. Als wir dort ankamen, hatten wir schon wieder strahlend schönes Wetter und so waren uns drei wunderbare letzte Tage vergönnt, die wir mit viel Ruhe und auch mit ein wenig mehr Luxus verbrachten. Auf einem sehr schönen, ruhigen Campingplatz mit toller Aussicht aufs Meer, warmen Duschen und ein paar mehr Annehmlichkeiten, die man im Wald und auf der Wiese nicht findet. Auf Coromandel wird wildes Campen nämlich mit hohen Strafen geahndet.

Von Coromandel sind es nur zwei-drei Stunden zum Flughafen Auckland. Da haben wir unseren treuen Campingwagen wieder wohlbehalten und zufrieden zurückgegeben und warten jetzt auf unseren gemeinsamen Weiterflug zur nächsten Destination.

Neuseeland geht in die Liste meiner besten bisherigen Reiseländer ein. Ich möchte hier auf jeden Fall wieder einmal herkommen und kann es allen anderen nur empfehlen. Ich habe mich hier von Anfang bis zum Schluss wie zuhause gefühlt und die Menschen, die ich getroffen habe, haben es mir leicht gemacht. Die vergangenen Wochen waren nicht nur sehr schön, sondern auch höchst lehrreich und interessant. Die Leute hier gehören zu den freundlichsten der Welt. Die alte Kultur lebt hier noch und die Maoris werden wohl nicht ohne Grund von vielen als die Speerspitze der indigenen Völker gesehen. Ich war vier Wochen lang im denkbar perfekten Reisefluss, bestens geführt und wohl behütet – echt genial! Danke Neuseeland und bis bald einmal!

Start und Ziel unseres Trips - Auckland, City of Sails

das einzige Gruppenfoto, hier schon auf Cape Reigna

unser Vehikel am Campingplatz auf Coromandel

viel Grün und Blau

Wasserfälle

kleine aber feine Hafenstädte

schöne Buchten

traumhafte Strände

90 mile Beach, nomen est omen, auch wenn man nicht weit gesehen hat

ein heiliger Berg, der sich als unbezwingbar herausgestellt hat, auch wenn Wolfram es unbedingt wissen wollte

riesige Sanddünen

...zum Hinunterfahren

einer unserer Lagerplätze an einem kleinen See

Lagerfeuer

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geregnet hat es auch einmal, dafür gab es am Morgen danach das hier!

"God of the Forest"- der größte Baum Neuseelands, 2000 Jahre alt und ca. 6-7 m Durchmesser

das öffentliche Hundertwasser-Häusl in Kawakawa ist so ziemlich das einzige, was der Norden an Kultur zu bieten hat. Hundertwasser hat hier, so glaube ich, seinen Lebensabend verbracht

Leuchtturm auf Cape Reigna

der Felsen, von dem die Seelen Richtung Hawaiki aufbrechen

Ritual, im Hintergrund die Vereinigung der beiden Meere

Gesamtübersicht

und hier waren wir die letzten Tage...Sonnenaufgang zu 8 Batz-Mayaneujahr

Cathedral Cove Beach auf Coromandel

“A Distant Traveller”…poem by Len

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Poem written by Lenny Tekaawa, Roatahuna, New Zealand, translated from Maori language, 19.03.2012. THANK YOU,LEN!!!

A distant traveller lands amongst us on this land.
Footstep that is sacred tramps the land.
A spiritual journey to bind and join.
It is right to achieve to settle.

The Sabbath is obsevered.
The Canoe starts its journey beyond
The Huiaran range
But trouble occur with the vehicle

We set out our foot to the summit of Tumarile
We gaze out on the majestic mountain of the Fish of Maui
We gaze out towards the sea to Putanaki and Tarewera
We gaze inland. To the sleeping giants Tauhara Tongariro Ruapehu
While we rest a while in the face of the moon

We return home – another vehicle
To Te Mapou Marae we go
Homage is paid to the Marae
Homage is paid to the ancestors
They are greeted and acknowledge spiritually

Ancient histories are reawaken
The inner man is fed and satisfied so
The outer man is settle and calm
Thanks is given to the Lord Almighty the Creator, the Beginning and Ending

So talk has meaning…
So the night is acknowledged, so sleep can come
It is dark, it is dawn, it is daylight
A new day begins

A tree is found and set on
Just like a child playing climbing
Birds alight and settle
They wonder and question “what is this”
To connect with Nature…with Rangi and Papa

A spiritual comment that is released
Of a spiritual council place above the mountain
That works for the subtribes, for the tribes and the land
MAUNGAPOHATU set in the heart of the fish of Maui
Pumping out everlasting love through out this land

Similar shared stories and rituals tought by his teachers
Even stories concerning the being called Death
To the sky above the earth below
Shared information back and forth

Shared principles of the lifeforce
So that the lifeforce of life and death,
The lifeforce of the spiritual and physical world
Acknowledge the warmth of this stay
…supervised by the spiritual realm

I greet and thank you Hoori (so heisst mein Namen George in Maori)
I acknowledge you and your ancestors
The blessing of the Almighty be upon you for the rest of your journey…

Im Kraftfeld des Maungapohatu

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Also war ich da draußen bei Len und seiner Familie. Im kleinen und bescheidenen Haus leben sechs Leute. Len…seine Frau Pohutu…Moe, eine ihrer vielen Töchter, ihr Mann Daz und deren zwei kleinen reizenden Töchter Kiri und Bella. Rund ums Haus tummeln sich ca. 15 Katzen, 20 Hunde und viele schöne Reitpferde. Len ist auf der Farm angestellt und passt auf die Tiere auf. Die Farm gehört der Community und der Profit wird auf die Familien verteilt. Die wenigsten Leute haben aber ein geregeltes Arbeitsverhältnis und viele Junge wandern in die Stadt ab, weil es da draußen wenig Beschäftigung gibt. Die Schafe und Kühe brauchen nicht so viel Aufmerksamkeit, weil sie das ganze Jahr über im Freien grasen können. Len hat ein Riesengebiet über, das er normalerweise via Pferd durchquert und so nach dem Rechten sieht. Die wichtigste Freizeitbeschäftigung da draußen im Busch ist die Jagd und das Fischen. Es gibt jede Menge Wildschweine und Hirschen, jeder darf ohne Lizenz jagen, soviel er oder sie will. Auch Frauen hängen sich gerne eine Flinte um und holen sich ein Wildschwein aus dem Busch. Die Flüsse sind noch voller Forellen und Aale, die hier sehr gerne verspeist werden. Auch die Jagd dient vor allem als Nahrungsquelle – das Fleisch wird immer mit der ganzen Nachbarschaft geteilt, so wie in alten Zeiten. Die Leute leben sehr nahe an und mit der Natur. Die Freizeit wird mit der Familie und in der Gemeinschaft verbracht. So wurde auch ich gleich einmal allen vorgestellt und hierzulande sind mit „allen“ nicht nur die Lebenden, sondern auch die verstorbenen Ahnen gemeint.

Also hat mich Len gleich einmal auf einen Spaziergang ins größte der 12 Maraes mitgenommen, die es in der kleinen Gemeinde gibt, um mich einmal bei den Ahnen vorstellig zu machen. Mit den Worten „Waiwai Tapu“ erbittet man um Einlass und dann wird man aufgenommen in den Kreis der Familie.

Len und seine Leute gehören zum Stamm der Tuhoe-Maoris, sein „Hapu“ (Unterstamm) heißt Tamakaimoana. Die Familienzugehörigkeit ist da draußen ganz ein wichtiges Ding, manche Maoris können ihre Herkunft angeblich bis zu den ersten Kanus zurückverfolgen, die über den Ozean gekommen sind. In den Maraes hängen immer Bilder von den Ahnen der verschiedenen Familien, oft uralte Aufnahmen aus alten Zeiten. So wurde ich auch auf einen der letzten großen Maori-Propheten aufmerksam, der vor ca. 100 Jahren im kleinen Dorf draußen gewirkt und seine Botschaft von Einheit und Liebe unter sein Volk gebracht hat, bevor er wohl zu einflussreich und deshalb von den Kolonialherren beseitigt wurde. Sein Name war Rua und rund um ihn ist damals draußen im Busch, wo heute nicht mehr viel ist, eine Stadt von ca. 1000 Leuten entstanden – direkt unter dem Heiligen Berg Maungapohatu, auf dessen Gipfel seit ganz alten Zeiten die Häuptlinge des Volksstammes begraben wurden. Genau dorthin wollte mich Lenny im Verlauf der nächsten Tage bringen, direkt ins Herz ihres spirituellen Erbes…

Die Familie hat mich gleich voll in alles mit integriert, ich fühlte mich wie daheim und wurde dazu auch richtig verwöhnt. Kulinarisch fehlt sich bei den Maoris sowieso nichts. Len hat sich von der Arbeit frei gemacht und mir viel in der Umgebung gezeigt. Ich wurde zu den verschiedenen Maraes gebracht, wo ich auch zusammen mit Len und seiner Frau die Nächte verbracht habe, so wie es hier üblich ist. Links vom Eingang der ortsansässige Häuptling und seine Leute, rechts vom Eingang die Besucher. Im Marae schläft es sich ausgezeichnet, es ist schön dunkel und heimelig – das Gebäude mit seinen typischen Bauteilen repräsentiert auch so etwas wie einen Mutterleib, in dem die Gemeinschaft Geborgenheit und Ruhe findet. Das Marae ist ein heiliger Ort, wo man sich entsprechend benimmt, was hier aber auch immer den Humor mit einschließt. Die Präsenz der Ahnen ist im Marae stark spürbar und wenn man in die Gesichter der Verstorbenen auf den Bildern sieht, dann bekommt man auch Respekt. Aufgefallen sind mir die vielen Bilder von jungen, uniformierten Männern, die im zweiten Weltkrieg und in Vietnam fernab der ihrer Heimat (bis hin nach Italien) als Teil des angeblich sehr ruhmreichen Maori-Bataillons gestorben sind.

Im Marae werden nicht nur Besucher empfangen und versorgt, hier finden auch Gottesdienste und Ratsversammlungen, wichtige Treffen und Besprechungen etc. statt. Ich habe die Maraes in ihren unterschiedlichen Qualitäten in meinen Tagen da draußen auch als Ort der Stille und Meditation sehr schätzen gelernt.

Am zweiten Tag haben wir uns auf den Weg in Richtung des Heiligen Berges Maungapohatu gemacht, wo wir auch die Nacht im im Busch gelegenen Marae verbringen wollten. Der von Lens Schwester ausgeborgte Pickup hat irgendwann am Bergrücken oben gestreikt und so sind wir zu zweit auf eine ausgedehnte Wanderung gegangen, während Pohutu, Lens Frau, im Auto auf uns gewartet hat. Wir haben uns in aller Ruhe die weite Gegend angeschaut, sind durch den mystischen Nebelwald gewandert und haben uns gegenseitig Geschichten erzählt.

Mit Len hatte ich echt sehr ergiebige Gespräche. Er ist ein sehr einfacher Mann, wenn man ihn so sieht, aber man würde ihn sehr unterschätzen. Denn Len ist wohl der Maori, der mir von allen, die ich getroffen habe, am meisten über seine Kultur vermittlen konnte – ein wandernder Wissenspeicher, ein Eingeweihter und Ältester seines Volkes. Kaum eine Frage, die er nicht beantworten kann…über die Natur in seiner Heimat (Heilpflanzen, etc…), Geschichtliches, Soziales, Politisches, Spirituelles. Letzteres durchwirkt auch sein ganzes Leben. Vermittelt wird das hier traditionell über sehr bildhafte Geschichten, alte Sagen und Mythen, die auch Len gerne erzählt und teilweise auch selber schreibt. Wir hatten einen großartigen Austausch und verstanden uns wie Brüder.

Ich dachte eigentlich, dass mit dem Zusammenbruch unseres Autos auf halber Strecke die Fahrt zum Maungapohatu erledigt wäre, und ich war auch froh über das, was ich auf unserer Wanderung gesehen hatte. Aber Len wollte mich unbedingt dorthin bringen. Also sind wir die eineinhalb Stunden über Stock und Stein mit der überhitzten Karre zurückgefahren, haben ein anderes Auto genommen und uns wieder auf den Weg gemacht. Len sagte, wir haben eine Mission vor und er mag es nicht, wenn Dinge unabgeschlossen bleiben. Mir war das nur sehr recht.

Am Weg erschloss sich dann der Blick auf einen beeindruckenden Berg und als ich fragte, welcher das denn sei, hörte ich, dass es sich dabei um den Heiligen Berg handelte. Er war schön vom Sonnenlicht bestrahlt. Len und Pohutu waren nur so entzückt, weil sie das selber selten so sehen. Normalerweise ist der Berg so wie der gesamte Rücken fast immer in Nebel gehüllt, die die großen Mysterien in Verschleierung hüten. Unser Ausflug sei gesegnet, hieß es, und alle waren froh.

Nach mehrstündiger Fahrt kamen wir draußen auf einer Art Alm an, wo das verlassene Marae und ein paar alte Hütten aus der Zeit des Propheten stehen. Dort wollten wir die nächsten 24 Stunden verbringen. Es waren ein paar Männer da, die ein neues Blockhaus zu bauen begonnen hatten, Richard und Tani – letzterer ein Enkel das Propheten. Mit ihnen hatten wir gleich eine super Gemeinschaft, so wie es hier üblich ist. Wir hielten eine gemeinsame Zeremonie ab und erzählten uns dann Geschichten bis tief in die Nacht hinein. Als sich alle ins Marae zum Schlaf zurückgezogen hatten, nutzte ich die Ruhe und Tiefe der Nacht für mich im Freien, bevor ich dann auch schlafen ging.

Die Natur da draußen ist wunderbar, ich bin nach einem ordentlichen Frühstück mit Len in den Wald gegangen und war umgeben von Schönheit.

Am Nachmittag fuhren wir wieder langsam zurück ins Dorf, wo die ganze Familie wieder zusammenkam. Hauptthema war ein Film, der gerade von einem 50-köpfigen Team aus der Stadt im Nachbardorf gedreht wurde. Von Lens unzähligen Cousins, Neffen und Nichten hatte fast jeder eine Statistenrolle bekommen. Der Titel des Films ist „The Medicine Woman“ und alle haben es amüsant gefunden, dass die Hauptrolle der traditionellen Maori-Medizinfrau von einer Schauspielerin aus der Stadt gespielt wird, während Pohutu gleichzeitig als die wichtigste und stärkste traditionelle Heilerin der Gemeinde von einem Patienten zum nächsten fährt, um diesen zu helfen. Gesundheitsprobleme haben die Maoris auch in dieser abgelegenen Gegend heute mehr denn je. Das Durchschnittsalter ist in den letzten 20 Jahren stark gesunken aufgrund von „moderner“ Ernährung, Alkohol etc…

Ich habe in meinen Tagen da draußen nicht nur tiefe Einblicke in das alltägliche Leben in einer abgelegenen Maori-Community bekommen, es war viel mehr als das. Ich habe jetzt noch eine Familie mehr in Neuseeland, ich habe mein Verständnis für Gemeinschaft und Familie ganz wesentlich erweitern können und viel Inspiration bekommen, was Gemeinschaft angeht. Ich habe viel über die Kultur und Spiritualität der Maoris gelernt und mich mit einem ihrer heiligsten Orte verbinden dürfen, dem Maungapohatu im Zentrum der Insel. Die Nebel haben sich für mich geöffnet und ich durfte meinen Einblick nehmen. Danke Len, danke Pohutu und all den anderen Leuten, die mich da draußen in ihren Kreis so herzlich aufgenommen haben.

Den letzten gemeinsamen Vormittag haben wir sehr still verbracht. Pohutu war bei der Arbeit, Len und ich haben die vergangenen Tage in der Stille und mit wenigen Worten Revue passieren lassen. Zum Abschied hat er mich dann noch einmal mit einer ganz anderen Seite von sich überrascht. Len schreibt auch Gedichte in seiner Sprache, die – wenn vorgetragen – eine besondere Kraft haben, auch wenn ich kein Wort davon verstehe. Und so hat er auch ein Gedicht über unsere gemeinsamen Tage geschrieben und mir zum Abschied vorgetragen. Ich war zu Tränen gerührt. Die englische Übersetzung klingt nur halb so stark wie in Maori, und es ist laut Len auch so, dass man viel nicht richtig übersetzen kann. Dennoch hat er mir das Gedicht auch auf Englisch vorgetragen und auf einem handgeschriebenen Zettel zum Abschied in die Hand gedrückt (Link zum Gedicht). Eine Umarmung, „We don´t say Goodbye, we say see you again!“. Wie mir auch kullerte dem tapferen Maori-Krieger beim Abschied eine Träne über die Wange – keine Traurigkeit, sondern Rührung und Dankbarkeit. Aber er versicherte mir gleich, dass das nicht oft passiert, und schon haben wir wieder gelacht…

Eigentlich hätte mich eine Nachbarin in das zwei Stunden gelegene Rotorua mitnehmen sollen. Jedoch ließen es sich Moe und Pohutu nicht nehmen, mich dort persönlich hin zu führen und das gleich mit ein bisschen Shopping in der Stadt zu verbinden. Len blieb daheim, der pfeift auf Shopping. Der Wiedereinstieg in die „Zivilisation“ fiel mir nach nur drei Tagen im Busch gar nicht leicht, es fühlte sich an, als wäre ich viel länger weg gewesen.

Die Zeit in Roatahuna bei den „Kindern des Nebels“ war wunderbar und bleibt unvergessen, ich trage sie im Herzen. Und ich würde mich freuen, meine Leute dort irgendwann wieder zu sehen…Muchissimas Gracias!

Als ich dann in Rotorua im Backpacker´s zwischen den anderen Reisenden meine Sachen ausgepackt habe, wurde mir dann noch mehr bewusst, wie schön sich mir Neuseeland bisher geöffnet hatte. In drei Wochen habe ich nur zwei Nächte in Touriquartieren verbracht, nur einmal bin ich mit dem Bus gefahren. Den Rest der Zeit war ich in Familien integriert und habe Gemeinschaft, Liebe, Austausch und Nähe erfahren dürfen, ich wurde überall herzlich aufgenommen, eingelassen und beschenkt, fühlte mich wahrlich zuhause. Was viele nicht einmal in ihrer eigenen Familie oder bei ihren eigenen Leuten kennen, das bekomme ich hier als Fremder am anderen Ende der Welt – was für eine wunderbare Erfahrung, was für ein Segen, was für eine Botschaft! Danke, danke, danke!

idyllisches Farmland

Len vor dem Mataatua-Marae, dem größten der Gemeinde

drinnen

das Foto beweist es: die Maori sind keine Menschenfresser mehr, sondern bevorzugen Rind und Wildschwein

bei meiner Abfahrt war die Keule schon aufgefuttert

die young fellas hier sind ständig im Busch und auf der Jagd

Len war auch einmal jung

das Stamm-Marae der Familie, hier habe ich 2 Nächte verbracht

so schläft man im Marae

Car Breakdown am Weg zum Maungapohatu

auf der Höhe

Ausblick

wenn man in den Wald reinschaut, sieht es ungefähr so aus

der Maungapohatu im Glanz der Sonne… Sitz der verstorbenen Häuptlinge und des spirituellen Weisenrates, Heiliger Berg

das Marae am Fuß des Berges

…gegründet vom Propheten Rua, zu seiner Zeit sah es hier so aus

ein paar Hütten von damals stehen heute noch

die Tamakaimoana sind stolz auf ihre Handwerkstradition…

…so auch diese Herren…men at work

am Tag meiner Abreise haben sich die Nebel wieder geschlossen.

Und Pohutu und Moe haben mich in die Stadt gebracht.